Neue Deutsche Wochenschau 562/1960 01.11.1960

01. Rekordflug einer Boeing 707 nach USA
Eine Boeing 707 der Deutschen Lufthansa legte die Strecke Frankfurt - New York in der neuen Rekordzeit von 7 Stunden und 1 Minute zurück. Start in Frankfurt, Fluglotsen im Tower, Aufnahmen während des Fluges: Düse, Piloten, Instrumente, Koch serviert den Passagieren, Wolken. Luftaufnahmen von New York City und der Brooklyn-Bridge. (Aufnahmen nicht aus der Boeing)
(24,5 m = 0:52 min)

02. Britische Kunstflugstaffel "Black Arrows"
Nach 4 Jahren wurde die Kunstflugstaffel aufgelöst. Der Bericht zeigt noch einmal verschiedene Figuren dieser Staffel. Aufnahmen der neun Jets vom Boden und aus der Luft, u.a. Formationsflüge, kreuzen im Tiefflug, Pilot in der Kanzel, Drehung, die Flugzeuge schwenken nacheinander ab, Formationsflug mit "Kondenzstreifen":
(25,9 m = 0:54 min)

03. Familie Riederer mit farbigen Pflegekindern
Porträt der Familie Riederer aus Nürnberg, die 6 Pflegekinder aufgenommen hat, darunter 4 sogenannte "Besatzungskinder". Willy Riederer (80) und seine Frau haben in den letzten 14 Jahren 16 Pflegekinder betreut. Haus der Riederers außen, Fenster wird geöffnet und eins der Kinder schaut heraus, Spiel auf dem Hof mit Ziegen, Riederer gräbt im Garten und zwei Kinder schaukeln. Alle Kinder stehen Schlange zum Essenfassen, jedes bekommt von Frau Riederer einen Kloß und einen Schlag Suppe, gemeinsames Essen der ganzen Familie. Riederer war vor 50 Jahren Volkssänger. Photos aus seiner Bühnenlaufbahn, eine Tochter bittet ihn, etwas zu singen, was er dann auch tut. Die Kinderschar hört zu und Mutter strickt dabei, zum Schluß applaudieren alle.
(47,1 m = 1:38 min)

04. Bartok-Ballett in Danzig
Aufführung des Bartok-Ballets vom "wunderbaren Mandarin" im Baltischen Opernhaus. Verschiedene Szenen eines Pas de deux.
(20,5 m = 0:44 min)

05. Jazz-Schule in der Schweiz
Aufnahmen von einem Jazz-Kursus. Plakat "Jazz Kurs", Totale des Übungsraumes, Noten werden auf Wandtafel und in Notenheft geschrieben, Totale einer Gitarrengruppe, Lehrer spielt vor und die Schüler spielen nach. Eine Bläsergruppe spielt "When the saints ..." und ein Jazzstück von einer gemischten Gruppe.
(25,2 m = 0:52 min)

06. Interview mit einer der Peter-Sisters
"Interview" nur kurz am Anfang: Edith Peter zählt lediglich auf "Swing, Bebob ... ", dann kurzer Liedausschnitt unterlegt mit Ausschnitten ihrer fülligen Körperteile.
(11,9 m = 0:26 min)

07. Bergsteiger in Bulgarien
Beobachtungen bulgarischer Bergsteiger in einer steilen Felswand, u.a. beim Haken einschlagen, sichern, kraxeln mit Hilfe einer Strickleiter und Ankunft auf dem Gipfel.
(28,8 m = 1:00 min)

08. Restaurierung Hamburger Kirchen
Die Deutsche Wochenschau-Kameramänner Rieck und Brandes berichten über den gefährlichen Alltag von Gerüstbauern auf der Jakobi-Kirche, dem Michel und der Heiligen Dreieinigkeitskirche in St. Georg und filmen sich gegenseitig. Eine Arri-Kamera wird an einem Seil auf den Kirchturm gezogen, Brandes klettert Leiter hoch, Rieck beim Filmen auf einem Gerüst, Gerüstbauer bei ihrer Arbeit in luftiger Höhe ohne irgend eine Sicherheitsmaßnahme (Gurt oder dergleichen.). Sehr gute Aufnahmen! Brandes beim Filmen, Arbeiter balanciert über Stange, Hamburger Türme im Dunst.
(26,5 m = 0:56 min)

09. Zollhunde in Bleckede
An verschiedenen Beispielen wird das Trainingspensum der Zollhunde gezeigt. Zollbeamte führen die Hunde (ausschließlich Schäferhunde) aus ihren Zwingern. Gehorsams-Training: Bei "Fuß"-Gehen und Sitzen, über Hürden springen, durch eine Röhre kriechen. Mann-Dressur: Hund verbeißt sich in Bein eines Radfahrers, ein anderer springt einen Mann an und verteidigt sein Herrchen, ein dritter stellt einen auf einen Baum geflüchteten "Dieb". Schäferhundkopf groß.
(41,4 m = 1:27 min)

10. Pardubitzer Steeplechase
Bericht vom 70. Hindernisrennen in Pardubitz, das wegen seiner vielen Stürze berüchtigt ist. Tribüne, Start, Sprung über Hecke mit den ersten Stürzen, am Wassergraben scheitern weitere, ein Reiter, vorher wahrscheinlich gestürzt, reitet durch Zuschauer hinterher, Zuschauer, Sprung über Hecke, Sieger, ein Russe, im Ziel, Sieger groß.
(21,5 m = 0:45 min)

Anfangsmarke 7 m

Rekordflug d. Boing 707 n. USA

Brit. Kunstflugstaffel, "Black Arrows"
Herkunft: Pathe News

Familie Riederer m. farb. Pflegekindern
Kamera: Seib

Bartok-Ballett, Danzig
Herkunft: Polkronika

Jazz-Schule in der Schweiz
Herkunft: Cine Journal

Interview m. einer d. Peter Sisters
Herkunft: Incom

Bergsteiger in Bulgarien
Herkunft: Sofia

Restaurierung Hamburger Kirchen
Kamera: Rieck

Zollhunde in Bleckede
Kamera: Rieck

Pardubitzer Steeplechase
Herkunft: State, Archiv

Endemarke 3,1 m

An der Schallgrenze
Ein Plug wie jeder andere schien es zu werden, als eine Boeing 707 der Lufthansa auf dem Plughafen Prankfurt in Richtung New-York steil in den Himmel zog. Alles verlief normal und wie gewohnt. Die Besatzung kontrollierte ruhig die Instrumente - und die Passagiere, umgeben von modernstem Komfort, hatten keine Ahnung, dass sie Zeugen eines neuen Rekordes werden sollten. Erst bei der Landung auf dem New-Yorker Flughafen Idlewild bekamen sie es zu hören: die Maschine hatte die 6.000 km lange Strecke über den Atlantik in genau 7 Stunden und 1 Minute zurückgelegt.
Dem Geschwindigkeitsfanatismus unserer Tage ist jetzt auch die berühmte "Black Arrows" Staffel der britischen Luftwaffe zum Opfer gefallen. 4 Jahre lang hatte sie und ihre Kunstflugpiloten das Publikum begeistern - nun kommen die Maschinen zum alten Eisen. An ihre Stelle treten Flugzeuge die doppelt so schnell und für Kunstflüge daher nicht mehr geeignet sind. So lasst uns denn Abschied nehmen von diesen Düsenflitzern wie von einer guten alten Zeit. Hier sehen wir die "schwarzen Pfeile " zum aller, aller letzten Mal. Bye, bye - ihr müden Vögel!

Altes Herz wird wieder jung
Ein Heim für Verlassene ist das Haus von Willi Riederer in Nürnberg-Winkelhaid. Hier leben 6 Kinder, davon 4 Besatzungskinder, deren Väter unbekannt sind und deren Mütter nicht mehr bekannt sein wollen. Willi Riederer, der in diesen Tagen seinen 80. Geburtstag feierte, hat sich seinen Lebensabend dafür vorbehalten, diesen Kindern das Gefühl zu geben, dass sie ein Zuhause haben. In den letzten 14 Jahren hat er 16 Kinder bei sich aufgenommen. Der gute Geist bei den Riederers, stammt vielleicht noch aus einer Zeit, in der das Wort Humor etwas grösser geschrieben wurde, als heutzutage. Vor 50 Jahren war Opa Riederer ein bekannter bayrischer Volkssänger. Ein Kollege von Weiß Perdl und Valentin. Heute hat er die Bühne längst hinter sich gelassen, aber wie er meint, steht ihm diese. Rolle weit aus besser.

Musikalisches Feuilleton
Gefeiert und befehdet, aber immer viel zitiert, hat sich die neue Musik auch auf der Bühne endgültig durchgesetzt. Im baltischen Opernhaus von Danzig wurde Bela Bartoks Ballett vom wunderbaren Mandarin aufgeführt, das vielzitierte Beispiel moderner Poesie.
Längst zur Bühnenreife hat es inzwischen der Jazz gebracht. Bei privaten Übungsstunden musste er freilich in Keller- und Lagerschuppen flüchten. Nun gibt es auch in der Schweiz regelrechte Schulen für jugendliche Jazz-Fans. Unter Leitung von Berufsmusikern üben zunächst die Spieler gleichartiger Instrumente in gemeinsamen Gruppen, bevor es ans Ensemblespiel geht.
Jazz, wie er sich gewissermaßen leiblich präsentiert, begegnete uns in Rom. Die mächtige X der berühmten Peter-Sisters, hat nicht nur Diamanten im Ohr, sondern auch Kohlen in der Kehle.

Artisten des Alltags
Wer hoch hinaus will, wird am besten Bergsteiger; und die Leute, die das Risiko, tief herunterzufallen, als schönstes Erlebnis empfinden, werden nicht alle. Eine Gruppe bulgarischer Alpinisten erprobte ihre Risikofreudigkeit an den steinernen Zacken des Lakatnik-Felsen im Rila-Gebirge. Ein Fels, der zwar nicht besonders hoch ist, der es aber in sich hat. Als Anhänger der horizontalen Fortbewegungsart sieht man solche Kraxeleien mit Beklemmung, obwohl man gern bereit ist, zuzugeben, dass der romantische Gipfelblick die Mühe gelohnt hat.
Gar nicht romantisch hingegen ist die Arbeit, wenn sie etwa 60-80 mtr. über dem Meeresspiegel stattfindet. In Hamburg werden zur Zeit zahlreiche Kirchtürme renoviert, und zwei unserer Kameramänner bekamen den Auftrag, schwindelfrei zu sein und das Leben der Arbeiter an Ort und Stelle zu filmen. Der Gedanke an einen falschen Handgriff oder einen unsicheren. Tritt ist für uns ein Gedanke mit Gänsehaut. Die Männer hoch über den Dächern der Stadt aber wären ganz schlicht und einfach erstaunt, wenn man auf die Idee käme,-sie zu bewundern. Das, was wir Artistik nennen, ist Ihr tägliches Brot. Alles andere, sagen sie, ist eine Gewöhnung.

Hunde contra Schmuggler
Das grosse Hunde ABC, und zwar für Zollhunde; wird in Bleckede an der Zonengrenze unweit Lüneburgs gelehrt. Diese vierbeinigen Zollbeamten gibt es in Deutschland seit 30 Jahren. Ehe sie aber in den verantwortungsvollen Staatsdienst aufgenommen werden, müssen sie erst einmal gehorchen lernen ... Dann wird ihnen beigebracht, wie gewisse Hindernisse zu nehmen sind und schliesslich müssen sie sich daran gewöhnen, dass es ab und zu dunkle Kanäle gibt. Zu guter Letzt werden sie auf den Manndressiert. Und ein gewissenhafter Zollhund lässt niemals locker, wenn es darum geht, für seinen Brötchengeber den Kaffee- oder Tabakzoll einzutreiben. Jeder Zoll ein Zollhund, möchte man sagen, wachsam und blitzschnell, wenn der Schmuggler versucht, seihe Judokenntnisse an den Mann zu bringen. Gegenwärtig gibt es in der Bundesrepublik etwa 2.000 Zollhunde. Ihre Wachsamkeit, unter der die Grenzschleicher bitter zu leiden haben, hat dem Staat bereits hunderttausende von Mark eingebracht. Beamte also, die ihr Geld doppelt und dreifach wert sind.

Stürze am laufenden Band
Regen und schweres Geläuf machten das 70. Hindernisrennen von Pardubitz zu einer strapaziösen Prüfung für Pferd und Reiter. 6.990 m mit 32 Sprüngen sind zu bewältigen und von den 14 Gestarteten kamen nur wenige ins Ziel. Der dreifache Sieger "Epigraf" kämpfte mit dem russischen Pferd "Grifel" um die Führung. Klar abgeschlagen das übrige Feld. Im Spurt Ist "Grifel" starker und gewinnt eines der schwersten Hindernisrennen der Welt

Veröffentlichungsdatum:

01.11.1960

Produktionsjahr:

1960

Kameraführung:

Rieck, Hans Jürgen; Seib, Gerhard

Rechteinhaber:

Bundesrepublik Deutschland

Produzent:

Deutsche Wochenschau GmbH (Hamburg)

Herkunft Fremdmaterial:

State; Cine Journal; Incom; Polkronika; Pathé News

Filmformat:

35 mm

Farbe:

s/w

Ton:

Ton

Sprachen:

deutsch