01. Stuttgart: Deutsches Turnfest
Symbol des Turnfestes Stuttgart 73 bildfüllend. Kamerarückfahrt. Junge Turner und Turnerinnen auf Wiese bei Handschlag-Überschlag und Salto. Gedränge in den Straßen Stuttgarts. Turner-Kapelle spielt. Turner an den Geräten im Wettkampf in der Halle. Eberhard Gienger bei Reckübung, teils Zeitlupe. Beifall für seinen Tsukuhara-Abgang. Er wir Sieger im Zwölfkampf. Massenvorführungen in Stadion. Rhönradturnerinnen, Kasten- und Pferdesprünge, Gymnastik. Veteranen turnen am Barren, Ballgymnastik, Trampolinspringen, Reckturner. Umzug der Turner, Kapelle, Fahnengruppe, Turnerinnen, Fahnenschwingerinnen. Auf der Ehrentribüne Minister Ehmke.
02. Berlin: Kongress der Unidol-Kommission (UN-Organisation für industrielle Entwicklung)
Das UN-Gebäude in New York. UN-Versammlung. Gedächtniskirche Berlin und Kurfürstendamm mit Verkehr. UN-Fahne weht an Haus. Im Versammlungsraum an der Stirnseite die UN-Fahne zwischen der deutschen und der Berliner Fahne. Kongressteilnehmer aus aller Welt bei Stadtrundfahrt in Bus. Vorbeifahrt an Mauergrenze und Brandenburger Tor. Bootsfahrt auf dem Wannsee. Thema des Kongresses: Gründung eines Forschungsinstitutes für Technologie in den Entwicklungsländern in Berlin. Verschiedene Redner des Kongresses, O-Ton: "... to build a more human world."
03. München: Ibra 73 - Philatelie-Ausstellung
Bauwerke Münchens und in Wiedergabe auf Briefmarken: Die Bavaria, die Residenz, die Propyläen. Postkutsche in Ausstellungshalle. Wachmänner zum Schutz der Briefmarkenwerte in der Ausstellung. Briefmarkenbögen. Postbehörden aus 124 Ländern und private Sammler stellen aus. Wert: 50 Millionen. Die 1 Penny Marke aus Groß Britannien. 1. Briefmarke der Welt (1840). Verschiedene wertvolle Ausstellungsstücke. Original Druckbogen der 1. Kreuzer Marke aus Bayern (1860 unverkäuflich). Die 1. deutsche Briefmarke, der schwarze Einer aus Bayern.
04. Industriestadt Berlin
Siemens: Siemensstadt von oben. Industriegelände. Werkhallen Siemens. Transformatoren. Schweißer mit Gesichtsschutz. Bau der größten Generatoren der Welt. Herstellen von Spezialkabel. AEG-Telefunken: Frauen in Werkhalle an langen Tischen bei feinmechanischen Arbeiten (Rundfunk- und Tonbandgeräte, Telefone). Firma Bogen: Größter Magnetkopfhersteller Europas. Fahraufnahme an modernem Fabrikgebäude vorbei. Arbeiterinnen an Arbeitsplätzen. Wickeln von Magnetspulen. Arbeiter an Maschine. AEG-Forschungsabteilung: Versuche mit Antriebsaggregaten für den Verkehr von morgen. Fertigung von Linear-Motoren als Antrieb von Schwebebahnen. Arbeiter in Werkraum. Fahrende S-Bahn in Berlin.
05. Hänschen Weiß-Quartett: Zigeunermusik
Grünes Blatt schwimmt auf See. Geigenbogen auf Saiten, groß. Musiker mit Instrumenten gehen neben See, ihr Bild spiegelt sich im Wasser. Kleines Stauwerk und sich drehendes Rad von Wassermühle. Vor Gaststätte mit Tischen im Freien und darauf gestellten Stühlen spielen die Musiker Zigeunerweisen, Gitarren, Bass und Geige. Die Musiker gehen auf Feldweg zuwischen Wiesen.
Stuttgart hatte für einige Tage 50.000 Einwohner mehr: Turner aus der ganzen Bundesrepublik, die Stadt und Stadion besetzten, um ein Mammut-Festival zu feiern - das Deutsche Turnfest, zu dem sich seit 1898 Deutschlands Turner alle fünf Jahre zusammenfinden.
Spitze und Breite - so lautete das Motto der Stuttgarter Körperschau. Spitze bot Eberhard Gienger, der Europameister am Reck. Im olympischen Zwölfkampf siegte er souverän. Seine Interpretation des Tsukuhara-Abgangs am Reck löste Beifallsstürme aus.
Die Breite repräsentierten die Mitglieder von 3.500 Turnvereinen - vielleicht die letzten reinen Amateure in einer Zeit, die den Sport zunehmend als Teil der Unterhaltungsindustrie begreift. Um die Millionenkosten der Stuttgarter Massenübung abzudecken, mußte jeder Teilnehmer 30 Mark aus eigener Tasche zahlen. Turnen hat in Deutschland auch geistige Wurzeln. Wer regelmäßig Rumpf und Glieder biegt, ist auch heute nicht frei von der Versuchung, die Gründe für sein Tun von der Körper-Metaphysik der alten Griechen abzuleiten. Bei den Jungen dominiert die Freude an der körperlichen Bewegung, bei Turnveteranen schwitzt sich am Barren auch die Seele sauber.
Mit einem festlichen Umzug feierten die Teilnehmer Turnen und Tradition. Daß Turnen jedenfalls in Deutschland - alle Zeiten überdauern wird, scheint sicher. Außer den 12 Millionen sporttreibenden Bundesbürgern sind nach der jüngsten Umfrage weitere 15 Millionen bereit, sich körperlich zu regen - notfalls auch ohne klingendes Spiel.
132 Staaten sind heute Mitglieder der Vereinten Nationen in New York. Bald werden in dem Weltforum am East-River zwei weitere Staaten Sitz und Stimme haben: die Bundesrepublik Deutschland und die DDR. Für die Bundesrepublik wird der feierliche Wahlakt in der UN-Vollversammlung ein weiterer Markstein der politischen Entwicklung sein. - Sie arbeitet seit vielen Jahren in allen Sonderorganisationen und Ausschüssen der UNO mit.
In der UNIDO beispielsweise, die als erste UN-Organisation in Berlin tagte, zählt die Bundesrepublik seit jeher zu den aktivsten Mitgliedern. Aus der UNIDO - der UN-Organisation für industrielle Entwicklung - formte sie gemeinsam mit anderen Staaten ein Instrument, das eines der großen Probleme unserer Zeit langfristig zu lösen verspricht: die tiefe Kluft zwischen den hochindustrialisierten Staaten und den Entwicklungsländern. In Berlin stand auch die deutsche Wirklichkeit auf dem Programm. Zwischen Mauer und Wannsee zogen die Kongress-Teilnehmer in Konferenzpausen Zwischenbilanz. Als Vertreter von mehr als 100 Finanzierungsinstituten aus 59 Ländern hatten sie Gelegenheit, industrielle Projekte in Entwicklungsländern gemeinsam zu prüfen.
Gesprächsthemen auf Ausfahrten und Empfängen: die von der Bundesregierung in Berlin bekanntgegebene Gründung eines "Instituts für Technologie in Entwicklungsländern". Dieses Forschungsinstitut soll Technologien der Industrialisierung entwickeln, die auf die Bedürfnisse und Leistungskraft der einzelnen Entwicklungsländer zugeschnitten sind. Denn nur wenige Staaten der Dritten Welt können sich die kapitalintensive Technologie der Industrieländer leisten. Das deutsche Institut könnte die Arbeit der UNIDO ergänzen, die seit 6 Jahren durch Projektplanung, technische Hilfe und Finanzierung das industrielle Wachstum der Entwicklungsländer fördert.
In München waren die Briefmarkensammler der Welt 4 Tage unter scharfer Kontrolle: Wachmänner patrouillierten Tag und Nacht, Fernsehkameras überwachten jeden Winkel. Auf der IBRA - der internationalen Briefmarken-Ausstellung 1973 - zeigten die Postbehörden von 124 Ländern und private Sammler philatelistische Kostbarkeiten im Wert von etwa 50 Millionen Mark.
Mit der 1 Penny-Marke eröffnete Großbritanniens General-Postmeister 1840 das Zeitalter der Briefmarke. Andere Nationen folgten schnell. Die bunten perforierten Blättchen, bis heute Zahlungsmittel im postalischen Verkehr, weckten sehr bald auch die Sammler-Leidenschaft. Nicht der geringe materielle und künstlerische Wert der Marken, sondern die Stückzahl bestimmt den Kurs. Vom brasilianischen Ziegenauge und dem Doppelten Ochsenauge beispielsweise ist jeweils nur ein Exemplar bekannt. Ihr Schätzwert: eine Million Mark. Auf der Jagd nach seltenen Marken sind passionierte Sammler nicht mehr ansprechbar. Sie zahlen Phantasie-Summen für ein vergilbtes Stück Papier.
Ein Original-Druckbogen der bayrischen 1 Kreuzer-Marke. Druckjahr 1860 - unverkäuflich, aus Privatbesitz.
Die "schwarze Einser" aus Bayern war die erste Briefmarke in Deutschland. Im stummen Dialog verabschiedeten sich die Sammler von den Raritäten, die bis zur nächsten Ausstellung an sicheren Orten ruhen - im Dunkel der Safes und Panzerschränke.
Berlin hat viele Gesichter - auch dieses: Berlin-Siemens-Stadt. Der flüchtige Besucher sieht nur die anderen: Ku-Damm, Uni, Funkturm. Berlin als kulturelle Drehscheibe mit Weltstadt-Ambitionen, mit seinem Reizklima für die politische und künstlerische Avantgarde, mit seinem Hinterhof-Milieu der Altberliner. Daß Berlin auch das bedeutendste Industrie-Zentrum Deutschlands ist, überrascht selbst viele Bundesbürger.
Die größten Generatoren der Welt - bestimmt für das Pumpspeicherwerk Racoon in den USA - baut die Firma Siemens. Sie startete in Berlin vor 126 Jahren - mit 10 Arbeitern und 3 Drehbänken. Heute beschäftigt sie 300.000 Mitarbeiter in mehr als 100 Ländern. Ihr neuentwickeltes Koaxial-Kabel kann 65.000 Ferngespräche gleichzeitig übertragen.
AEG Telefunken - ein anderes Groß-Unternehmen der Elektroindustrie. Weltbekannte Firmen der Elektrotechnik, des Fahrzeug- und Maschinenbaus, der Bekleidung und Chemie sind hier angesiedelt - viele seit Mitte des 19. Jahrhunderts. Die Elektroindustrie ist der jüngste und bedeutendste Wirtschaftsfaktor West-Berlins. Telefunkens Produktion ist breit gefächert: Generatoren, Haushaltsgeräte, Unterhaltselektronik wie Fernsehgeräte, Plattenspieler und Tonbandgeräte.
Die Firma Bogen - ein Mittelbetrieb mit 470 Mitarbeitern. Durch Speziallisierung gelang es dem Unternehmen, zum größten unabhängigen Magnetkopfhersteller Europas aufzusteigen. Vorbildliche Arbeitsplätze und modernste Fertigungsmethoden sind die Stärken dieses Betriebs, der 40% seiner Produkte exportiert.
Allein die Elektro-Industrie der Inselstadt beschäftigt 100.000 Menschen. Sie erwirtschaften einen Umsatz von jährlich 5 Milliarden Mark.
Ein Blick in die Forschungsabteilung von AEG. Antriebsaggregate für Verkehrssysteme von morgen auf dem Prüfstand: Die sogenannten Linearmotoren werden vielleicht einmal magnetische Schwebebahnen antreiben.
Praktische Versuche verliefen so verheißungsvoll, daß AEG jetzt leistungsstarke Großmotoren baut.
Gut ausgebildete Techniker und Facharbeiter sind das Rückrat einer florierenden Industrie. Berlins Betriebe haben als Ausbildungsstätten seit Generationen einen guten Ruf. Die geteilte Stadt, nach dem Kriege lange Jahre Kostgänger der Bundesrepublik, lebt längst aus eigenen Kräften. Berlins Wirtschaftskraft wächst weiter.
Im Sommer ziehen sie von Gasthaus zu Gasthaus: fünf Sinti - deutsche Zigeuner. Den Nicht-Zigeunern - den Gadje - wollen sie mit dem Zigeuner-Jazz den Operetten-Schmalz austreiben. Noten kennen sie nicht. Ihr Vorbild ist der legendäre Django Reinhardt. Ihr Alter: 15 bis 55 Jahre. Der junge Häns'che Weiss gab dem Quintett Profil und Namen.