Sacherschließung
Jahresrückblick
Mexiko 68
Luftaufnahmen von Mexiko City. Dichter Autoverkehr auf breiter Straße. Mexikaner und Mexikanerinnen auf der Straße. Das Olympische Feuer wird entzündet. Starter gibt Startschuß. Kurzstreckenläuferinnen starten und laufen ZL. Sieg einer farbigen Läuferin. Zuschauer anfeuernd. Sieg eines schwarzen Läufers. Zuschauer mit Sombrero. Black-Power-Demonstration bei Siegerehrung. Bob Beaman springt 8,90 m weit, ZL. Dick Fosburry springt in Rückenlage hoch und gewinnt Goldmedaille. Die beiden deutschen Kanu-Siegerinnen Esser/Zimmermann im Rennen. Schwimmer und Schwimmerinnen. Vera Caslavska am Stufenbarren und beim Pferdsprung. Leuchtreklame der Olympischen Ringe. Zuschauer klatschen. Laufsiege farbiger Sportler. Standkopierung. Sportler liegen am Boden nach Zusammenbruch unter Sauerstoffmaske. Zusammenbrücke. Mexikanerin mit Zigarette, groß. Langstreckenläufer. Läufer liegt am Boden. Läufer wird auf Bahre abtransportiert. Hürdenläufer. Sportler mit Kollaps. Gesicht eines mexikanischen Zuschauers, groß. Zusammengebrochener Sportler. Gesicht eines Mädchens, groß. Marathonläufer auf der Strecke. Japaner Kenji Kimihara erfrischt sich während des Laufens. Er wird 2. Der letzte Läufer wankt 1 ½ Stunden später mit verbundenem Bein über die Ziellinie. Martin Lauer interviewt den deutschen Sportarzt Professor Reindell über Zusammenbruch der Sportler O-Ton: "Glauben Sie, dass eine echte Gefahr für Gesundheit und Leben unserer Sportler besteht? - "Die Kollapse sehen sicherlich sehr bedrohlich aus, und es muss zugegeben werden, dass wir eine derartige Vielzahl von Kollapsen nicht erwartet haben, aber, dass die Kollapse keine Dauerschäden hinterlassen, vor allen Dingen am Herzen, haben die elektrokartographischen Untersuchungen gezeigt, die bei den Ruderern gewonnen wurden, wo die schwersten Kollapse beobachtet wurden. Es war kein Hinweis gegeben, dass eine organische Dauerschädigung zurückbleibt." Sportlerin unter Sauerstoffmaske. Regennasses Stadion. Zuschauer unter Schirmen in Wolkenbruch. Klaus Schiprowski beim Stabhochsprung ZL. Gerhard Hennige beim Einlauf über 400 m Hürden (Silber). Standkopierung. DDR-Sportlerin beim Kugelstoßen, groß. DDR-Schwimmer Roland Matthes beim 100 m Rückenschwimmen (Goldmedaille). DDR-Turnerin Karin Balzer am Stufenbarren (Silber). Deutsche Fahne mit den Olympischen Ringen am Goldmedaillenmast neben USA. Davor Vergleich der Medaillen West-Ost (8. und 5. Platz). Harald Norpoth beim 1500 m Lauf. Harald Norpoth beim Training. Lauftraining ZL. Harald Norpoth spricht O-Ton über den deutschen Sport: "Im Gegensatz zu vielen Wissenschaftlern, also den Medizinern und auch wohl vielen Sportfunktionären, die das Problem der Höhenluft von Mexiko doch allzu verniedlicht haben, war ich mir von vornherein darüber klar, dass die Höhenluft so viele Probleme für uns Mittel-Langstreckler mit sich bringen würde, dass man von vornherein doch kaum Chancen hatte ... Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass den deutschen Sportfunktionären die Olympischen Spiele heute schon wie ein Schreckgespenst im Nacken sitzen, d. h. also, es kann uns für München nur eine intensive Förderung des Spitzensportlers helfen." Start des Achters in Mexiko. Deutscher Sieg. Achter legt im Training zu. Sportler tragen das Boot. Karl Adam spricht O-Ton über den deutschen Leistungssport: "Die wichtigste Ursache ist vielleicht ganz einfach die geringe Leistungsmotivation und die geringe Leistungsbereitschaft. Um diese grundlegenden Ursachen abzustellen, ist für München die Zeit zu kurz. Wir müssen also versuchen, uns irgendwie noch mal aus der Affäre zu ziehen. Ich rechne mit einem schlechteren Abschneiden in München als in Mexiko." Kleiner Tauchvogel taucht (Bleßhuhn). Modell der Stadien in München auf dem Oberwiesenfeld. Willi Daume spricht O-Ton über deutschen Leistungssport, groß: "Wir haben eine leistungswillige Jugend, die bereit ist, sich einzusetzen, die notwendigen Entbehrungen und Askese auf sich zu nehmen. Wir müssen dieser Jugend die Voraussetzungen schlaffen. Das hat seine Grenzen in unserer freiheitlichen Gesellschaftsordnung, aber das braucht kein Nachteil zu sein. Eben diese Gesellschaft muss helfen. Der Staat muss helfen. Wir sind in ermutigenden Gesprächen mit der Bundesregierung. Vor allen Dingen aber muss die Schule sich zum Leistungssport anders einstellen. Wenn alles so kommt, wie wir es uns vorstellen, werden die Niederlagen von 1968 die Voraussetzungen für die Siege von 1972 sein." Feuerwerk bei Schlußfeier Munich 1972
Herkunft / Inhaltsart
OLYMPIADE 1968
Herkunft: Ina-Pool
1. Rolle.
2. Rolle
3. Rolle
Portrait Harald Norpoth UFA 613
Interview Norpoth Inland 9824
Rudern UFA 639
Interview Karl Adam Inland 9828
Olympiastadt München
Interview Willi Daume Inland 9828a
Feuerwerk ZL 979
Anfang und Ende
Gesamtlänge
Sprechertext
Mexiko 1968
3 Jahre lang hatten die Mexikaner ihre Spiele geplant, 1 Jahr daran gearbeitet. Unerwartet präzise vollzogen sie die erste Olympiade auf lateinamerikanischen Boden. Für das 44 Millionen-Volk, dessen Improvisationsfähigkeit geschätzt, dessen Organisationstalent aber bezweifelt wurde, gelten die Spiele als spektakulärer Beweis ihrer nationalen Leistungsfähigkeit. Wir erinnern noch einmal an die unvergeßlichen Augenblicke dieser sportlichen Superschau des Jahres 1968.
Die 19. Sommerspiele waren die Spiele der farbigen Sportler, die Spiele der Amerikaner, die Spiele unglaublicher Rekorde. Die politische Demonstration blieb eine Ausnahme. Die bemerkenswerteste Leistung: Bob Beamons Weitsprung-Weltrekord von 8 Meter 90.
Die originellste Leistung: Dick Fosburys Hochsprung-Sieg. Das erfolgreichste Comeback: der Kanusieg des deutschen Paares Zimmermann/Esser nach 3-jähriger Wettkampfpause.
21 ihrer 45 Goldmedaillen holen sich die Amerikaner im Schwimmen. Nur wenige ihrer Favoriten werden wie hier im 100 Meter-Kraulschwimmen durch Außenseiter geschlagen. Langjährige, planmäßige Vorbereitung ist das Geheimnis aller Siege. Vera Caslavska, die überragende Turnerin, trainierte nach Plan, selbst als die Russen Prag besetzt hielten.
Die mangelnde Einsicht in die Anforderungen modernen Leistungssports erklärt zu einem Teil das enttäuschende Abschneiden der bundesdeutschen Mannschaft.
Die Höhenlage Mexikos ermöglicht Fabelrekorde - und sie begünstigt die Athleten, die aus dem Hochland kommen. Das Risiko: der Kollaps bei Dauerleistungen. Wettkämpfe unter der Sauerstoff-Maske werden zu einem Symbol dieser Spiele.
Kanuten, Ruderer, Leichtathleten leiden am meisten. In über 2000 Meter Höhe müssen sie viermal Luftholen, um soviel Sauerstoff einzuatmen wie im Flachland bei 3 Atemzügen.
Die Forderung des Internationalen Olympischen Kommitees, im letzten Vierteljahr vor den Spielen nur 4 Wochen Höhentraining zuzulassen, erweist sich als Fehlentscheidung.
Zur physischen Belastung kommt der psychische Druck zu siegen, um die Erwartungen der eigenen Nation zu erfüllen - ein Problem, mit dem sich vor allem Deutschlands Sportler in München auseinandersetzen müssen. Zu dem Olympischen Prestige-Zweikampf zwischen der UdSSR und den USA kommt dort die Auseinandersetzung zwischen den beiden deutschen Mannschaften.
Der Zwang, bis an die Grenze des Leistungsvermögens zu gehen, kann auch im Flachland zur Katastrophe führen. In Mexiko - so hieß es - lief der Tod noch nicht mit, aber er war bereits am Start.
Auch beim Marathon, dem Lauf der Leiden, siegt ein Mann aus dem Hochland: der Äthiopier Mamu Wolde. Der Japaner Kenji Kinihara verliert als Zweiter 3 Minuten.
Mehr noch als die Sieger sind die Verlierer von den Anstrengungen dieses Laufes gezeichnet. 1 1/2 Stunden nach dem Ersten wankt der Letzte durchs Ziel.
Das bundesdeutsche Team zählte insgesamt 12 Kollapse. Wir fragten deshalb Professor Reindell, den Arzt der deutschen Olympia-Mannschaft, schon in Mexiko nach den Gefahren für Gesundheit und Leben unserer Sportler.
"Glauben Sie, daß eine echte Gefahr für Gesundheit und Leben unserer Sportler besteht?"
"Die Kollapse sehen sicherlich sehr bedrohlich aus, und es muß zugegeben werden, daß wir eine derartige Vielzahl von Kollapsen nicht erwartet haben, aber, daß die Kollapse keine Dauerschäden hinterlassen, vor allen Dingen am Herzen, haben die elektrokartographischen Untersuchungen gezeigt, die bei den Ruderern gewonnen wurden, wo die schwersten Kollapse beobachtet wurden.
Es war kein Hinweis gegeben, daß eine organische Dauerschädigung zurückbleibt."
Das 297 Mann-Team der Bundesrepublik gewann 26 Medaillen. Der enttäuschende 8, Platz unter 119 Nationen ist die Quittung für die mangelhafte Förderung des Leistungssports. Die Erfolge bundesdeutscher Sportler wie Klaus Schiprowski, Ingrid Becker und des Läufers auf Bahn 2 Gerd Hennige, waren eher das Ergebnis überraschender Leistungssteigerungen als das Resultat systematischer Schulung wie bei den Sportlern der DDR. Zum Beispiel begann Roland Matthes mit 12 Jahren nach der Stoppuhr zu schwimmen, mit 17 gewann er zwei Goldmedaillen. Seine Siege verhalfen der DDR zum 5. Platz. Der Niveau-Unterschied zwischen beiden deutschen Mannschaften war größer als erwartet.
Wir fragten nach den Gründen des Versagens. Ein Sportler, ein Trainer und ein Funktionär aus der Bundesrepublik nahmen Stellung. Harald Norpoth, favorisierter Mittel- und Langstreckler, wurde über 1500 Meter nur Vierter, beim 500 Meter-Lauf gab er auf. Für Norpoth war die Höhenlage Mexikos das Hauptproblem.
"Im Gegensatz zu vielen Wissenschaftlern, also den Medizinern und auch wohl vielen Sportfunktionären, die das Problem der Höhenluft von Mexiko doch allzu verniedlicht haben, war ich mir von vornherein darüber klar, daß die Höhenluft so viele Probleme für uns Mittel-Langstreckler mit sich bringen würde, daß man von vornherein doch kaum Chancen hatte."
Seine Vorschläge für München:
Ich kann mir sehr gut vorstellen, daß den deutschen Sportfunktionären die Olympischen Spiele heute schon wie ein Schreckgespenst im Nacken sitzen, d.h. also, es kann uns für München nur eine intensive Förderung des Spitzensportlers helfen."
Der deutsche Achter sicherte sich die begehrteste Goldmedaille des Rudersports. Ein Preis für die Methode des Ratzeburger Ruderprofessors Karl Adam. Ein Beweis für seine These, Leistungszentren zu schaffen und Elitemannschaften zu bilden. Die Zukunft des bundesrepublikanischen Leistungssports und die heute schon errechenbaren Chancen für München 1972 erfüllen ihn mit Skepsis.
"Die wichtigste Ursache ist vielleicht ganz einfach die geringe Leistungsmotivation und die geringe Leistungsbereitschaft. Um diese grundlegenden Ursachen abzustellen, ist für München die Zeit zu kurz. Wir müssen also versuchen, uns irgendwie nochmal aus der Affaire zu ziehen. Ich rechne mit einem schlechteren Abschneiden in München als in Mexiko."
Auf dem Oberwiesenfeld entstehen nach preisgekrönten Entwürfen die Olympiabauten von 1972. Eine verbesserte Sport-Organisation, aber kein staatlich gelenkter Sport - das ist das Ziel von Willi Daume, dem Präsidenten des Deutschen Sportbundes.
"Wir haben eine leistungswillige Jugend, die bereit ist, sich einzusetzen, die notwendigen Entbehrungen und Askese auf sich zu nehmen. Wir müssen dieser Jugend die Voraussetzungen schaffen. Das hat seine Grenzen in unserer freiheitlichen Gesellschaftsordnung, aber das braucht kein Nachteil zu sein. Eben diese Gesellschaft muß helfen. Der Staat muß helfen. Wir sind in ermutigenden Gesprächen mit der Bundesregierung. Vor allen Dingen aber muß die Schule sich zum Leistungssport anders einstellen. Wenn alles so kommt, wie wir es uns vorstellen, werden die Niederlagen von 1968 die Voraussetzungen für die Siege von 1972 sein."
Die Spiele von Mexiko nannte man "Chaotisch, freundlich, absurd". Es wird viel dazugehören, damit München die hohen Erwartungen erfüllt. Die Bundesrepublik kann zufrieden sein, wenn es später einmal heißt, es seien normale Spiele gewesen.
Personen im Film
Adam, Karl ; Beaman, Bob ; Becker, Ingrid ; Caslavska, Vera ; Daume, Willi ; Esser, Roswitha ; Fosbury, Dick ; Hennige ; Kimihara, Kenji ; Lauer, Martin ; Matthes, Roland ; Norpoth, Harald ; Reindell ; Schiprovski, Klaus ; Zimmermann, Annemarie
Orte
Wales ; Mexiko City ; Mexico City ; Ratzeburg
Themen
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