Sacherschließung
01. Das "Deutsche Derby" in Hamburg- Horn
gilt als das deutsche Galoppereignis des Jahres. 25.000 Zuschauer nahmen daran teil. Favorit war der an der Spitze galoppierende Hengst "Lombard". Kurz vor dem Ziel holte sein Stallgefährte "Alpenkönig" auf und zog auf den letzten Metern an "Lombard" vorbei.
02. Bundeskanzler Brandt
hatte zur Gartenparty geladen. Nicht die Prominenz, sondern ein Querschnitt der bundesdeutschen Bevölkerung waren diesmal die Gäste des Bundeskanzlers.
03. Die "Fernsehplatte",
eine neue Erfindung Berliner Ingenieure für die Speicherung von Bildfolgen mit synchronisiertem Ton, wurde in Berlin als Weltpremiere vorgeführt. Die nur 1 Gramm schwere Platte kann an jedes Fernsehgerät angeschlossen werden. In spätestens zwei Jahren soll sie von jedem Besitzer eines Fernsehgerätes abgespielt werden können.
04. Die "Klinik für Diagnostik" in Wiesbaden
wurde vor kurzer Zeit eröffnet. Vorbild war die "Mayo-Klinik" in den USA. In Wiesbaden erhält der Patient eine lückenlose Auskunft über seinen Gesundheitszustand. Die Untersuchungen werden von 41 Ärzten, die sich jeweils auf ein wichtiges Gebiet der inneren Medizin spezialisiert haben, durchgeführt.
05. Am Kölner Dom,
Deutschlands größter Kathedrale, wurden von sechs Söhnen eines Geschäftsinhabers im Keller ihres Vaterhauses das Grab eines römischen Offiziers aus dem Jahre 83 und andere wertvolle Antiquitäten entdeckt. Ihr Verkaufwert wird auf eine halbe Million Mark geschätzt.
Kölner Archäologen legten Spuren eines römischen Lagers und eine Straßenkreuzung aus dem Jahre 50 frei.
06. Im Kölner Kunstleben
dominiert heute moderne Kunst. Die Stadt ist einer der großen Umschlagplätze für op- und pop-art. 23. Galerien haben sich auf die verschiedenen Kenner- und Käuferschichten spezializiert. Die Galerie Neuendorf stellt zur Zeit die Werke des Amerikaners William Capley aus.
07. Monschau
eine kleine idylische Eifelstadt, wurde zum Experimentierfeld von 30 jungen Künstlern. Sie banden den Kirchturm fest und veranstalteten Happenings und Gag-Aktionen. Die Redaktion der Monschauer schwankte zwischen Protest und Überraschung.
08. Hamburgs Pop-Gemeinde
versammelte sich auf dem Derby-Platz in Hamburg-Flottenbeck zum Open-Air-Festival. 10.000 Jugendliche im Alter von 14 bis 25 Jahre hatte der zweitägige Musik-Trip auf dem Derby-Rasen angelockt.
Sprechertext
Einmal im Jahr treffen sich Deutschlands Turf-Fans in Hamburg: beim Deutschen Derby in Hamburg-Horn. Auf dem Sattelplatz sind die Experten unter sich, tauschen Gerüchte aus und handeln Tips und Informationen aus erster Hand.
25.000 Zuschauer hatte das deutsche Galoppereignis des Jahres auf die Horner Bahn gelockt. Die sensiblen Rennpferde bestehen ihre erste Nervenprobe in den Startboxen.
Der Start ist gelungen.
Noch ist das Feld geschlossen. Die Spitze führt "Lombard" an - der Favorit.
Der nervöse Hengst war schon einmal nach einem Fehlstart die Gerade hintergaloppiert und hatte dabei Kraft verloren.
Lombard-Wetter schöpfen Hoffnung: auch im Wandsbeker Bogen führt der Favorit, gefolgt von "Samun", der aus demselben Rennstall kommt.
Vor dem Rennen hatte es geregnet - für den dreijährigen Hengst mit der weißen Blesse ein zusätzlicher Vorteil: denn Lombard liebt den weichen Boden.
Im Eingang zur Zielgeraden fordert Jockey Drechsler den antrittsstarken Hengst: sein Stallgefährte "Alpenkönig", der plötzlich aufgeschlossen ist, bedroht den Favoriten.
Kurz vor dem Ziel bahnt sich die Überraschung an: "Alpenkönig" mit der Nummer 14 zerstört die Hoffnungen der Lombard-Wetter. Er ist frischer als der hochgewettete Favorit und zieht auf den letzten Metern an ihm vorbei.
"Alpenkönig" gewinnt das mit 124.000 Mark dotierte Deutsche Derby 1970. Nur der Derby-Sieger selbst scheint nicht an seinen Sieg zu glauben.
Bundeskanzler Willy Brandt und seine Frau Rut hatten in Bonn zur Gartenparty geladen. Die Gäste kamen diesmal aus allen Schichten der Bevölkerung. Politische Prominenz war nur sparsam vertreten.
Das demokratische Sommerfest im Garten des Bundeskanzleramtes erwies sich als attraktiv: Fritz Walter kam, ehemals Fußballstar und noch immer berühmt.
Schauspieler Karl John und der Schriftsteller Günther Grass.
Bei Schaschlik und Erdbeeren unterhielten sich der Kanzler und Spiegel-Herausgeber Rudolf Augstein.
Außenminister Walter Scheel mußte Autogramme geben. Bis in die Morgenstunden tanzten der Kanzler und seine Gäste auf dem Rasen, der sonst nur Politikern und Diplomaten vorbehalten ist.
In Berlin erlebte eine bedeutsame Erfindung die Weltpremiere: die Fernsehplatte. Sie wird vielleicht schon in wenigen Jahren die Sehgewohnheiten der Fernsehzuschauer in aller Welt verändern. Die Fernseh-Ausrüstung der Zukunft: eine Bildplattensammlung und ein Plattenspieler, der an jedes Fernsehgerät angeschlossen werden kann.
Berliner Ingenieure demonstrierten das Herstellungsverfahren: ein Filmprojektor wird mit einer elektronischen Anlage gekoppelt, die das Filmband in Schwingungen umsetzt - in 3-4 Millionen pro Sekunde, so viel sind nötig, um Ton und Bild auf der Fernseh-Scheibe zu speichern. Die Rillen auf der Scheibe sind zehnmal feiner als menschliches Haar.
Nur ein Gramm wiegt die Kunststoffscheibe. Sie rotiert mit 1.500 Umdrehungen pro Minute. In spätestens zwei Jahren soll sie auf den Markt kommen - als 10-Minuten-Platte für etwa 20 Mark.
Wiesbaden, der Kur- und Badeort mit dem in Jahrzehnten begründeten Ruf, exklusiver Treffpunkt für Erholungssuchende aus aller Welt zu sein. Daß gewachsene Tradition kein Hemmschuh für den Fortschritt sein muß, bewies der hessische Kurort in diesen Tagen: seit kurzem beherbergt er die erste deutsche "Klinik für Diagnostik" - gebaut nach dem Vorbild der berühmten Mayo-Klinik in Amerika.
Das Charakteristikum dieser neuen Klinik: sie beschränkt sich auf die Diagnostik, auf die Untersuchung des Patienten. Behandeln oder operieren lassen muß sich der Patient in anderen Krankenhäusern. In Wiesbaden erhält er einen lückenlosen medizinischen Steckbrief, der über seinen Gesundheitszustand präzise Auskunft gibt.
Messen der Lungenfunktion - eine der Standard-Untersuchungen im Wiesbadener Institut. Die Klinik ist mit den modernsten medizinischen Geräten ausgestattet, die dem neuesten Stand der wissenschaftlichen Forschung entsprechen. Die Apparaturen werden nicht gekauft, sondern gemietet. Damit wird sichergestellt, daß auch künftig die jeweils besten Geräte den Patienten zur Verfügung stehen.
Der "Coulter counter" - ein elektronisches Zählgerät für Blutkörperchen. Innerhalb von 40 Sekunden kann er 20 verschiedene Blutbestimmungen vornehmen.
In der Wiesbadener Klinik arbeiten 41 Ärzte. Sie wurden so ausgewählt, daß jedes wichtige Spezialgebiet der inneren Medizin vertreten ist. Die hochtechnisierte Ausrüstung der Klink hat sich nicht zwischen Arzt und Patienten geschoben. Ein enges und vertrauensvolles Verhältnis zwischen beiden ist in Wiesbaden oberstes Gebot.
Von Station zu Station begleiten den Patienten die Zwischenergebnisse der Untersuchungen. Vorher errechnet ein Computer in der zentralen Leitstelle für jeden Besucher einen genauen Zeitplan. Der Computer schreibt auch die Krankengeschichte - und die Rechnung. Aufwand für eine zweitägige Generaluntersuchung gegenwärtig 1.400,- Mark.
Der Kölner Dom - seit vielen Jahren Anziehungspunkt für hunderttausende von Touristen. Mehr als 600 Jahre wurde an Deutschlands größter Kathedrale gebaut. Am Fuße des Doms entdeckt Köln jetzt neue Zeugnisse aus den ersten Jahren seiner Geschichte.
Seit 6 Monaten durchziehen Schächte und Baugruben den historischen Boden am Kölner Dom: seine Umgebung soll ein neues Gesicht erhalten. Mit Schaufel und Bagger in die Römerzeit - so lautet der Wahlspruch der Kölner Archäologen, die inzwischen Spuren eines römischen Lagers und eine Straßenkreuzung aus dem Jahre 50 nach Christi entdeckten.
Zu den wichtigsten Ausgrabungsstätten gehört der Keller eines kleinen Textilgeschäftes im Kölner Severins-Viertel. Als die Söhne des Geschäftsinhabers die Fundamente des alten Hauses verstärken wollten, stießen sie auf das Grabmal des römischen Offiziers Lucius Poblicius, der bis zum Jahre 83 der 5. römischen Legion angehörte.
Die 6 jungen Leute gruben heimlich Säulen, Statuen, Kapitelle und Reliefbilder aus und trugen sie zu einer unterirdischen Ausstellung zusammen. Erst dann informierten sie die Öffentlichkeit. Der Verkaufswert ihrer Funde wird heute auf eine halbe Million Mark geschätzt.
Die bildende Kunst traf in Köln auch nach der Römerzeit auf eine wache Aufnahmebereitschaft. Als alte reiche Kaufmannsstadt hatte Köln einen natürlichen Hang zum Kunsthandel. Heute ist die Stadt einer der großen Umschlagplätze für op- und pop-art. 23 Galerien moderner Kunst haben sich auf die verschiedenen Käuferschichten spezialisiert.
Die Galerie Neuendorf, stellt augenblicklich einen Amerikaner aus: William Copley, der mit seinen naiv-satirischen Szenerien neue Akzente setzte.
Auch die anderen Galerien suchen und finden ihr Publikum. Ob Etablierte des internationalen Kunstgeschäfts oder junge Talente: die Moderne hat heute Vorrang im Kölner Kunstleben.
Monschau, eine kleine idyllische Eifelstadt, erlebte die seltsamste Invasion in seiner Geschichte: 30 auswärtige junge Künstler durften für vier Wochen Besitz von Monschau nehmen. Sie banden den Kirchturm fest und verunsicherten die konservativen Einwohner vier Wochen lang mit Happenings, Schocks und Gag-Aktionen.
Die Reaktion der Monschauer schwankte zwischen Protest und Überraschung: Nie zuvor war eine ganze deutsche Kleinstadt Kunstbesessenen als Experimentierfeld ausgeliefert worden. Beruhigend war allein: der Bürgermeister hatte zugestimmt. Zweck der künsterischen Freiluftübung: eine Provinzstadt sollte durch Kunstwerke verändert, ihre mittelalterliche Struktur teils sichtbar, teils verfremdet werden. Mit Kunststoff an Hausfassaden und künstlichen Friedhöfen im Zentrum der Stadt brachte sich die moderne Aktionskunst ins Gespräch.
Monschau als open-air Galerie wurde schnell eine Touristen-Attraktion. Progressiv gestimmte Einwohner revanchierten sich für den Künstler-Jux: sie ironisierten den entfachten Volkszorn durch ein demoliertes Klavier im Fluß.
Der feine englische Rasen auf dem Derby-Platz in Hamburg-Flottbek durfte vorher nur von hochklassigen Springpferden betreten werden. Wo sonst das Deutsche Spring-Derby ausgerichtet wird, versammelte sich diesmal eine Pop-Gemeinde - zum ersten open-airfestival in Hamburg. 10.000 Jugendliche hatte der zweitägige Musik-Trip auf dem Derby-Rasen angelockt. Bei 30 Grad im Schatten hatten es die aus England importierten Beatbands ein wenig schwer, Ekstase auszulösen.
Das Alter der Beat- und Popfans zwischen 14 und 25. Sie konsumierten die 100-Phon-Musik auf die gleiche Weise wie ihre Altersgenossen in aller Welt: als Mittel, um dem harten Arbeitsalltag für eine Zeit zu entfliehen. Musik als Protest gegen das Establishment der Erwachsenen.
Nach zwei Tagen Beat auf der Reiterwiese waren sich Veranstalter und Zuhörer einig: das nächste open-air-festival in Hamburg läßt sich nicht vermeiden.
Personen im Film
Augstein, Rudolf ; Brandt, Rut ; Brandt, Willy ; Ehmke, Horst ; Grass, Günter ; John, Karl ; Scheel, Walter ; Walther, Fritz
Orte
Berlin ; Bonn ; Hamburg ; Köln ; Monschau ; Wiesbaden
Themen
Eifel ; Dom (Köln) ; Monschau ; Pferderennen ; Moderne Kunst ; Festival ; Sachindex Wochenschauen ; Fernsehen ; Fußgänger ; Musikalische Veranstaltungen ; Reiten, Pferderennen (ohne Trab) ; Rundfunk, Fernsehen ; Sport-Details, Fouls ; Spoprt-Ehrungen ; Sportpublikum, Sport-Zuschauer ; Städtebilder: Deutschland ; Tanz ; Technik ; Kunst ; Medizin ; Gesellschaftliche Veranstaltungen ; Verkehr: allgemein ; Veterinärmedizin ; Zuhörer ; Berufe ; Archäologie ; Ausstellungen ; Autogramme ; Gastronomie ; Technik (Elektronische Datenverarbeitung/EDV; Luft- und Raumfahrt) ; 01 16 mm-Projekt ; Sport-Ehrungen ; Technik ; 10 Findbuch Deutschlandspiegel
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Monatsschau