Die Zeit unter der Lupe 903/1967 16.05.1967

01. Hamburg: Unfallreport 1967: Fußgänger im Verkehr - Zebrastreifen
Stadtverkehr. Straßenbahn und Autos. VW hält plötzlich vor Zebrastreifen. Frau mit Kinderwagen überquert Straße. Unfallkurve der Zebrastreifenunfälle. Alte Frau läuft über Zebrastreifen. Fußgänger gehen über Zebrastreifen. Autofahrer und Fahrerinnen sprechen über das Verhalten der Fußgänger in Interviews, am Steuer sitzend, groß, O-Ton: "Teils, teils, gute und schlechte." - "Ja, eigentlich keine guten Erfahrungen." - "Gute und schlechte, die Leute sind eigentlich ganz vernünftig." 2 Frauen laufen auf Zebrastreifen unschlüssig vor und zurück. Autos biegen um Kurve. Auto fährt schnell an Zebrastreifen heran und hält plötzlich. Fußgänger geben Interview über Verhalten der Autofahrer, groß, O-Ton: "Ein Auto hält, das andere fährt einen über den Haufen." - "Ich bin sehr vorsichtig. Mal halten Sie, mal nicht, ich bin sehr mißtrauisch." - "Im allgemeinen halten Sie an, vor allen Dingen Ältere. Da fahren sie genau drüber, dass es so kracht, auch wenn man drauf ist." Junge Leute gehen neben Zebrastreifen quer über die Straße. Herr Hansen interviewt Fußgänger über fehlerhaftes Verhalten im Verkehr, O-Ton: "Warum haben Sie den Zebrastreifen nicht benutzt, obwohl Sie dazu verpflichtet sind?" - "Mehr Gewohnheit, nicht." - "Weil ich gerade vom Friseur kam und hier sind wir im Windschatten an dieser Seite, drüben weht es so furchtbar."

02. Sevilla: General Franco besucht Stierkampf
Franco in Menschenmenge. Franco und Frau betreten die Loge in der Stierkampfarena. Leute klatschen. Stier läuft in die Arena. Stier wirft den Torero zu Boden. Stierkämpfer wird herausgetragen. Stierkämpfer kämpft mit dem Stier.

03. Nürnberg: Bundesparteitag der NPD
Junge Leute tragen Transparent Unsere Hoffnung NPD. Saalordner vor geschlossenen Türen von Messehallen. Polizisten. Versammlung von NPD-Anhängern auf der Straße. Adolf von Thadden spricht O-Ton, halbnah: "Alles, was uns nicht umbringt, und derartige Dinge bringen uns nicht um, sie machen uns härter."

04. London: Staatsbesuch König Feisal von Saudi Arabien
Königin Elizabeth fährt mit Feisal in offener Kutsche. Prinz Philip in Kutsche, halbnah. Royal Horse Artillerie bei Vorführung im Hyde Park. Reiter und Geschützfeuer. Feisal und Elizabeth auf Tribüne.

05. Holland: 200 m Brücke beim Transport zu Wasser
Schiffe transportieren fertige Brücke. Durchfahrt unter Brücke mit einem halben Meter Abstand.

06. Unfallserie IV - Folge 2 - Fahren aus Parkplatz vor Bus
Aufschlüsselung aus UFA 564/ 7 - gleicher Schnitt. Jerschke steht in Gruselkabinett mit Verkehrszeichen mit Totenkopf. Zerfahrenes Auto. Skelett hält Tuch als Leinwand für Film. Autos fahren auf der Straße. Wagen dreht sich. Wagen fährt durch Lücke zwischen 2 Fahrzeugen und fällt auseinander. Mann schließt Wagentür auf uns setzt sich in kleinen Wagen. Fahren von Parkplatz an Feierabend. Arbeiter nach Feierabend kommen ihm entgegen. Fahrer fährt aus Tor vor Bus. Zusammenstoß. Umgekippter Kleinwagen. Jerschke: "Denn bei mir liegen sie richtig."

07. Hamburg: Mode und Beat am Jungfernstieg
Beine junger Mädchen mit Miniröcken: Taucher kommt aus Alster. Beatkapelle. Taucher tanzt mit Mädchen. Zuschauerinnen. Schwenk über Rathaus. Mädchen mit Bademoden in den Alsterarkaden. Teenager mit Moden. Beine auf Laufsteg. Vorführung auf Laufsteg nach Beatmusik.

08. Berlin: Fallschirmspringen
Fallschirm landet. Junge Fallschirmspringerin setzt sich Helm auf. Mann zieht Fallschirm an. Auto schleppt die Fallschirmspringer am Seil hoch. Ausklinken des Seils und Landung. Fallschirmspringerin wird hochgeschleppt. Kameraaufnahmen während des Flugs. Verbindungsseil verjüngt sich zum Fahrzeug. Fallschirm landet.

Titelmarke

Unter der Lupe

Zebrastreifen
Kamera: Zimpel, Labudda

Informationen

Franco in Sevilla
Herkunft: No-Do

NDP-Parteitag x
Kamera: Rau

Feisal in London
Herkunft: Pathe News

Brückentransport Niederlande
Herkunft: Polygoon

Der gute Tip

Unfallserie IV / Folge 2

Vorwiegend heiter

Herrenmode am Jungfernstieg
Kamera: Jürgens

Sport

Fallschirmspringen in Berlin
Kamera: Wiers

A und E

Unter der Lupe
3 Stunden lang beobachteten wir einen Zebrastreifen. Dies ist die Hamburger Bilanz des Todes auf einer umstrittenen Verkehrseinrichtung:
1964 starben 70 Menschen auf Zebrastreifen. Nach einem vorübergehenden Rückgang stieg die Kurve 1966 wieder an. Einzelausflüge eiliger Passanten: Typisches Fehlverhalten an Fußgänger-Überwegen, die immer wieder zu Verkehrsfallen werden. In Hamburg sind es jährlich 900 Verletzte, die der Verkehrsschlacht unserer Tage zum Opfer fallen. Autofahrer berichteten von ihren Erfahrungen mit Fußgängern:
"Teil, teils, gute und schlechte. Ja, eigentlich keine guten Erfahrungen. Gute und schlechte, die Leute sind eigentlich ganz vernünftig."
Zu den Verkehrsopfern auf Zebrastreifen zählen vor allem ältere Menschen, deren Unsicherheit und Ängstlichkeit die Autofahrer oft zu falschen Reaktionen verleiten. Die im Polizeiprotokoll am häufigsten verzeichnete Autofahrer-Sünde: zu schnelles und rücksichtsloses Heranfahren an gekennzeichnete Fußgängerwege.
Die meißten Fußgänger sammelten auf Zebrastreifen schlechte Erfahrungen. Hier ihre Meinung über die Autofahrer:
"Ein Auto hält, das andere fährt einen über den Haufen. Ich bin sehr vorsichtig. Mal halten sie, mal nicht, ich bin sehr mißtrauisch. Im allgemeinen halten sie an, vor allen Dingen Ältere. Da fahren sie genau drüber, daß es so kracht, auch wenn man drauf ist."
Doch auch viele Fußgänger verhalten sich auf Übergängen falsch. Das scheint jenen Kritikern rechtzugeben, die eine Verkehrsprüfung auch für Fußgänger fordern:
"Warum haben Sie den Zebrastreifen nicht benutzt, obwohl Sie dazu verpflichtet sind?" Mehr Gewohnheit, nicht. Weil ich grad vom Friseur kam und hier sind wir im Windschatten an dieser Seite, drüben weht es so furchtbar."

Informationen
General Franco, in letzter Zeit zunehmend unter dem Druck demokratisch gesinnter Studenten und Arbeiter, benutzte eine Provinzreise zu einem Abstecher in die Arena von Sevilla. Schon der erste Stierkampf zeigte, daß der angekündigten Schirmherrschaft des Roten Kreuzes nicht nur symbolische Bedeutung zukam.
Noch während Sevillas Lokal-Matadore ihrem lädierten Kollegen auf die Beine halfen, demonstrierte der nächste Stierkämpfer seinen unbeirrbaren Glauben an Spaniens Nationalsport.
Der Bundesparteitag der NPD endete vor verschlossenen Türen, bevor er begonnen hatte. Nach einem zumindest unklugen Beschluß der Nürnberger Stadtväter schlüpften Deutschlands Rechtsextreme dankbar in die Rolle des politischen Märtyrers:
"Alles, was uns nicht umbringt, und derartige Dinge bringen uns nicht um, sie machen uns härter."
Adolf von Thadden wollte sich in der nun versperrten Messehalle zum Boss der neuen nationalen Rechten wählen lassen. Die Haltung der Stadt Nürnberg nahm er dankbar zum Anlaß, von der Hinfälligkeit seiner gespaltenen Partei abzulenken.
Mit einer Ehrung besonderer Art bedachte Königin Elisabeth ihren Gast der Woche: Feisal von Saudiarabien, König, Regierungschef und Außenminister in einer Person, bewunderte im Londoner Hyde-Park ein Museumsstück englischer Kriegsgeschichte. Die Royal Horse-Artillerie bewies, daß sie auch heute noch einsatzbereit ist.
Stärkeres Interesse zeigte der Monarch indes für Englands Flugzeugindustrie. Feisal erwartet Auseinandersetzungen mit Ägypten, wenn die letzten britischen Truppen den Stützpunkt Aden verlassen haben.
Das Frachtgut der Woche entdeckten wir in Holland Eine 206 Meter lange Brücke sollte in einem Stück an ihren künftigen Standort transportiert werden. Die sieben Brücken auf dem 55 Kilometer langen Wasserweg stellten Hollands Lotsen vor die Aufgabe ihres Lebens.
Die Brücke von Spijkenisse forderte zu höchster Manövrierkunst heraus: Der Spielraum zwischen schwimmender und stehender Brücke betrug einen halben Meter. Nach 10 Stunden Fahrzeit hatten 2.400 Tonnen Stahl ohne Schrammen ihren Bestimmungsort erreicht.

Der gute Tip
"In meiner Fahrschule für Lebensmüde habe ich eine Erfolgsmethode für alle diejenigen entwickelt, die auf der Straße das Risiko lieben.
In diesem Auto saß einer meiner fleissigsten Schüler. Ihm gab ich spezielle Anregungen mit einem meiner Lehrfilme.
Es gibt aber auch einfachere Methoden ... zum Beispiel mein Tip für den Feierabend.
Denken Sie einzig und allein an's schnelle Heimkommen und kümmern Sie sich nicht um die anderen ... geben Sie einfach Gas.
Denn bei mir liegen Sie richtig!"

Vorwiegend heiter
Maigefühle explodierten in Hamburgs Prachtstraße. Für 3 Stunden gehörte der Jungfernstieg einer Beat-Band, einem 23-jährigen Modeschöpfer und Seinen Modellen. 3 Stunden lang artikulierte das Happening aus Mode und Beat den Traum von Jugend und Freiheit - am Ufer der Alster, in der festtäglich leeren City.
Zwischen Börse und Banken herrschte für einen Nachmittag ein junger Mode-Avantgardist. Zwischen Jungfernstieg und Alster begeisterten sich 400 Jung-Bürger für die Idee einer modischen Mini-Revolution in Hamburg

Sport
90 Berliner Luftsportler - darunter Ehepaare und junge Damen, die auf Anschluß in der Luft hoffen - üben seit einiger Zeit genau bemessene Sprünge im Berliner Luftkorridor. Mehr lässt das alliierte Kontrollratsgesetz nicht zu: Flugsport über Berlin ist bis auf weiteres es verboten.
Berlins Fallschirmspringer benutzten eine neue Methode für Trainings und Vergnügungssprünge. Eingehängt in einen Spezialschirm lassen sie sich in ihrer Freizeit von einem Auto in Höhen bis zu 50 Metern ziehen, um dann stilgerecht auf die Erde zurückzufallen, nur beobachtet von mitteldeutschen Grenzposten. Denn ihr Trainingsgebiet liegt an der Sektorengrenze.
Unsere Kamera flog mit, als der Berliner Club für reguläre Fallschirmwettbewerbe trainierte. Ihr Erlebnis: ein bescheidener Höhenrausch im streng reglementierten Flugraum über Berlin.
Hamburg, den 16. Mai 1967

Veröffentlichungsdatum:

16.05.1967

Produktionsjahr:

1967

Kameraführung:

Jürgens; Labudda; Rau, Kurt; Wiers, Hindericus; Zimpel, Werner

Rechteinhaber:

Bundesrepublik Deutschland

Produzent:

Deutsche Wochenschau GmbH (Hamburg)

Herkunft Fremdmaterial:

Polygon; No-Do; Pathé News

Filmformat:

35 mm

Farbe:

s/w

Ton:

Ton

Sprachen:

deutsch