Neue Deutsche Wochenschau 205/1953 29.12.1953

01. Neujahrsansprache des Bundespräsidenten zum Jahreswechsel
Heuss sitzt an Schreibtisch, steht auf und tritt zu Mikrofonen und spricht stehend O-Ton zum Jahreswechsel: "In diesen Tagen, da Hoffnungen und Sorgen einem kommenden Weltgespräch entgegenwarten, wünschen die Völker, dass die Periode diplomatischen Notenwechsels übergehe in den Stand des echten Gesprächs, das nicht im taktischen Spiel des Heute sondern in der realistischen Ordnung des Morgen den Völkern die Sicherheit gibt. Den Deutschen bleibt dabei Nüchternheit und Geduld als Haltung auch in neuen Jahr auferlegt."
(23 m)

02. Elizabeth II. auf den Fidschi Inseln
Elizabeth II. auf der Gothic sieht durch Fernglas. Bei Äquatortaufe wirft Prinz Philip Lady Mountbatton in Wasserbecken. Philip wird in Taufbecken gestoßen und mit Sand beworfen. Elizabeth filmt die Ankunft auf den Fidschi Inseln mit Kleinbildkamera. Kleine Eingeborenenboote begleiten die Gothic. Matrosen stehen an Deck des Begleitkreuzers Essex. Barkasse legt an. Südsee-Insulanerkind überreicht Elizabeth mit Verbeugung Blumen. Häuptlinge huldigen der Königin und überreichen scharfen Willkommenstrunk Kava. Schwerttanz der schwarzen Krieger.
(33 m)

03. Frankreich: Wahl des neuen Staatspräsidenten René Coty
Im 13. Wahlgang wählen die Abgeordneten und der Senat René Coty, unabhängiger Republikaner, zum Staatsoberhaupt. Klatschen bei Verleihung der Urkunde. Laniel beglückwünscht und umarmt den 71 jährigen Coty. Wache präsentiert. Coty wird von seiner Frau umarmt. Großaufnahme Coty.
(14 m)

04. Buenos Aires: Großkreuz des Verdienstordens für Juan Peron
Der Deutsche Botschafter in Argentinien Dr. Hermann Terdenge überreicht Staatspräsident Peron die Sonderstufe des Großkreuzes des Verdienstordens der Bundesrepublik. Ordensband wird umgelegt. Klatschen der Anwesenden.
(11 m)

05. Hamburg: Verleihung der Bambi-Filmpreise
Dr. Harald Braun erhält Bambi als bester Regisseur. Als beliebteste Schauspieler werden Ruth Leuwerik und O. W. Fischer mit dem Bambi ausgezeichnet. Zuschauer klatschen.
(19 m)

06. Hamburg: Sowjetfrachter in Hamburg
Hammer und Sichel an Schornstein. Rettungsringe des Sowjetfrachters. Festmachen des Schiffes, das Zement für Pakistan laden soll. Kapitän im Gespräch.
(13 m)

07. Lambarene: Friedensnobelpreis für Dr. Albert Schweitzer
Albert Schweitzer arbeitet an seinem Schreibtisch im Urwaldhospital Lambarene. Kleine Katze schläft auf seinen Akten. Kranker auf Trage. Albert Schweitzer und Ärzte bei der Behandlung von kranken Eingeborenen.
(22 m)

08. Schweiz: Kloster und Hospiz St. Bernhard
Das Gebäude des Klosters. Bernhardinerhunde. Mönche gehen mit den Hunden in die schneebedeckten Berge.
(15 m)

09. Frankreich: Unfallstory
Damenbeine mit Perlonstrümpfen mit Naht gehen Treppe hinauf, groß. Mann starrt auf die Beine und stürzt Treppe hinunter. Mann geht Zeitung lesend auf der Straße. Gehen über offenen Sielschacht. Sielarbeiterkopf kommt hoch aus Schacht und sieht Passant nach. Radfahrer fährt hinter Auto her. Auto hält, Radfahrer fährt von hinten auf und stürzt vom Rad. Radfahrer liest Äpfel unter dem Auto auf. Ampel wechselt. Zerfahrene Äpfel.
(28 m)

10. Brüssel: Boogietanz in Existenzialistenlokal
Band spielt. Boogie Woogie Tänzer. Schnitt Tänzer und Musiker im Wechsel.
(31 m)

11. Garmisch: Ehepaar Baier trainiert mit Sohn Nicki auf dem Eis
Maxie Baier schnallt ihrem Sohn Nicki Schlittschuhe an. Herbert Baier nimmt Nicki auf den Arm. Der 6-jährige Nicki mit seinen Eltern auf dem Eis. Nicki fällt hin.
(24 m)

12. Berlin: Gustav Scholz schlägt Victor de Haes/ Belgien k.o.
Kampf im Sportpalast. Heftiger Schlagwechsel. Zuschauer, groß. Nahkampf am Seil. De Haes geht schwer getroffen zu Boden. De Haes stellt sich wieder zum Kampf. Heftiger Schlagwechsel und erneutes zu Boden Gehen von de Haes. De Haes kniet am Boden und hält Hände vor das Gesicht. Photographen mit Blitzlichtern am Ring. Ringrichter zählt. De Haes stellt sich erneut zum Kampf und muß wieder zu Boden. Ringrichter zählt. De Haes hält sich am Ringseil und zieht sich hoch. Er steht taumelnd. Ringrichter bricht Kampf ab. Als Zuschauer klatscht Wolfgang Luckschy. Bubi Scholz als Sieger im Ring.
(32 m)

Anfangsmarke
Kamera: Stoll

Neujahrsansprache Heuss
Kamera: Essmann

Queen Elisabeth a.d.Fidschi Inseln
Herkunft: Pathe News

neuer Präsident - Renè Coty
Herkunft: Gaumont

Großkreuz für Peron
Kamera: Terbis

Bambi-Preis (Leuwerik, Fischer)
Kamera: Stoll, Luppa

erster Sowjet-Dampfer in Hamburg
Kamera: Luppa

Friedens-Nobelpreis f.Albert Schweitzer
Herkunft: Gaumont

Kloster St.Bernhard
Herkunft: Austria

Achtung! im Strassenverkehr
Herkunft: Gaumont

Brüssel - Boogie
Herkunft: Belgavox

Sport:

Eislaufstar von morgen: Baier jr.
Kamera: Koch

Boxen Scholz - Haes
Kamera: Riske

Schlussmarke

Zum Neuen Jahr
Zum Jahreswechsel trat Bundespräsident Heuss vor das Mikrophon der Wochenschau: (Originalton).

Im Zauber der Südsee
Königin Elizabeth im Pazifischen Ozean. Äquatortaufe. Herzog Philip warf Lady Mountbatten kurzerhand ins Taufbecken. Doch: Wer anderen eine Grube gräbt ... Neptuns Leibgarde mitsamt dem Herzog von Edinburgh flog auch ins feuchte Element. Mit ihrer eigenen Kamera filmte die Königin den Willkommensgruss der Fidschi-Insulaner. Eine Barkasse brachte sie im Hafen der Hauptstadt Suva an Land. Und eine kleine Häuptlingstochter erreichte ihrer obersten Fürstin mit aller Ehrerbietung einen Blumenstrauss. Tausende von Eingeborenen waren von allen 322 Inseln der Fidschi-Gruppe zusammengeströmt. Nach uraltem Ritual huldigten die Häuptlinge der Königin. Der Höhepunkt des Tages war der Speertanz der schwarzen Krieger.

Aussenseiter Wurde Präsident
In Frankreich sind die Würfel gefallen. Im 13. Wahlgang entschieden sich die Abgeordneten und Senatoren des Parlaments für den unabhängigen Republikaner René Coty. Ministerpräsident Laniel gratulierte dem 71 -jährigen neuen Staatspräsidenten. René Coty wird auf 7 Jahre an der Spitze der "grande nation" stehen.

Grosskreuz für Präsident Peron
Buenos Aires. Der argentinische Staatspräsident Juan Peron empfing aus der Hand des deutschen Botschafters Dr. Hermann Terdenge die Sonderstufe des Grosskreuzes vom Verdienstorden der Bundesrepublik. Das gesamte Kabinett und führende Vertreter der argentinischen Wehrmacht Waren dabei, als die deutsch argentinische Freundschaft symbolisch bekräftigt wurde.

Deutschlands Filmlieblinge
Hamburg. Die beliebtesten deutschen Filmkünstler wurden mit dem Bambipreis ausgezeichnet. Zum besten Regisseur des Jahres wurde Dr. Harald Braun von den Kritikern gewählt. Beliebteste Schauspielerin ist lt. Publikumsumfrage Ruth Leuwerik - populärster männlicher Darsteller O W. Fischer. Was in Amerika der "Oskar", das ist in kleinerem Masstab in Deutschland der "Bambi". Es gab viel Beifall für die Grossen Drei des deutschen Films: Und Blumen über Blumen für Ruth und "O. W."

Erster Sowjet Frachter in Deutschland
Hamburg. Zum ersten Mal seit Kriegsende kam ein sowjetisches Schiff in den Hamburger Hafen, um normales Handelsgut zu laden. Die "Vtoraya Pyatiletka" übernahm Zement für Pakistan. Bisher hatten die Frachter der russischen Staatsreederei nur Reparationsgüter abgeholt. Zwar macht eine Schwalbe noch keinen Sommer und ein Sowjetschiff noch keinen Frieden. Aber vielleicht ist diese erste wirtschaftliche Annäherung doch eine gutes Omen für 1954.

Der Held von Lambarene
Afrika. Mit dem Friedens-Nobelpreis für 1953 wurde Dr. Albert Schweitzer ausgezeichnet. In Lambarene im Kongogebiet errichtete Dr. Schweitzer im Jahre 1913 ein Hospital für notleidende Eingeborene. Die tätige Nächstenliebe im dunkelsten Afrika wurde sein Lebensinhalt. Von den Eingeborenen wird er verehrt wie ein Heiliger. Albert Schweitzer geniesst nicht nur als Arzt, sondern auch als Theologe, Philosoph und Organist hohes Ansehen in der ganzen Welt. Vor allem ist der alte Mann vom Lambarene Menschenfreund - einer der grössten in unserer hasserfüllten Zeit.

Des Menschen Treuer Freund
Schweiz. Das 900-Jahre alte Kloster und Hospiz am St. Bernhard ist die Heimat der berühmten Bernhardiner Hunde. Hunderte von Menschen, die durch Kälte und Schnee in Bergnot geraten waren, haben diesen treuen Helfern ihr Leben zu verdanken. Die Chorherren von St. Bernhard haben die Hunde gezüchtet und ausgebildet. Seit 20 Jahren werden die Chorherren des Klosters als Missionare nach Tibet entsandt. Auch dorthin begleitet sie ihr treuester und zuverlässigster Freund: der Bernhardiner.

Achtung im Strassenverkehr
Paris. Dies, meine Damen, ist Monsieur Letard. Ein ganz normaler Mann, und deshalb ein recht komplizierter Fall. Mannigfaltig sind die Gefahren der Grosstadt. Manche werden wie im Märchen von einer guten Fee beschützt. Das sind die Glückskinder des Alltags. Doch zurück zu Monsieur Letard. Radeln kann er wie ein junger Gott - doch Vorsicht ist nun mal nicht seine Stärke. Aber ein sonniges Gemüt schert sich nicht um die böse Welt. Unseren Monsieur interessieren nur seine Frühstücksäpfel; sein Schutzengel übersteht bange Augenblicke, und Monsieur Letard besitzt unversehens eine Handvoll Apfelmus. Doch Scherz beiseite: Nicht jeder kommt heil von der Strasse. Erstens sagt es die Zeitung, zweitens der persönliche Augenschein. Wie kann man nur so unvorsichtig sein - nicht wahr, Monsieur Letard?

Die Jünger des Schrägen Tons
Und ein Blick nach Brüssel, in den schwarzen Kakadu, das Lokal der heissen Töne, der kalten Füsse und der Jünger des Boogie-Woogie. Früh krümmt sich, was ein Bebop-Meister werden will.

Früh krümmt sich ...
Früh übt sich, was ein Eislaufmeister werden will. Im Stadion zu Garmisch versucht sich Nicky, der 6-jährige Sprössling des Ehepaars Baier, auf dem glatten Eisparkett. Fällt das Früchtchen auch vom Stengel - der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Das Erbgut der berühmten Eltern ist ganz unverkennbar. Na, wenn das nur gut geht, junger Mann ...! So ein kleiner Sturz kommt in den besten Familien vor! Einen Besen wollen wir fressen, wenn der kleine Nicky Baier nicht eines Tages auch ein grosser Eisläufer wird. In Zehn Jahren sprechen wir uns wieder!

Die Letzte Hürde
Das deutsche Boxwunder Bubi Scholz stand zum letzten Mal vor seiner Amerikareise im Ring. In Berlin war der 20 Pfund schwerere Belgier d'Haes sein Gegner. Mit langen Schlägen treibt der Blinder seinen Gegner vor sich her. Dann kommt es am Seil zu einem dramatischen Nahkampf. d'Haes keilt zurück, aber eiskalt pariert Scholz und schwer getroffen geht der Belgier zu Boden. Von den harten Schlägen bleibt d'Haes glatt die Luft weg. Er geht zum zweiten Mal in die Knie und ist fassungslos über diesen Schlaghagel. Noch einmal marschiert der tapfere Mann aus Belgien nach vorn, und riskiert einen wilden Schlagabtausch. Dann sitzt er wieder: Getroffen, deprimiert, ausgebrannt. Gegen diesen Boxer ist kein Kraut gewachsen. 7 - 8 - 9 Aus! K.o.-Sieger in der dritten Runde: Bubi Scholz, Berlin.

Veröffentlichungsdatum:

29.12.1953

Produktionsjahr:

1953

Kameraführung:

Luppa; Stoll, Erich; Essmann; Koch; Riske; Terbis

Rechteinhaber:

Bundesrepublik Deutschland

Produzent:

Deutsche Wochenschau GmbH (Hamburg)

Herkunft Fremdmaterial:

Belgavox; Austria; Gaumont; Pathé News

Filmformat:

35 mm

Farbe:

s/w

Ton:

Ton

Sprachen:

deutsch