Die Zeit unter der Lupe 744/1964 28.04.1964

01. Messe in Hannover 1964. Masse von Ausstellungsbesuchern geht durch die Ausstellung. Zwischen 2 Riesenkränen ein hoher Schornstein. Eine große Schraube hängt an einem Kran. Schwenk über Küchengeräte, Mixer, eine lange Reihe aufgestellter Messer. Datenverarbeitungsanlage in Betrieb. Elektronische Maschinen mit Schaltbildern, Sicherheitsanzüge für den Arbeitsplatz, Handschuhe, Helm. Lese- und Sortiermaschine. Elektronengehirn.

02. Der letzte Pferdestall, Hamburg. Stallgasse im Pferdestall. Hand nimmt Trense vom Haken. Pferd wird aufgezäumt (total). Mann führt Kaltblütler aus der Stalltür in schmale Gasse. Pferd wird vor dem Wagen eingeschirrt. Pfleger putzt Pferdehuf (groß). Scharrender Pferdefußauf dem Pflaster. Ein Mann füttert 2 Pferde vor dem Wagen aus einer Tüte. Kauendes Pferdemaul vor im Hintergrund vorbeifahrenden Autos. Pferdeohren (groß). Gesicht des Kutschers (groß), Pferdewagen rollen los (total). Blick von hinten durch die Wagenräder auf gehende Pferdebeine. Blick auf die Pferderücken vom Kutschbock. Hände des Kutschers mit Zügeln. Kutscher auf dem Kuschbock (total). Schiffsmasten im Hafen. Hand zieht Bremse des Wagens an. Säcke werden mit Kran vom Lagerhaus hinuntergelassen. Kutscher hängt vor den Pferden die Futterkrippe ein. Köpfe der fressenden Pferde. Der Kutscher am Lastenaufzug (halbtotal). Rangierlokomotive und Lastwagen auf dem Hafengelände, im Vordergrund die stehenden Pferde. Kutscher mit Mütze mit dem Kopf in aufgestützten Händen (groß), Pferdefuhrwerk vor dem Lagerhaus, an dem Lasten hinuntergelassen werden (total). Das Fuhrwerk fährt neben einem Laster (total). Kranführer in drehendem Kran (groß). Drehendes Wagenrad (groß). Pferdebeine (groß), Pferdeschwanz (groß). Tauben picken an Pferdeäpfeln.

03. 40 Jahre Surrealismus, Paris. (Darstellung des Unterbewußten). Bildnis einer nackten Frau in der Badewanne mit einem Messer in der Hand. Fische um sie herum, Männer mit Homburghut groß und klein auf einem Bild. Frau mit eigenartigem Kopfputz, Nackte Figur mit Raubvogel zu Füßen. Nackter Fuß. Schuhe mit hohen dicken Hacken und eingearbeiteten Zehen. Gewand mit Busen hängt an Kleiderständer. Flastik, aufgeschintten mit kleiner Figur im Körper. Nackte Frauen. Gestalt mit Nadel am Kehlkopf. Sommersprossiger Riesenmännerkopf (groß). Dicke Lippen (groß) Auge (groß) Frauenkopf mit Schmetterlingen atatt Augen und Mund. Frauenkopf mit kleinen Perlen, anstatt Lippen. Figur mit vielen Armen.

04. Internationales Sandbahnrennen in München. Zuschauer am Rande der Rennpiste (total). 2 junge Deute in Autokleidung mit Helm bücken sich hinter der Planke bei Vorbeifahrt der Motorräder. Eine Frau versteckt sich hinter dem Rücken ihres Begleiters. Photograph mit Apparat vor dem esicht bückt sich hinter der Planke, Fahrer mit Seitenwagen in der Kurve. Zuschauerin staubt sich Staub vom Mantel. Peter Knott Nr. 29 an der Spitze vor Fritz Prommersberger. Fahrt der Motorräder ohne Seitenwagen. Zuschauer heben sich das Programm vor das Gesicht gegen den Staub. Richter senkt die Zielfahne (groß). Josef Seidl mit Eichenkranz erhält als Siegerpreis einen goldenen Helm aufgesetzt.

05. Kunstturnländerkampf Deutschland Japan in Stuttgart. Takuji Hayata turnt Bodenübungen. Japans beste Turnerin 1963 Ginko Chiba turnt am Stufenbarren. Günther Lyhs turnt am Barren. Er wurde bester Deutscher in der Gesamtwertung. An den Ringen turnt Yukio Endo, Vizeweitmeister im Zwölfkampf 1962 und Sieger dieses Turniers. (Zeitlupe) Shuji Tsurumi turnt am Reck (Zeitlupe) Absprung mit Hechtsprung und ganzer Schraube.

Anfangsmarke 4,6 m

Messe in Hannover

Der letzte Pferdestall
Kamera: Jürgens, Zimpel

40 Jahre Surrealismus, Paris
Herkunft: Pathé Journal

Int. Sandbahnrennen, München
Kamera: Hafner

Kunstturnländerkampf Dtld./Japan in Stuttgart
Kamera: Starke, Grund, Vlasdeck

Endemarke 3,- m

Zusammenhänge:
5.817 Aussteller auf 600.000 Quadratmetern Fläche - das sind zwei Indizien für die größte Industrieschau der Welt, Hannover-Messe 1964.
Streiflichter auf die Konsumgüter-Attraktion: Die neue Industrieform.
Anziehungspunkt für Elektro-Experten: Die Datenverarbeitungsanlage 3003, Symptom für die Messe mit einem neuen Gesicht. Tausende von Knöpfen und Signalzeichen in hochglanz-lackierten Wänden, hinter denen der elektronische Produktionsprozess abläuft - unsichtbar für den Kunden der nur durch die verblüffenden Ergebnisse überzeugt wird.
Zum ersten Mal auf dieser Messe: Schutz und Sicherheit am Arbeitsplatz.
Zeitersparnis durch Automation am Arbeitsplatz: Eine Lese- und Sortiermaschine. Leistung 90.000 Einheiten pro Stunde.
Es drängt sich die Frage auf, wann eine Industriemesse das erste Elektronenhirn zu seinen Besuchern zählen wird, das allein in der Lage ist, die Leistung neuer Produkte zu testen.
Aber noch liegt die absolute Herrschaft des Elektronenhirns in der Zukunft und selbst in unserer hochtechnisiert an Gegenwart treffen wir auf jene Hilfsmittel, die bereits Jahrhunderte überdauert haben. Ein Pferdestall inmitten einer Großstadt unweit des Hamburger Hauptbahnhofes. Es ist fünf Uhr früh, zehn Kaltblüter werden aufgeschirrt und aufgezäumt. Hier, im Hinterhofmilieu, erhalten sie nicht etwa ihr Gnadenbrot. Sie rüsten sich für ihren tagtäglichen Dienst, unentbehrlich für ihren Besitzer, denn - man höre und staune: Sie sind immer noch rentabler als jedes Kraftfahrzeug mit überlegener PS-Zahl.
Um sechs Uhr ist es so weit. Die fünf Wagen des Fuhrunternehmers Burmester rollen zum Hafen.
Zwischen Mammutkränen, Förderbändern und automatischen Ladevorrichtungen beziehen sie ihren Platz - und warten, beim zweiten Frühstück, versteht sich; denn Zeit spielt bei ihnen keine Rolle. Sie kosten keine Steuern und den Verdienst bringt nicht ein hohes Kilometerpensum.
Nur wenige hundert Meter weit ist ihr Transportwege Vom Lagerhaus zur Bahnrampe, mit sieben Tonnen Stückgut.
Ein selten gewordenes Gefährt in einer technisierten Zeit. Doch sein Besitzer weiß was ihm die zehn letzten Pferde im Hamburger Hafen wert sind. Er und manche anderen Bewohner der Großstadt möchten sie nicht missen.

Im Rampenlicht:
Seit 40 Jahren badet Susanna mit gespitzem Messer in einer demolierten Wanne, umwimmelt von kalt-glitzernden Fischen. Vor 40 Jahren trat in Paris eine junge Künstlergilde vor die Öffentlichkeit und prägte in ihrem Manifest - skandalumwittert und schockierend - den Begriff für die künstlerische Erforschung psychischer Zustände: Surrealismus.
Sie beriefen sich auf namhafte Vorgänger und durchstreiften die Jagdgefilde, die Siegmund Freud erschlossen hatte. Das Labyrinth des Unterbewußtseins erklärten sie zum Tummelplatz ihrer künstlerischen Betätigung.
Ein nackter Fuß an der Schwelle zum Diesseits, ein Paar Latschen mit Eigenleben und die weite körperlich-greifbare Welt - verteilt über einen Kleiderständer - wurden zum Ausdruck geheimer Triebkräfte.
Heute steigt für den Surrealismus keine Avantgarde mehr auf die Barrikaden. Was vor 40 Jahren schockierte fanden wir in einer Pariser Ausstellung, die bis Redaktionsschluß ohne Zwischenfälle verlaufen ist.

Sport:
Sinnbilder des Motorsports, Fans, die untertauchen oder zumindest diskret wegsehen, wenn es spannend wird - sie trafen wir, 25.000 an der Zahl - beim großen internationalen Sandbahnrennen in München.
Sechs Mal stauben die 750 Kubikzentimeter schweren Seitenwagenmaschinen vorbei. Die Spitze erkämpft sich die Nummer 29 mit Peter Knott und Fritz Prommersberger. Dann verkündet der süßliche Geruch von sportlich genutztem Benzin das Rennen des Tages. Josef Seidl, mit der Nummer 10 - gefeierter Lokalmatador und hoher Favorit - kämpft gegen eine internationale Elite um den Goldhelm des ADAC.
Josef Seidl gewinnt, was viele Zuschauer an der Bande gebrauchen könnten: Den begehrten goldenen Helm. Übrigens - drei von der Sorte hat er bereits zu Hause.
Der Ruf, Meister der Turnkunst zu sein, eilte ihnen voraus und sie bewiesen ihre hohe Weltklasse Japans Spitzenturner im Länderkampf gegen die deutsche Nationalriege in Stuttgart.
Takuji Hayata, der 23 Jahre alte Student der Universität Tokio.
Eine Einlage von Ginko Chiba, Japans bester Turnerin 1963.
Der deutsche Meister am Barren Günter Lyhs. Zum 22. Mal turnt er in der Nationalmannschaft. In der Gesamtwertung dieses Länderkampfes wurde er bester Deutscher.
Der Vize-Weltmeister im Zwölfkampf 1962. Yukio Endo, ist der überlegene Sieger dieser internationalen Begegnung.
Der Wettkampf endet mit einem großen Punktvorsprung der Japaner. Aber für die Zuschauer dieses Abends war nicht das Resultat entscheidend, sondern das Erlebnis der sicheren Medaillen-Anwärter bei den Olympischen Spielen. Zu ihnen gehört auch Shuji Tsurumi. Sein Abgang vom Reck - ein Hechtsprung mit ganzer Schraube - ist vorher noch nie in Deutschland gezeigt worden.

Veröffentlichungsdatum:

28.04.1964

Produktionsjahr:

1964

Kameraführung:

Grund; Hafner, Anton; Jürgens; Starke, Rainer; Vlasdeck, Willy; Zimpel, Werner

Rechteinhaber:

Bundesrepublik Deutschland

Produzent:

Deutsche Wochenschau GmbH (Hamburg)

Herkunft Fremdmaterial:

Pathé Journal

Filmformat:

35 mm

Farbe:

s/w

Ton:

Ton

Sprachen:

deutsch