Neue Deutsche Wochenschau 670/1962 30.11.1962

01. Bangkok. Lübke-Besuch. (siehe auch UFA)- Pagoden + Tempel, Lübke+Gattin steigen Gangway herab, seitl., groß, Begrüßg. Lübke/Pumiphol, Militär-Ehrengarde, Ehrenspalier jg. Madchen mit Schalen in Händen, Frau Lübke in Begleitg. sirikits nimmt dargebotenen Blumenkranz entgegen, kurz. Heinz Drache. und Marianne Koch stehen a. d. Straße und filmen, Marianne, seitl. groß. Lübke wird nach höfisch. Ritus eine Schatulle überreicht, nah. Mit Fähnchen wedelnde jungen. -Frau Lübke besucht ' Seidenspinnerei (wie UFA). - Männer raken Boote voller Nahrungsmittel durch Kanal. : Frau wäscht sich im Kanal, nah. - sich in Teich spiegelnde Buddha-Statue, Lübke kommt mit Gefolge aus dem königl. Tempel, Abwärtsschwenk üb. Ornamente auf Buddha-Statue, Teileinst. Tempel. Schröder hinaufsehend, groß. -

02. Jerusalem, Besuch Gerstenmaiers. - Totale Jerusalems, Teileinst. Staatsgebäude, Wappen darauf, groß, Gerstenmaier betritt Vorhalle, Ben Gurion verläßt Gebäude an grüßenden Wachposten vorbei, steht am off. Wagenschlag, nah. - Prunkvilla, halb- j total, Martin Buber. und Besucher Gerstenmaier, je groß, in Anwesenheit einiger and. Herren bei Unterredung an Tisch sitzend.

03. Berlin. Adenauer-Besuch. - Bei Dunkeln, auf Flughafen stehende Maschine, Adenauer und Brandt. begrüßen einander vor Flugzeug, halbnah, zusehende Herren, bildfüllend, Adenauer tritt vor die Herren hin ans Mikrofon und richtet einige Worte an den neb. ihm stehd. Brandt, groß (O-Ton). - Kundgebung in der Deutschlandhalle: - Tribüne mit applaudierd. Herren, nah. Adenauer geht mit Begleitung winkend durch die Versammlung, Herr auf Tribüne, klatschend, groß. Adenauer hint. Pult auf der Bühne stehend (aus Hintersicht), halbnah, spricht, halbseitl. groß (O-Ton - siehe Sprechert.), u.a. mit erhob. Zeigefinger. Applaudierende vorderreihen, halbseitl.

04. Lärmbekämpfung. - Der niedersächs. Innenminister Bennemann. veranlaßte bisher schärfste Verordnung gegen Ruhestörer. - 2 gehende Jungen mit Kofferradio, kommen an Wohnhaus vorbei, nah, bleiben stehen und drehen am Gerät herum, Schwenk auf im Fenster stehenden herabsehenden Herrn, nah, am Gerät drehd. Jungenhände, groß, der eine zieht die Antenne aus, nah, Blick von innen auf Silhouette des hinaussehd. Herrn und unten weitergehende Jungen. Bennemann sitzt am schreibt., setzt Brille auf und spricht (O-Ton - s. Spr. -Text). Unterlegte Bilder, z. größt. Teil aus Archiv: Arzt sieht durch Mikroskop, groß, kurz, vergrößertes Zellgewebe. - Herzuntersuchung eines männl. Patienten mittels Elektronengeräts, Bandstreifen mit Kurvenaufzeichnung wird gezeigt, groß. - Operierende Arzte nah, Arbeit am schlagd. Herzen in geöff. Brustkorb, kurz. -Wanderer auf Gebirgspfad, Heinr. Zille, groß, ärmliche Wohnung und Häuserfassade (Hinterhof) Schlumbom. hämmert Nagel in Türleiste, groß. Der in Sessel ruhende Herr Braun. sieht erschreckt auf, groß, klopft wütend geg. die Wand, in Wohnzimmer tanzende Jugendliche, ein Mann richtet sich im Bett wütend auf und schlägt mit Faust geg. d. Wand, schlagende Faust, groß. Hintersicht Oberkörper eines Verkehrspolizisten bei Direktiven, groß, Verkehrsbilder, Überblendung von fahrd. Autos, bildf. - Mann fingert im Motor seines Autos herum, nah, Hand dabei groß, Mopedstart in Teileinst (Arme u. Hände, gr.), Auspuff, groß, 2 Einst, hupende Hände, groß. - Angestrahlte Zeilen: "Niedersächs. Gesetz- u. Verordnungsblatt" groß, + "Verordnung zur Bekämpfung des Lärms vom 23. Aug. 62", groß. - Plattenspieler wird eingeschaltet, groß. Zelte auf Bergwiese, Strandbad. In Straßenbahn sitzende Herren und Ausblick. -

05. Hamburg. Freddy Am Panoptikum. - Reeperbahn m. verkehr bei Nacht, Panoptik. -Eingang, div. Wachsfiguren innen. Freddy neb. seinem Abbild, geht, zur Gitarre singend (O-Ton : "Das gibt's nur a. d. Reeperbahn bei Nacht") durchs Kabinett, einige Figuren wackeln mit dem Kopf, einige erweisen sich als lebend und bilden den Chor zu dem Schlager, div. Wachsköpfe, groß, u.a. Hitle+ Chruschtschow Reeperbahnverkehr bei Nacht, Lichter werden unscharf.

06. Berlin. 7. Bundestag d. Deutschen Sportbundes - Daume. fordert 1 Mill. Aktive mehr. Blick auf Bühne und Vorderreihen, Initialen DSB auf Tuch, groß, Erhard. sprechend, seitl. nah, kurz, div. Einst. Zuhörer-Reihen, Willi Daume spricht, halbnah (k. Ton) applaudierendes Publikum.

07. Hamburg. Überfüllung der Kunsteisbahn. - Einige Einst, überfüllte Bahn, Jugendliche nah, der Schwarm umkreist in der Mitte der Fläche stehende Jugendliche, Gesichter groß, div. Einst. Gewimmel, überdrehte Aufnahmen, am Rande der Bahn sitzende und hockende Jugendliche, halbnah.

08. Münster. Fußballspiel l. FC Köln: Preußen Münster 0:0. - Publikum, bildfüllend, div. Einst. des Spiels, Torszenen in Zeitlupe, div. Zuschaueraufn., groß, Publikum schwenkt Fahnen, Jugendlicher bläst in Signalinstrument (um ihn herum jugendl. Köpfe), Kinder im Publikum blasen in Spielzeug-Trompeten, nah. Einige Spieler fallen zu Boden.

Anfangsmarke 7 m

Staatsbesuch: Lübke + Frau in Thailand. Bangkok: König Phumiphol Königin Siriki, Heinz Drache + Marianne Koch
Kamera: Rieck

Bundestagspräsident Gerstenmaier bei Ben Gurion in Israel. Besuch bei Martin Buber
Kamera: Woskowitz

Adenauer in Berlin Rede in der Deutschlandhalle
Kamera: Pahl sen.

Lärmbekämpfung Lärmverordnung d. Nieders. Innenminister Bennemann
Kamera: Seib, Rieck, Pete

Freddy Quinn im Hamburger Panoptikum + singt Schlager: "Das gibts nur auf der Reeperbahn"
Kamera: Rau, Brandes

Bundestag des Dt. Sports, Berlin Vizekanzler Erhard anwesend
Kamera: Pahl jun.

Eislaufen in Planten + Blomen Hamburg
Kamera: Brandes

Fußball: 1.FC Köln Preußen Münster = 0:0 in Münster/Westf.
Kamera: Starke, Grund

Endemarke 3,1

Aktuelle Berichte
Thailand war nach Pakistan die zweite Station auf der Asien-Reise des Bundespräsidenten. Die liebenswürdige Heiterkeit, mit der König Phumiphol und Königin Sirikit ihre hohen Gäste begrüßten, erwies sich schon bei der Ankunft in Bangkok ebenso - wie die blumenreiche Sprache - als ein besonderes Merkmal dieses Landes. Zwei, prominente deutsche Filmschauspieler, Heinz Drache und Marianne Koch, waren filmende Zaungäste des höfischen Zeremoniells. - Ein interessanter Einblick eröffnete sich Frau Lübke bei dem Besuch eines Betriebes, in dem sich alles um eines der wichtigsten Produkte des Landes dreht. Thailands Seidenspinnereien gehören zu den Industriezweigen, die von der Entwicklungshilfe durch die Bundesrepublik profitieren werden. Zu einem glücklichen Leben ist dem Thai ausser der Sonne nichts unentbehrlicher als das Wasser. Wenige Tage war es den deutschen Gästen vergönnt, ein Land zu erleben, das noch nie einen Krieg geführt hat und das sich inmitten einer weltpolitischen Wetterecke einen beinahe märchenhaften Zauber von Glück und Frieden bis in unsere Tage bewahrt hat.
Jerusalem war das erste Ziel einer Informationsreise unseres Bundestagspräsidenten durch Israel. Dr. Eugen Gerstenmaier führte dort ein aufklärendes Gespräch mit Ministerpräsident Ben Gurion über die deutsche Innenpolitik. Nicht nur das Ergebnis dieser Unterredung, sondern auch der Besuch bei dem Religions-Philosophen Martin Buber brachte dem deutschen Politiker Anerkennung selbst in der kritischen Presse des Landes ein.
Zum vierten Male seit Errichtung der Mauer besuchte der Bundeskanzler West-Berlin, um mit dem Regierenden Bürgermeister Willy Brandt aktuelle Berliner Fragen zu besprechen. "Ich danke Ihnen sehr, Herr Regierender Bürgermeister, für die liebenswürdigen Worte, die Sie an mich gerichtet haben und für die zarte Anspielung, dass ich in die ruhige Atmosphäre von Berlin komme". Auf einer Kundgebung in der Deutschlandhalle nahm Dr. Adenauer zu den innenpolitischen Zerwürfnissen in der Bundesrepublik Stellung. "Wenn man hinter dem warmen Ofen sitzt, dann denkt man manchmal daran, was man eigentlich tun soll. Und, meine Freunde, dann denkt man nicht daran, dass mit solchen überflüssigen Zerwürfnissen man nur den Mut der Russen, dass schliesslich doch der Westen uneinig wird, hilft. Meine Damen und Herren! Ich sage Ihnen, dass bei jeder Arbeit, die ich tue, bei allem, was ich mir überlege, mein erster Gedanke ist, helfe ich damit Berlin, helfe ich damit der Zone, oder nicht."

Hoch klingt das Lied ...
Besitzer von Kofferradios, die ihren Besitzerstolz auf offener Strasse bekanntgeben, haben künftig in Niedersachsen mit strengen Strafen zu rechnen. Niedersachsens Innenminister Bennemann veranlasste die bisher schärfste Verordnung zur Lärmbekämpfung. Alle ruhebedürftigen Bürger singen seitdem das hohe Lied vom braven Bennemann. "Durch die technische und wirtschaftliche Entwicklung der letzten Jahre hat der Lärm stark zugenommen, dass er für eine ernste Gefahr der Gesundheit der Menschen geworden ist.
Ärzte und Psychologen sind sich darüber einig, dass viele der sogenannten Zivilisationskrankheiten, die Störung des Nervensystems und Herzkrankheiten häufig darauf zurückzuführen sind, dass die Menschen wegen des Lärms nicht mehr genügend Ruhe und Erholung finden. Heinrich Zille hat einmal gesagt, dass man einen Menschen nicht nur mit einer Axt, sondern auch mit einer schlechten Wohnung erschlagen kann. Man kann dieses Wort abgewandelt auch heute so anwenden, dass man einen Menschen mit Lärm töten kann. Wir können mit der niedersächsischen Verordnung allerdings nichts gegen den sehr intensiven Strassenverkehrslärm tun. Wir können aber einer Unsitte damit zu Leibe rücken, die sich sehr breit gemacht hat. Das Ausprobieren von Motoren in Hinterhöfen und in geschlossenen Häuserblocks, das Laufenlassen von Mopeds und vor allem das sinnlose Hupen in diesem Bereich ist nach der Verordnung in Zukunft verboten. Es ist in Zukunft auch strikt untersagt, Musikinstrumente, besonders Radiogeräte, Plattenspieler und andere Geräte auf Campingplätzen, in Strandbädern, in öffentlichen Verkehrsmitteln und auf der Strasse zu spielen. Das wurde ausschliesslich stark begrüßt von vielen Menschen, die sich dadurch belästigt fühlen."

Freddy im Panoptikum
Im Hamburger Panoptikum an der Reeperbahn hat eine neue Persönlichkeit der Zeitgeschichte einen ehrenvollen Stehplatz erhalten. Neben Kaisern, Königen und Politikern steht seit kurzem Freddy Quinn, den die erste Begegnung mit seinem Ebenbild zu einer musikalischen Feststellung veranlasst: "Wo gibt's denn das! Das gibts nur auf der Reeperbahn bei Nacht der Reeperbahn bei Nacht ..."

Sport der Woche
Der 7. Bundestag des Deutschen Sportbundes im Ernst-Reuter-Haus in Berlin, dem auch Vizekanzler Erhard seine Referenz erwies, indem er die gemeinschaftsbildende Funktion des Sports hervorhob, hat sich ein hohes Ziel gesteckt. Nach seiner Wiederwahl gab Sportpräsident Willi Daume die Parole für die nächsten Jahre aus: Er forderte eine Million mehr aktive Sportler.
Hamburgs Jugend nahm den Aufruf des Sportpräsidenten wörtlich und, als die einzige städtische Kunsteisbahn ihre Pforten öffnete, zeigte sich, dass der von Willi Daume geforderten Aktivität natürliche Grenzen gesetzt sind. Fast 40 Prozent der 14- bis 16-jährigen männlichen Jugend sind in Deutschland bereits sportlich organisiert. Die meisten dieser jungen Eisläufer jedoch müssen sich an die straffe Organisation auf der Eisfläche noch gewöhnen. Die Lösung des Problems heisst vorerst: Wer ist der erste oder - Lauf schneller, Genosse!
In der Bundesrepublik bevölkern an jedem Sonntag Millionen Inaktive die Sportplätze als Zuschauer. Zweiunddreissigtausend begleiteten die Spielzüge des l. FC-Köln - im dunklen Trikot - gegen die schwarz-weißen Westfalen von Preußen Münster mit gespannter Aufmerksamkeit. Die wenigen FC-Angriffe waren weitaus gefährlicher als die der Preußen. Hier rettet Torhüter Prott nur der Pfosten. Über weite Strecken operierte der deutsche Fußballmeister mit verstärkter Deckung. Retter in höchster Not war oft der prächtige Kölner Torwart Ewert. Das Unbehagen, das die Kölner schon bei der Fahrt nach Münster-begleitet hatte, wurde in der zweiten Halbzeit noch dadurch gesteigert, dass die Preußen, die zu Hause bisher ungeschlagen sind, in Harald Meyer einen Mittelstürmer haben, der alle erlaubten und unerlaubten Tricks kennt. Als den Münsteranern in den Schlußminuten die Puste ausging, wollten es die Kölner wissen, aber dennoch fielen keine Tore. Das Unentschieden von Münster durfte die deutsche Meister-Elf als Erfolg verbuchen.

Veröffentlichungsdatum:

30.11.1962

Produktionsjahr:

1962

Kameraführung:

Brandes, Klaus; Grund; Rau, Kurt; Rieck, Hans Jürgen; Seib, Gerhard; Starke, Rainer; Woskowitz; Pahl jun.; Pahl sen.; Pete

Rechteinhaber:

Bundesrepublik Deutschland

Produzent:

Deutsche Wochenschau GmbH (Hamburg)

Filmformat:

35 mm

Farbe:

s/w

Ton:

Ton

Sprachen:

deutsch