Sacherschließung
01. Berlin: Vietnam-Kongress
Vietnam-Stern, groß. Rudi Dutschke, lachend, halbnah, im Gespräch. Plakate Für den Sieg der Vietnamesischen Revolution - Die Pflicht eines jeden Revolutionärs ist es, die Revolution zu machen. Versammlung der Linksradikalen. Jugendliche klatschen, unter ihnen Rudi Dutschke, halbnah. Schriftsteller Peter Weiss spricht O-Ton: "Die Repräsentanten der Regierung weigern sich mit uns zu reden. So konfrontieren wir sie mit der Kraft der kämpferischen Demonstration." Berliner Rechtsanwalt protestiert über die Mikrofone gegen die Versammlung. Er wird Gewalt aus dem Saal entfernt. Umzug durch die Straße. Im Zug Rudi Dutschke. Plakat von Ho Chi Minh, groß. Transparente gegen Vietnamkrieg. Laufschritt. Klaus Schütz spricht O-Ton, halbnah und groß über die Situation: "Dies war ein schwieriges Wochenende, und höchstwahrscheinlich müssen wir uns in der Bundesrepublik noch auf weitere Schwierigkeiten einstellen. Hier versucht eine kleine Minderheit, Unordnung und Chaos in unsere Städte und Gemeinden zu tragen. Aber Unordnung und Chaos muss bekämpft werden mit den Mitteln, die uns zur Verfügung stehen, die uns ein freiheitlicher Rechtsstaat in die Hände gibt."
02. Paris: Kiesinger in Paris zu Arbeitsbesprechungen
Kiesinger steigt aus Auto: Brandt bei Ankunft, halbnah. Schröder bei Ankunft, halbnah. De Gaulle neben Kiesinger, Brandt und Pompidou, total, vor Elysée Palast. Kameramann dreht. Vorhang hinter Fenster wird zugezogen. Politiker an Tisch bei Konferenz.
03. Schweiz: Tollwut
Schäferhund und Dackel gehen an Leine im Schnee. Schild Tollwut. Toter Fuchs liegt an der Straße. Kinder nähern sich dem Fuchs. Förster tut Tier in Plastiksack. In Institut wird totes Tier untersucht. Gehirn des Tieres wird nach Tollwutviren untersucht.
04. London: Möbelmesse mit aufblasbaren Kunststoffmöbeln
Mit Staubsauger wird Plastikstoff aufgeblasen. Junge Mädchen sitzen auf Plastiksofa. Durchsichtiges Möbelstück. Sessel aus Plastik, aufblasbar.
05. Düsseldorf: Haarmode "Air-Look"
Drehender Propeller von Flugzeug, von vorn. Mädchen mit wehenden Haaren, groß. Fliegendes Flugzeug. Frauenprofil mit Locken, groß. Friseur frisiert Haare. Mädchen, wie Stewardessen gekleidet, führen Frisuren vor. Augen, groß.
06. Grenoble: Winterolympiade
Olympisches Feuer brennt in Schale. Abschlußfeier. Fahne wird eingeholt. Skiläuferinnen. 500 m Eisschnelllauf Herren: Start. Erhard Keller läuft gegen Robert Boucher/ Kanada. Erhard Keller siegt und gewinnt die Goldmedaille. Siegerehrung für Erhard Keller, halbnah, neben ihm die beiden Silbermedaillengewinner Thomassen/ Norwegen und Morderott/ USA. Spezialslalom Herren: Lauf im Nebel, ZL. Guy Periallat läuft und stürzt. Karl Schranz auf der Strecke. Er läuft die beste Zeit und wird nachträglich disqualifiziert. Jean Claude Killy auf der Strecke. Er gewinnt die Goldmedaille. Eiskunstlauf Paare: Kürlauf von Glockshuber/ Danne. Sie werden 3. Und gewinnen Bronzemedaille. Kürlauf von Sieger Ludmilla Belusowa und Oleg Protopopow. Spezialsprunglauf: Skispringer. Sprung in ZL des Goldmedaillengewinners Wladimir Belousow. Wladimir Belousow wird von Kameraden hochgeworfen.
Herkunft / Inhaltsart
Titelmarke
Blickpunkt
Vietnam- Kongreß in Berlin
Kamera: Pahl, Wiers, Rühe
Informationen
Kiesinger mit Kabinett in Paris
Herkunft: Gaumont
Tollwut in der Schweiz
Herkunft: Cine Journal
Moderne aufblasbare Möbel
Herkunft: Pathe News
Air- Look in der Haarmode
Kamera: Luppa
Sport
Grenoble II
Riesen-Slalom, Damen
Spezial-Slalom, Herren
Schluß 500 m Eisschnellauf
Herkunft: Gaumont
Eiskunstlauf Paare
Spezialsprunglauf
A und E
Sprechertext
Blickpunkt
Berlins Nachkriegsgeschichte ist um ein dramatisches Wochenende reicher. Rudi Dutschke, Deutschlands meistdiskutierter Student, gehörte zu den Wortführern einer internationalen Vietnam-Konferenz in Westberlin. Hinter dem Protest gegen den Krieg in Vietnam wird ein anderes Ziel sichtbar: der Kampf gegen die parlamentarische Demokratie, zum Beispiel im Aufruf des Schriftstellers Peter Weiss:
"Die Repräsentanten der Regierung weigern sich, mit uns zu reden. So konfrontieren wir sie mit der Kraft der kämpferischen Demonstration."
Nur einmal wird die Einheitsfront der Linken durchbrochen. Ein Berliner Rechtsanwalt bemächtigt sich der Mikrofone und protestiert gegen die Konferenz. Doch die Studenten entziehen ihm das Wort. Ordner führen ihn aus dem Auditorium der Technischen Universität.
Am Abend des Konferenztages verbuchen die Jungrevolutionäre einen Erfolg. Das Berliner Verwaltungsgericht erklärt die geplante und vom Senat verbotene Abschlußdemonstration für zulässig. 12.000 Kongressteilnehmer - viele von ihnen aus dem Ausland - ziehen mit Plakaten und Spruchbändern über den Kurfürstendamm zur Deutschen Oper.
Die Demonstration verläuft diszipliniert. Doch ihre Organisatoren verhehlen nicht, weiterhin die Ordnung des Staatswesens stören zu wollen. Demonstrationen sollen die Macht des Establishment provozieren. Doch bisher fanden die Ideen der revolutionären Minderheit kaum Widerhall in der Bevölkerung. Berlins Regierender Bürgermeister Schütz ist entschlossen, alle zu Gebote stehenden Mittel zu nutzen, um die Ordnung aufrecht zu halten.
"Dies war ein schwieriges Wochenende, und höchstwahrscheinlich müssen wir uns in der Bundesrepublik noch auf weitere Schwierigkeiten einstellen. Hier versucht eine kleine Minderheit, Unordnung und Chaos in unsere Städte und Gemeinden zu tragen. Aber Unordnung und Chaos muß bekämpft werden mit den Mitteln, die uns zur Verfügung stehen, die uns ein freiheitlicher Rechtsstaat in die Hände gibt."
Informationen
Arbeitsbesuch von Bundeskanzler Kiesinger und Aussenminister Brandt im Pariser Elysée-Palast. Seit fünf Jahren schreibt der deutschfranzösische Vertrag regelmässige Konsultationen beider Regierungen auf Kabinettsebene vor. Im Verlauf der Gespräche ließ General de Gaulle die Ravensburger Depesche und alle nachfolgenden Mißverständnisse in Vergessenheit geraten.
In der Begleitung das Kanzlers reisten 8 Minister, insgesamt eine 72-köpfige Delegation, Im Mittelpunkt der Konferenz: die Frage des englischen EWG-Beitritts. Überraschend fand sich de Gaulle zu Gesprächen über handelspolitische Übereinkünfte mit: England bereit - ohne jedoch den Briten den Eintritt in die EWG zu gewähren.
Wenn sie ohne Leine herumlaufen, werden sie sofort erschossen. Denn die Seuche, die sie auf die Menschen übertragen können, ist - wenn sie zu spät erkannt wird - fast immer tödlich. In Kantonen der Schweiz grassiert gegenwärtig die Tollwut. Ihr Bauträger und Verbreiter: der Fuchs - besonders gefährlich für Kinder, Sie nähern sich zutraulich, wenn der sympathische Held vieler Sagen und Märchen scheinbar kraftlos am Wegesrand Liegt.
Förster und Polizisten kennen die Ansteckungsgefahr. Sie schicken verendete Tiere an das medizinische Institut der Universität Bern.
Hier prüft die Schweizer Tollwut-Zentrale alle Fälle auf Tollwutverdacht. Dem toten Tier werden Hirnproben entnommen, denn die Seuche konzentriert sich im Zentralnervensystem. Zeigen sich unter dem Ultraviolett-Licht Tollwut-Viren, so schlägt das Institut Alarm: Eine Impfung kann allerdings nur vorbeugend helfen. Gegen die Seuche selbst sind die Ärzte haute noch machtlos.
Wer seine Frau und sein Sofa liebt, kann künftig beide mit sich führen. Der Staubsauger des Gastgebers oder die mitgelieferte Fußpumpe sorgt dafür, daß auch die letzte Falte schwindet. Bei richtigem Luftdruck - so versichern die Londoner Hersteller - hält das neue Klarsicht-Sofa jeder Belastung stand.
Vor Reißzwecken und Nadeln wird gewarnt. Wer ungewöhnliche Perspektiven liebt, zahltfür ein Sofa ohne Besatzung 200 Mark.
Auf Deutschlands Damenköpfen ist das Jet-Zeitalter angebrochen. Fernweh im Blick und weiche Wellen im Haar: so erwartet die Damenwelt den Frühling 68. Nicht mehr toupiert, sondern sanft gewellt, unterstützt durch ein zartes Make-up: für diesen Frauentyp plädieren deutsche Modefriseure. "Air-Look" heisst die neue Haarmode, vorgestellt in Düsseldorf.
Unter den Händen der Haarkünstler wird jede Frau eine Stewardess auf Zeit. In Düsseldorf verabschiedete man sich siegesgewiß: demnächst in,den Modezentren der Welt.
Sport
Die 10. Olympischen Winterspiele, die längsten und teuersten der Geschichte, sind beendet. Investitionen von einer Milliarde Mark haben Grenoble den Vorwurf des Gigantismus und Kommerzialismus eingetragen, gleichzeitig aber auch das Lob für eine bemerkenswert Organisation. Die Zeitlupe filmte für Sie,verehrte Zuschauer, die schönsten und aufregendsten Augenblicke der 12 olympischen Tage.
Start zum 500-Meter-Eisschnellauf der Herren. Auf der Außenbahn Erhard Keller, der 23-jährige Weltrekordler aus Inzell.
Mit seinen berühmten raumgreifenden Schritten jagt er dem Ziel entgegen. Nach 40,3 Sekunden steht as fest, keiner lief schneller als er. Deutschland feiert den ersten Sieg im olympischen Eisschnellauf. Die Silbermedaille teilen sich Thomassen aus Norwegen und Modermott aus den USA.
Nebel verdunkelt den Spezialslalom der Herren. Stürze und Disqualifikationen bei schlechter Sicht auf der 520 Meter langen Piste. Guy Perillats Traum von einer 2. Medaille zerstäubt im Schnee.
Karl Schranz aus Österreich ist der Pechvogel dieses Rennens. Ein Polizist behindert ihn, er wiederholt den Lauf, fährt Bestzeit und wird disqualifiziert. Ein ausgelassenes Tor im abgebrochenen Lauf bringt ihn um die Medaille. Österreich spricht vom größten Skandal der Spiele.
Jean-Claude Killy, der weltbeste Skiläufer der letzten Jahre, nutzt die Chance. Mit der 3. Goldmedaille holt er sich auch den Sieg in der Kombination.
Der Faszination des Eiskunstlaufes erliegen 11.000 Zuschauer. Glockshuber/Danne, das deutsche Meisterpaar, bestätigtseinen 3. Platz in der Pflicht mit einer fehlerlosen Kür. Kilius/Bäumler aber bleiben unvergessen.
Unübertroffen in der Eleganz und Harmonie ihres Laufes Ludmilla Belousowa und Oleg Protopopow. An diesem Tag kann ihnen keiner die Goldmedaille streitig machen.
Mit einer Sensation enden die Spiele von Grenoble. Beim Spezialsprunglauf auf der großen Schanze siegt der 21-jährige Außenseiter aus der Sowjetunion, Vladimir Belousow. Seinen Sprung von 101,5 Metern übertrifft keiner der Favoriten. Das schlechte Abschneiden der deutschen Springer kann den Eindruck guter Gesamtleistungen der Sportler aus der Bundesrepublik nicht verwischen. 7 Medaillen sind mehr als Fachleute erwarteten.
Hamburg, den 20. Februar 1968
Personen im Film
Belousow, Wladimir ; Boucher, Robert ; Brandt, Willy ; Dutschke, Rudi ; Gaulle de, Charles ; Kiesinger, Kurt ; Pompidou, George ; Schröder, Gerhard ; Schütz, Klaus ; Weiss, Peter ; Danne, Wolfgang ; Glockshuber, Margot ; Keller, Erhard ; Killy, Jean Claude ; Modermott ; Perillat, Guy ; Belosowa, Ludmilla ; Protopopow, Oleg ; Schranz, Karl ; Thomassen
Orte
Frankreich ; London ; Berlin ; Grenoble ; Düsseldorf ; Paris ; Schweiz
Themen
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