Sacherschließung
01. Spandau: Entlassung von Albert Speer und Baldur von Schirach
Gefängnistor Spandau. Gitter werden vor Schaulustigen aufgestellt. Kameramänner. Scheinwerfer. 2 Autos mit Scheinwerfern fahren aus Tor. Kameraobjektiv. Schirach gibt im Hilton ein Presseinterview. Kameramänner. Speer neben seiner Frau. Speer, groß, gibt Presseinterview, O-Ton: "Vielleicht erzähl' ich Ihnen kurz, wie die 2-3 letzten Tage vergangen sind. Vielleicht ganz interessant für Sie. Natürlich war es doch recht aufregend. Aber ich bin glücklich, dass ich hier nun wieder draußen bin nach 20 Jahren." - "Ist er normal, ist er geistig normal?" - "Ich glaube, ein Mensch, der diese Strapaze durchhält, sich 2-3 Tage in diesem Trubel des Verabschiedens gut zu halten, zeigt eine große Nervenstärke. Mehr möchte ich nicht sagen. Denn ob normal oder nicht, das ist eine Frage der Ärzte." Wachwechsel in Spandau. Französische Truppen marschieren ein, englische Truppen marschieren aus. Uhr zeigt 12 Uhr.
02. 20 Jahre Nordrhein-Westfalen
Trümmer Nordrhein-Westfalen. Zerstörte Industrieanlagen. Das wiederaufgebaute Land. Fahraufnahme an Wohnsiedlung vorbei. Hochhaus. Festsitzung in Düsseldorf am 20. Jahrestag. Meyers sitzt neben Schröder, groß. Weyer, halbnah. Meyers hält Ansprache, groß, O-Ton: "Wir müssen und wir werden das Gesicht dieses Landes in den kommenden 10 Jahren noch weit mehr verändern, als in den zurückliegenden zwei Jahrzehnten. Jenseits aller technisch-wissenschaftlichen Probleme, jenseits aller unterschiedlichen Wirtschaft und sozialpolitischen Vorstellungen und Forderungen, bleibt dieses Ziel oberste Richtschnur unseres Handelns. Dafür Sorge zu tragen, dass an Rhein und Ruhr, an Weser und Lippe auch zu Beginn des 3. Jahrhunderts unserer Zeitrechnung die Menschen in Freiheit, Sicherheit und Wohlstand leben und arbeiten können." Zuhörer klatschen.
03. Holland: Transport von Ölbohrinsel nach Nigeria
Ölbohrinsel, total. Teileinstellung der größten Ölbohrinsel. Die Ölbohrinsel wird von Frachter gezogen.
04. England: Stabilisator für LKW
LKW fährt in Kurve und schleudert und dreht sich um sich selbst. Einbau einer Sicherheitsvorrichtung bei Betätigung der Bremse. LKW fährt in Kurve und kommt ohne Schleudern zum Stehen.
05. England: Unterwasserpanzer
Panzer mit hohem Aufbau taucht aus Wasser auf und fährt an Land. Panzer fährt durch unwegsames Gelände.
06. England: Panzerspähwagen
Panzerspähwagen überwindet Hindernisse im Gelände. Vorderrad fliegt in hohem Bogen ab. Panzerspähwagen fährt auf 5 Rädern weiter.
07. England: Senkrechtstarter P 1127
Senkrechtstarter landet auf kleinem Fleck in Waldlichtung und startet.
08. Unfallstory - Verkehrswege
Aufschlüsselung aus UFA 532/ 4 - gleicher Schnitt. Titel: Aber so lebt sich's schlecht - Bild: Feuerwehrmänner bei Brandlöschung. Feuerwehrmänner laufen und tragen Bahre. Rauch. Joachim Teege mit Feuerwehrhelm kommt aus Rauch und spricht O-Ton. Mann wird vor ihm vorbeigetragen. Labudda packt Kisten vor Tür mit Schrift Notausgang Freihalten. Drehendes Warnlicht von Unfallwagen. Feuerwehrmänner öffnen Notausgangstür, Kisten fallen ihnen entgegen. Feuerwehrmänner steigen an Kisten vorbei in Qualm. Joachim Teege spricht: "Das Legen ist der Güter Höchstes" sagt Heinrich Heine "aber so" - Bild von Mann unter Sauerstoffzelt - "lebt sich's schlecht."
09. Hamburg: Fußball HSV - München 1860 3:2
Aufschlüsselung aus UFA 532/ 6 - gleicher Schnitt. Titel: Der Favoritenschreck - Bild: Zuschauer mit beiden Händen am Kopf. Fußballzuschauer in erregter Diskussion. Spiel. Torschuß von Brunnenmeier für München 1860, ZL. Älterer Zuschauer mit Zigarre. München im Angriff. Zuschauer ruft. Küppers schießt das 2:0. Zuschauer lacht. Schulz, HSV, spielt vor. Uwe Seeler köpft ins Tor, ZL. Zuschauer, total, schwenken Fahnen. 2. Halbzeit: Abwehr vor dem HSV Tor, ZL. HSV stürmt. Zuschauer droht mit Zeigefinger. Elfmeter für den HSV. Torschuß. Fahrian wirft sich in die falsche Ecke, ZL. Gert Dörfel schießt ein zum 3:2.
Herkunft / Inhaltsart
Titelmarke
Zeitbühne
20 Jahre Nordrhein-Westfalen
Kamera: Starke, Luppa
Herkunft: Archiv
Blickpunkt
Speer und Schirach entlassen
Kamera: Brandes, Rühe
Technik
Holländ. Ölbohrinsel
Herkunft: Polygoon
Stabilisator für LKW, tauchfähiger Panzer Panzerspähwagen Senkrechtstarter
Herkunft: Pathe News
Der gute Tip
Unfallserie: Verkehrswege
Sport
Fußball: HSV/ München 1860
Kamera: Jürgens
A und E
Sprechertext
Zeitgeschichte
Ein Land aus der Retorte 20 Jahre alt Nordrhein-Westfalen vor neuen Aufgaben Festakt im Düsseldorfer Schumann-Saal
Deutschland in der Stunde Null. Was die Bomben verschont hatten, demontierten die Siegermächte. Und doch sollte in dieser Kraterlandschaft einmal das volkreichste und wohlhabendste Land der künftigen Bundesrepublik entstehen. Eine der Siegermächte, England, legte den Grundstein zu dieser Entwicklung, Vor 20 Jahren, 1946, wurden die ehemals preußischen Provinzen Rheinland und Westfalen zum Land Nordrhein-Westfalen vereinigt.
Das Land aus der Retorte überzeugte alle Zweifler: In zwei Jahrzehnten entwickelte es sich zum wirtschaftlichen Rückgrat der Bundesrepublik, Nordrhein-Westfalen nahm 3 1/2 Millionen Flüchtlinge auf, sorgte für Arbeitsplätze und verhalf seiner Bevölkerung zum höchsten Pro-Kopf-Einkommen. Doch dieser Wohlstand ist heute gefährdet: 220000 Bergarbeiter mußten bisher ihren Beruf wechseln. Sorgen klangen auch an, als die Spitzen aus Politik und Wirtschaft im Düsseldorfer Schumannsaal des 20. Jahrestages Nordrhein-Westfalens gedachten. Ministerpräsident Meyers wies auf die künftigen Aufgaben hin, die das Land zu bewältigen hat.
"Wir müssen und wir werden das Gesicht dieses Landes in den kommenden 10 Jahren noch weit mehr verändern, als in den zurückliegenden zwei Jahrzehnten. Jenseits aller technisch-wissenschaftlichen Probleme, jenseits aller unterschiedlichen Wirtschaft und sozialpolitischen Vorstellungen und Forderungen, bleibt dieses Ziel oberste Richtschnur unseres Handelns, Dafür Sorge zu tragen, daß an Rhein und Ruhr, an Weser und Lippe auch zu Beginn des 3. Jahrtausends unserer Zeitrechnung die Menschen in Freiheit, Sicherheit und Wohlstand leben und arbeiten können."
Blickpunkt
Null Uhr in Berlin-Spandau Speer und von Schirach nach 20 Jahren entlassen Volksfeststimmung zu nächtlicher Stunde herrschte vor den Toren des Spandauer Kriegsverbrechergefängnisses. Eine tausendköpfige Menge wollte bestaunen, auf welche auffällige Weise zwei maßgebliche Erbauer des tausendjährigen Reiches den Weg in die Freiheit antraten.
Albert Speer, der als Hitlers Rüstungsminister nach seinen eigenen Worten den totalen Krieg um 18 Monate verlängern half, und Baldur von Schirach, der große Verführer der deutschen Jugend, suchten nicht etwa Stille und Abgeschiedenheit.
In einem feudalen Hotel empfing Schirach die internationale Presse. Eine große Illustrierte fand es richtig, seine Memoiren für eine sechsstellige Summe zu kaufen.
Jovial grüßend präsentierte sich Albert Speer der Öffentlichkeit in einem Prominenten-Hotel:
"Vielleicht erzähl' ich Ihnen kurz, wie die 2-3 letzten Tage vergangen sind. Vielleicht ganz interessant für Sie. Natürlich war es doch recht aufregend. Aber ich bin glücklich, daß ich hier nun wieder draußen bin nach 20 Jahren."
Ein Zwischenruf: Ist Rudolf Heß geistig normal?
"Ist er normal, ist er geistig normal?"
"Ich glaube, ein Mensch, der diese Strapaze durchhält, sich 2-3 Tage in diesem Trubel des Verabschiedens gut zu halten, zeigt eine große Nervenstärke. Mehr möchte ich nicht sagen. Denn ob normal oder nicht, das ist eine Frage der Ärzte."
Am nächsten Tag: Wachwechsel für den letzten Insassen des Spandauer Kriegsverbrechergefängnisses: den Lebenslänglichen Rudolf Heß.
Technik Von Morgen
Die größte Ölbohrinsel der Welt, Verkehrssicherheit für LKW, Englischer Panzer mit Schwimmweste, das fünfte Rad am Panzerwagen, der sicherste Senkrechtstarter der Welt
Amerikanische Ölmagnaten gaben das Geld und Holland stellte die Arbeitskräfte. In zwölf Monaten entstand diese 100 Meter hohe Bohrinsel. - Sie ist die zur Zeit größte der Welt.
7000 Kilometer lang ist die Jungfernfahrt der schwimmenden Insel, auf der 75 Männer wohnen und arbeiten. An der Küste Afrikas, in Nigeria, liegt ihr erstes Einsatzgebiet.
Auf einer verkehrsreichen Straße könnte ein solcher Unfall katastrophale Folgen haben. Der Fahrer eines Sattelschleppers hatte bisher kaum die Möglichkeit, sein ins Schleudern geratenes Fahrzeug zu beherrschen.
In England wurde nun eine sinnvolle Erfindung der Öffentlichkeit vorgestellt. Eine Sicherheitsvorrichtung tritt automatisch in Aktion, wenn die Bremsen betätigt werden. Gleichmäßig überträgt sich die Bremskraft auf die einzelnen Räder und das Fahrzeug bleibt sicher in seiner Spur.
Ein Unterwasserpanzer gehörte zu den originellsten Angeboten einer Schau in England, mit der um internationale Kundschaft geworben werden sollte. Die britische Rüstungsindustrie unternimmt große Anstrengungen, um wirtschaftlich über Wasser zu bleiben.
Fachkundige Interessenten aus mehreren Ländern bildeten das Publikum. Die Forschungsabteilung der britischen Armee will durch ihre Experimente verhindern, daß im Ernstfall hochwertige Kampffahrzeuge auf schwierigen Wegen einfach stecken bleiben.
Auch eine 1:3 Steigung bedeutet für den Panzerspähwagen "Saladin" kein Hindernis. Und wenn er einmal in unwegsamem Gelände ein Rad verliert, dann setzt er seine Fahrt auf fünf Rädern fort.
Ein lauschiges Plätzchen mitten im Walde läßt ihn seinen Flug stoppen: neuester Test des britischen Senkrechtstarters P 1127. Er hat inzwischen gelernt, auf einer kleinen Aluminium-Fläche zu landen und zu starten.
Hohe Geschwindigkeit, gute Flugeigenschaften und große taktische Beweglichkeit zeichnen ein Flugzeug aus, mit dem England auch international an führender Stelle liegt.
Unfallmeldung
Atemnot durch Pappkartons - oder die Möglichkeit, Notausgänge zu versperren
"Das ist nun schon der dreißigste Fall in diesem Jahr und ich bin immer noch nicht dahinter gekommen, warum sich die Leute den Weg der Rettung versperren."
"An und für sich ein zuverlässiger Mensch ..." "Acht Jahre Schulzeit - Volksschule - Berufsschule - beileibe kein Analphabet und trotzdem: er konnte nicht lesen." "Der Sinn dieser beiden Worte ging ihm nicht auf. Und dann geschah's ganz unerwartet ..." "Das Leben ist der Güter höchstes ..." "... sagt Heinrich Heine." "Aber so ..." "... lebt sich's schlecht!"
Die Fussballüberraschung
HSV schlägt München 1860 3:2. "Uns Uwe" traf wieder in's Schwarze.
An den Kopf faßt sich in diesen Wochen mancher Fußballanhänger. Nach dem 7. Spieltag der Bundesliga belegen die Favoriten noch immer die unteren Tabellenplätze.
In Hamburg schien der deutsche Meister 1860 München - im dunklen Trikot - schon nach 17 Minuten sicherer Sieger zu sein. Brunnenmeier schoß gegen Schnoor das Führungstor.
Die Löwen griffen sofort weiter an. 60 Sekunden später stand es 2:0 durch ein Tor von Küppers.
Aber der HSV gab nicht auf. Willi Schulz paßte in der 21. Minute zu dem Neuling Rohrschneider. Dessen Flanke köpfte Uwe Seeler - seinem eigenen Ruf verpflichtet - ins gegnerische Tor: nur noch 1:2.
Auch die 2. Halbzeit begann mit gefährlichen Münchner Angriffen. Aber die Kampfkraft der Hamburger bestimmte immer mehr den Spielverlauf. Im Zweikampf mit Uwe Seeler konnte sich Verteidiger Wagner nur durch ein Handspiel retten. Sandmann ließ Torhüter Fahrian in die falsche Ecke springen: 2:2.
Der HSV griff weiter an. In der 87. Minute flankte Bernd Dörfel zu dem überraschend guten Nachwuchsmann Rohrschneider. Dessen Paß leitet Gert Dörfel an Fahrian vorbei zum 3:2 ins Münchner Tor.
Personen im Film
Brunnenmeier ; Labudda ; Meyers, Franz ; Speer, Albert ; Schirach von, Baldur ; Schröder, Gerhard ; Teege, Joachim ; Weyer, Willi ; Dörfel, Gerd ; Fahrian ; Küppers ; Seeler, Uwe ; Schulz, Willi
Orte
Libyen ; England ; Ruhrgebiet ; Berlin ; Spandau ; Holland ; Belgien ; Nordrhein-Westfalen ; Hamburg ; Düsseldorf
Themen
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Gattung
Wochenschau (G)
Genre
Wochenschau