Neue Deutsche Wochenschau 539/1960 27.05.1960

01. Bremen: Professor Dr. Otto Hahn übergibt die Präsidentschaft der Max- Planck-Gesellschaft an Professor Dr. Adolf Butenandt
Der Schreibtisch, an dem Otto Hahn die Kernspaltung des Urans und des Thoriums entdeckte. (Nobelpreis 1945). Photo Otto Hahn über Schreibtisch. Hahn bei Arbeiten im Labor. Der Bremer Roland, groß. Versammlung. An Rednerpult Otto Hahn O-Ton: " ... und so gebe ich, wenn Sie so lieb sein wollen hier raufkommen, Ihnen das Schicksal der Max-Planck-Gesellschaft in Ihre Hände. Ich wünsche Ihnen, lieber Herr Butenandt, viel Glück für Ihre Arbeit. Ich bin überzeugt, daß dies der Fall sein wird, und Sie erfolgreich weiter arbeiten." Händedruck Hahn-Butenandt. Otto Hahn übergibt die Amtskette an Butenandt; Klatschen. Adolf Butenandt O-Ton: "Ihre tiefen menschlichen Beziehungen zu Max Planck waren in sehr ernster Zeit gefestigt worden. Max Planck bemühte sich seit 1933 die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft und ihre wissenschaftlichen Mitglieder vor dem Zugriff der nationalsozialistischen Machthaber zu schützen und bedrängten jüdischen Kollegen zu helfen. Sie waren ihm in seiner damaligen Stellung als Direktor des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Chemie eine große Stütze." Klatschen. Otto Hahn und Frau, groß.
(50 m)

02. Ostberlin: Besuch Chruschtschow
Propellerflugzeug rollt aus. Chruschtschow in Flugzeugtür. Chruschtschow geht Flugzeugtreppe hinunter. Ulbricht und Grotewohl stehen auf Flugfeld und klatschen Beifall. Chruschtschow Bruderküsse mit Ulbricht und Grotewohl. Leute klatschen. Mädchen der jungen Pioniere in Uniform bringen Blumen. Chruschtschow winkt mit Blumen im Arm und geht zu Mikrofonen. Großaufnahme Ulbricht, Marschall Malinowski, Grotewohl. Es klatschen die Funktionäre u.a. Hilde Benjamin. Fahrt durch die Stadt, stehend und winkend im offenen Wagen, Chruschtschow zwischen Ulbricht und Grotewohl. Versammlung in der Ernst-Seelenbinder-Halle. Klatschend bei Einzug in die Halle Chruschtschow mit Ulbricht und Grotewohl. Schrift an der Stirnwand der Halle: Schluss mit den Provokationen von Eisenhower und Adenauer - Für allgemeine und vollständige Abrüstung. Chruschtschow spricht O-Ton ... "Freundschaft". Klatschen, Kinder mit Blumen, Sprechchöre. Chruschtschow klatscht.
(16 m)

03. Lissabon: Besuch Eisenhower
Eisenhower kommt Flugzeugtreppe herunter. Flugzeug Air Force. Begrüßung durch Staatspräsident Thomaz. Fahrt durch die Stadt, umjubelt von Menschen, begleitet von berittener Garde. Konfettiregen.
(14 m)

04. Frankreich: Glockenguß
Glockengießerwerkstatt. Arbeiter am Brennofen. Form wird gegossen. Glockenstimmer prüft den Klang der Glocke. Glocke läutet in Glockenstuhl. Glocken läuten in Kirchen.
(41 m)

05. Von der Wolle zur Kunstfaser
Kanada: Schafherde mit Lämmern. Schäferhund. Schafe werden geschoren. Berlin: Kunstfaser Orlon - Mode aus Kunstfaser wird tanzend vorgeführt. Tanz in Paris. Tanz im Londoner Regen. Praterträume aus Wien. Schneemodencocktail in St. Moritz.
(58 m)

06. Kanada: Kegelmeisterschaft der Blinden
Von 1000 Teilnehmern kämpfen 2 um den Titel. Mickey Brown, 35 Jahre, und Joe Pepper, 72 Jahre. Kegeln. Siegeswurf von Mickey Brown: Letzter Kegel wird getroffen.
(18 m)

07. München: Amerikanische Springreiter trainieren für Rom
Reiter steigt auf. Springreiten, teils in ZL der Teilnehmer Morris, Wiley, Chapot und Steinkraus unter ihrem Trainer Nemetty, Ungarn. Reiter stehen in einer Reihe. Pferd bricht nach hinten aus. Reiter fällt und hält Pferd am Zügel. Pferd scheut.
(23 m)

08. Long Island: Trabrennen
Autostart. Publikum. Auf der Zielgeraden liegt die einzige Stute und Außenseiterin Countess Adios vorn und siegt.
(12 m)

09. Abensberg: Speedway-Motorradrennen
Zuschauer gehen in Deckung hinter Bande und halten sich Mäntel oder Schirme vor das Gesicht. Motorradfahrer wirbeln dunkle Staubwolken auf. Bei Vorbeifahrt geht das Publikum in Deckung. Überholmanöver und Kurvenfahrt. Kameramann filmt unter Schirm. Schweden siegt vor der deutsch-österreichischen Mannschaft. Sieger mit Siegerkranz und Pokal.
(27 m)

Titelmarke 7

Prof. Hahn übergibt die Präsidentschaft der Max Planck-Gesellschaft an Prof. Butenedt
Kamera: Rieck, Pahl jun.

Chrustschow in Ost-Berlin
Herkunft: DEFA

Eisenhower in Lissabon
Herkunft: Lissabon

Glockenguß in Frankreich
Herkunft: Pathé Journal

Schafschur in Kanada
Herkunft: NFB Canada

Getanzte Mode-Impressionen
Kamera: Pahl

Blinden-Kegelmeisterschaft in USA
Herkunft: Metro

Training der amer. Reiterequipe in München
Kamera: Hafner, Vlasdeck

Trabrennen in Long Island
Herkunft: Metro

Speedway-Rennen Dtl./Schweden in Abensberg
Kamera: Hafner, Vlasdeck, Wild

Endetitel 3, 1

Wissenschaft und Forschung
An diesem Tisch begann 1938 - noch unbemerkt von der Öffentlichkeit - ein neues Zeitalter. Prof. Otto Hahn hatte die Kernspaltung des Urans und des Thoriums entdeckt. 1945 erhielt er dafür den Nobelpreis. 12 Jahre lang war Hahn Präsident der Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften, des vormaligen Kaiser-Wilhelm-Instituts. Jetzt trat der 81 jährige zurück und übergab in Bremen das Amt seinem Nachfolger, Nobelpreisträger Prof. Dr. Adolf Butenandt.

Nach der Konferenz
Nach seiner turbulenten Vorstellung in Paris flog Chruschtschow nach Berlin, um seine Genossen Ulbricht und Grotewohl zu besuchen. Während dieses Berliner Aufenthaltes schien er wieder etwas einzulenken. Zwar attackierte er zunächst erneut die USA, erklärte dann jedoch: Die Lage wird bis zur nächsten Gipfelkonferenz in 6 bis 8 Monaten (also bis nach der amerikanischen Präsidentenwahl) unverändert bleiben. Bis dahin solle auch kein Separatfrieden mit der Zone geschlossen werden.
Präsident Eisenhower flog ebenfalls nicht sofort nach Hause. Er besuchte Lissabon. Die Bevölkerung begrüsste ihn mit demonstrativem Jubel, als Portugals Staatspräsident Thomaz ihn auf dem Flughafen empfing. Über das Pariser Renkontre sagte Eisenhower, man solle nicht bestürzt, sein, sondern statt dessen noch etwas härter für die grosse Sache des Friedens in Gerechtigkeit und Freiheit arbeiten.

Festgemauert in der Erden ...
Im Grunde hat sich seit Schillers Zeiten beim Glockenguß nicht viel geändert. Es wird nur häufig statt der früher üblichen Zinnbronze, Gußstahl verwendet. Das ist bis zu 50% billiger, ohne die Tonqualität zu beeinträchtigen. In Frankreich ist die Glockenherstellung zu einem wichtigen Industriezweig geworden. Die Tonlage wird durch die Dicke der Wandung bestimmt, d.h., wir bekommen einen höheren Ton, wenn wir die Wandung bei gleichem Durchmesser dicker formen. Trotz aller wissenschaftlicher Erkenntnisse, arbeiten die Glockengießer auch heute noch im wesentlichen nach überlieferten und eigenen Erfahrungen. Bevor die Glocke an ihren Bestimmungsort gebracht wird, prüft der Glockenstimmer den Klang, um ihn notfalls zu ändern.

Von der Wolle zur Kunstfaser
Frühling in Westkanada. Bei den Schaden hat sich der Nachwuchs eingestellt. Die Woll-Lieferanten von morgen. Für die Farmer ist jetzt Hochbetrieb. Die riesigen Herden müssen Stück für Stück vom dicken Winterpelz befreit werden. Eine ebenso mühselige wie lohnende Arbeit, den jedes Gramm dieser Wolle ist Bargeld.
Aber wir sind nicht mehr allein auf die Naturwolle angewiesen. In den Laboratorien entstehen Chemiefasern von höchster Qualität. In Berlin sahen wir eine Orion-Schau besonderer Art. Es wurde der interessante Versuch gemacht, Mode und Tanz zu verbinden. So entstanden Impressionen aus 5 Städten. Zunächst: Berlin - das Herz der Mode á la carte in Paris. Tanz im Londoner Regen. Praterträume aus Wien, Und zu guter letzt: ein Schneemoden-Cocktail, gemixt in St. Moritz.

Sport der Woche

Kegeln:
Eine Kegelmeisterschaft der Blinden wurde in Kanada ausgetragen. Von 1000 Teilnehmern waren es schliesslich 2, die sich mit erstaunlichem Geschick, den Titel streitig machten: der 35 jährige Mickey Brown und der 72 Jahre alte Joe Pepper. Und dies ist der Siegeswurf des blinden Mickey Brown.

Springreiter:
In München-Riem trainiert zurzeit die Reiter-Equipe den USA für die olympischen Spiele in Rom. Der frühe Zeitpunkt wurde gewählt, damit die Reiter sich und die Pferde an das europäische Klima gewöhnen können. Zur amerikanischen Mannschaft gehören: Morris, t. Chapot, Wiley und Steinkraus. Die Amerikaner unter Anleitung ihres ungarischen Trainers de Nemethy, rechnen sich gute Chancen aus. Wenn die Pferde wollen ...

Trabrennen:
10 Pferde starteten auf der Roosevelt-Rennbahn in Long Island. Dem Sieger winkten 71.000 Dollar. Als einzige Dame des Feldes schien Gountess Adios (Nr. 5) nur eine Aussenseiter-Chance zu haben. Es sollte, anders kommen. Schon eingangs der Zielgeraden"hatte sie die Nasevorn; und Favorit Major Goose war galant genug, "Countess Adios " den Sieg zu gönnen.

Motorsport:
Beleidigt? - Empört? Hat etwa jemand "Schiebung" gerufen Nichts dergleichen! Wir sind längst wo anders". Unsere Zuschauer gehen in Deckung, weil das internationale Speedway in Abensberg nun einmal einigen Staub aufwirbelt. Um nicht zu sagen, Schlamm! denn es regnet Das Rennen war ein Länderkampf zwischen Schweden und einem deutschösterreichischen Team. Im üblichen Speedway-System, jeder gegen jeden, zeigten sich die Skandinavier ihren Gastgebern überlegen. Sie gewannen mit 6 Punkten Vorsprung.

Veröffentlichungsdatum:

27.05.1960

Produktionsjahr:

1960

Kameraführung:

Hafner, Anton; Pahl, Georg; Rieck, Hans Jürgen; Vlasdeck, Willy; Wild; Pahl jun.

Rechteinhaber:

Bundesrepublik Deutschland

Produzent:

Deutsche Wochenschau GmbH (Hamburg)

Herkunft Fremdmaterial:

Pathé Journal; DEFA; NFB Canada; Metro

Filmformat:

35 mm

Farbe:

s/w

Ton:

Ton

Sprachen:

deutsch