Sacherschließung
01. Feuerwerk
(5 m)
02. Eisschollen
03. Friedland + Gedenktag
(60 m)
04. Heuss-Wahl
(33 m)
05. Siegessäule bis Schweigemarsch
(43 m)
06. Paris bis Bundestag
(8 m)
07. Überschwemmung
(18 m)
08. Lazarett
(23 m)
09. Furtwängler
(27 m)
10. Italienisches Schulschiff
(16 m)
11. Besuche in Deutschland
(39 m)
12. Ottobeuren
(46 m)
13. Gundi Busch
(28 m)
14. Fütterer + Fussball
(39 m)
15. Nürburgring
(22 m)
16. Prof. Heuss
(34 m)
Kurzinhalt
1955! - Mit Freude, Hoffnungen und vielen guten Wünschen wurde das neue Jahr begrüsst ...
Und das alte Jahr - 1954 - verabschiedet.
Eine ungewöhnlich dicke und zähe Eisdecke blockierte bis in den Februar hinein die Schiffahrt in den deutschen Häfen.
Aus Russland waren zur Jahreswende Transporte mit Kriegsgefangenen eingetroffen. Ein guter Auftakt für das Jahr 1954, so schien es. Prominente Politiker begrüssten die Russlandheimkehrer in Friedland. An ihrer Spitze Bundeskanzler Dr. Konrad Adenauer. Bald darauf aber hörten die Transporte mit Kriegsgefangenen auf. Die Hoffnungen von vielen Tausenden versanken wieder im Alltag. Mütter und Väter mussten nun auch das neunte Friedensjahr um das Schicksal ihrer Söhne bangen. Kinder warten weiterhin auf ihre Väter, die sie kaum kennen.
Ein anderes Ereignis, das dazu beitrug, dem Jahre_1954 sein Gesicht zu geben, spielte sich in Berlin ab.
Zum zweiten Male seit Bestehen der Bundesrepublik trat die Bundesversammlung zusammen, um den Bundespräsidenten zu wählen. Die Auszählung der Stimmen ergab eine überwältigende Mehrheit für den bisherigen Bundespräsidenten Prof. Theodor Heuss. Der drei Monate später verstorbene und vom ganzen Volk tiefbetrauerte Präsident des Bundestages Dr. Hermann Ehlers gab das Ergebnis der Wahl bekannt.
Es war nicht das einzige ungewöhnliche politische Ereignis, das Berlin 1954 erlebte.
Seit nahezu fünf Jahren fand zum ersten Male wieder eine Aussenministerkonferenz der vier Grossmächte statt. Die Vorbereitungen waren umfangreich und die Begrüssungen betont freundlich. Mit zunehmender Konferenzdauer allerdings sank die Stimmung und die Hoffnungen schwanden. Das Problem "Deutschland" und das Problem "Österreich" wurden auch dieses Mal nicht gelöst und die Konferenz versank im "Njet". Die Enttäuschung in beiden Teilen Deutschlands war sehr gross. Die Berliner Bevölkerung protestierte in einem Schweigemarsch gegen die Aufrechterhaltung der Teilung Deutschlands und gegen die Verhinderung freier Wahlen in der sowjetisch besetzten Zone.
Die Reaktion auf die starre Haltung Russlands aber war die zunehmende Einigkeit der westlichen Welt. In Paris fand man für die gescheiterte Europäische Verteidigungsgemeinschaft eine konstruktive Kompromisslösung, die alle Möglichkeiten für ein geeintes und starkes Europa enthält. Die Pariser Verträge liegen den Parlamenten zur Ratifizierung vor. In Paris und Bonn passierten sie die ersten Lesungen bereits im Dezember.
Von den Naturkatastrophen des Jahres 1954 blieb auch Deutschland nicht verschont. Unaufhörliche Regenfälle verursachten ein Hochwasser, das allein in Bayern über 1000 Quadratkilometer überschwemmte. 70000 Menschen wurden obdachlos. Von den Städten wurde Passau am schwersten getroffen. Die lehmigen Fluten von Inn und Donau wälzten sich durch die Strassen der Stadt. Zahlreiche Menschen kamen ums Leben. Die in Deutschland stationierten Truppen der Alliierten setzten sich selbstlos ein, um die Bevölkerung in ihrem verzweifelten Kampf gegen die Fluten zu unterstützen.
Vom Rhein-Main-Flughafen in Frankfurt - verabschiedet von Staatssekretär Prof. Hallstein - starteten deutsche Ärzte und Schwestern nach Korea. Sie hatten sich freiwillig zur Verfügung gestellt, um dort ein Lazarett aufzubauen, ein Geschenk der Bundesregierung.
Wenige Wochen später stand das Lazarett mit 400 Betten und einem Operationszelt aufnahmebereit in der schwer mitgenommenen Stadt Pusan. Täglich werden über hundert einheimische, durch jahrelange Kampfhandlungen geschwächte Menschen behandelt.
Im vergangenen Jahr hatte die Bundesrepublik interessante Besuche zu empfangen. Die Romantik alter Segelschiffszeiten wurde für Augenblicke lebendig, als im leichten Nebel des Hamburger Hafens das italienische Marineschulschiff "Amerigo Vespucci" auftauchte.
Ein Kaiser, eine Prinzessin und vier Regierungs-Chefs besuchten die Bundesrepublik ebenfalls. Den Anfang machte der kanadische Premierminister Louis Stephan St. Laurent. In Soest nahm er unter anderem eine Parade in Deutschland stationierter kanadischer Truppen ab. Prinzessin Margaret Rose wurde von englischen Truppen begrüsst. Natürlich auch, wie alle hohen Gäste, von Bundespräsident Prof. Heuss. Der griechische Ministerpräsident Papagos erwiderte den Griechenlandbesuch des Bundeskanzlers. Der türkische Ministerpräsident Adna Menderes revanchierte sich für den Besuch des Kanzlers in der Türkei. Der ehemalige japanische Ministerpräsident Joschida kam mit Bundeskanzler Dr. Adenauer und Staatssekretär Prof. Hallstein zusammen. Schliesslich war Seine Majestät Kaiser Haile Selassie von Äthiopien Gast der Bundesrepublik.
Hoher "unpolitischer" Gast war der Friedens-Nobelpreisträger Dr. Albert Schweitzer aus Lambarene in Afrika. Auch in Deutschland wird er als der grosse Menschenfreund unserer Zeit verehrt. - Österreich schickte uns unter anderem die Wiener Philharmoniker. In der Basilika von Ottobeuren, einer unvergleichlich schönen Barock- und Wallfahrtskirche Süddeutschlands, spielten sie im Rahmen einer Kulturwoche die 8. Symphonie von Anton Bruckner.
Die Sportereignisse im Jahre 1954 dürfen nicht vergessen werden. Die 18-jährige Gundi Busch holte sich als erste Deutsche in der Geschichte des Eislaufsportes den Weltmeistertitel. Der Kurzstreckenläufer Heinz Fütterer wurde zum Sportler des Jahres gewählt. In Japan lief er die Hundertmeterstrecke in Weltrekordzeit. Im ganzen holte er sich 1954 zwei Europarekorde, zwei Europameisterschaften, zwei deutsche Rekorde und zwei deutsche Meisterschaften.
Im Endspiel um die Fussballweltmeisterschaft standen die Chancen anfangs sehr schlecht für Deutschland. In der zwölften Minute jedoch fingen sich die Deutschen. Die deutsche Mannschaft spielte begeisternd. Nach stürmischen Angriffen der Ungarn, die ihnen keine Erfolge brachten, fiel die Entscheidung mit 2 : 3 Toren für Deutschland. - Auf dem Nürburgring holte sich der Argentinier Fangio auf Mercedes Benz die Weltmeisterschaft der Formel 1.
Die Ereignisse des Jahres 1954 leben fort im neuen Jahr 1955, zu dem Bundespräsident Heuss folgende Worte fand: "Wir treten in das neue Jahr nicht mit verschwärmten Erwartungen. Wir wissen, was in den zurückliegenden Monaten dank des steten Arbeitswillens und der wachsenden Arbeitsmöglichkeit erreicht wurde. Es ist nur eine Etappe auf dem Wege, der Not zu steuern, und die Kräfte und die Gesinnung für den politischen Auftrag zu sammeln, der uns allen gestellt bleibt: Die Wiedervereinigung eines freien Vaterlandes und eine Übereinkunft der Nationen, die Europa den Frieden sichert. Darin möge der Wunsch liegen, der zum Jahreswechsel uns alle einen soll und einen wird."
Personen im Film
Heuss, Theodor ; Hallstein, Walter ; Menderes, Adnan ; Schweitzer, Albert ; Papagos, Alexandros ; Fütterer, Heinz ; Busch, Gundi ; Selassie, Haile ; Adenauer, Konrad
Themen
Berlin ; Rückkehrertransporte ; Bundespräsidentenwahl ; Aussenministerkonferenz ; Fussballweltmeisterschaft 1954 ; Sachindex Wochenschauen ; Hochwasser (1954,DDR,BRD) ; Staatsbesuch ; 01 16 mm-Projekt ; 10 Findbuch Deutschlandspiegel
Gattung
Periodika (G)
Genre
Monatsschau