Sacherschließung
01. Bundestagssitzung in Berlin
Die Kongresshalle in Berlin, total. Mende vor seinem Auto bei Ankunft, halbnah. Willy Brandt geht bei Ankunft in das Gebäude, halbnah. Bundeskanzler Erhard vor Wagen grüßend, geht in das Gebäude, halbnah. Düsenjäger fliegt über die Kongresshalle. Abgeordnete, total. Gerstenmaier spricht stehend, halbnah O-Ton: "Und sie haben noch nicht einmal den Schein des Rechtes für sich. Ich weise sie im Namen des Deutschen Bundestages mit Nachdruck zurück. Zugleich, meine Damen und Herren, protestieren wir in aller Form gegen die Verkehrsbehinderungen, durch die das in internationalen Verträgen festgelegte Recht auf freien Zugang von und nach Berlin in Zweifel gezogen, ja, in rücksichtsloser Weise verletzt wird. So verwerflich und so brutal das alles ist, sowenig darf es doch uns, meine Kolleginnen und Kollegen, davon abhalten, immer wieder das zu tun, was ein sinnfälliger Ausdruck unseres Rechtes und unserer Pflicht ist, für ganz Deutschland, ich sage für ganz Deutschland, das Wort zu führen." Volkspolizist. Lastwagenfahrer liest am Steuer. Wartende Schlange vor Lastkraftwagen. Fahrt der Kamera an der Fahrzeugschlange vorbei.
02. Sowjets erneuern Warschauer Pakt
Bahnsteig. Breschnjew bei Ankunft, groß. Kossygin bei Ankunft, groß. Fahrzeugkolonne fährt durch Straßen von Warschau. Breschnjew im Wagen stehend, neben Gomulka, halbnah. Winkende Leute am Straßenrand. Versammlungsraum. Photographen. Breschnjew unterschreibt Freundschaftsbündnis, groß, im Hintergrund Gomulka. Kossygin bei Unterschrift, groß. Cyrankiewicz unterschreibt, groß. Breschnjew und Gomulka überreichen sich die Urkunden, total. Händedruck. Klatschen der Konferenzteilnehmer. Schwenk über die Stadt. Fahrt der Wagenkolonne, total. Jubelnde Leute.
03. Kanalisierung des Rheins in Holland
Baustelle mit Kran, total. Montieren von halbkreisförmigen Schleusentoren. Luftaufnahme des Geländes. Schleuse. Staumauer im Bau.
04. Sprengungen an der Saalebrücke
Kameramann, groß. Kameraleute, total. Die Saalebrücke bei Hof mit gesprengtem Mittelstück, total. Männer an der Baustelle. Soldat mit Scheerenfernrohr. Sprengung eines Brückenteils. Brücke stürzt zusammen, total.
05. München: CSU-Parteitag
Versammlungsraum mit Schild CSU - Es Geht Um Deutschland Und Europa an der Wand. Strauss steht auf und geht mit Manuskript unter dem Arm, groß. Strauss spricht am Rednerpult vor Mikrofonen, halbnah. Unter den Zuhörern Frau Strauss, halbnah. Klatschende Zuhörer. Hermann Höcherl bei Wahl des Vorsitzenden der CSU an Wahlurne, halbnah. Münchens Oberbürgermeister Joachim Vogel, halbnah. Schäffer, halbnah. Strauss am Tisch sitzend, halbnah. Nach Wahl steht Strauss auf. Klatschende Teilnehmer.
06. Berlin: Welturaufführung der Oper "Der junge Lord" von Hans Werner Henze
Titel: Klaus Hebecker, groß, steht vor Werner Henze, groß. Fassade der Deutschen Oper Berlin. Opernbesucher beim Eintritt in das Foyer. Aufführung der Oper "Der junge Lord" O-Ton. Klatschende Zuhörer, total. Hans Werner Henze im Gespräch mit Ingeborg Bachmann, halbnah. Klaus Hebecker interviewt Hans Werner Henze, groß. Henze, O-Ton, groß: "Seit dem Rosenkavalier gibt es ja keine nennenswerte heitere Oper in Deutschland mehr, woran liegt das?" - "Das hat stilistische Gründe, glaub ich, hauptsächlich, weil die Musik nach Strauß bis heute Probleme hatte, in denen die Möglichkeiten, heitere Dinge zu machen, nicht enthalten waren, jedenfalls absichtlich heitere nicht - unfreiwillige Heiterkeit ist des öfteren hervorgerufen worden." Spielszenen der Oper, O-Ton (Englischer Lord in deutscher Kleinstadt. Spießbürger ahmen Sitten nach. Lord ist ein Affe). Henze verbeugt sich vor dem Vorhang.
Herkunft / Inhaltsart
Anfangsmarke 4, 6 m
Blickpunkt
Grenze und Bundestagssitzung in Berlin
Kamera: Pahl, Arndt
Informationen
Russ. Delegation in Polen
Herkunft: Polkronika
Neues Rheinbett, Holland
Herkunft: Polygoon
Sprengung der Saala-Brücke bei Hof
Kamera: Vlasdeck
CSU-Parteitag in München
Kamera: Vlasdeck, Hafner
Klaus Hebecker stellt vor:
Hans-Werner Henze: "Der junge Lord", Opern-Welturaufführung in Berlin
Kamera: Seib, Pahl, Arndt
Endemarke 3,- m
Sprechertext
Bonn an der Spree - Erstmals nach 6 1/2 Jahren tagt das Plenum des Deutschen Bundestages in Berlin
Es sollte eine ganz gewöhnliche Arbeitssitzung werden, doch das in 6 1/2 Jahren ungenutzte Recht des Deutschen Bundestages, das Plenum nach Berlin einzuberufen, wurde von den Machthabern in Ost-Berlin als Provokation bezeichnet. Durch fadenscheinige Störmanöver versuchten sie, die Tagung des Parlaments zu verhindern.
Sowjetische Düsenjäger überflogen in geringer Höhe die Kongresshalle und stellten die Berliner Bevölkerung auf eine harte Nervenprobe. Bundestagspräsident Gerstenmaier sagte zu den Bedrohungen aus Pankow:
"Und sie haben noch nicht einmal den Schein des Rechtes für sich. Ich weise sie im Namen des Deutschen Bundestages mit Nachdruck zurück. Zugleich, meine Damen und Herren, protestieren wir in aller Form gegen die Verkehrsbehinderungen, durch die das in internationalen Verträgen festgelegte Recht auf freien Zugang von und nach Berlin in Zweifel gezogen, ja, in rücksichtsloser Weise verletzt wird.
So verwerflich und so brutal das alles ist, so wenig darf es doch uns, meine Kolleginnen und Kollegen, davon abhalten, immer wieder das zu tun, was ein sinnenfälliger Ausdruck unseres Rechtes und unserer Pflicht ist, für ganz Deutschland, ich sage für ganz Deutschland, das Wort zu führen."
Informationen:
Polen: Sowjets erneuern in Warschau den Freundschafts- und Beistandspakt
Mit dem Ausdruck werbenden Lächelns besuchten die Schirmherren Pankows die Volksrepublik Polen. Der sowjetische Ministerpräsident Kossygin und Parteichef Breschnjew waren gekommen, um für die nächsten 20 Jahre die gelockerten Bindungen Polens zur Sowjetunion zu festigen. Sie unterzeichneten in Warschau erneut den Freundschafts- und Beistands-Pakt.
Die sowjetischen Gäste garantierten die Oder/Neiße-Grenze und versicherten den Einwohnern von Breslau, daß diese Stadt niemals wieder zu Deutschland gehören werde.
Holland: Steigender Güterverkehr auf dem Rhein zwingt zu Kanalisierungen:
In Holland nähern sich mehrere Projekte ihrer Vollendung, die den Rhein weiter kanalisieren und sein Wasser durch ausgedehnte Stauanlagen unter Kontrolle halten sollen. Im Werk von Amerongen werden die beiden halbkreisförmigen Schleusentore mit ihrer Spannweite von fast 100 Metern das Treibeis in Fluß halten und den wachsenden Schifffahrts-Verkehr, an dem Holland mit Mehr als 50 % beteiligt ist, beschleunigen helfen. Denn allein auf dem deutschen Rhein-Abschnitt, wurden in den Vorjahren mehr Güter transportiert, als im Fernverkehr auf Deutschlands Straßen.
Mitteldeutschland: Sprengungen an der Saalebrücke:
Kameras beiderseits der Zonengrenze richteten sich dieser Tage auf eine Baustelle, wo am Ende nächsten Jahres eine der seltenen Gemeinschaftsleistungen von Ost und West eingeweiht werden soll. Die Vorbereitungen zum Neubau einer Autobahnbrücke über die Saale bei Hof - von der Bundesrepublik mit 5.5 Millionen finanziert und vom volkseigenen Baukombinat Magdeburg ausgeführt - sind mit diesem Tag so gut wie abgeschlossen. Die letzten brüchigen Bögen und Pfeiler wurden gesprengt.
Die neue Brücke soll jährlich 400.000 Autofahrern den einstündigen Umweg über den Grenzübergang Töpen-Juchhö ersparen.
Bayern: Große Mehrheit für Franz Josef Strauß auf dem Parteitag der CSU:
Die Landesversammlung der CSU in München gipfelte in dem fast dreistündigen Mammut-Referat des in Deutschland zur Zeit meistgenannten Politikers und endete mit einer Wahl ohne Gegenkandidaten. Mehr als 700 Delegierte applaudierten ihrem Vorsitzenden Franz Josef Strauß. Eine große Mehrheit stimmte dafür, daß Franz Josef Strauß auch in den nächsten zwei Jahren die CSU führen soll. Die Frage, wo sein Platz nach der Bundestags-Wahl sein wird, erschöpft sich heute nur in einem umfangreichen Katalog von Spekulationen
Wer Ist Ho Wo Henze?
Klaus Hebecker im Gespräch mit dem prominentesten deutschen Komponisten. - Stürmischer Beifall der Opernfreunde für sein neuestes Werk "Der junge Lord"
Die Deutsche Oper in Berlinerlebte eine mit Spannung erwartete Uraufführung. Hans Werner Henze stellte seine erste komische Oper vor - "Der junge Lord."
Henze fand die harmonische Verbindung zwischen Opera-buffa und einem modernen und doch unkonventionellen Stil. Denn Zwölf-Ton-Musik, so meinte Henzej ist kein Ausdrucksmittel für Heiterkeit, die ihm und seiner Librettistin, Ingeborg Bachmann, hier so gut gelungen ist. Klaus Hebecker sprach mit dem Komponisten:
"Seit dem Rosenkavalier gibt es ja keine nennenswerte heitere Oper in Deutschland mehr, waren liegt das? - Das hat stilistische Gründe, glaub ich, hauptsächlich, weil die Musik nach Strauß bis heute Probleme hatte, in denen die Möglichkeit, heitere Dinge zu machen, nicht enthalten waren, jedenfalls absichtlich heitere nicht - unfreiwillige Heiterkeit ist des Öfteren hervorgerufen worden.
Herr Henze, Ihre Oper? "Der junge Lord" spielt in Der Vergangenheit. Haben Sie gesellschaftskritische Akzente gesetzt?
Es gibt einen gesellschaftskritischen Akzent, der aber nicht die Hauptsache dieser Oper ist. Die Hauptsache ist eigentlich das Vergnügen, der Spaß. Ist nur die junge Generation an der Modernen interessiert, oder haben Sie Breitenwirkung. Sind Sie mit Ihrem Publikum zufrieden?
Ich fange an, ganz zufrieden zu sein. Es geht in die größeren Konzertsäle, in die Opern; und ich habe in einigen Städten, besonders in Berlin, in London. auch in New York, neuerdings ein ziemlich grosses Publikum schon für mich gewonnene. Sie haben für Alain Resnais Film "Muriel" zum ersten Mal ein Film-Musik geschrieben. Würde Sie eine gleiche Aufgabe wieder reizen, oder unter welchen Umständen?
Sie könnte mich dann reizen, wenn sie so besonders Ware, vom Regisseur her, wie im Fall "Muriel", wo der Regisseur eben von der Musik etwas ganz besonderes will. Eine normale Klang-Kulisse zu schreiben. würde mich nicht besonders interessieren."
Hans Werner Henze, vor 38 Jahren in Gütersloh geboren, ist kein Dogmatiker. Seine Musik verrät künstlerisches Temperament. Henze versteht es, seine Freude am Komponieren dem Publikum durch seine Musik mitzuteilen.
Und das geschieht in Henze's komischer Oper: Ein junger englischer Lord versetzt eine deutsche Kleinstadt in Aufregung. Ihre spießbürgerlichen Bewohner ahmen unterwürfig die exzentrischen Manieren des Lords nach. Der englische Lord aber, so die bittere Pointe, ist in Wahrheit ein - Affe. Hans Werner Henzes volkstümliche, beschwingte und besonders am Ende gesellschaftskritische Oper gefiel den Premieren. Besuchern auf Anhieb. Der Beifall dauerte 20 Minuten.
Personen im Film
Bachmann, Ingeborg ; Brandt, Willy ; Breschnjew, Leonid ; Cyrankiewicz ; Erhard, Ludwig ; Gerstenmaier, Eugen ; Gomulka, Wladyslaw ; Hebecker, Klaus ; Henze, Hans Werner ; Höcherl, Hermann ; Kossygin, Alexej ; Schäffer, Fritz ; Vogel, Joachim
Orte
Berlin ; Hof ; Holland ; Warschau ; Frankreich ; München ; Ostberlin
Themen
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Gattung
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Genre
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