Die Zeit unter der Lupe 729/1964 14.01.1964

01. Stapellauf der Esso Bayern - Werftaufbauten der Howaldt-Werft. Menschen im Gedränge schieben sich vorwärts anlässlich des Stapellaufs, Blick von oben auf die Menschenmasse. verschiedene Teileilstellungen des Schiffs, (groß). Bundesschatzminister Dr. Dollinger unter den Gästen. Eine Dame hebt die Sektflasche und wirft sie gegen den Schiffsbug. Der Sektfleck am Schiffsbug (groß). Das Schiff rollt langsam von den Felgen. Die Kamera an Bord filmt den Stapellauf von oben. Die Esso Bayern im Wasser mit Schleppern. Ein Schlepper zieht das Schiff.

02. Lichtsprechgerät - Ein junger Mann mit einem Sprechgerät in der Hand. Er öffnet das Gerät. Ansicht von innen. Ein Kran trägt ein großes Gefäß. Ein Mann spricht in das Sprechgerät. Der Kranführer gibt Antwort. Eine Frau spricht von dem Balkon durch das Gerät. Der Mann im Auto ruft zurück. Ein Angler ruft durch das Gerät. Ein anderer Mann läuft hinzu. Der Angler zieht einen alten Schuh an der Angel aus dem Wasser.

03. Brezelmaschine - Der Teig in der Brezelmaschine wird zu Brezeln geschlungen. Die Brezeln laufen auf einem Band in der Maschine und laufen aus der Maschine. Ein Arbeiter mit einer Bierflasche in der Hand beist in eine Brezel und trinkt einen Schluck aus der Bierflsche.

04. Neujahrsempfang bei Lübke - Bundespräsident Lübke im Kreis von Diplomaten. Unter den Gästen Bandeskanzler Erhard und Außenminister Schröder.

05. Ulbricht bei Jungen' Pionieren - Ulbricht erhält von einem FDJ-Mädchen einen Blumenstrauß überreicht. Das Mädchen groß im Bild, lächelnd. Ulbricht lachend, groß. Ulbricht im Kreis junger Pioniere

06. Papst Paul bei Segni - Papst Paul fährt stehend im offenen Wagen durch Rom. Begrüßung zwischen dem Papst und Staatspräsident Segni. Papst Paul und Segni. halbnah, allein im Bild.

07. Wahlkampf USA Rockefeller-Goldwater - Senator Berryl Goldwater, nah, allein im Bild. Nelson Rockefeller spricht mit Leuten. Ein rundes Abzeichen "Goldwater" auf dem Jackenaufschlag einer Frau. Lachende Frau. Goldwater spricht (weit), Rockefeller geht zwischen Leuten, reicht ihnen die Hand und spricht zu einem Kind auf dem Arm seiner Mutter.

08. Johnson's "Botschaft über die Lage der Nation" - Präsident Johnson spricht vor dem US-Kongress. Keine Naheinstellungen. Mrs. Johnson und die beiden Töchter Johnson sitzen unter den Zuschauern, allein im Bild.

09. Junge Frau im weißen Kleid läuft im dichten Verkehr über die Strasse. Verschiedene Fußgänger laufen zwischen den Autos von einer Strassenseite zur anderen. Eine mit Autos überfüllt Strasse. Ein Junge mit einem Fahrrad vor einem plötzlich anhaltenden Auto. Rennender dicker Mann.

10. Unfallwagen im Straßenverkehr - Unfallwagen (groß). Blick a us dem Unfallwagen auf die überfüllte Strasse. Eine Strassenbahn von vorn. Aus einem Fenster sieht eine Frau. Die Krankenträger heben die Bahre aus dem Unfallwagen und gehen damit in ein Haus. Ein verletzter Mann mit einem Kopfverband wird auf die Bahre gelegt. Sie tragen ihn die Treppe hinunter. Sie schieben die Bahre in den Unfallwagen. Abfahrt des Unfallwagens, wieder durch dichten Verkehr. Der Begleiter prüft den Verband des Verletzten. Regen. Der Scheibenwischer ist in Tätigkeit. Verstopfte Strasse durch falsch stehende Wagen. Der Unfallwagen wendet und fährt zurück. Schild "Chirurgische Abteilung" "Allgemeines Krankenhaus St. Georg". Sich drehende Warnlichter des Unfallwagens (groß). Interview mit dem Fahrer des Unfallwagens. Er gibt Anweisungen über richtiges Verhalten im Strassenverkehr bei Nahen des Unfallwagens. Einblendungen dieser Scenen in das Interview zur Demonstration.

11. Portrait Hans Frömming - Traberpferde. Großaufnahmen der Köpfe, der Sulkies, der trabenden Beine. Trabendes Pferd (total) mit Hans Frömming. Hans Frömming im Sulky mit Siegerkranz. Siegerkranz und Siegesschleifen hängen an der Wand. Der Siegerkranz (groß). Ein Pferdepfleger reibt den Kopf eines Pferdes trocken und putzt das Pferd, das in der Stallgasse steht. Pferdegeschirre hämgen an der Wand. Der Pflegernimmt' eine Trense ab. Das Pferd wird von ihm aufgezäumt. Säuberung der Hufe. Hans Frömming steht neben den Pferden und gibt den Pflegern Anweisungen, wie die Tiere gezäumt werden solln (O-Ton). Hans Frömming besteigt den Sulky. Traber beim Training (zeitlupe) der Pferdegangart. Frömming spricht ins Mikrofon während des Trainings im Sulky. Frömming steigt ab. Das Pferd wird in den Stall geführt. Schilder mit Pferdenmanen "Torrid Song", "Eidelstedter". Frömming füttert ein Pferd, das mit einer Decke zugedeckt im Stall steht, mit Zucker. Frömming lachend, klopft einem Pferd den Kopf.

Titelmarke 4,6 m

Technik

Stapellauf der ESSO Bayern
Kamera: Rieck, Seib, Jürgens, Zimpel, Labudda

Lichtsprechgerät
Kamera: Vlasdeck

Brezelmaschine
Kamera: Vlasdeck

Augenblicke

Neujahrsempfang bei Lübke
Kamera: Luppa

Ulbricht u. Junge Pioniere
Herkunft: DEFA

Papst Paul bei Segni
Herkunft: Sedi

Wahlkampf USA: Rockefeller-Goldwater
Herkunft: Metro

Johnsons "Botschaft ü. Lage d. Nation
Herkunft: Metro

Unter Der Lupe

Fussgänger b. Überqueren d. Fahrbahn
Herkunft: Polkronika

Unfallwagen im Strassenverkehr
Kamera: Rau, Rieck, Jürgens, Zimpel

Portrait H. Frömming
Kamera: Jürgens
Herkunft: Pathé Journal

Endemarke 3,0 m

Technik:
Einen ungewöhnlichen Stapellauf erlebten die Howaldts-Werke in Hamburg. Tausende waren gekommen, um zu sehen, wie Deutschlands größtes Handelsschiff, die "Esso-Bayern", ein über 91.000 Tonnen großer Tanker mit sehr eigenwilliger Bugkonstruktion zu Wasser gelassen wird. Aber auch die vielen Prominenten, darunter Bundes-Schatzminister Dollinger, mußten sich mit einem Ereignis abfinden, das nach der Tauf-Zeremonie fragende und verwunderte Gesichter hinterließ: Die Elbe führte zu wenig Wasser und der Stapellauf mußte verschoben werden. Dieser wohl seltene Streich der Natur jedoch war wenige Tage später vergessen, als der zweite Teil des Festaktes nachgeholt wurde. Als technische Neuerung zur Verständigung über kurze Distanzen bietet sich ein Gerät an, das durch Lichtstrahlen Töne überträgt, Eine Taschenlampenbatterie liefert Energie und der modulierte Lichtstrahl transportiert den Ton bis auf 300 Meter: "Arnold, der Beton ist fertig, hol ihn gleich!" - "Ja, ist gut, habe verstanden, aber bringe mir gleich meine Brotzeit mit!" Neben der Verwendung auf Baustellen dachten die Erfinder vor allem an die liebevollen Ermahnungen der meistens vergeßlichen Ehefrau: "Hallo, hallo Herbert! Fahre vorsichtig, es ist Glatteis. Und vergiß das Suppengrün nicht. Wiedersehen!" - "Auf Wiedersehen!" Ohne die Kehle zu strapazieren, lassen sich das Lichttelefon Pläne und Absichten in Zukunft besser koordinieren: "Geh weiter Willy, bring den Köcher, ich hab' nen Dicken dran!". Für die Liebhaber süddeutscher Brezel erreichte uns aus München die Nachricht, daß von nun an trotz mangelnder Arbeitskräfte der Bedarf gedeckt werden kann. Zehntausend kunstvoll geknotete Brezel verlassen stündlich die neue vollautomatische Laugenbrezel-Schlingmaschine - wie sie in Fachkreisen genannt wird. Ihre Präzisionsarbeit gewährleistet gleiche Form und gleiches Gewicht für jedes Stücklein willkommenes Novum, denn die unterschiedliche Brezelgröße soll in niederbayrischen Wirtshäusern nicht selten den Anlaß zu Raufereien gegeben haben.

Augenblicke:
Und das waren die Augenblicke der Woche: Bundespräsident Lübke gab den traditionellen Neujahrsempfang für das Diplomatische Corps. Für 89 ordensträchtige, befrackte oder in exotische Gewänder gehüllte Missionschefs begann damit die politische Saison. Zonenmachthaber Walter Ulbricht bekämpft Gerüchte über seinen baldigen Rücktritt durch erhöhte politische Aktivität. Um seiner Person den Anschein kommunistischer Frische zu geben, läßt er sich neuerdings von jungen Pionieren huldigen.
Papst Paul VI. stattete dem italienischen Staatspräsidenten Segni einen offiziellen Besuch ab. Es wird vermutet, daß bei diesem Empfang die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen dem Heiligen Stuhl und den USA zur Sprache gekommen sind. Senator Barry Goldwater und Gouverneur Nelson Rockefeller bewerben sich nachdrücklich um die Präsidentschaftskandidatur der Republikanischen Partei Amerikas. Während sich Goldwater auf den konservativen Süden und Westen stützt, rechnet der liberale Rockefeller mit Anhängern in den dichtbesiedelten Industriegebieten im Osten und im Norden. Präsident Johnson verkündete vor dem US-Kongress seine "Botschaft über die Lage der Nation". Mit seinem Appell gegen Haß und Armut, aber auch durch seine feste Haltung gegenüber den Sowjets, setzte er gleichzeitig für die Demokratische Partei einen Akzent im Vorspiel zur Präsidentenwahl im November.

Unter der Lupe:
In allen Großstädten der Welt bietet sich heute das gleiche Bild: Über verstopfte Straßen bahnen sich mit List und Tücke die letzten Fußgänger ihren Weg durch das Verkehrsgewühl - sehr zum Ärger des Kraftfahrers. für den die Anstrengungen der Fußgänger eher leichtsinnig als komisch sind. Die Disziplin der Autofahrer hingegen steht zur Debatte, wenn mit Blaulicht und Martinshorn die Unfallwagen der Feuerwehr ihren Weg durch das Labyrinth des Verkehrs suchen. Von der Schnelligkeit der Unfallwagen hängt oft genug das Leben eines Menschen ab. Die Fahrt ohne Verzögerung zur nächsten Unfallstation oder zum Krankenhaus ist für den Chauffeur des Unfallwagens eine entscheidende Aufgabe. Im Ernstfall darf er sogar Verkehrsregeln übertreten. Einen Tag lang begleiteten wir den Unfallwagen durch eine deutsche Großstadt und stellten fest, daß Rücksichtlosigkeit und Unbeholfenheit der Autofahrer oft Transportverzögerungen bis zu einer halben Stunde verursachen. Von verantwortlicher Seite wurde dieser Eindruck aus langjähriger Erfahrung bestätigt: "Ja, wir haben manchmal den Eindruck, das die meisten Verkehrsteilnehmer uns nicht genügend ausweichen, vielleicht aus Dickfälligkeit oder aus anderen Gründen, zum anderen können sie auch nicht ausweichen, weil die Verkehrsdichte auf den Straßen ein Ausweichen eben nicht zuläßt. Denn der Kraftfahrer soll bei sehr starkem Straßenverkehr rechts ranfahren, langsam weiterfahren, damit in der Mitte der Straße eine Gasse entsteht, die dann von den Feuerwehrfahrzeugen benutzt werden kann und schnelles Vorankommen gewährleistet." - "Was darf der Verkehrsteilnehmer tun, Herr Polizeidirektor?" - "Er darf die Verkehrsvorschriften überschreiten, um den Unfallwagen Platz zu machen. Er darf unter keinen Umständen andere gefährden, um sich nicht selbst zu gefährden."

Sport:
Die "Zeitlupe" gibt Ihnen heute einen Einblick in eine Art des Pferdesports, die sich durch ein Kuriosum auszeichnet. Für den Trabrennsport wird dem Pferd die schnellste seiner natürlichen Gangarten, der Galopp, abgewöhnt, um in mühevollem Training das mehr ausgeglichene, aber nicht minder kraftvolle und vorwärtsdrängende Traben zu hoher Geschwindigkeit zu entwickeln. Den Altmeister dieses Sports, Johannes Fröming, den wir hier bei einem seiner mehr als 17.000 Rennen mit der Kamera verfolgten, besuchten wir bei seinem täglichen Training auf der Trabrennbahn in Hamburg-Bahrenfeld. Sorgfalt im Detail, gewissenhafte Helfer und unermüdliche Arbeit am Pferd - so versicherte uns Frömming - sind die wichtigsten Voraussetzungen für einen Sieg auf der Rennbahn. Und er, der bisher 4.450 Siege nach Hause gefahren hat, muß es schließlich wissen. Die Anweisungen, die er vor dem Training gibt, hören sich für Laien wie eine Geheimsprache an: "Nimm mal diesen Gummiputz 'runter. Man braucht hier keinen, denn das ist vollkommen überflüssig, und im zweiten Glied nimmst Du die Lockschaft weg und dann spannen wir sie dann im Sulkey an. Ist das klar?" "Ja." "Und diesem Stutten hier, dem müssen wir unbedingt einen Bodenlader geben und die Ohrenklappe auf, ja!? Und bei der nächsten Arbeit läßt Du sie umschlagen, läßt dann geben wir ihr ein Paar Steigeisen, und geh da mal dicht drauf los!" ...

Veröffentlichungsdatum:

14.01.1964

Produktionsjahr:

1964

Kameraführung:

Jürgens; Labudda; Luppa; Rau, Kurt; Rieck, Hans Jürgen; Seib, Gerhard; Vlasdeck, Willy; Zimpel, Werner

Rechteinhaber:

Bundesrepublik Deutschland

Produzent:

Deutsche Wochenschau GmbH (Hamburg)

Herkunft Fremdmaterial:

Pathé Journal; DEFA; Sedi; Polkronika; Metro

Filmformat:

35 mm

Farbe:

s/w

Ton:

Ton

Sprachen:

deutsch