Sacherschließung
01. Genf: Autosalon
Ausstellung, total. Auto dreht sich auf Ausstellungsstand, groß. Mercedes, groß. Motor. BMW 1600, VW. Lenkrad und Armatur. Sitze. DAF 55 auf Drehscheibe. Nduro 80, Sunbeam MC 1300, 3, 51 Rover. Totale der Ausstellung. Scheinwerfer. Kühler des Rolls Royce.
02. Nürnberg: SPD-Parteitag und Demonstrationen
Demonstrationen vor der Meistersingerhalle. Sie entrollen Vietkong-Fahne. Polizisten drängen Demonstranten zurück. Demonstranten werden weggetragen. Wehner wird tätlich angegriffen. Brandt wird angegriffen. Wehner spricht O-Ton auf Parteitag, groß: "Nürnberg erinnert und gemahnt uns an das fortwährende Ringen der Meinungen und der Geister. Es ruft uns in Erinnerung auch die Notwendigkeit, brutale Gewalt, nicht Macht über uns gewinnen zu lassen und ihren Vorboten in der Form der Demagogie und der Massenverhetzung zu wehren. Wir Sozialdemokraten sind angetreten zum entscheidenden Ringen um den Charakter unseres sozialdemokratischen Staates." Unter den Zuhörern Brandt, Helmut Schmidt, Carlo Schmid, Leber, Schiller, klatschend, halbnah.
03. London: Anit-Vietnam-Demonstrationen auf dem Trafalgar Square
Demonstranten am Trafalgar. Plakate mit Bildern Mao und Ho Chi Minh. Polizisten treiben Demonstranten zurück. Sturmlauf zur US-Botschaft. Schlägerei. Demonstranten werden weggetragen. Rauchbomben. Berittene Polizei.
04. Tokio: Japans Links-Studenten demonstrieren gegen Bau von USA- Flugbase
Studenten mit Helmen. Demonstranten schlagen mit Holzstöcken. Polizei setzt Wasserwerfer ein. Strahl des Wasserwerfers, groß. Demonstranten werden mit Steinen. Schlägerei zwischen Studenten und Polizisten. Großaufnahme der Augen eines japanischen Bauern. Hände in Handschellen.
05. Laien Astronomen in Frankreich und in der DDR
Fliegende Rakete (Trick) Männer in Amateur-Sternwarte. Teleskop-Spiegel wird geschliffen. Selbstgebasteltes Fernrohr wird aufgestellt. Mann sieht durch Fernrohr.
06. Oldenburg: Wettkampf der Kunstturnerinnen Deutschland - Schweden
Solveig Andersson turnt am Stufenbarren, ZL. Sie wird 2. in der Einzelwertung. Marie Lundquist/ Schweden bei Bodenturnen. Sie wird 3. in der Einzelwertung. Irmi Krauser bei Pferdsprung. Angelika Kern macht Flick Flack auf Schwebebalken. Irmi Krauser turnt am Stufenbarren, ZL. Sie siegt bei dem Wettkampf.
Herkunft / Inhaltsart
Titelmarke
Blickpunkt
Autosalon Genf
Herkunft: Cine Journal
Informationen
SPD-Parteitag
Demonstration a. Trafalgar Square (Anti Vietnam)
Herkunft: Pathe News
Japan. Demonstration (geg. USA-Flugbase)
Herkunft: Asahi News
Vergrößert
Laien-Astronomen DDR u. Frankreich
Herkunft: DEFA, Eclair
Sport
Kunstturnen in Oldenburg (Dtschl.-Schweden)
Kamera: Brandes, Rühe
A und E
Sprechertext
Wir folgten den schattenspendenden Formen von London nach Prag und blickten ins Poesie-Album. Seit vor kurzem erfolgter Trauung bleibt Olinkas amerikanischem Kollegen Brad Harris die volle Würdigung ihrer Reize vorbehalten.
Wir begnügen uns damit, Olinka zunächst beim selbstverordneten Kleider-Appell und bei der Behandlung von Verehrer-Post zu beobachten
Die textile Hülle von Kassenmagneten bedarf besonderer Sorgfalt.
Die vollen Früchte ihrer Existenz kann Olinka nur in der sozialistischen Heimat genießen. 60 Prozent der Gagen, die man der blonden Importe im Westen zahlt, erhält sie erst in Prag und in Gutscheinen, die sie in westliche Einfuhrerzeugnisse eintauschen kann, zum Beispiel Whisky. Aber den trinkt Olinka nicht. Sie bleibt beim Malzbier - aus gutem Grund.
Einige Gutscheine hat Olinka für ein Coupé westlichen Fabrikats angelegt, in dem sie ihren untersetzten Charme von Drehort zu Drehort befördert. 4 Filme hat sie schon hinter sich, und wir haben immer noch eine Menge vor uns.
Sport
Apres-Ski-Hasen stehen auf seiner Speisekarte im Augenblick weit hinten, Ski-König Killy nascht vorsichtig vom Sex an der Piste. Noch ist sein Hunger nach sportlichen Siegen größer: unberührt vom Trubel um seine ungeklärte Vaterschafts-Affäre will er den welt-Pokal der Skiläufer verteidigen. Sein härtester Rivale beim Großen Preis von Meribel: Georges Mauduit. Aber Frankreichs dreifacher Goldmedaillen-Gewinner war selbstbewußt: er würde diesen ersten Wertungslauf gewinnen.
Jean-Claude Killy war wieder einmal nicht zu schlagen. Er bleibt Favorit für die nächsten Läufe in Kanada und in den USA.
Die 20.000 Zuschauer im Stadion "Rote Erde" sind optimistisch, denn die Seeler-Elf aus Hamburg in hellen Trikots war beim letzten Spiel in Dortmund mit 0:7 unter die Räder gekommen.
Torwart Öczan trotzt den siegessicheren Borussen. Siggi Held trickst Wie in alten Tagen. Schon in der 6. Minute zahlt sich Dortmunds Angriffswirbel aus. Verteidiger Horst fälscht ab ins eigene Tor:1:0.
Den Gegenstoß der Hamburger bremst der Pfosten. Die Gast-Elf aus dem Norden findet noch nicht zu ihrem Spiel.
Zufriedenheit auf den Rängen zu Beginn der zweiten Halbzeit. Doch der HSV wird stärker. Hans Schulz verlängert zu Horst. Der schickt Hönig auf die Reise. Ein Volleyschuß verwirrt Wessel.
Aber Dortmund fängt sich. Torjäger Emmerich sucht nach einer Lücke, Neuberger findet sie: sein Scharfschuß aus 20 Metern ist unhaltbar.
Für den HSV drängt die Zeit: die Gäste aus Hamburg besinnen sich Auf ihre Kunst zu kontern. Bubi Hönig versucht es mit einem langen Paß. Werner Krämer versetzt Tormann Wessel: 1:2.
Dann proben Siggi Held und "Emma" ihr Fußball-Duett ans Europa-Cup-Tagen. Doch Torwart Öczan ist wachsam.
Endlich fällt der Ausgleich. Techniker-As Hönig zeigt Maßarbeit in der Luft: 2:2. Der HSV bleibt vorerst die Erfolgs-Elf in der zweiten Bundesliga-Halbzeit.
Hamburg, den 12. März 1968
Blickpunkt
Als Salon der Sicherheit möchte sich der 38. Genfer Autosalon den Kraftfahrern empfehlen und man registrierte auf diesem Gebiet ernsthaftes Bemühen der Hersteller. Der Star: Mercedes für Top-Manager, 220 Spitze, luftgefedert. Stärkere Motoren für alle Wolfsburger. 1600 Coupé, aber noch kein Kabrio von BMW. Kraftvollere Ford-Schritte und Verbesserungen im Kleinen. Hübscher und schneller: der neue DAF.
Aus einem Liter 100 PS: NSU mit Wanckelmotor. Gedrungen und kraftvoll: Sunbeam Stiletto. Wenn Studenten Kinder kriegen: MG 1300.
Robust und solide: der 3 1/2 Liter-Rover; für Leute, die noch mehr sind, als sie scheinen.
Von Lamborghinis extravaganten 240 Stundenkilometern über Studentenflitzer bis zum schönen, fülligen Fremdling war in Genf alles vertreten.
Auf 44.000 Quadratmetern lieferten sich 1300 Marken einen Konkurrenzkampf, in dem selbst erhabenste Tradition an Stolz und Reserviertheit untergingen: Rolls versuchte, seine 100.000 Mark-Karossen mit Mädchen an den Mann zu bringen.
Informationen
Vor der Meistersingerhalle in Nürnberg sorgten linksextreme Provokateure für dierüdeste Demonstration der Woche. Radikale Thesen auf der Straße begleiteten den Auftakt zum Bundesparteitag der SPD, die in Nürnberg ihren neuen Vorstand wählte und ihr Aktions-Programm für die 70-iger Jahre verabschiedete.
Herbert Wehner, der ebenso wie Bundesaußenminister Willy Brandt von den Demonstranten tätlich angegriffen wurde, warnte vor einem Missbrauch der demokratischen Freiheit:
"Nürnberg erinnert und gemahnt uns an das fortwährende Ringen der Meinungen und der Geister. Es ruft uns in Erinnerung auch die Notwendigkeit, brutale Gewalt, nicht Macht über uns gewinnen zu lassen und ihren Vorboten in der Form der Demagogie und der Massenverhetzung zu wehren. Wir Sozialdemokraten sind angetreten zum entscheidenden Ringen um den Charakter unseres sozialdemokratischen Staates."
Auch Englands junge Protestierer entdecken die Straße. Was sich als Kundgebung studentischen Missmutes angekündigt hatte, entlud sich in der heissesten Straßenschlacht, die Londons Bobbies je zu bestehen hatten. Protest gegen die amerikanische Kriegsführung in Vietnam trieb 10.000 junge Leute zum Sturmlauf auf die amerikanische Botschaft.
Die Demonstranten waren aus allen Teilen des Landes nach London gereist. Linksorientierte Gäste vom Kontinent halfen mit taktischen Tips. Die 100 deutschen SDS-Studenten traten ohne ihr Revolutionsmaskottchen an: der "rote Rudi" aus Berlin hatte sein Flugzeug verschlafen.
Der Trafalgar-Platz wurde 2 Stunden erbittert umkämpft. Dann verzichteten die Bobbies auf sportliche Fairneß und siegten mit britischer Härte.
Diszipliniert wie ihre Gegner, unter Stahlhelmen und mit Schlaghölzern bewaffnet, schlagen Japans Links-Studenten ihre Schlachten mit der Polizei. Ihren halbstarken Arm liehen sie diesmal den Interessen einiger Bauern, die gegen den Bau eines neuen Flughafens bei Tokio protestierten. Die Landbevölkerung schaute verblüfft und dankbar zu, als die Studenten-Kompanien angriffsfreudig auf das Schlachtfeld eilten. Auf den vertrauten Wasserwerfer waren sie vorbereitet.
Mit Steinwürfen wollen die Jungakademiker aus Tokio ihren uniformierten Feind zermürben. Doch der Mann im gepanzerten Wasserwerfer zielt auf ihr Heiligstes: die Fahnenträger. Die Verteidiger von Ordnung und Sitte beginnen zu wanken - für die Studenten das Signal zum Sturmangriff. Jetzt suchen sie im Nahkampf ihre Chance.
Aber im harten Zugriff der Polizei räumt einer nach dem anderen das Feld. Traurig beobachten die Bauern die schwindende Kraft ihrer Verbündeten. Immerhin: Trotz ihrer 14 Verletzten festigten Japans Studenten ihren Ruf als kampfstärkste Akademiker der Welt. Denn die Polizei beklagte 44 lädierte Beamte.
Vergrössert
Im Schatten der Weltraumforschung wird ein Stiefkind der Wissenschaften immer populärer - die Astronomie. In Frankreich haben neuerdings Amateur-Sterngucker eine fruchtbare Zusammenarbeit mit den Professionals begonnen. Monate - manchmal Jahre - brauchen sie, um ihre Geräte fertigzustellen. Die mühsamste Arbeit - das Schleifen des Teleskop-Spiegels. Man kann ihn aber auch für 200 Mark käuflich erwerben.
In Deutschland haben sich inzwischen die aktiven Kopernikus jünger nach Feierabend astronomische Einrichtungen im Werte von 8 Millionen Mark zusammengebastelt.
Vom einfachen Teleskop bis zur vielseitigen Privatsternwarte bringen es allerdings nur wenige. Sie kostet etwa 20.000 Mark. Dennoch wollen 2.000 Amateure in der Bundesrepublik den Himmel für sich erobern.
Im anderen Teil Deutschlands steht Astronomie ab der 10. Klasse bereits auf dem Stundenplan. Bei uns besitzen zwar mehr als 25 Schulen eine eigene Sternwarte, doch die nötigen Lehrkräfte gibt es noch nicht. In der Astronomie wurde schon immer in großen Zeiträumen gemessen.
Sport
Schwedens Damenriege erstmals zu Gast bei den deutschen Turnerinnen. In Oldenburg war man gespannt: die Mädchen aus dem Norden zählen zu den besten Turnerinnen Westeuropas. Bei den Weltmeisterschaften in Dortmund verwiesen sie die Deutschen auf den 10. Platz. Solveig Andersson am Stufenbarren ist die beste Schwedin. Aber sie ist schon 26. Die Zuschauer setzen auf die beiden deutschen Trümpfe: auf die radikale Verjüngungskur der Nationalriege und auf ihr Trainingslager zum ersten Mal eingerichtet vor einem Länderkampf.
Irmi Krauser: ihr Pferdsprung wird am höchsten bewertet. Angelika Kern überrascht mit einem "Flick-Flack" auf dem Schwebebalken. Mit 15 ist sie die Jüngste.
Dann brilliert Irmi Krauser, Verwaltungslehrling und dreifache deutsche Meisterin an ihrem Lieblingsgerät - dem Stufenbarren. Die Krönung ihrer Kür: der Radochla-Salto.
Irmi Krauser zeigt die beste Leistung des Tages. Sie wird Siegerin in der Einzelwertung und verhilft ihrer Mannschaft zum Sieg über Schweden. Die deutsche Teenager-Riege ist optimistisch. Mit Hilfe ihres rumänischen Trainers hofft sie auf den Anschluß an die osteuropäische Spitzenklasse.
Hamburg, den 19. März 1968
Personen im Film
Andersson, Solveig ; Brandt, Willy ; Ho Chi Minh ; Leber, Georg ; Tse Tung, Mao ; Schiller, Karl ; Schmid, Carlo ; Schmidt, Helmut ; Wehner, Herbert ; Kern, Angelika ; Krauser, Irmi ; Lundquist, Marie
Orte
Frankreich ; Ostdeutschland ; Genf ; Nürnberg ; London ; Tokio ; Berlin ; Zone ; Oldenburg
Themen
Sachindex Wochenschauen ; DDR ; Demonstrationen ; Innenpolitische Veranstaltungen ; Kinder ; Frauen, Mütter ; Nacht ; Polizei ; Schulen, Schulungen ; Turnen ; Kraftfahrwesen, Kraftfahrzeugwesen ; Männer ; Vietnam ; Berufe ; Augen ; Ausstellungen ; Gastronomie ; 14 Findbuch Neue Deutsche Wochenschau Zeitlupe
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Genre
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