Die Zeit unter der Lupe 826/1965 23.11.1965

01. Düsseldorf: Diskussion zum Thema "Saubere Leinwand"
Tisch mit Diskussionspartnern auf Bühne, total. Zuhörer im Dunkeln sitzend. Rainer Starke an Kamera, halbnah. Die Diskussionspartner, groß: Werner Höfer, Professor Süsterhenn, Dr. Engelbrecht, Frau Dr. Hedda Heuser, Pfarrer Dr. Klinkhammer. Dr. Wolfram Engelbrecht spricht O-Ton: "Meine Damen und Herren, bei allen anderen Mitteln, Massenmedien gibt es keine Kontrolle. Jedenfalls zur Zeit bei uns nicht. Eine Zensur, wissen wir, findet nicht statt. Das Kino hat sich freiwillig einer Selbstkontrolle unterworfen, einer Selbstkontrolle, der, wohlgemerkt, nicht ein einziger Filmwirtschaftler angehört, und deren Zensoren, wenn man sie mal so nennen soll, zu Hälfte von der öffentlichen Hand ernannt werden, und an denen Vertreter der Kirchen und andere Einrichtungen des öffentlichen Lebens teilhaben."

02. Außenminister Schröder in England
Stadtbild London. Downing Street 10. Wagen des Außenministers Schröder mit Nummernschild, groß. Englischer Polizist, groß. Schröder neben Außenminister Stewart, halbnah, gehend. Händedruck Schröder - Stewart, halbnah. Blitzlichter.

03. Krise in Rhodesien - Mineralölembargo bedroht Wirtschaft
Studenten in Kenia demonstrieren gegen Regierung einer weißen Minderheit in Rhodesien. Umzug mit Transparenten. Sir Humphrey Gibbs, der entmachtete englische Gouverneur von Rhodesien gehend, halbnah.

04. Washington: Prinzessin Margaret als Gast im Weißen Haus
Prinzessin Margaret und Lord Snowdon bei Ankunft, halbnah. Das Denkmal Lincolns. Prinzessin Margaret legt am Grab Kennedys Kranz nieder. Das Grab. Margaret neben Johnson, total. Photographen. Margaret, Johnson, Frau Johnson und Snowdon nebeneinander, total.

05. Karlsruhe: Neuer Forschungsreaktor für Atomreaktor
Das Kernforschungszentrum Karlsruhe. Innenaufnahmen. Stoltenberg bei Einweihung des neuen Reaktors, sitzend, halbnah. Techniker an Elektronenpult.

06. Dortmund: Holiday on Ice in der Westfalenhalle
Truppe auf dem Eis in großem Rad sich drehend. Eistänzerinnen mit langen weiten Röcken und Frisuren der Rokokozeit. Märchenfiguren tanzen als Aufziehpuppen. Großer Hund auf dem Eis. Hund setzt sich auf Schoß von Zuschauern. Eiskomiker Marianne Althammer und Karl Kramer, Weltmeister der Profis im Paarlaufen 1965 bei Schaulauf. Eisläuferin wird in Behälter über Scheiterhaufen angezündet.

07. Catchen - Interview mit Mustafa
Mustafa spricht O-Ton, groß: "Ich bin Mustafa! Ich bin Mustafa, 27 Jahre alt. Ich bin mit einer Hamburgerin verheiratet." - "Man sagt, catchen sei eine Show. Wie können Sie beweisen, dass Sie wirklich Kraft haben?" - "Ja, ich habe 8 Jahre trainiert mit meinem Kopf gegen die Türe und ich kann das machen." - "Haben Sie schon mal beim Catchen wirklichen Schmerz empfunden?" - "Schmerz hat man immer bei solchen Arbeiten, und jeder Gegner ist anders und sie kämpfen als Profi, sie arbeiten für ihren Namen und ihr Geld." - "Wieviel verdienen Sie in diesem Monat?" - "Ja, ist verschieden, 4000 bis 8000 Mark kann man verdienen." - "Welchen Griff oder Schlag eines Gegners fürchten Sie am meisten?" - "Schlimmere Griffe zum Beispiel die Kreuzbrecher kann Sie Ihren ganzen Leben nicht mehr Arbeiten können ... Wenn ich komm in Ring, ich denk überhaupt nicht, was kommt nach oder so. Wenn ich kommt in Ring, ich ring. Was passiert nachher, soll ich das merken. Ich merk das nachher." - "Könnten Sie sich einen schöneren Beruf vorstellen als Catcher?" - "Ich bin seit 17 Jahren im Ring und catchen gehört auch zu meinem Leben. Ohne catchen kann ich nicht, weil das mein, das Hobby und Beruf." - "Wie urteilen Sie über Ihr Publikum?" - "Mein Publikum, ich glaube, die pfeifen für mich, oder irgendwas sie machen. Aber die wollen das auch gerne sehen." Ringer beim Training. Kraftübungen, Kopfstand, Gelenkigkeitsübungen. Ringer beim Ausprobieren von Griffen und Trainingskampf. Mustafa gibt Interview, groß. Mustafa haut mit dem Kopf Brett auf der Wand. Mustafa mit dem Kopf zwischen den Ringseilen. Mustafa wird Handgelenk verdreht, er wird hingeworfen. Mustafa beißt in den Schuh des Gegners. Zuschauerin wendet sich ab. Zuschauerin, groß, Zuschauer mit Zigarette, groß. Zuschauerinnen werden interviewt O-Ton: "Warum lieben Sie catchen?" - "... Ich weiß auch nicht, warum, aber ich gehe eben gern hin, ich seh's eben gern ..." - "... um schöne Männer zu sehen ..." - "... es ist irgendwie schön ..." - "Wünschten Sie, dass Ihre Söhne auch einmal im Turnier des Catchens ihr Geld verdienen?" - "Wenn ich bekomm 8 Kinder, einmal eine Ringermannschaft und eine auch Reserve wenn jemand verletzt ist, meine Kinder von ab 6 Jahre, die müssen auch ringen lernen." Ältere Zuschauerin lacht, junge Frauen geben Antwort. Mustafa im Ring, groß.

Titelmarke

Blickpunkt

Saubere Leinwand-Aktion, Düsseldt.
Kamera: Grund, Starke, Brandes

Informationen

Schröder in London
Herkunft: Pathe News

Krise in Rhodesien
Herkunft: Pathe News

Prinz. Margaret in USA
Herkunft: Metro

Stoltenberg bei Atomreaktor, Karlsruhe
Kamera: Starke

Im Rampenlicht

Holiday on Ice
Kamera: Brandes, Grund, Starke

Unter der Lupe

Catch as Ctach can
Kamera: Rau, Seib

Endemarke

Blickpunkt: Filmzensoren ohne Mandat
Diskussionen um das Geschmacksdiktat durch die Aktion "Saubere Leinwand"
Proteste und Diskussionen um eine Aktion, die sich "Saubere Leinwand" nennt, rückten in dieser Woche in das Blickfeld des Publikums. Werner Höfer leitete in Düsseldorf ein Gespräch zwischen Professor Süsterhenn. Dr. Engelbrecht, Frau Dr. Hedda Heuser und Pfarrer Dr. Klinkhammer. Dr. Wolfram Engelbrecht präzisierte den Standpunkt der Filmwirtschaft.
"Meine Damen und Herren, bei allen anderen Mitteln. Massenmedien gibt es keine Kontrolle. Jedenfalls zur Zeit bei uns nicht. Eine Zensur, wissen wir, findet nicht statt. Das Kino hat sich freiwillig einer Selbstkontrolle unterworfen, einer Selbstkontrolle, der, wohlgemerkt, nicht ein einziger Filmwirtschaftler angehört, und deren Zensoren, wenn man sie mal so nennen soll, zur Hälfte von der öffentlichen Hand ernannt werden, und an denen Vertreter der Kirchen und andere Einrichtungen des öffentlichen Lebens teilhaben."

Informationen:

Das Gespräch: Schröder erzielt engere Zusammenarbeit mit London
Die Aufmerksamkeit Londons richtete sich auf politische Vorgänge hinter verschlossenen Türen. Bundesaussenminister Schröder suchte nach seinen Gesprächen in Paris neue Kontakte mit der britischen Regierung. Häufigere Konsultationen und die Einigung über eine deutsche Beteiligung am atomaren Potential der Nato sind die Ergebnisse des Treffens mit Aussenminister Stewart. Mit einer Einladung für Bundeskanzler Erhard nach London kehrte Schröder in die Bundesrepublik zurück.

Die Krise: Mineralölembargo bedroht die Wirtschaft Rhodesiens
Die Studenten Kenias liefen Sturm gegen die Herrschaft einer weißen Minderheit in Rhodesien. Die wirtschaftlichen Sanktionen, wie sie der Weltsicherheitsrat gegen Rhodesien beschlossen hat, seien unzureichend, obwohl sie das Land in eine Krise zwingen. Die Mineralölreserven beispielsweise reichen nur für 6 Wochen. Sir Humphrey Gibbs, der entmachtete britische Gouverneur in Rhodesien, behauptet seinen Platz und gibt sieh optimistisch. "Wer denkt", sagte er, "ich kämpfe einen verlorenen Kampf, der irrt sich."

Das Diner: Prinzessin Margaret, ersehnter Gast im Weißen Haus
Den nicht Geladenen bleibt eigentlich nur der Selbstmorde, so kommentierte ein amerikanischer Journalist die psychische Situation der Washingtoner High Society beim Besuch Prinzessin Margarets. Mehrere Wochen lang wechselte sie täglich zwei bis drei Mal ihre Garderobe für Empfänge, Standbilder und Gedenkminuten.
Präsident Johnsons 31. Hochzeitstag gipfelte im Arrangement eines Fotos fürs Familienalbum. Adel steht auch in Amerika hoch im Kurs.

Der Fortschritt: Neuer Forschungsreaktor für das Kernzentrum Karlsruhe
Deutschlands Zukunft liegt in Karlsruhe, so urteilen Wissenschaftler und Techniker, die die rasche Entwicklung des Kernforschungszentrums verfolgen. Dieser Tage wurde hier die erste deutsche Konstruktion eines Mehrzweck-Forschungsrektors vorgestellt, Wissenschaftsminister Stoltenberg sicherte den Mitarbeitern zu, daß ihre Leistungen durch zufriedenstellende Honorare vergütet werden. Man weiß, daß hochqualifizierte Wissenschaftler auf dem internationalen Markt Höchstpreise erzielen.

Im Rampenlicht:

Holiday on Ice Internationale Eis-Stars servieren neue Clownerien und Artistik
Große Namen auf dem Eis, ein anscheinend unerschöpfliches Repertoire brillanter Einfälle und seit 21 Jahren eine der zugkräftigsten Veranstaltungen in der ganzen Welt: Holiday on Ice. In der Dortmunder Westfalenhalle brillierten Porzellanfiguren des Rokoko neben Aufziehpuppen aus den Märchenstuben der Vorweihnachtszeit.
Ein treuherziger Hundeblick mit sentimentalem Nebeneffekt eröffnete ein Feuerwerk von Tricks und Komik, das in aller Welt verstanden und belacht wird.
Die Stars unter den großen Namen: Marianne Althammer und Karl-Heinz Kramer, Weltmeister 1965 im professionellen Paarlaufen.
"Holiday on Ice" ist aber keinesfalls wörtlich zu nehmen, denn es gehört nicht zum Ferien-Programm eines Zigeuners, seine Geliebte auf den Scheiterhaufen zu bringen. Doch die Welt der Show hat ihre eigenen Gesetze.

Unter der Lupe
"Ich bin Mustafa!"
Anmerkungen eines Catchers über das Show-Geschäft mit der Kraft
"Ich bin Mustafa, 27 Jahre alt. Ich bin mit einer Hamburgerin Verheiratet."
Sie trainieren hart, denn Kraft ist Geld. Sie rauchen nicht und trinken nur mäßig - Catcher, geschickte Jongleure zwischen Leistung und Bluff. Wo immer sie auftreten - wie hier in Oldenburg - locken sie tausend an den Ring.
Sie faszinieren beim Show-Geschäft mit der Kraft durch vielbestaunte Griffkombinationen und vielleicht auch dadurch, daß sie fast alles tun dürfen, was einem normalen Staatsbürger die Polizei verwehrt. Wir baten Mustafa, das augenblickliche Idol der deutschen Catcher-Gemeinde, um einige Anmerkungen zu seinem Beruf.
"Man sagt, catchen sei eine Show. Wie können Sie Beweisen, daß Sie wirklich Kraft haben?
Ja ich habe 8 Jahre trainiert mit meinem Kopf gegen die Türe und ich kann das machen.
Haben Sie schon mal beim catchen wirklichen Schmerz empfunden?
Schmerz hat man immer bei solchen Arbeiten, und Jeder Gegner ist anders und sie kämpfen als Profi, sie arbeiten für ihren Namen und ihr Geld.
Wieviel verdienen Sie in diesem Monat?
Ja, ist verschieden, 4 bis 8,000 Mark kann man verdienen.
Welchen Griff oder Schlag eines Gegners fürchten Sie am meisten?
Schlimmere Griffe zum Beispiel die Kreuzbrecher kann Sie Ihren ganzen Leben nicht mehr arbeiten können.
Wenn ich komm in Ring, ich denk überhaupt nicht, was kommt nach oder so. Wenn ich komm in Ring, ich ring. Was passiert nachher, soll ich das merken. Ich merk des nachher.
Könnten Sie sich einen schöneren Beruf vorstellen als catchen?
Ich bin seit 17 Jahren im Ring und catchen gehört auch zu meinem Leben. Ohne catchen kann ich nicht, weil das mein, das Hobby und Beruf.
Wie urteilen Sie über Ihr Publikum?
Mein Publikum, ich glaube die pfeifen für mich, oder irgendwas sie machen. Aber die wollen das gerne auch sehen."
"Warum lieben Sie catchen? ... Ich weiß auch nicht, warum, aber ich gehe eben gern hin, ich seh´s's eben gern ...
... um schöne Männer zu sehen ...
... es ist irgendwie: schön ..."
"Wünschten Sie, daß Ihre Söhne auch einmal im Turnier des Catchens ihr Geld verdienen?
Wenn ich bekomm 8 Kinder, einmal eine Ringermannschaft und eine auch Reserve wenn jemand verletzt ist, meine Kinder von ab 6 Jahre die müssen auch ringen lernen."

Veröffentlichungsdatum:

23.11.1965

Produktionsjahr:

1965

Kameraführung:

Brandes, Klaus; Grund; Rau, Kurt; Seib, Gerhard; Starke, Rainer

Rechteinhaber:

Bundesrepublik Deutschland

Produzent:

Deutsche Wochenschau GmbH (Hamburg)

Herkunft Fremdmaterial:

Metro; Pathé News

Filmformat:

35 mm

Farbe:

s/w

Ton:

Ton

Sprachen:

deutsch