Sacherschließung
01. Fußball-Nationalmannschaft besingt Langspielplatte
Die Spieler der Nationalmannschaft mit Kopfhörern singen "Fußball ist unser Leben" u.a. Gerd Müller, Franz Beckenbauer, Sepp Maier.
02. Statement Bundestrainer Schön und Training der Nationalspieler
Die Spieler mit Fußball-Nationalmannschaft beim Training in Trainingsanzügen. Lauf und Bocksprünge, Ballzuspiel. Helmut Schön spricht: "Das Ideal des Fußballs wäre eine Mischung von beidem, nämlich die großartige individuelle Technik der Südamerikaner mit der nüchternen Sachlichkeit der europäischen Spieler. Wir werden niemals versuchen, südamerikanischen Fußball zu kopieren. Das können wir nicht. Genauso, wie die Südamerikaner wahrscheinlich nicht so spielen können wie die Engländer oder wie wir oder andere europäische Nationen. Hier gilt es eben nach Möglichkeit sich das Beste aus dem Spiel der anderen herauszuholen und es für den eigenen Fußball verwertbar zu machen. Über unserem Spiel steht die Parole, wir wollen in Angriff und Abwehr gleich gut sein und versuchen eben den Gegner auf jeden Fall auch schon im Mittelfeld zu stellen, und wenn es notwendig ist, auch schon mit der Verteidigung in der gegnerischen Hälfte anzufangen."
03. Stuttgart: Fußball BRD - Spanien 2:1
Das Neckarstadion, außen und innen. Teileinstellungen. Hochfliegender Ball. Torwartparade Zeitlupe. Die deutschen Spieler vor dem gegnerischen Tor. Jupp Heynckes schießt eine Flanke von Hoeness zum 1:0 ein. Junge Zuschauer reißen Arme hoch. Wiederholung des Torschusses in Zeitlupe. Zuschauer klatscht. In der 38. Minute schießt Heynckes das 2:0 ZL. In der 2. Halbzeit fällt das Gegentor für Spanien. Spanische Zuschauer mit Transparent. Sepp Maier vor dem Tor.
04. Straßburg: Willy Brandt spricht vor dem Europäischen Parlament
Europäische Fahnen vor dem Parlamentsgebäude. Willy Brandt bei Ankunft im Parlament wird klatschend begrüßt und setzt sich. Fotografen fotografieren Brandt. Willy Brandt spricht vor dem Europäischen Parlament: "Dramatische weltpolitische Ereignisse der letzten Wochen haben demonstriert, wie ohnmächtig die europäischen Staaten als Faktor des Friedens und der Stabilisierung in der Welt bleiben, so lange sie nicht geeint auftreten können. Die Menschen anderer Kontinente spürten vielleicht noch deutlicher als wir, dass in einer Welt, deren Schicksal nicht mehr allein durch zwei Supermächte bestimmt werden kann und soll, der Einfluss eines geeinten Europas unentbehrlich geworden ist. Die Bundesrepublik Deutschland hat nach allem, was ich zu erkennen vermag, die europäische Union als ihre bleibende Heimat gewählt. In ihr sichern wir unsere Zukunft." Gesichter von Zuhörern, groß.
05. Italienische Gastarbeiter in Wolfsburg
Gastarbeiter bei Ankunft auf dem Bauernhof. Koffer werden aus dem Zug geladen und getragen. Zwei Italiener ziehen Wagen mit Koffern. Stadtbild Wolfsburg, Zoom VW-Werk. Italienische Gastarbeiter am Fließband bei Automontage. Arbeiter kommen an Feierabend auf dem Werk. Fahraufnahme der Wohnhochhäuser für die Arbeiter. Gastarbeiter in Wohnraum im Gespräch miteinander. Küche mit Spüle und Herd. Bank für die Gastarbeiter. Arztschild eines italienischen Arztes. Arzt bei Untersuchung von Patient. Freizeitstätte. Gastarbeiter beim Billardspiel. Kartenspiel. Supermarkt La Commerciale. Italienischer Gastarbeiter spielt Fußball und erzählt, warum er nach Deutschland gekommen ist (italienisch).
06. Wendessen: Atom-Müll-Lagerung im Salzbergwerk Asse
Kernkraftwerk. Bestrahlung. Grafische Darstellung des Einschlusses von radioaktiven Rückständen in Bitumenmantel und Lagerung in Salzbergwerk. In stoßsicheren Behältern wir der Atommüll zum Salzbergwerk transportiert. In Fässern werden die radioaktiven Rückstände im Bergwerkstollen gelagert. Transportwagen fahren in Stollen. Trick zeigt Lagerung schweren Materials. Die Einlagerung in der Realität.
07. Berliner Jazztage
Füße steppen. Baby Lorrens beim Stepptanz in der Berliner Philharmonie. Der Leiter der Jazztage Norman Gruntz gibt Interview: "Ich glaube, dass wir nicht mehr die Gruppen an Stilen aufhängen, sondern dass wir Gruppen einladen nach Berlin in erster Linie, um zu wissen, was im heutigen Jazz eben gespielt wird. Keith Jarrett, meine ich, ist ein Musiker, der in aller vorderster Front musiziert. Er spielt einen sehr freien Jazz, atonale Musik, aber er integriert auch Volksmusiken, auch Swing für Jazz-Stile." Keith Jarrett und seine Band spielen Jazz. Keith Jarrett am Piano, groß, halbnah und total.
Sprechertext
Deutschlands Fußball-Nationalmannschaft als "teuerster" Chor der Welt bei der Aufnahme seiner ersten LP.
"Fußball ist unser Leben" - so heißt es in dem Hit - "König Fußball regiert die Welt, wir kämpfen und geben alles, bis dann ein Tor nach dem anderen fällt."
Den Wechsel vom Stadion ins Studio hielten Fans für ein raffiniertes taktisches Manöver des deutschen Bundestrainers, die Zuversicht seiner Spieler zu stimulieren. Ein Anlaß Helmut Schön zu fragen - nach welchem Konzept er seine Mannschaft auf die WM '74 vorbereitet.
"Das Ideal des Fußballs wäre: eine Mischung von beidem, nämlich die großartige individuelle Technik der Südamerikaner mit der nüchternen Sachlichkeit der europäischen Spieler. Wir werden niemals versuchen, südamerikanischen Fußball zu kopieren, das können wir nicht. Genauso wie die Südamerikaner wahrscheinlich nicht so spielen können, wie die Engländer oder wie wir oder andere europäische Nationen. Hier gilt es eben, nach Möglichkeit sich das Beste aus dem Spiel der anderen herauszuholen und es für den eigenen Fußball verwertbar zu machen. Über unserem Spiel steht die Parole: Wir wollen in Angriff und Abwehr gleich gut sein und versuchen, eben den Gegner auf jeden Fall auch schon im Mittelfeld zu stellen und wenn es notwendig ist, auch schon mit der Verteidigung in der gegnerischen Hälfte anzufangen."
Im letzten Vorbereitungsspiel des Jahres '73 sollten Helmut Schöns taktische Maßnahmen noch einmal überprüft werden. Die Arena: das Stuttgarter Neckarstadion, das nach seinem WM-Umbau mit 73.000 Plätzen das drittgrößte Stadion in der Bundesrepublik Deutschland ist - nur in Berlin und München sind die Stadien größer - Der Gegner: die spanische Nationalmannschaft. Die Deutsche Mannschaft spielte, wie es sich ihr Trainer wünschte, zumindest in der ersten Halbzeit.
Schon in der 14. Minute schießt Heynckes eine Flanke von Hoeness zum 1:0 ins Netz. Die Wiederholung: Müller verpaßt, Heynckes trifft. In der 38. Minute trifft Heynckes zum 2. Mal. Vom Pfosten prallt der Ball ins Tor.
In der 2. Halbzeit verkürzen die Spanier auf 2:1. Maier läßt einen Ball abprallen, Claramunt nutzt seine Chance.
2:1 endete die Partie. Mit neuem Mut sehen Deutschlands Nationalspieler dem WM-Auftakt entgegen.
In einem unauffälligen Bürogebäude Straßburgs residiert was man voller Hochachtung mit "Gewissen Europas" umschrieben hat - das Europäische Parlament, das politische Kontrollorgan der europäischen Gemeinschaft. Zum ersten Mal in der 15jährigen Geschichte des Europaparlaments begrüßten die Abgeordneten hier einen der Regierungschefs der neun Gemeinschaftsstaaten, der mit der Absicht gekommen war, vor dem Straßburger Parlament ein klares Bekenntnis zu Europa abzulegen. In seiner programmatischen Rede forderte Willy Brandt die europäischen Staaten auf, die europäische Union zu verwirklichen.
"Ohne gemeinsame Politik" - so meinte der Kanzler, sei Europa zu Ohnmacht und Schweigen verurteilt.
"Die dramatischen weltpolitischen Ereignisse der letzten Wochen haben demonstriert, wie ohnmächtig die europäischen Staaten als Faktor des Friedens und der Stabilisierung in der Welt bleiben, solange sie nicht geeint auftreten können. Die Menschen anderer Kontinente spürten vielleicht noch deutlicher als wir, daß in einer Welt, deren Schicksal nicht mehr allein durch zwei Supermächte bestimmt werden kann und soll, der Einfluß eines geeinigten Europas unentbehrlich geworden ist.
Die Bundesrepublik Deutschland hat - auch nach allem, was ich zu erkennen vermag - die europäische Union als ihre bleibende Heimat gewählt. In ihr suchen wir unsere Zukunft. "
In Koffern und Taschen ist mehr, als man für einen Urlaub braucht. Wer hier den Zug nach einer 24 Stundenfahrt verläßt, plant für längere Zeit. Italiener in Wolfsburg - das heißt als Gastarbeiter in einer 130.000 Einwohner großen Stadt Deutschlands leben, die durch Europas größtes Automobilwerk geprägt ist.
Von den 400.000 Italienern, die in der Bundesrepublik Deutschland ihren Lebensunterhalt verdienen, arbeiten mehr als 6.000 an den Montagebändern des Autogiganten - das sind über 10 Prozent aller Mitarbeiter dieses Unternehmens in Wolfsburg. Manches ist hier typisch für die Situation des Gastarbeiters - vieles aber anders.
Deutsche und ausländische Arbeitnehmer kennen und verstehen sich inzwischen: Denn Italiener arbeiten hier seit 1962. Bezahlt werden alle gleich: der Lohn ist arbeitsplatzbezogen.
Wohnungen zu finden, die ausreichend ausgestattet und zudem preiswert sind, blieb lange ein Problem. Deshalb ließ das Unternehmen für seine ausländischen Mitarbeiter 12 Hochhäuser bauen, in denen etwa 3.500 von ihnen in Ein- bis Vierbettzimmern leben können. Die Miete kostet 50 bis 110 Mark. Das entspricht einem Entgelt von 6 bis 12 Arbeitsstunden. Man schätzt, daß mehr als die Hälfte des Lohnes der ausländischen Arbeitnehmer in das Heimatland überwiesen wird. Zwei Bankfilialen und ein Postamt sorgen für die reibungslose Abwicklung des Geldverkehrs. Sie gehören ebenso zu einem Gemeinschaftzentrum wie zwei Praxen, die von ausländischen Ärzten geführt werden und ein Freizeitzenter mit Café, Restaurant, Kino, das die Kommunikation zwischen Deutschen und Italienern erleichtern helfen soll.
Für diejenigen, die nach kurzer Arbeitsdauer wieder in ihr Heimatland zurückkehren sollen, ist die gesellschaftliche Integration in der Regel noch immer schwieriger als für diejenigen, die sich zu bleiben entschlossen haben.
Das "Italienische" hat seinen Platz in Wolfsburg gefunden. "La Commerciale", z.B. das Lebensmittelfachgeschäft wurde zu einem Treffpunkt für Italiener und Deutsche.
Wie aber lebt ein Italiener, Antonio Bencivenga, z.B. der in der italienischen Fußballmannschaft Wolfsburgs seinen Platz fand und in der Endmontage rund 1.000 Mark netto im Monat verdient. Warum kam er?
"In meinem Dorf gab es keine Arbeit und ich habe gehört, bei VW arbeiten viele Italiener."
"Was mir gefällt sind:"
"Die Arbeit, der Sport, die Möglichkeiten sich zu amüsieren, eigentlich alles. Was mir mißfällt, ist die Tatsache, meine Eltern allein in Italien gelassen zu haben. Sonst aber finde ich alles in Ordnung."
Hochindustrialisierte Länder wie die Bundesrepublik Deutschland fördern nicht erst seit der Erdöl-Krise die Entwicklung neuer Energiequellen, vor allem die der Kern-Energie.
Zu den besonderen Problemen des Atoms und seines Einsatzes in Wirtschaft und Wissenschaft gehört die Ablagerung seines Abfalls - der gefährlichen radioaktiven Rückstände.
In der Bundesrepublik Deutschland und in den USA fand man eine beispielhafte Lösung, Atommüll für alle Zeiten loszuwerden: radioaktive Rückstände werden in Bitumen eingeschmolzen, in Fässer eingeschlossen und in alten Salzbergwerken gelagert.
Wendessen bei Braunschweig ist die letzte Bahnstation für den Transport von Atommüll auf dem Weg ins Salzbergwerk Asse. Spezialtransporter übernehmen die Fracht. Strenge Sicherheitsmaßnahmen, wie bisher auf keinem Gebiet der Technik, bieten die Gewähr, daß Menschen zu jeder Zeit vor radioaktiven Strahlen geschützt sind. Selbst bei einem Unfall müssen die Transportbehälter dicht bleiben. Probestürze aus neun Metern Höhe auf ein Betonfundament mußten sie schadlos überstehen.
Über 60 Jahre lang holte man aus dem Bergwerk Asse Salz, - 1967 brachten Transporter zum 1. Mal radioaktive Rückstände in den ausgehölten Salzstock. Seit 1971 werden die sogenannten schwachaktiven Rückstände routinemäßig eingelagert, die Versuchseinlagerung von mittelaktiven Rückständen wurde 1972 aufgenommen.
Die Existenz der meist über 200 Millionen Jahre alten Salzstöcke zeigt, daß Salzformationen wegen der sie überlagernden, wasserundurchlässigen Tonschichten äußerst beständig sind. Die Gesellschaft für Strahlen- und Umweltschutz schließt deshalb aus, daß die radioaktiven Rückstände über den Wasser- oder Luftkreislauf der Erde in die Biosphäre zurückkehren können.
Ein Trick verdeutlicht den Ablauf der Lagerung: der Speziallader fährt über eine Schleuse, eine Seilwinde hebt das Stahlfass ab, das Fass wird heruntergelassen, eine Fernsehkamera überwacht den Vorgang.
Der gleiche Vorgang in der Realität. Die Seilwinde hebt das Stahlfass vom LKW, die ferngesteuerte Halterung wird aufmontiert, die Schleuse über der Kammer aufgezogen. Das Fass wird ausgeklinkt - die Gefahr einer möglichen radioaktiven Verseuchung für die Bevölkerung ist gebannt.
Baby Lawrence in der Berliner Philharmonie - Reverenz an eine legendäre Jazzepoche, die es auch Step-Virtuosen erlaubte, zum Star eines Abends zu avancieren.
Was - außer nostalgischer Erinnerung - die Berliner Jazztage 1973 kennzeichnete und wer sie prägte, fragten wir ihren Leiter George Gruntz:
"Ich glaube, daß wir nicht mehr die Gruppen an Stilen aufhängen sonder daß wir Gruppen einladen nach Berlin in erster Linie, um zu wissen, was im heutigen Jazz eben gespielt wird.
Keith Jerrett, meine ich, ist ein Musiker, der in allervorderster Front musiziert, er spielt einen sehr freien Jazz, atonale Musik, aber er integriert auch Volksmusiken, auch Drive und Swing früherer Jazzstile."
Personen im Film
Beckenbauer, Franz ; Brandt, Willy ; Müller, Gerd ; Schön, Helmut ; Gruntz, Norman ; Jerret, Keef ; Lorrens, Baby ; Heynckes, Jupp ; Hoeness ; Maier, Sepp
Orte
BRD ; Berlin ; Oberbayern ; Straßburg ; Stuttgart ; Wendessen ; Wolfsburg
Themen
Jazz ; Atomkraftwerk ; Automobilproduktion ; Politik ; Fussballweltmeisterschaft 1974 ; Europäische Parlament ; Sachindex Wochenschauen ; Eisenbahnwesen ; Handel, Geldwesen ; Industrie ; Interviews ; Kameraleute, Kameramänner ; Energie, Energieversorgung ; Fahnen ; Freizeit, Freizeitgestaltung ; Fußball ; Musikalische Veranstaltungen ; Photographen ; Politische Veranstaltungen ; Sport-Details, Fouls ; Sportpublikum, Sport-Zuschauer ; Sportstätten ; Städtebilder: Deutschland ; Tanz ; Körperteile: Augen, Nasen, Münder, Ohren, Bärte, Hände, Beine ; Kraftfahrwesen, Kraftfahrzeugwesen ; Kraftwerke ; Medizin ; Urlaub ; Veterinärmedizin ; Astrologie ; Gastarbeiter ; 01 16 mm-Projekt ; Industrie ; 10 Findbuch Deutschlandspiegel
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