Die Zeit unter der Lupe 783/1965 26.01.1965

01. Vereidigung Johnsons
Das Kapitol in Washington, total. Kuppel des Kapitols, groß, mit wehender amerikanischer Flagge. Johnson spricht den Eid, total. Zwischen dem Richter und Johnson steht Mrs. Johnson mit der Bibel. Johnson bei der Vereidigung, O-Ton: "Preserve, protect and defend ... The constitution of the United States ... The constitution of the United States ... so help you God ... so help me God." Die Anwesenden klatschen. Das stark bewachte Auto Johnsons fährt vor. Autokolonne durch die Straße. Aufmarsch von Truppen. Fahnenträger, Soldaten. Marschierende Truppen, von oben photographiert. Truppen in historischen Uniformen. Johnson und Mrs. Johnson winkend, halbnah. Altmodische Eisenbahn fährt im Zug. Johnson neben Humphrey und den Frauen, klatschend, total. Wagen mit Stern aus Texas im Zug.

02. Erhard bei De Gaulle im Schloß Rambouillet und Rückkehr nach Bonn
Reifenspuren im Schnee. Im Hintergrund Schloß Rambouillet, total. In einer Reihe stehend: Couve de Murville, Schröder, Erhard, De Gaulle, Pompidou, total. Erhard, De Gaulle, Pompidou, halbtotal. Wehende deutsche Fahne vor dem Schloß. Erhard und de Gaulle, Händedruck vor dem Schloß, total. Kameramann mit Regenumhang von hinten mit Kamera, halbnah. Erhard spricht nach Rückkehr in Bonn, halbnah, O-Ton: "Wir haben ganz klare und eindeutige Aussagen des französischen Staatspräsidenten zur Frage der deutschen Wiedervereinigung und eine Zusage, sich an einer neuen Deutschland-Initiative zu beteiligen." Neben ihm stehen Schröder und Höcherl.

03. Rücktritt Gordon Walker
Mann mit Wahlurne. Gordon Walker und Frau gehend, total. Der konservative Kandidat des Wahlbezirkes Deyton Richard Buxton, gehend, total. Kopf eines englischen Polizisten, seitlich, groß. Richard Buxton, vor Mikrofonen, total. Gordon Walker, total. Großaufnahme Gordon Walker. Ein Sprecher verliest das Wahlergebnis, total. Leute auf der Straße klatschen mit erhobenen Händen, halbnah. Walker neben Buxton, halbnah. Leute auf der Straße im Schnee.

04. Warschauer Pakt
Wehende Fahnen, groß. Gomulka bei der Begrüßung von Ankommenden, halbnah. Ulbricht unter Teilnehmern, groß, bei Ankunft. Breschnjew, groß. Gomulka begrüßt Breschnjew, groß und Kossygin. Parkende Wagen vor Verhandlungsgebäude. Teilnehmer an Verhandlungstische, total. Schwenk über den viereckigen Tisch.

05. Evakuierung an der Mauer in Ost Berlin
Stacheldraht, groß. Straßenschild: Sebastianstrasse. Schild: You are leaving the American sector". Fahrverbotsschild: Ausgenommen Reisebusse. Leute tragen Hausrat aus dem Haus. Leute tragen Lasten, im Vordergrund Zonengrenze mit Stacheldraht. Männer packen Schrank auf einen Lastwagen. Eine Frau schiebt Karre mit Hausrat. Schützenpanzerwagen und Schäferhund, daneben Volkspolizist. Lastwagen fahren Hausrat ab. Zuschauer hinter Stacheldraht. Ein Volkspolizist sieht aus Fenster.

06. Agit Pop, Schriftsteller Bazon Brock
Leute sitzen auf dem Kurfürstendamm in Berlin. Beine sitzender Leute, junger Mann teilt Karten aus. Bazon Brock, halbnah, spricht O-Ton und dreht sich um, halbnah: "Um Ihnen zu zeigen, dass ich nicht in böser Absicht komme, drehe ich mich einmal vor Ihnen um." Seine Füße stehen auf dem Berliner Stadtplan. Er liest französische Lyrik aus dem 19. Jahrhundert vor. Bazon Brock spricht und reißt den Mund auf, O-Ton: "Die Augen des jungen Republikaners sind klar. Sehen Sie auf mich. Hier haben Sie eine Öffnung, die meine Mutter gemacht hat. Wenn Sie in meinen Mund sehen, können Sie bis in meine Seele schauen. Was sehen Sie - dass ich ein Dichter bin - innen und außen." Zeitungsseiten mit Schlagzeilen. Auf einem Tisch steht ein Kaffeekessel mit Stacheldraht umwickelt. Bücher auf einem Tisch unter Stacheldraht. Junge Frau ißt von einem Teller, der mit Stacheldraht umwickelt ist. Leselampe mit Stacheldraht. Profil einer jungen Frau, groß, ißt Schwarzbrot, das mit Stacheldraht umwickelt ist. Mädchen, groß, trinkt aus Glast mit Stacheldraht. Apfelsinen und Zitronenschalen auf einem Teller unter Stacheldraht. Bazon Brock mit Hut spricht, O-Ton: "Die Qual der Kunst hat bereits ein Ende. Ich möchte dem Publikum begreiflich machen, sich selbst so zu sehen, wie sie normalerweise Kunstwerke betrachten. Wenn ich auf dem Kopf stehe, so heißt das, dass ich mich anschicke, die Arbeit des Geistes ernst zu nehmen. Und ich stehe sehr lange und sehr gut auf dem Kopf und weiß durchaus jedem zu widerstehen, der versuchen sollte, nur auf seinen zwei Beinen in der Erde einzuwurzeln." Bazon Brock stellt sich auf den Kopf. Sein Blickwinkel, auf dem Kopf stehend. Seine Füße.

07. Hahnenkammrennen: Herrenabfahrt und Spezialslalom
Winterkurort. Skiläufer im Vordergrund. Skiläufer am Start. Läufer im Nebel auf der Piste. Abfahrtslauf. Anderl Moiterer, halbnah, als Zuschauer. Toni Sailer, halbnah mit Kamera. Zuschauer an der Seite der Rennstrecke im Schnee. Ludwig Leitner läuft. Er bremst am Ziel. Mit Sturzhelm nach dem Lauf als Sieger, halbnah. Slalomläufer auf der Piste. Ludwig Leitners Lauf. Er bremst am Ziel. Er wird 2. In der Gesamtwertung. Am Start Jean Claude Killy/ Frankreich. Sein Lauf. Er wird Sieger. Zuschauer klatschen, halbnah. Jean Claude Killy, halbnah.

08. Weltmeisterschaft im Zweierbob
Zweierbob am Start und in den Kurven. Italiens Bob I mit Ruatti/ De Lorenzo auf der Bahn. Sie werden 2. Fahrt des Siegers Antony Nash und Robin Dixon aus England. Die Weltmeister am Ziel, halbnah, auf ihrem Bob.

Anfangsmarke 4,6 m

Informationen:

Vereidigung Johnsons
Herkunft: Metro

Erhard bei de Gaulle u. Rückkehr
Kamera: Starke
Herkunft: Eclair, Pathé Journal

Rücktritt Gordon Walkers
Herkunft: Pathe News

Warschauer Pakt
Herkunft: Polkronika

Evakuierungen a. d. Mauer, Ost-Bln.
Kamera: Pahl

Im Rampenlicht

Agit Pop, Schriftsteller Bazon Brock
Kamera: Pahl, Arndt

Sport

Hahnenkamm-Rennen, Herren-Abfahrt u. Spezial-Slalom
Herkunft: Austria

Weltmeisterschaft im Zweier-Bob, St. Moritz
Herkunft: Cine Journal

Endmarke 3, -m

Informationen:

Der Festzug: Washington feiert die Inauguration Präsident Johnsons:
Am Beginn einer Woche voller politischer Ereignisse steht die Vereidigung des 36. Präsidenten der Vereinigten Staaten. Lady Bird Johnson, die den politischen Aufstieg ihres Mannes von Beginn an unterstützt hat, hielt die Bibel der Familie als Johnson den Eid ablegte.
"Preserve, protect and defend ... The constitution of the United States ... The constitution of the United States ..." so help you God. so help you God."
Dann folgten die drei großen Tage der demokratischen High Society. Gesichert wie kein Präsident Vor ihm fuhr Lyndon B. Johnson den historischen Weg vom Kapitol zum Weißen Haus.
Alle 50 Bundesstaaten erwiesen dem Präsidenten-Paar ihre Reverenz. Eine Parade, die das Ziel Johnsons symbolisiert, die große Gesellschaft Amerikas zu verwirklichen.

Das Gesprächs Neubeginn der deutschfranzösischen Zusammenarbeit in Paris:
Die deutsche Außenpolitik erhielt einen neuen Akzent durch das Gespräch im Schloß von Rambouillet. Die atmosphärischen Störungen zwischen Bonn und Paris wichen dem freundschaftlichen Klima gegenseitigen Vertrauens. Damit ist die Voraussetzung für neue Impulse in der Deutschland- und Europa-Politik gegeben. Die Zuversicht des Bundeskanzlers wird Charles de Gaulle hoffentlich auf seiner bevorstehenden Presse-Konferenz bestätigen.
"Wir haben ganz klare und eindeutige Aussagen des französischen Staatspräsidenten zur Frage der deutschen Wiedervereinigung und eine Zusage, sich an einer neuen Deutschland-Initiative zu beteiligen."

Der Rücktritt: Überraschende Wahlniederlage des britischen Außenministers:
Eine Wahl im Londoner Bezirk Leyton - eigentlich nur eine politische Randerscheinung, endete mit einer politischen Sensation. Zweimal mußte das Ergebnis überprüft werden, bevor man glauben wollte, daß Großbritanniens Außenminister Gordon Walker ein Unterhaus-Mandat nicht zurückgewinnen konnte. Er unterlag dem konservativen Kandidaten Richard Buxton.
Mit diesem Ausgang der Nachwahl schrumpft die Mehrheit der Labour-Partei auf drei Sitze zusammen, und bereits heute mehren sich die Stimmen, durch eine Koalition mit den Liberalen das Kabinett regierungsfähig zu halten. Das Lager der Konservativen wertet dieses Ergebnis als eindeutige Absage an die 100-Tage-Regierung Wilsons. Ihre erste Bewährungsprobe beendete die Karriere eines befähigten Politikers.

Die Konferenz: Politiker des Warschauer Paktes attackieren M L F - Projekt:
Die politische Prominenz aus den 7 Staaten des Warschauer Paktes diskutierte in Warschau Fragen des kommunistischen Militär-Bündnisses. Es ging dabei um die stets wiederkehrende Demonstration der Einheit des sozialistischen Lagers, die sich diesesmal insbesondere an dem bereits in weite Ferne gerückten Projekt der multilateralen Atomstreitmacht der NATO beweisen konnte.
Für den Fall einer Atombewaffnung der Bundesrepublik wurden militärische Gegenmaßnahmen und ein endgültiger Boykott der deutschen Wiedervereinigung angedroht.

Der Gewaltakt: Scharf bewachte Zwangsevakuierungen an der Berliner Mauer:
Einen weiteren Schritt zur Spaltung Berlins unternahmen Einheiten der sowjetzonalen Volksarmee - allerdings ohne Anlaß und ohne den Versuch einer Rechtfertigung. Im Grenzbereich des Bezirks Kreuzberg wurde das Schußfeld im Todesstreifen erweitert. Die Einwohner der angrenzenden Häuser wurden zwangsevakuiert.
Schützenpanzerwagen und scharf abgerichtete Hunde überwachten die Aktion. Doch am Beginn neuer Verhandlungen über die sogenannte humanitäre Passierschein-Regelung scheint der Alltag an der Mauer zu verblassen.

Agit - Pop - Show: In Berlin zelebriert Bazon Brock seine Provokation "deutscher Realität":
Die Kunst hat begonnen, sich auf der Straße - nahe des Rinnsteins - zu etablieren. So will es die "Totale Kunst" und vor allem der totale Kunstanspruch eines gutaussehenden jungen Mannes mit Hut. Mit zwei besetzten Stuhlreihen, dazwischen Passanten des Kurfürsten-Damms, gibt er in Berlin die erste Probe seines Könnens. Dann ruft er die Avantgarde. Bazon Brock, Jahrgang 36, Akademiker der Politik, Literaturwissenschaft und Philosophie und unfreier Schriftsteller - wie er sich selbst nennt.
"Um Ihnen zu zeigen, daß ich nicht in böser Absicht komme, drehe ich mich einmal vor Ihnen um".
In dem Bewußtsein,"die Stadt unter sich zu begraben", tritt er einer Berlinplan mit Füßen, rezitiert französische Urlaubs-Grüße aus dem
19. Jahrhundert und versucht selbstbewußt, auch den letzten Zweifler zu überzeugen, daß er ein Dichter ist.
"Die Augen des jungen Republikaners sind klar. Sehen Sie auf mich. Hier haben Sie eine Öffnung, die meine Mutter gemacht hat. Wenn Sie in meinen Mund sehen, können Sie bis in meine Seele schauen. Was sehen Sie - daß ich ein Dichter bin - innen und außen?"
Mit politischen Pamphleten hatte er sich eingeführt. Mit Agit-Pop brillierte er vor zwei Jahren auf dem Festival der Avantgarde in Paris. Für seine künstlerische Agitation in Berlin wählt er ein deutsches Wohnzimmer - sorgfältig gespickt mit Stacheldraht, um Wiedervereinigungs-Phrasen ein Denkmal zu setzen. Doch wen rührt es schon, wenn eine Phrase die andere ablöst? Auch ein Kopfstand wird daran nichts ändern.
"Die Qual der Kunst hat bereits ein Ende. Ich möchte dem Publikum begreiflich machen, sich selbst so zu sehen, wie sie normalerweise Kunstwerke betrachten. Wenn ich auf dem Kopf stehe, so heißt das, daß ich mich anschicke, die Arbeit des Geistes ernst zu nehmen. Und ich stehe sehr lange und sehr gut auf dem Kopf und weiß durchaus jedem zu widerstehen, der versuchen sollte, nur auf seinen-zwei Beinen in der Erde einzuwurzeln."

Winter - Sport - Stars:
Der zaghafte Winter dieses Jahres machte es dennoch möglich. Das 25. Jubiläums-Rennen am Hahnenkamm in Kitzbühel, das im Vorjahr wegen Schneemangel ausfallen mußte, lockte die Weltelite der Skirenn-Fahrer auf die schnelle Piste. Doch undurchdringlicher Nebel forderte die letzten Reserven an Mut und Konzentration, um den Abfahrtslauf bei Geschwindigkeiten bis 100 Kilometer in der Stunde heil durchzustehen.
Die Senioren Anderl Molterer und Toni Sailer, die für ihren Skiruhm nichts mehr zu tun brauchen, warten auf den Mann mit den längsten Brettern dieses Rennens. Luggi Leitner, der sympathische Landwirt auf 2 Meter 28 Holz fegt mit vollem Risiko über die 3 1/2 Kilometer lange Strecke und gewinnt hauchdünn vor dem Schweizer Willy Favre die Abfahrt.
Doch, die stille Hoffnung des Weltmeisters in der alpinen Kombination, als erster deutscher Hahnenkamm-Sieger heimzufahren, erfüllt sich nicht. Im Spezial-Slalom beherrschen die Franzosen und Österreicher die Spitze.
Elegant und ganz auf Sicherheit bedacht fährt Leitner dem zweiten Platz in der Gesamtwertung entgegen.
Sieger dieses Jubiläums-Rennens wird ein 21-jähriger Hotelier aus Val d'Isere. Jean-Claude Killy, dessen Chancen bei den Olympischen Spielen durch einen Sturz zerschlagen wurden, setzte auch hier alles auf den entscheidenden Lauf und gewinnt.
Die besten Bob-Fahrer der Welt hatten lange warten müssen, bis die Bahn von St. Moritz, schneefrei und spiegelglatt, den Anforderungen früherer und kommender Weltmeister genügte. Drei Nationen, England - Kanada und Italien, waren die erbittertsten Rivalen beim Kampf um den Weltmeistertitel.
Italiens Bob I, mit den früheren Weitmeistern Ruatti/de Lorenzo, glückte in den vier Rennläufen der zweite Platz.
Die Olympia-Sieger von 1964 Antony Nash und Robin Dixon bewiesen, daß sie ihre Hochform der vergangenen Saison noch zu steigern vermochten. Überlegen wie keine Mannschaft seit 1951 holten sie für Großbritannien den Weltmeister-Titel 1965.

Veröffentlichungsdatum:

26.01.1965

Produktionsjahr:

1965

Kameraführung:

Pahl, Georg; Starke, Rainer; Arndt

Rechteinhaber:

Bundesrepublik Deutschland

Produzent:

Deutsche Wochenschau GmbH (Hamburg)

Herkunft Fremdmaterial:

Pathé Journal; Eclair; Austria; Cine Journal; Polkronika; Metro; Pathé News

Filmformat:

35 mm

Farbe:

s/w

Ton:

Ton

Sprachen:

deutsch