Die Zeit unter der Lupe 900/1967 26.04.1967

01. Kran über den Wolken - Interview mit Kranführer Czech auf dem Postturm
Stadtbild Hamburg, Außenalster. Der Postturm aus verschiedenen Blickwinkeln der Stadt. Werner Czech steigt aus VW. Schwenk über den Postturm. Kran auf der Spitze des Turms. Czech steigt Leiter auf den Turm hinauf. Blick vom Turm über die Stadt. Czech auf der Spitze des Turms. Kameramann Brandes filmt auf Turm. Czech gibt Interview, O-Ton: "Hatten Sie schon ein besonderes Erlebnis?" - "Ja, des nachts bei Nebel ist mir mal oben ein Vogel reingeflogen. Das ist ja nicht alltäglich an und für sich, und da hab ich einen Schreck gekriegt. Oder wenn Nebel ist und man hört Flugzeuge und weiß nicht, woher sie kommen. Da wird einem `n bißchen komisch dabei, nich." - "Würden Sie nochmal eine solche Arbeit annehmen?" - "Ja, zu jeder Zeit, denn das war sehr interessant und hat sehr viel Spaß gemacht." Montierte Kamera wird an Turm hochgezogen. Aufnahmen des Turms bei Fahrt von unten nach oben.

02. Athen: Griechische Unruhen. König Konstantin kämpft um seinen Thron
König Konstantin fährt neben Annemarie im offenen Wagen, mit Irene, total. Junge Griechen winken. Königspaar steigt aus Auto. Konstantin nimmt Parade ab, Truppen und Panzer.

03. Ostberlin: Parteitag der SED
Ulbricht umarmt und küßt Gomulka, halbnah. Ulbricht geht neben Breschnjew, halbnah. Kinder mit Fähnchen. Jugendlich tragen Fahnen. Ulbricht begrüßt Teilnehmer des Parteitages und überreicht Fahne.

04. Bonn: Ankunft Johnsons zur Beisetzung Adenauers
Flugzeug United States of America rollt auf Flugplatz aus im Scheinwerferlicht. Kiesinger auf dem Flugplatz, halbnah. Johnson geht Flugzeugtreppe hinunter. Johnson begrüßt Kiesinger und Brandt, total. Kiesinger geht neben Johnson.

05. Beisetzung Konrad Adenauer
Sarg wird auf Militärfahrzeug gefahren. Schwenk über Kölner Dom. Menschenmasse vor dem Dom. Menschen gehen am Sarg vorbei. Bundeswehr hält Wache am Sarg. Das Bundeshaus. Flagge weht auf Halbmast. De Gaulle, Lübke, Johnson und Kiesinger bei Ankunft im Plenarsaal, total. Die angehörigen Adenauers. Johnson, Lübke, de Gaulle, sitzend, halbnah. Kiesinger spricht O-Ton, halbnah: "Die Zukunft seines Volkes beruhte ihn in einer engen Verbindung Deutschlands mit der freien, westlichen Welt, in der dauernden Versöhnung mit Frankreich und in der Einigung Europas. Konrad Adenauer hat das gelobte Land nicht mehr erreicht, weder die Wiedervereinigung der Deutschen, noch die Einigung Europas. Er hat sie uns als ein großes Vermächtnis hinterlassen. Mögen wir seiner würdig sein." Carlo Schmid und Wehner unter den Zuhörern, halbnah. Ben Gurion, halbnah. Wilson, gehend, halbnah, beim Gang zur Trauerfeier im Kölner Dom. Gepanzertes Auto Johnsons mit Leibwächtern. Johnson steigt vor Dom aus Auto. Gang durch die Kirche. Ankunft de Gaulle im Dom. Kardinal Frings zelebriert die Totenmesse. Johnson neben Kiesinger betend. Bundeswehroffiziere tragen Orden Adenauers und Kränze. Sarg wird getragen. Fahrt zum Rhein. Im Trauerzug die Angehörigen und Politiker. Schnellboot der Bundeswehr auf dem Rhein. Düsenjäger fliegen Ehrenstaffeln. Salutschüsse am Ufer. Beisetzung in Rhöndorf. Der Sarg wird in die Gruft gesenkt. Angehörige werfen Blumen in die Gruft.

Titelmarke

Blickpunkt

Postturmreportage
Kamera: Brandes

Informationen

Konstantin von Griechenland
Herkunft: Athen

SED-Parteitag
Herkunft: DEFA

Johnson-Ankunft
Kamera: Rau, Zimpel, Labudda

Sein letzter Weg

Adenauer-Staatsakt
Kamera: Brandes, Luppa, Jürgens, Zimpel, Wiers, Starke

A und E

Blickpunkt
Aus den entlegensten Ecken der Stadt springt er ins Blickfeld, Hamburgs Postturm, zur Zeit Europas höchstgelegener Arbeitsplatz. Seine Spitze ist besetzt mit einem 25-jährigen Hanseaten: Werner Czech Stundenlohns. Sein Beruf: Kranführer - 210 Meter über der Erde.
Die zweite Hälfte des Turmes: eine Kletterpartie über steile Leitern. Temperatur am Tage unserer Aufnahmen: minus 1 grad bei Windstärke 10. Etwas mehr nur, und der Ausleger des Krans würde es nicht schaffen, sich gegen den Wind bewegen.
"Hatten Sie schon ein besonderes Erlebnis?" "Ja, des machts bei Nebel ist mir oben ein Vogel reingeflogen. Das ist ja nicht alltäglich an und für sich und da hab ich einen Schreck gekriegt. Oder wenn Nebel ist und man hört Flugzeuge und weiß nicht, woher sie kommen. Da wird einen n´bißhen komisch dabei, nich."
Angst vor der Höhe hat Werner Czech nie gekannt. Wie bei Hochartisten wuchs sein Sicherheitsgefühl in den 1 1/2 Jahren, in denen der Turn gebaut wurde.
"Würden Sie nochmal eine solche Arbeit annehmen?" "Ja, zu jeder Zeit, denn das war sehr interessant und hat sehr viel Spaß gemacht."
Dann baten wir Czech um eine Probe seiner Präzisionsarbeit Wir montierten unsere Kamera zur bisher wohl ungewöhnlichsten Beobachtungsfahrt auf einen Turm - eine Traumreise, die einer

Informationen
Zu den Männern der Woche zählt König Konstantin von Griechenland. Wenige Tage nach diesem Bericht begann sein Kampf um den Thron. Ein Staatsstreich setzte die Verfassung außer Kraft. Zwei unruhige Jahre griechischer Innenpolitik erreichten mit der Verhaftung von linksgerichteten Politikern ihren vorläufigen Höhepunkt.
Die Armee, seit langem in Wartestellung, war dem vermutlichen Wahlsieg des königlichen Gegenspielers Papandreou zuvorgekommen. Konstantin. Liebhaber von schnellen in einer Booten, Flugzeugen und Wagen, sah die Rettung seines Throns in einer Militärdiktatur.
Zum meistgeküßten Mann der Woche avancierte Walter Ulbricht. Unter dem Beifall der Ehrengäste auf dem SED-Parteitag wiederlegte der 73-jährige Partei-Chef alle Gerüchte, Verfechter eines nachgiebigen Kurses zu sein Er wies die Bonner Deutschland - Offensive scharf zurück und erklärte vor 2000 Delegierten, erst ein kommunistisches Westdeutschland sei reif für die Wiedervereinigung.
Bestgehüteter Mann der Woche war Lyndon B. Johnson, der seine politischen Geschäfte im Weisenhaus unterbrach, um am Staatsbegräbnis für Konrad Tage aus, um mit Bundeskanzler Kiesinger den umstrittenen auf drei Tage aus, um mit Bundeskanzler den umstrittenen Atom-Sperrvertrag zu erörtern. In mehreren Gesprächen zog Präsident alle Register seiner vielgerühmten Überredungskunst, um den Verdacht zu zerstreuen, daß sich Washington auf Kosten der nichtnuklearen Mächte mit Moskau einigen will.

Sein letzter Weg
Sein letzter Weg hat ihn noch einmal in seine Vaterstadt geführt. Im Hohen Dom zu Köln nimmt die Bevölkerung Abschied von Konrad Adenauer.
Staatsakt im Plenarsaal des Bundestages. Die führenden Staatsmänner der westlichen Welt ehren den ersten deutschen Bundeskanzler und sein Werk.
"Die Zukunft seines Volkes beruhte ihm in engen Verbindung Deutschlands der freien, westlichen Welt, in der dauernden Versöhnung mit Frankreich und in der Einigung mehr erreicht, weder die Wiedervereinigung der Deutschen, noch die Einigung Europas. Er hat sie una als ein grosses Vermächtnis hinterlasen. Mögen wir seiner würdig sein!"
Nur wenige Stunden später. Pontifikalrequiem im Kölner Dom. Unter den Trauergästen der englische Regierungschef Harold Wilson.
Umgeben von Sicherheitsbeamte, in einer gepanzerten Limousine: der Präsident der Vereinigten Staaten, Lyndon B. Johnson.
Und der französische Staatspräsident de Gaulle. Vor fünf Jahren betete er mit seinem Freund Adenauer in Kathedrale von Reims.
Dann zelebriert Kardinal Frings die Totenmesse.
Bundeswehroffiziere tragen die Auszeichnungen voran, die Konrad Adenauer in den 60 Jahren seiner politischen Arbeit erhielt. Die Bundeswehr gibt ihm auf seinem Weg zum Rheinufer das Ehrengeleit
Ein Schnellboot der Bundesmarine übernimmt den Sarg. Diese Fahrt auf dem Rhein entspricht einem Wunsch Konrad Adenauers.
Sein letzter weg endet auf dem Rhöndorfer Waldfriedof.
Auch seine groben Toten - so wurde in diesen Tagen gesagt - sind für ein Volk ein unvergänglicher Reichtum. Glücklich ein Volk, in dessen Erinnerung Menschen wie Konrad Adenauer fortleben.
Hamburg, den 25. April 1967

Veröffentlichungsdatum:

26.04.1967

Produktionsjahr:

1967

Kameraführung:

Brandes, Klaus; Jürgens; Labudda; Luppa; Rau, Kurt; Starke, Rainer; Wiers, Hindericus; Zimpel, Werner

Rechteinhaber:

Bundesrepublik Deutschland

Produzent:

Deutsche Wochenschau GmbH (Hamburg)

Herkunft Fremdmaterial:

DEFA

Filmformat:

35 mm

Farbe:

s/w

Ton:

Ton

Sprachen:

deutsch