Neue Deutsche Wochenschau 621/1961 22.12.1961

01. San Pedro. Heilige Nacht in Kastilien:- Mutter hilft Tochter, beide in schwarzer Tracht, beim Binden ihres Kopftuchs in Stube, nah, Schwenk von unten über Standuhr, Zifferblatt, gr., zeigt 11. 56 Uhr, Menschen b. Verlassen ihrer Wohnungen (darunter Mann m. Lamm auf Schulter), Christmesse, schöne andächtige Spanierin, groß, Altar mit Kruzifix, nah, div. Einstellungen Volkstanzdarbietung in Kirche, Musiker (O-Ton), nah (u.a. Pauken u. Flöte), andächtig zusehende Geistliche, nah, Hirte küßt Christuspuppe in Priesters Arm, nah, Schwenk üb. 3 Lämmer zu dessen Füßen, nah, Jungen bringen Pferden Futter in Stall, 3 dunkle hohe Kreuze gegen helleren Nachthimmel ragend, nah.

02. Berlin. Einweihungderneuen Gedächtnis-Kirche. - Ruine der alten (Archiv) und div. Einstellungen der neuen mod. Kirche, 2 erleuchtete Adventskränze vor Innenwand, hängend, nah, Einweihungs-Gottesdienst, unter d. Zuschauern Brandt, Lemmer, Prinz Louis Ferdinand (seitl.), nah, Schlüsselübergabe durch Architekt Eiermanry an Bischof Dibelius kurz. nah, Dibelius reicht ihn weiter, Kerzenreihe vor Wand, seitlich, nah, einige Einst. Weihnachtsstimmungsbilder an Grenze, u.a. Spalier von brennenden Christbäumen auf Brandenburger Tor frontal hinführend.

03. Kunst oder Krise?
New York. Versteigerung des Gemäldes "Aristoteles" v. Rembrandt, versch. Einstellungen des Gemäldes.
London. Versteigerung eines Frauenbildnisses von Picasso kurz.
Einige Einstellungen Maler b. Farbenmischen in gr. Behälter, trägt sie mit Spachtel auf (Archiv)
Paris. Reliefs aus Flaschenscherben:- M. Heimann sammelt Flaschen auf Schutthalde, zerschlägt sie in seinem Atelier zu Scherben, legt diese zu Reliefs zusammen, div. Einstellungen fertiger Reliefarbeiten.
Mailand. Werkstatt f. Oberflächengestaltung:-Div. Einstellungen jg. Modell mit lose vorgehaltener Decke, "Künstler" steckt kl. Nägel auf Leinwand, dreht Zahnrad an der Seite des mit der Leinwand bespannten Kastens, unter Magnet. Einfluß zuckende Nägel.
Mann öffnet Tür zu Gerümpelkammer, Fahrräder-Wirrwarr, je ein Haufen von Zahnprothesen und Rasierapparaten (Archiv).

Sport

04. Baden-Baden. "Sportler des Jahres":- Heidi Schmidt erhält Trophäe, die Eltern von Graf Trips als Zuschauer, nah, die Mutter nimmt für ihren Sohn Ehrennadel entgegen, einige Archivaufnahmen v. Trips. -Germar mit Gattin auf Zuschauerbank, nah, Archivaufn. v. einem Endspurt, Germar nimmt Pokal entgegen (2. Platz), seine Gattin applaudierend, nah, die Mannschaft des Jahres, l. FC Nürnberg/auf Bühne, Morlock nimmt Pokal entgegen, Archivaufnahmen: Morlock v. Menschen umringt hält Siegestrophäe hoch + Torszene bei Spiel um Deutsche Meisterschaft.

05. Hochkönig Österr. Skispringer-Training:- Gebirgsmassiv, lang, Sepp Brad mit seinen Schülern Walter Habersatter, Willi Egger Peter Müller und Otto Leodolter beim Vorbereiten ihrer Skier, je groß, Bradl, gr., kommentiert Sprünge (O-Ton):"Mit Fiaßn mußt a weghupfn, net nur mit d'Händ' immer d'umruadern!"

06. München. Eishockey:- EV Füssen schlägt EC Bad Tölz 5/3

07. Die Entenarie
Westercheps. Div. Einstellungen Entenfarm, Eier in Brutkästen, Entenschwärme laufen in den Auslauf, O-Tön-Dialoge mit 3 Enten: ok Jackie? - ok! Ok Theodor? -ok! ok Erwin? --- Erwin! ---- Erwin!! Antwort.
Gesang des Ententrios begleitet die einzl. Vorgänge der Enten-Aufbereitung für den Konsum in der Fabrik. O-Ton: "Na, wunderbar! Aber nun ist Schluß für heute!" Ente auf Bratrost, nah.

Anfangsmarke 7m

Weihnachtl. Brauchtum in Kastlien
Herkunft: No-Do

Einweihg. d. Kais. Wilh. Gedächtn. Kirche
Kamera: Oelsner, Pahl jun.

Tannenbäume an der Mauer in Berlin
Kamera: Oelsner, Pahl jun.

Rembrandt-Auktion in New-York
Herkunft: Metro

Moderne Kunst
Herkunft: Pathe News, Eclair, Sedi, Gaumont, Sedi, Sedi, Archiv

Sportler des Jahres, 1961
Kamera: Luppa, Starke

Skispringen am Hochkönig/Österreich
Herkunft: Austria

Eishockey EV Füssen/EC Bad Tölz, Mchn.
Kamera: Vlasdeck, Hafner

Enten-Song
Kamera: Jürgens

Endemarke 3,1m

Zur Weihnachtszeit
Jener Lichtschein, der mit dem Stern von Bethlehem über die Welt wanderte und den christlichen Glauben in die Herzen der Menschen pflanzte, fällt zur Stunde der Heiligen Nacht auch in die Stuben des kleinen spanischen Städtchens San Pedro de Gaillos in der Sierra von Castilien. Bier an der Wiege eines strengen katholischen Glaubens hat sich wie kaum in der Welt das Ursprüngliche im Zeremoniell der Heiligen Nacht erhalten. Mit der Strenge des Glaubens verbindet sich die Fröhlichkeit dieser Menschen über die Geburt Christi. Mit diesen einfachen, testamentarisch überlieferten Handlungen begehen die Einwohner von San Pedro de Gaiilos die Stunde der Heiligen Nacht.
Die Ruine der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche. Mahnmal und Zeugnis einer Epoche der Gewalt - in der Stadt der Deutschen, in Berlin. Das im modernen Kirchenbaustil neu errichtete Gotteshaus wurde am dritten Adventssonntag von Bischof Dibelius mit dem Ruf: "Land, Land, höre des Herrn Wort!" eingeweiht. Unter den Ehrengästen der Regierende Bürgermeister Willy Brandt, der Minister für Gesamtdeutsche Fragen, Ernst Lemmer, und Prinz Louis Ferdinand von Preußen. Nach der feierlichen Schlüsselübergabe des Architekten, Prof. Eiermann, ist das Tor zu dieser neuen Kirche für alle Gläubigen täglich geöffnet, für alle Menschen, die in und ausserhalb dieser Stadt, besonders in dieser Zeit den Funken des Lichtes von Glaube, Liebe und Hoffnung in ihren Herzen tragen.

Kunst oder Krise
Kunst oder Krise: über diese kulturelle Existenzfrage triumphierte vor kurzem eine Auktion alter Gemälde in New York. Dabei erzielte Rembrandts "Aristoteles" den Rekordpreis von 9 Millionen Mark. Aber auch die "klassischen Avantgardisten" bewiesen bei Sotheby's in London, dass sie nicht nur 1'art pour 1'art malten, sondern wie zum Beispiel Picasso einen Wertbegriff von 4 Millionen 730 tausend Mark darstellten. Doch damit sind wir noch nicht am Ende unserer Kunst. Sie sucht sich neue Wege. Wohin sie führen, scheint angesichts der lebhaften Experimentier-Freudigkeit so mancher Künstler noch zweifelhaft. Dies ist Monsieur Heimann aus Paris. Sein täglicher Flaschenverbrauch liegt bei ca. 50 Stück - leere natürlich - er verwendet ihre Scherben für Reliefs, die später auf die Fenster einer Kathedrale geklebt werden. Moderne Kunst gibt sich als Magie in einer entzauberten Welt. Diese junge Dame steht in der Werkstatt für Oberflächen-Gestaltung der Gruppe "T" in Mailand Modell. So oberflächlich das auch erscheinen mag, hier geht die Kunst sehr unter die Haut, denn die magnetisch beeinflussten Nägel liefern ein getreues Konterfei der jungen Dame. Moderne Kunst - das erscheint uns vielfach als eine Synthese aus Abfall und Schrott - ein Bürgerschreck, für den hohe Preise eingehandelt werden, wobei wir uns wirklich fragen müssen, ob es sich hier um Kunst oder um eine Krise handelt.

Sport der Woche

Baden-Baden:
Am Ende der Saison wählte die deutsche Sportpresse die Sportler des Jahres. Heidi Schmidt, die auf der Fechtbahn die gefährlichste Frau der Welt ist, zeichnete sich als "Sportlerin des Jahres" durch Bescheidenheit aus. Gräfin Trips nahm für ihren tödlich verunglückten Sohn die Ehrennadel entgegen. Mit Graf Berghe von Trips ist ein Würdiger "Sportler des Jahres 1961" geworden. Ein Mann, der nicht nur ein grosser Rennfahrer, sondern auch ein Vorbild für die Jugend war Wie fast immer auf den letzten Metern seiner Rennen, hat Manfred Germar auch gegen Ende seiner Laufbahn wieder ein bewundernswertes Finish hingelegt und einen grossartigen zweiten Platz in Baden-Baden belegt. Die deutschen Fußballanhänger werden sich besonders darüber freuen, dass die Meister-Elf vom 1. FC Nürnberg nun auch Mannschaft des Jahres 1961 wurde, denn dieser Erfolg ist fast soviel wert, wie der Sieg im Endspiel um die Deutsche Meisterschaft.

Hochkönig:
Am Fuße des Hochkönigs sind Österreichs Skiläufer wieder auf den Beinen und ziehen eigenartige Spuren in den Schnee. Es sind die Spuren des Exweltmeisters Sepp Bradl und seiner Schüler. Im allgemeinen ist der Sepp mit der Haltung seiner Weltmeisterschafts-Kandidaten Walter Habersatter, Willi Egger, Peter Müller und Otto Leodolter ganz zufrieden. Aber wenn ein Springer "skifliegt", hält er mit kerniger Kritik nicht hinterm Berge.

München:
Die harten Burschen aus Bad Tölz versuchten auf ihrem Siegeslauf zur Deutschen Meisterschaft den stärksten Rivalen, den EV Füssen aus dem Wege zu räumen. Doch heute sind die Allgäuer am Zuge. Weitschuß und 1:0 für Füssen. Im Münchner Prinzregenten-Stadion wird im ersten Drittel der Tölzer Torwart Edelmann dreimal auf die Probe gestellt und dreimal überlistet. Im zweiten Drittel wechseln die Tölzer ihren Torwart aus und schalten auf eine härtere Gangart um. Endlich finden die Männer um Hans Dampf eine Gasse. Sie kommen gefährlich auf 2:3 heran. Das Spiel wird dramatisch. Der EV Füssen fühlt sich heute stark genug, um die 1:8 - Schlappe von Bad Tölz wettzumachen. Mit großer Verbissenheit wehren sich die sieggewohnten Tölzer, aber umsonst. Der EV Füssen bleibt mit 5:3 erfolgreich.

Die Enten-Arie
In den Rationalisierungs-Prozess unserer Massen-Fabrikation wurde nunmehr auch die Ente mit eingeschaltet. Im Oldenburgischen Westerscheps verlassen jährlich über eine Million bratfertiger Vögel diese größte Enten-Farm der Welt. Und obwohl sie in rascher Folge den Weg allen Fleisches gehen, sind sie trotzdem, besonders zu Weihnachten, froh gestimmt.

Veröffentlichungsdatum:

22.12.1961

Produktionsjahr:

1961

Kameraführung:

Hafner, Anton; Jürgens; Luppa; Oelsner; Starke, Rainer; Vlasdeck, Willy; Pahl jun.

Rechteinhaber:

Bundesrepublik Deutschland

Produzent:

Deutsche Wochenschau GmbH (Hamburg)

Herkunft Fremdmaterial:

Eclair; Austria; Gaumont; No-Do; Sedi; Metro; Pathé News

Filmformat:

35 mm

Farbe:

s/w

Ton:

Ton

Sprachen:

deutsch