Sacherschließung
01. Das Attentat auf Rudi Dutschke - Demonstrationen in Berlin, Hamburg und München
Studentendemonstrationen. Wasserwerfer im Einsatz bei Nacht. Studenten laufen auf der Straße. Rufe: "Mörder - Mörder" (O-Ton). Polizisten im Kampf mit Demonstranten. Stelle der Attentates gegen Rudi Dutschke. Kriminalisten zeichnen Mordstelle auf Straße. Schuhe liegen auf der Straße. Umgestürztes Fahrrad. Neubau, aus dessen Keller der Attentäter schoß. Photo von dem Attentäter Josef Bachmann, groß. Axel Springer Haus. Lautsprecherwagen der Polizei fährt, groß. Demonstranten und Polizei stehen sich gegenüber. Verlagshaus "Die Welt". Demonstranten sitzen auf der Straße. Polizisten schleifen Demonstranten von der Straße. Strahl von Wasserwerfer richtete sich auf Demonstranten. Wasserwerfer fahren auf dem Kurfürstendamm und treiben Demonstranten vor sich her. Hinkender Polizist nimmt seine Mütze von der Straße. Erleuchtete Fenster im Springer-Haus. Springer-Lieferwagen fahren aus von Polizisten geschützt. Professor Darendorf, FDP, spricht O-Ton in Berlin, groß: "Wenn überdies "Bild am Sonntag" seine Meldung über den Gesundheitszustand von Herrn Dutschke nicht anders überschreiben weiß, als "Dutschke flucht wieder", dann sehe ich darin einen Geist zynischer Inhumanität, wie ich ihn bei Herrn Dutschke selbst zu keiner Zeit gefunden habe. Die andere Hälfte des Teufelskreises, die der Protestierenden, tut allerdings das ihre dazu." Mikrofon SFB. Brennende Lieferwagen. Polizisten mit bespritztem Gesicht. Demonstranten tragen Kreuze vor sich her. Herr Luethge interviewt Vertreter des SDS, O-Ton: "Ja, unsere Aktionen stehen jetzt ganz in dem Zeichen der Vorbereitungen eines sozialistischen 1. Mai, mit dem wir den Arbeitern in Berlin zeigen wollen, dass sich nicht mehr vertreten werden von ihren Parteien und ihren Gewerkschaften." - "Werden Sie auch zu Gewaltmaßnahmen greifen oder nicht?" - "Was verstehen Sie darunter?" - "Anstecken von Fahrzeugen, Einwerfen von Scheiben." - "Die Arbeiterklasse hat im letzten Jahr schon bewiesen, bei ihren spontanen Streiks, dass sie sehr wohl weiß, dass Gegenstände, vor allem, wenn sie dem bürgerlichen kapitalistischen Privateigentum unterliegen, nicht tabu sind. Selbstverständlich werden wir solche Maßnahmen weiter planen, insbesondere gegen den Springer-Konzern; wir werden aber nicht Personen angreifen." Leuchtbuchstaben Axel Springer. Brennende Lieferwagen. Auto fährt durch Berg von Zeitungen.
02. Farnborough: Kies-Bremspiste für Düsenjets
Flugzeug auf der Startbahn. Landebahn mit Kies bestreut. Flugzeug landet auf Kieselsteinbahn und bremst schnell. Räder stehen tief in Kieselsteinen.
03. England: Glas-Auto
Mann putzt Scheiben von Glasauto. Männer sitzen in viereckigem Glasauto. Glasauto fährt im Verkehr. Glasauto fährt Kurve auf engem Raum. Fahrt auf der Straße über Brücke und in kleine Parklücke. 2 Männer steigen aus Auto.
04. Bayreuth: Unzerbrechliches Wunder-Fernglas 8 x 30 E
Männer und Frauen in Fabrik bei der Herstellung von Ferngläsern. Mädchen sieht durch Fernglas, groß und läßt es auf Steinfußboden fallen. Autoräder fahren über Fernglas und es zerbricht nicht. Mann läßt Fernglas von Brücke in Wasser fallen. Fernglas schwimmt und geht nicht unter. Schwimmer holt unversehrtes Fernglas aus Wasser und sieht hindurch.
05. Berlin: Herrenmode von Pierre Cardin, vorgeführt auf 8-Sitzer- Tandem
Junge Leute treten tanzend aus Haus und setzen sich auf 8-Sitzer-Tandem. Männerhose mit Umschlag, groß. Männerschuhe mit Schnalle, als Slipper. Knickerbocker für junge Mädchen und Männer. Rollkragenpullover. Schlapphut.
06. Berlin: Boxen Norbert Grupe - Dave Baley im Sportpalast
Boxer im Ring, total. Schlagwechsel, halbnah. Füße der Boxer, groß. In der 3. Runde trifft Baley. Grupe geht zu Boden. Ringrichter. Junger Zuschauer und Zuschauerin, groß. Der Farbige Baley boxt überlegen im Angriff. Junge Zuschauer und Zuschauerin, groß. Grupe ist angeschlagen und sackt in die Knie. In der 8. Runde geht Grupe wieder zu Boden und steht wieder auf. Baley siegt hoch nach Punkten. Grupe und Baley nach dem Kampf. Baley mit erhobenem Arm als Sieger. Grupe geht durch Ring. Unter den Zuschauern Bubi Scholz und Frau, groß.
Herkunft / Inhaltsart
Titelmarke
Blickpunkt
Attentat Dutschke u. Demonstrationen in Berlin, Hamburg, München
Kamera: Wiers, Seib, Brandes, Rau, Pahl
Technik
Flugzeugbremsversuche i. England
Herkunft: Pathe News
neuer britischer Kleinwagen
Herkunft: Pathe News
Unzerbrechliches Fernglas
Kamera: Rau
Im Rampenlicht
Herrenmode in Berlin
Kamera: Pahl
Sport
Boxen: Grupe/Bailey
Kamera: Pahl
A und E
Sprechertext
Blickpunkt
Demonstrationen, Krawalle, Proteste - Ostern 1968 in Berlin und zahlreichen westdeutschen Großstädten. Der erste politische Mordanschlag erschüttert die Bundesrepublik. Auf dem Kurfürstendamm die letzten Zeugnisse des Attentats. Sein Opfer Rudi Dutschke, der Ideologe des außerparlamentarischen Widerstandes gegen des Establishment.
Im Keller eines Neubaues stellt die Polizei nach einem Schußwechsel den Attentäter, den 23-jährigen Anstreicher und Hitler-Verehrer Josef Bachmann, der den Anschlag auf Dutschke nach dem Mord an Martin Luther King plante.
Die Absicht des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes durch eine Auslieferungs-Blockade von Springer-Zeitungen auf die vermeintliche Mitschuld der Springer-Presse an dem Attentat hinzuweisen, führt zu den schwersten Studenten-Unruhen in der Bundesrepublik. Mit Wasserwerfern, Tränengas und Schlagstöcken geht die Polizei gegen die Demonstranten vor.
Bei den Auseinandersetzungen werden zahlreiche Protestierer und Polizisten verletzt, Güter im Werte von einer halben Million Mark zerstört, Zum ersten Mal aber verhaftet die Polizei auch Mitglieder unpolitischer Schläger-Trupps, die sich mit Messern und Schlag-Ringen an den Unruhen beteiligen.
In Berlin, dem Brennpunkt der Auseinandersetzungen, fordern die Demonstranten, unter anderem den Rücktritt des Senats, die Enteignung des Springer-Konzerns und eine einstündige Sendezeit für die außerparlamentarische Opposition.
Der massive Druck der Protestierenden alarmierte die Vertreter aller demokratischen Kräfte in der Bundesrepublik. In Berlin argumentierte der prominente FDP-Politiker Professor Dahrendorf:
"Wenn überdies "Bild am Sonntag" seine Meldung über den Gesundheitszustand von Herrn Dutschke nicht anders zu überschreiben weiß, als "Dutschke flucht wieder", dann sehe ich darin einen Geist zynischer Inhumanität, wie ich ihn bei Herrn Dutschke selbst zu keiner Zeit gefunden habe. Die andere Hälfte des Teufelskreises, die der Protestierenden, tut allerdings das ihre dazu."
Der SDS aber hält an seinem Ziel, an der permanenten Provokation, fest. In der Berliner Führungsspitze gab man uns Auskunft über die Marschroute:
"Ja, unsere Aktionen stehen jetzt ganz in dem Zeichen der Vorbereitungen eines sozialistischen 1. Mai, mit dem wir den Arbeitern in Berlin zeigen wollen, daß sie nicht mehr vertreten werden von ihren Parteien und ihren Gewerkschaften."
"Werden Sie auch zu Gewaltmaßnahmen greifen oder nicht?"
"Was verstehen Sie darunter?"
"Anstecken von Fahrzeugen, einwerfen von Scheiben," "Die Arbeiterklasse hat im letzten Jahr schon bewiesen bei ihren spontanen Streiks, daß sie sehr wohl weiß, daß Gegenstände, vor allem, wenn sie dem bürgerlichen kapitalistischen Privateigentum unterliegen, nicht tabu sind. Selbstverständlich werden wir solche Maßnahmen weiter planen, insbesondere gegen den Springer-Konzern; wir werden aber nicht Personen angreifen."
Das freimütige Bekenntnis zum Terror beunruhigt die Bundesrepublik. Es mehren sich die Stimmen, daß die revoltierenden Studenten die Freiheit der Meinungsäußerung mißbraucht und ihren Kredit verspielt hätten.
Technik
Die Fliegerweisheit "Luftfahrt beginnt auf dem Boden" ist alt. Doch tonnenweise Kieselsteine für die Sicherheit bei Landung und Start - das ist neu. In Farnborough testeten Jets der Royal Aircraft zum ersten Mal eine neue Bremstechnik. Die Kieselstein-Strecke am Ende der Piste stoppt die Maschinen selbst bei hoher Geschwindigkeit schon nach 100 Metern. Noch einen Vorteil hat das englische System - es ist billig.
In Middlesex entwickelte eine britische Firma diesen 10.000 Mark-Zwitter aus Sicherheits-Glas, Plastik und wenig Schrauben. Halb Mini-Car, halb Omnibus, soll die quadratische Erfindung mit einem Wendekreis von fünf Metern und kostenlosem Panorama die Lösung des Verkehrsproblems sein - sagen die Hersteller.
Noch etwas verspricht die Firma - der Glas-Wagen mit 75 Spitze - ist der beste Lückenbüßer, den es je gab.
Sie arbeiten an einem Wunder für 70 Mark - so nennen Experten das 3 x 80 E. Dieses Fernglas aus einem Werkstoff der Raumfahrttechnik hat die Chance, selbst den japanischen Optik-Markt zu sprengen. Das Geheimnis der 380 Gramm aus Bayreuth: sie sind garantiert nicht kaputt zu kriegen. Die Redaktion der Zeitlupe wettete dagegen. Sie hat verloren.
Im Rampenlicht
Alles aufsitzen zu einem Modebummel für junge Leute. Pierre Cardin aus Paris präsentiert ein Supertandem voller Gags, mit denen man sich sehen lassen kann.
Wichtige Details: Der Umschlag ist wieder im Kommen, Slipper bleiben der letzte Schrei, Schnallen dürfen nicht fehlen, nur Opas Schuhe sind geschnürt.
Der junge Herr trägt Knickerbocker passend zum Dress seiner Freundin. Partnerschaftskleidung ist groß in Mode.
Ein Tick Romantik und ein Schuß Gangster-Look, Chicago anno 1930 - Bonnie und Clyde sind nicht tot zu kriegen.
Hohe Rollkragen sind 'en vogue'. Der Schlapphut konkurriert mit einem Zwischending von Sturz- und Schutzhelm - erste Anzeichen für einen Protestier-Look in Deutschland.
Sport
7.000 Box-Fans warten auf eine Sensation. Im Berliner Sportpalast wagt sich Deutschlands leichtfüssiger Box-Prinz Wilhelm von Homburg an den farbigen Amerikaner Dave Bailey, den Favoritenschreck in deutschen Ringen. In der dritten Runde trifft Bailey mit einem kurzen rechten Haken. Der Prinz geht zum ersten Mal zu Boden.
Ungestüm greift der 206 Pfund schwere Amerikaner immer wieder an. Seiner Schlagkraft setzt der 40 Pfund leichtere Deutsche nur Mut und schnelle Beine entgegen.
Siebente Runde. Wieder trifft ein rechter Haken. Der Prinz ist angeschlagen.
Achte Runde. Nach einer Doublette sinkt Wilhelm zum dritten Mal in den Ringstaub.
Doch mit der Tapferkeit eines Preis-Fighters stellt sich der Deutsche erneut den Schlägen seines Gegners. Der 34-jährige Box-Veteran, der bereits Mildenberger zu Boden und den deutschen Meister Zech k.o. schlug, erteilt auch seinem dritten deutschen Gegner eine Boxlektion. Sein kurzer rechter Haken trifft immer wieder Homburgs Kopf.
Zehnte Runde - die letzte eines Kampfes zwischen ungleichen Gegnern. Allein mit seiner Kampfmoral verdient sich Homburg die Gage dieses Abends. Hit einem überlegenen Punktsieg wahrt Dave Bailey seinen Ruf, Wilhelm von Homburg aber verläßt nach 37 Kämpfen zum 6. Mal den Ring mit einer Niederlage.
Personen im Film
Baley, Dave ; Bachmann, Josef ; Darendorf ; Dutschke, Rudi ; Lütke ; Grupe, Norbert ; Scholz, Gustav
Orte
Berlin ; Hamburg ; München ; Farnborough ; Bayreuth ; England
Themen
Sachindex Wochenschauen ; Bauwerke in Deutschland ; Boxen ; Demonstrationen ; Hochschulwesen ; Interviews ; Jugend ; Frauen, Mütter ; Nachrichten, Nachrichtenwesen ; Nacht ; Polizei ; Sport-Details, Fouls ; Sportpublikum, Sport-Zuschauer ; Sportstätten ; Tests ; Kraftfahrwesen, Kraftfahrzeugwesen ; Mikrofone ; Flugzeugwesen, Flugwesen ; Mode ; Berufe ; Arbeitsleben ; Attentate ; 14 Findbuch Neue Deutsche Wochenschau Zeitlupe
Gattung
Wochenschau (G)
Genre
Wochenschau