Die Zeit unter der Lupe 755/1964 14.07.1964

01. CSU Parteitag München. Erhard und Strauß lächelnd (groß) nebeneinander bei der Begrüßung. Freiherr von Guttenberg neben 2 Politikern (halbtotal). Die Delegierten an langen Tischen (total). Schäffer am Tisch sitzend (halbtotal) Es spricht Strauß (O-Ton) halbtotal). Die klatschenden Politiker. Kameraleute. Strauß geht auf Erhard zu und gibt ihm die Hand (halbtotal).

02. Republikaner Konvent USA. Altmodische Straßenbahn mit Schild "Republican" fährt durch San Franzisco. Mann mit Wahlschildern vor der Brust und Gummielefant auf dem Arm. Leute mit Schildern Scranton laufen auf ein Flugzeug zu. Scranton auf der Flugzeugtreppe, winkend (halb total). Wald von Plakaten "Scraton". Goldwater (groß). Plakate mit Goldwater-Bild. Arbeiter bei der Herrichtung des. Versammlungssaales des Parteikonvents. der Saal (total).

03. Argentinische Guerillas. Männer zeigen Granaten mit russischen Firmenzeichen. Soldaten gehen durch Dschungel, teilweise nur Beine und Füße sichtbar, verhaftete Suerillas.

04. Verleihung des "Goldenen Bären" in Berlin. Der Goldene Bär (groß). Ulvi Dogan, Froduzent, Kegisseur und Schauspieler erhält den "Goldenen Bären" für den türkischen Film "Trockener Sommer". Rod Steiger mit dem Silbernen Bären (groß). Als Zuschauer, klatschen, Hans Söhnker. (halbnah). Die Japanerin Sachiko Hidari erhält den Filmpreis überreicht (halbtotal). Sie spricht (O-Ton) "Dankeschön". Die Zuschauer (total).

05. Ball der "Kleinen weißen Betten", Wohltätigkeitsfest in Baalbek. In den Ruinen eines ehemaligen Emir-Tempels in den libanesischen Bergen sitzen junge Franzosen. Schönes Frauengesicht (groß). Mannequins führen Schmuck vor. Sie gehen in Abendkleidern durch die orientalische Säulenkulisse (total). Bauchtänzerin. Twist der jungen Franzosen.

06. Klavier-Aktion, Berlin. Zwei junge Männer tragen ein Klavier. Der Klavierdeckel wird aufgeklappt. Hand nimmt großen Kammer vom Klavierdeckel. Hand nimmt Schutzhelme von den Tasten eines Klaviers. Die jungen Männer zerschlagen die Klaviere (total). Herumstehende Zuschauer. Beine steigen über die Trümmer der Klaviere.

07. Unfallstory Nr 3. Todesarten. Günter Jerschke sitzt als Beerdigungsunternehmer auf einem Schaukelstuhl neben dem Sarg. Er spricht (O-Ton) Hand mit Harakiri-Dolch (groß). Der Japaner sticht sich ins Herz. Ein Mann reißt den Rachen eines Krokodils auf. Alligatorenkampf. Stierkampf. Der Stier wirft den Torero nieder. Elektrischer Karren mit Anhänger fährt vor. Ein Arbeiter springt auf den Anhänger. Hand des Fahrers am Steuerrad. Der Arbeiter auf dem Anhänger balanciert undsteckt sich eine Zigarette an. Balancierende Beine. Der Fahrer macht ein Ausweichmannöver. Der Arbeiter auf dem Anhänger fällt hinunter. Günter Jerschke hebt den Sargdeckel "Denn bei mir liegen Sie richtig"!

08. Busenfreie Mode. Venus von Milo. Moderne Frauenplastik. Gemälde einer Frau mit freier Brust. Mann sieht sich mit der Lupe Gemälde mit Frauenakt an. Frau mit altmodischem knielangem Badeanzug läuft aus dem Wasser. Vorführung altmodischer knielanger Badeanzüge. Atombombenexplosion. Vorführung von Bikini. Negertänzerin nen mit nacktem Oberkörper. Negertrommler. Mädchen mit Leopardenbikini. Das Oberteil fällt ab. Das Mädchen hält die Hände vor die Brust. Mädchen von hinten mit oberteilfreiem Bikini, geht neben einem Schäferhund, Hand eines Modezeichners, der oberteilfreien Badeanzug zeichnet. Verkäuferin zeigt Kunden BF-Badeanzug. Mädchengesicht (Groß). Mädchen (von hinten) bindet Träger eines oberteilfreien Badeanzuges um den Hals. Mund (groß) Auge (groß) Mädchen dreht sich um und hält ein Schild über den freien Oberkörper. Junger Männerkopf mit Zigarette. Mann mit Bart. Mädchen mit BF-Kleid mit Schleier über dem Ausschnitt. Ein Mann schenkt sich mit erstaunt offen stehendem Mund sein Glas ein. Fotograph. Das Mädchen mit BF-freiem Kleid spricht (O-Ton) groß, mit Glas in der Hand. Modehaus Gloria in Hamburg (total) mit jungem Mädchen vor dem Schaufenster. Mannequin führt Abendkleid mit tiefem Decolte vor. Kleid mit tiefem Ausschnitt, der mit Schleier bedeckt ist. Kleid mit durchbrochenem Muster vorn. Mädchen mit tiefem Ausschnitt, der mit weißem Tuch bedeckt ist. Sie nimmt das Tuch heraus, Während sie der Kamera den Rücken zudreht.

09. Reiten in Aachen: Preis der Nationen. Reiter auf dem Parcours in Aachen. Ein Pferd verweigert. Sprung in Zeitöupe. Ein Reiter fällt nach Sprung über den Doppelochser vom Pferd. Unter den Zuschauern hält eine Frau vor Aufregung die Hand vor den Mund (groß). Hermann Schridde springt den Doppelochser mit Ilona (Zeitlupe). Frau mit großem -ut unter den Zuschauern. Winkler reißt mit Monodie den Ochser. Schockemöhle springt mit Freiherr über den Wassergraben und die Mauer. Raimondo d'Inzeo springt auf Bells of Clonmel. Klatschende Zuschauer. Außenminister Schröder mit einem großen Pokal. Er überreicht dem italienischen Eqipenchef den Pokal und gibt den eitern die Hand. Die Zuschauer mit winkenden Taschentüchern (bildfüllend). Die Reiter beim Ausritt vor der taschentuch winkenden Zuschauermenge. Die italienischen Reiter. Die deutschen Reiter

Anfangsmarke 4,6 m

Informationen

CSU-Parteitag, München
Kamera: Vlasdeck

Republikaner-Konvent, USA
Herkunft: Metro

Argentinische Guerillas
Herkunft: Sucesos

Verleihung d. "Gold. Bären", Berlin
Kamera: Pahl

Ball d. "Kl. weiss. Betten" Wohltätigkeitsfest in Baalbek
Herkunft: Gaumont

Klavier-Aktion, Berlin
Kamera: Pahl

Unfallserie Nr. 3/Todesarten

Blickpunkt

Busenfreie Mode
Kamera: Pahl, Brandes
Herkunft: Pathé Journal

Sport

Reiten, Aachen: Grosser Preis der Nationen
Kamera: Luppa, Grund

Endemarke 3,-m

Informationen:
Der Parteitag der CSU in München brachte nicht die offene Auseinandersetzung mit der Europa-Politik Ludwig Erhards. In seinem Referat überbrückte Franz-Josef Strauß die verschiedenen Ansichten, die sich innerhalb der CDU/CSU zur Frage der europäischen Einigung herauskristallisiert hatten: "Wir spalten uns nicht in die Lager der Gaullisten und der Atlantiker. Wir bringen um die langfristige Stabilisierung der Nordatlantischen Bündnisgemeinschaft."
Das Ziel des Bundeskanzlers, mehr als nur ein deutsch-französisches Zweierbündnis anzustreben, fand hier seine Bestätigung.
San Franzisko lebt in diesen Tagen nur noch von den Parolen zum turbulenten Parteikonvent der Republikaner. Der lautstarke Jubel für William Scranton, den liberalen Bewerber um die Präsidentschaftskandidatur täuscht, denn er selbst hofft nur noch durch ein Wunder gegen Barry Goldwater, den konservativen Senator aus Arizona, gewinnen zu können. Schwere Vorwürfe gegen die demokratische Partei Johnsons und seine Außenpolitik deuten darauf hin, dass der Wahlkampf um den Präsidentenstuhl mit aller Härte geführt werden wird.
Für die berechtigte Sorge südamerikanischer Staaten, das gleiche Schicksal wie Kuba zu erleben, sprechen die letzten Meldungen aus Argentinien. Diese Granaten, die ihre sowjetische Herkunft nicht verleugnen und Waffen mit ausgefeiltem Firmenzeichen stammen von kommunistischen Guerillas, die in den ausgedehnten Dschungelgebieten in der Nähe von Crán festgenommen wurden.
Jeder der Verhafteten bekannte sich zur castro-kommunistischen Taktik: durch Gewalt die Regierung des Landes zu entmachten.
Den 'Goldenen Bären' - Krönung jeder Reise zu den Berliner Filmfestspielen, empfing der Produzent, Regisseur und Schauspieler Ulvi Dogan für den türkischen Film "Trockener Sommer". Als bester Darsteller ehrte die Jury Rod Steiger mit dem Wappentier in Silber.
Gefeierte Hauptdarstellerin: Sachiko Hidari, die es verstand, ihren asiatischen Charme durch ein retorisch verzögertes Schlußwort zu unterstreichen.
Die Creme der französischen High Society durchbrach in diesem Jahr die dreißigjährige Tradition des wohl exklusivsten Wohltätigkeitsfestes. Sie flog über die Grenzen Frankreichs hinaus und wählte eine ehemalige Emir-Residenz in den libanesischen Bergen für ihre prunkvolle Galanacht.
Neben dem vorherrschenden Weiß der Ballkleider besticht der Schmuck im Gesamtwert von 26 Millionen Mark - geliehen von den bekanntesten Juwelieren der Welt - dargeboten von auserwählten Mannequins.
Orientalischer Bauchtanz und ein Twist des altfranzösischen Adels - zwei Extreme auf dem Ball der kleinen weißen Betten zu Gunsten französischer Waisenkinder.
Die Akademiker Berlins - keinesfalls nur die Studenten der Hochschule für Musik trafen sich zum ersten Wettbewerb seiner Art - durchgeführt in harmonischem Gleichklang zwischen Hammer und Klavier.
Nicht etwa blinde Zerstörungswut als Ausdruck anarchistischer Tendenzen bestimmte ihr Tun, sondern ein Programm mit dem Aufruf an die Bürger Berlins: 'Räumt eure Wohnungen von altem Gerümpel und vermietet Zimmer an obdachlose Studierende!'
Die Freie Universität schaffte es in zwölf Minuten, ihr Piano vorschriftsmäßig zu zertrümmern. Ihr Lohn: ein Klavier en miniature - die Zusage für möblierte Zimmer allerdings steht noch aus.

Der gute Tip:
Glauben Sie ja nicht, dass mein Beruf ohne Abwechslung ist. Manchmal - Sie verzeihen mir - ist er bunt wie das Leben. Ich komme nämlich mit allen möglichen Leuten zusammen ...
... mit Leuten, die sich auf japanische Weise ins Jenseits befördern.
... mit Leuten, die sich auf mexikanische Weise ins Jenseits befördern.
... und mit Leuten, die sich auf spanische Weise ins Jenseits befördern.
Bei uns zulande ist folgende Methode beliebt.
Man plant mit echter deutscher Gründlichkeit. Sie wissen ja: Besser schlecht gefahren, als gut gelaufen.
Und jetzt, mein Herr, brauchen Sie nur noch das Gleichgewicht zu verlieren ...
... denn bei mir liegen Sie richtig!

Blickpunkt:
In den Blickpunkt der Weltöffentlichkeit rückten in diesen Wochen -vielgestaltig und unverhüllt - jene erogenen weiblichen Zonen, die im bürgerlichen 19. Jahrhundert nur am Kunstwerk abgetastet werden durften. Erst mit der für unsere Großmütter schockierenden Devise "Gebt das Knie frei!" begann eine neue Renaissance für die modische Kunst sich auszuziehen. Seltsame Hilfestellung leistete dabei im Bikini - Atoll die erste Atombombe. Ihre Schwüle - so sagt man -nötigte zum nabelfreien Zweigeteilten, der in seiner reifsten Phase bereits mehr trägt als verbirgt.
Selbstbewußt gegenüber den sonst so Entwicklungsbedürftigen öffnet schließlich die weiße Frau ihr figurkrönendes Wäschestück, das bisher hochhielt, was zusammengehört.
In den USA kreiert und in Paris mit dem pikanten I-Punkt versehen, erobert die BF-Mode den großstädtischen Markt in Europa und Amerika - eine Mode, die das wohl attraktivste weibliche Werbemittel der öffentlichen Schaulust preisgibt - sofern nicht die Zensur den jugendfreien Riegel davorschiebt.
In Berlin - genußvoll oder skeptisch begutachtet - steht die Besucherin einer Misswahl Reklame für die neue Mode und übergibt alles, was sie hat, den Gesetzen des freien Falls: "Ich fühle mich sehr wohl, um es mal beweisen zu können und den vielen Kritikern, m die immer gezweifelt haben, dass das echt sein könnte!"
In Hamburg präsentiert uns das Modehaus Gloria seine Modelle.
Ein langes Abendkleid, das einladene Dekolleté nordisch-dezent mit Chiffon verhangen - für 650,-- Mark. Ein Kleid zur Cocktailzeit, offenherzig genug, um weniges ahnen zu lassen.
Es sind Modelle, die vielleicht nur von jenen getragen werden sollten, bei denen es ohnehin nicht viel zu sehen gibt. Doch die bisherigen Erfahrungen sprechen dagegen: die BF-Mode hat sich einen Kundenkreis erobert, dem anderen fehlt, um von sich reden zu machen.

Sport:
In der Aachener Soers, einem der angesehensten Turnierplätzen Europas, gipfelte die neun Tage dauernde Begegnung zwischen den Weltstars auf dem Parcours im Preis Preis der Nationen. Ein Hindernis, der Doppeloxer, mit d einer Weite von zwei Mal 1 Meter 80, konzentrierte nahezu die gesamte Schwierigkeit der 670 Meter langen Strecke. Keiner der 28 Reiter schaffte zweimal den schwierigen Doppelsprung.
Hermann Schridde bei seinem gelungenen Sprung über das gefährliche Hindernis.
Hans-Günther Winkler's Romanus hatte sich am Vortage verletzt. Monodie läßt ihn scheitern. Und doch: mit Peter Schmitz und Alwin Schockemöhle auf Freiherr sichert sich das deutsche Team den zweiten Platz, nur um fünf Fehlerpunkte unterboten von der Equipe aus Italien.
An ihrer Spitze: Weltmeister Raimondo d'Inzeo auf dem unbändigen Bells of Clonmel.
Sein Ritt entscheidet über den Preis der Nationen für Italien. An den Pokal aus der Hand des deutschen Außenministers knüpfen sich für diese vier Reiter die Hoffnungen, bei den Olympischen Spielen zu den Besten zu gehören - mit dem traditionellen Abschied aber verbindet Aachen in diesem Jahr seinen Dank an die Reiter-Elite für ihre entscheidenden Bewährungsproben vor Tokio.

Veröffentlichungsdatum:

14.07.1964

Produktionsjahr:

1964

Kameraführung:

Brandes, Klaus; Grund; Luppa; Pahl, Georg; Vlasdeck, Willy

Rechteinhaber:

Bundesrepublik Deutschland

Produzent:

Deutsche Wochenschau GmbH (Hamburg)

Herkunft Fremdmaterial:

Pathé Journal; Gaumont; Sucesos; Metro

Filmformat:

35 mm

Farbe:

s/w

Ton:

Ton

Sprachen:

deutsch