Die Zeit unter der Lupe 725/1963 17.12.1963

01. Turnen, Eva Bosakova Mannheim - Eva Bosakova, Gewinnerin der Turnweltmeisterschaft 1962 turnt am Schwebebalken. Sie erhält Ehrung als Hauptdarstellrin eines Turnfilms, der den Großen Preis von Mannheim erhalten hat. Eva Bosakova bei Ansprache hinter dem Mikrofon. Eine lachende Zuschauerin, Eva Bosakova zeigt ihre Weltmeisterschaftskür am Schwebebalken und Bodenturnen (Zeitlupe).

02. Nobelpreisverleihung Stockholm. - Einzug des schwedischen Königspaares mit Prinzessinnen und Gefolge, das dann auf Sesseln Platz nimmt. Der König verleiht die Preise an die Physikerin Frau Goeppert Mayer, den Physiker Hans Jensen (Heidelberg) und den Direktor des Max Planck Instituts für Kohlenforschung Karl Ziegler (Chemie). )total). Die 3 Preisträger nebeneinander im Bild (halbnah).

03. Weihung der Kapelle der Köngilchen Garde in England - Bärenmützensoldaten als Spalier, Ankunft von Prinz Philipp (weit) und der Königin Mutter (Wei$) Innenaufnahmen der Kirche. Rückblick auf Zerstörungen während des Krieges durch Bombentreffer und Bergungsarbeiten. Der Altarraum. Der Erzbischof von Canterbury segnet das Haus und spricht (O-Ton). Auszug des Erzbischofs von Canterbury und Prinz Philipp (total).

04. Sicherheit für Präsident Johnson. - Präsident Johnson steigt aus dem Flugzeug, unkenntlich und weit. Eine Motorradeskorte fährt los als Schutz für den Präsidenten. Hubschrauber am Himmel. Fahrt des Wagens durch die Strassen von New York. Johnson und Frau Johnson nach dem Aussteigen kurz im Bild zwischen Menschen.

05. Tänzerin Carmen Amaya wird in Soanien mit Blumen empfangen, Foto von ihren Händen (groß) und ihren Tanzschuhen (groß). Die Tänzerin auf dem Totenbett, beweint von Klageweibern. Der Sarg wird in die Gruft gesenkt. Weinende Spanierinnen. Bilder und Scenen aus dem letzten Film der Tänzerin, Sie tanzt einen rasanten Flamenco. Singendes, Gitarre spielendes und mit den Knöcheln der Finger den Rhytmus schlagendes Volk.

06. Professor Heuss + das Haus von Heuss auf dem Killesberg in Stuttgart. Heuss in seinem Arbeitszimmer am Schreibtisch. Großaufnahme Heuss Profil, mit Zigarre. Heuss schreibend von hinten. Bücher in Großaufnahme. Heuss lesend. 3 Fahnen mit Trauerflor am Mast. Aufbahrung. Abschied der Bevölkerung vor dem Haus des Landtages in Stuttgart. Sie ziehen in langen Reiehn am Sarg vorbei. Die Ehrenwache und Kerzen. Lübke spricht bei dem Trauerakt (O-Ton). Unter den Trauergästen Erhard, Adenauer und Mende (kurz). Die Bischöfe Dibelius und Lilje (kurz). Trauerandacht in der Stiftskriche. Schwenk über den Turm der Stiftskirche zum Portal, wo die Trauergemeinde den Raum verläßt. Der Sarg wird blumengeschmückt zum Waldfriedhof gefahren. Ergriffene Leute an den Strassen. Wagenkolonne. Flammen in Opferschalen am Friedhof. Hinter dem vorangetragenen Sarg das Trauergefolge, Sohn Heuss mit Frau und Tochter, Erhard und Adenauer. Grabstätte mit Kreuz und Christus.

Titelmarke 4,6 m

Sport

Turnen, Eva Bosakova, Mannheim
Kamera: Grund, Starke

Blitzlichter

Nobelpreisverleihung Stockholm
Kamera: Jürgens

Weihung englischer Kapelle in Gegenwart der königl. Familie
Herkunft: Pathe News

Sicherheit f.-Johnson
Herkunft: Metro

Tänzerin Carmen Amaya, Spanien
Herkunft: No-Do, No-Do

Blickpunkt

Professor Heuss + Killesberg bei Stuttgart, Aufbahrung, letzte Aufnahmen, Beerdigung
Kamera: Starke, Grund

Schlußmarke 3,0 m

Sport
Einen Schwebebalken, der ihr gleichsam die Bretter der Welt bedeutet, betrat die Tschechin Eva Bosakova, als sie sich in Mannheim als Turn-Weltmeisterin 1962 und Filmstar dem deutschen Publikum vorstellte. Eva Bosakova spielte die sportliche Hauptrolle in einem Film, für den ihre Regisseurin den Grossen Preis der Stadt Mannheim erhielte. In Mannheim turnte Eva Bosakova dann noch einmal jene Kür, mit der sie sich den Weltmeistertitel erworben hatte. Der Zeitdehner verdeutlicht ihre verspielte Eleganz und ihren herben slawischen Charme, beides vereint mit der in präzise, rhythmische Bewegungen umgesetzten Kraft.

Blitzlichter

Schweden:
Das Blitzlicht der Woche fällt auf den glanzvollen Höhepunkt des Nobelfestes in Stockholm. Der höchste Preis, der in unserer Zeit zu vergeben ist, wird jenen Wissenschaftlern verliehen, die - nach den Worten seines Stifters - "während des verflossenen Jahres der Menschheit einen grossen Dienst erwiesen haben". Die deutsch-gebürtige Frau Goeppert-Mayer, die an der Universität Kalifornien arbeitet, und Hans Jensen von der Universität Heidelberg sind zwei der Nobelpreisträger für Physik. Karl Ziegler, der Direktor des Max-Planck-Instituts für Kohlenforschung, erhielt zusammen mit einem italienischen Forscher den Nobelpreis für Chemie.

England:
Blitzlich auf einen religiösen Festakt in England. Prinz Philip zählte ebenso wie die Königinmutter zu den Repräsentanten der britischen Krone, als die neuerstandene Kapelle der Königlichen Garde vom Erzbischof von Canterbury geweiht wurde. Dieses Gotteshaus steht heute am selben Platz, wo im Juli 1944 eine V2-Rakete das traditionsreiche Gebäude zerstörte. 121 Menschen, die sich hierher geflüchtet hatten, kamen damals ums Leben. Nur der mit kostbaren Mosaiken geschmückte Altarraum blieb verschont. Nun ist er wieder das Herzstück der Kapelle.

Amerika:
Blitzlicht auf den am schärfsten bewachten Menschen der westlichen Welt. 2.000 Polizisten auf Motorrädern, in Hubschraubern, in Autos und zu Fuss überwachten die geheimgehaltene Fahrtroute, als Präsident Johnson New York besuchte. Diese Sicherheitsvorkehrungen sind die bittere Konsequenz nach dem Attentat von Dallas. Sie verdeutlichen die Sorge der Amerikaner um das Leben eines Mannes, der sich entschlossen hat, ohne einen Vizepräsidenten zu regieren.

Spanien:
Blitzlicht schliesslich auf die weltberühmte Tänzerin Carmen Amaya, die dankbar den Boden Spaniens küsste, als sie - umjubelt und geehrt - nach einem Leben auf allen grossen Bühnen dieser Welt in das Dorf ihrer katalanischen Zigeunerfamilie zurückkehrte. Hier, wo der Tod ihr Temperament auslöschte, wo sie - urspanischen Riten gemäss - in Leinen gehüllt, von Klageweibern betrauert wurde, empfing sie das Feuer, das sie zur Tänzerin aufsteigen liess. Carmen Amaya wurde von ihren Landsleuten die grösste Flamenco-Tänzerin dieses Jahrhunderts genannt. Dies ist ihre letzte Filmaufnahme.

Blickpunkt
Dieses kleine Haus auf dem Killesberg in Stuttgart betraten wir im Januar 1963, um den 79jährigen Theodor Heuss zu besuchen. In eine Welt der Erinnerung, umgeben von Büchern, hatte sich jener Mann zurückgezogen, der 10 Jahre lang als lebendiges Vorbild im höchsten Amt der Bundesrepublik gültige Maßstäbe für eine junge Demokratie gefunden und eine missachtete Nation zu neuem Ansehen in der Welt geführt hat. Der Tod unterbrach die Arbeit seiner letzten Jahre. Der zweite Band seiner Memoiren ist ungeschrieben geblieben. Sein unbestechlicher Wille zum Ausgleich hat ihm die Achtung aller gesichert. In der Stunde der Trauer kamen Tausende zu dem Gebäude des Landtags in Stuttgart, um von Theodor Heuss Abschied zu nehmen. Bei einem Staatstrauerakt würdigte Heinrich Lübke, der das Amt von Theodor Heuss als verpflichtendes Erbe übernommen hat, die Verdienste des ersten deutschen Bundespräsidenten:
"Er stärkte in unserem Volke das Gefühl, daß es mit dem Staatsoberhaupt wieder seinen deutschen Staat zurückerhalten hatte. Vieles von dem, was während seiner Amtszeit gewordenist, haben wir ihm zu danken. Unlösbar bleibt auch sein Name verbunden mit dem Wiederaufstieg des deutschen Volkes im freien Teil des Vaterlandes aus der Not der Nachkriegszeit." In der Stiftkirche hielt Alt-Landesbischof D. Martin Haug die Andacht. Von den nächsten Angehörigen und den höchsten Repräsentanten des öffentlichen Lebens begleitet, begann Theodor Heuss seinen Weg zur letzten Ruhestätte. Die vielen, die an den Straßen in stummer Trauer verharrten, haben einen Mitbürger verloren, der sachlich, aber mit menschlicher Wärme seinen Aufgaben nachging. Auf dem Stuttgarter Waldfriedhof, an der Seite seiner 1952 verstorbenen Gattin Elly Heuss-Knapp wurde Theodor Heuss in aller Stille beigesetzt.

Veröffentlichungsdatum:

17.12.1963

Produktionsjahr:

1963

Kameraführung:

Grund; Jürgens; Starke, Rainer

Rechteinhaber:

Bundesrepublik Deutschland

Produzent:

Deutsche Wochenschau GmbH (Hamburg)

Herkunft Fremdmaterial:

No-Do; Metro; Pathé News

Filmformat:

35 mm

Farbe:

s/w

Ton:

Ton

Sprachen:

deutsch