01. Nürnberg: 500. Geburtstag Martin Luthers
Farbiger Gospelsänger vor Kirche. Zuhörer. Germanisches Nationalmuseum mit Luther-Ausstellung. Gemälde Martin Luther bildfüllend. Bibelübersetzung. Besucher im Museum.
Worms: Luther-Feier, Helmut Kohl spricht O-Ton: "Die Botschaft Martin Luthers gilt uns allen heute als ein Bekenntnis zur Würde des Menschen, zur Freiheit seines Denkens, zur gewissenhaften Verantwortung seines Handelns. Eine erregende Botschaft für die Herzen und den Verstand, und das gilt nicht zuletzt für das Feld der Politik".
Westberlin: Errichtung eines Marktplatzes des späten Mittelalters mit Dekorationen und Kostümen. Scheinwerfer bei Nacht. Chor singt O-Ton: "Ein feste Burg ist unser Gott!"
(73 m)
02. Strom im Wind
Windmühlen drehen sich. Inbetriebnahme einer Windkraftanlage an der Nordseeküste. Einweihungsfeier unter Zelt. Rotor beginnt sich zu drehen und setzt Turbinen zur Stromerzeugung in Gang. Kleine Windräder drehen sich im flachen Land.
(44 m)
03. Pfahlsitzer in der Heide
Junge Frauen sitzen auf Pfählen, um Guinnes Weltrekord von über 100 Stunden Pfahlsitzen zu brechen. Junge Pfahlsitzerin dreht Zigarette, andere bekommt die Haare geschnitten. Teller mit Essen wird zugereicht. Uhr läuft, alle 2 Stunden gibt es 10 Minuten Pause. Pfahlsitzerinnen steigen Leiter hinunter und machen Lockerungsübungen. Kinderkarussell des Volksfestes dreht sich. Ärzte untersuchen die Pfahlsitzerinnen. Blutdruckmessen. In der Nacht werden Decken zugereicht. Schlafen im Sitzen.
(53 m)
04. Westberlin: Nord-Süd-Dialog
Richard von Weizsäcker im Gespräch mit Farbigen. Fahnen vor dem Reichstagsgebäude. Kongreß zur Diskussion entwicklungspolitischer Perspektiven.
Übersee-Import-Messe: Ausstellung von Produkten der 3. Welt. Kolumbien - Mali - Nicaragua - Verkaufsgespräche für Importgüter.
Williamsburg: Auf Weltwirtschaftsgipfel die Vertreter der Industrieländer Reagan, Kohl, Mitterand, Thatcher, Reagan an Rednerpult, O-Ton.
(62 m)
05. Weihenstephan: Bier-Universität
(Siehe D 315/4) Auf Sockel ruht steinerner Löwe, groß. Technische Hochschule München, Zweigstelle, Schrift über Portal des ehemaligen Klosters Weihenstephan. Gemälde des Klosters um die Jahrhundertwende. 1865: Gebäude der ersten Brauschule. Studenten von heute im Hörsaal bei Unterricht, unter ihnen ausländische Studenten. Räume der angeschlossenen Staatsbrauerei, der ältesten Brauerei der Welt. Braukessel. Probe wird entnommen. Die Grundstoffe des Biers: Wasser Gerste, Hopfen, Malz und Hefe.
Studenten in Versuchsbrauerei und Labor mit Reagenzen bei Unterricht von Mikrobiologie, Ernährungswissenschaft. Ausschenken und probieren von Bierproben.
(41 m)
06. Hamburg-Ohlsdorf: Größter Parkfriedhof Europas
Luftaufnahme Ohlsdorf. Fahraufnahme an Gräbern vorbei. Kapelle. Trauerzug. Gräber. Engelsstatue. Busse und Autos fahren. Enten auf See. Beisetzung. Verschiedene Gegenden des Friedhofs und Besucher.
(59 m)
07. Sylt: Drachenflieger "Fliegende Rasenmäher"
Montieren des Drachen. Propeller wird angeworfen. Start. Zuschauer am Strand sehen nach oben. Luftaufnahme der Insel. Kamera fliegt mit. Füße des Piloten auf Eisengestänge unter Drachen. Flug über Strand, Küste und Landung.
(53 m)
08. Nürnberg: American football
Zuschauer kommen in Stadion. Mannschaften bei Vorbereitungen. Girls tanzen. Spiel: Düsseldorf Panthers - Ansbach Grislies. Junge anfeuernde Zuschauer. Kampf um den Ball. ZL-Aufnahmen. Zuschauer feuern an. Düsseldorf Panthers siegen mit 22:7. Siegespokal. Coach gibt Interview zu den Leistungen der deutschen Spieler.
(68 m)
01. 500 Geburtstag Martin Luthers
Ein Gospelkonzert in Nürnberg. Eine von vielen hundert kleinen und großen Veranstaltungen, mit denen in diesem Jahr in Deutschland der 500. Geburtstag des großen Reformators Martin Luther gefeiert wurde. Noch heute beschäftigt Martin Luther die historische Forschung, die Diskussion über christlichen Glauben, Kirche und Gesell-schaft. Wie die Gnade Gottes zu finden sei, diese Frage trieb den jungen Augustiner¬mönch Luther zum Protest gegen den damals üblichen Verkauf der Seligkeit gegen Geld, gegen eine verweltlichte und ihren eigentlichen Aufgaben enfremdete Kirche. Für Luther galt allein die Bibel als Gottes Wort und Richtschnur christlichen Handelns. Die von ihm stammende Übersetzung des Alten und Neuen Testaments trug entscheidend zur Entwicklung der modernen deutschen Sprache bei. Die römische Kirche tat ihn als Ketzer und unseligen Kirchenspalter in Acht und Bann. Dem Dialog der Kirchen steht Luthers Werk heute nicht mehr im Wege. Seine tiefe Religiosität und die weltgeschichtlichen Wirkungen, die von ihm ausgingen, werden von allen Konfessionen gewürdigt. Und auch die Politik fragt, was Luther ihr zu sagen hat. In Worms, einer der Wirkungsstätten Luthers, sprach Bundeskanzler Helmut Kohl.
Was kann Luther zu den heutigen Fragen der Kirche, der Gesellschaft und Politik beitragen? Zur historischen Untermauerung der Diskussion wurde in West-Berlin mit zeitgenössischen Dekorationen und Kostümen vor 60.000 Menschen die Illusion eines Marktplatzes im späten Mittelalter entworfen. Eine Zeit des Umbruchs der Werte und der gesellschaftlichen Ordnung. Luther hat sie miterlitten und mitgestaltet. Als Wegweiser für die Tiefe christlichen Glaubens und menschlicher Gewissensfreiheit ist Luther unbestritten. Jedoch als Zeuge für aktuelle politische Probleme kann er nicht angerufen werden. Und das ist gut so.
02. Strom vom Wind
Windmühlen - Relikte einer vergangenen Zeit. Ihr Prinzip - die Energie des Windes zu nutzen - ist uralt. In Persien standen, die ersten Windräder schon vor 3.000 Jahren.
Heute, im Zeitalter knapper werdender Energiequellen, erlebt die Windkraft eine Renaissance. An der deutschen Nordseeküste, einer besonders zugigen Ecke, wurde die größte Windkraftanlage der Welt in Betrieb genommen. Schon am ersten Tag wehte es so heftig, daß Politiker, Journalisten und Schaulustige in einem Zelt Schutz suchten.
Growian - Kurzname für Große Windenergie-Anlage - ragt so hoch wie der Kölner Dom. Der Rotor, im Durchmesser 100 Meter lang, soll über einen Generator jährlich 12 Millionen Kilowattstunden erzeugen - Strom für 4.000 Haushalte. Aber Growian kann keine Kraftwerke ersetzen. In dichtbesiedelten Industriestaaten ist Windkraft heute keine Alternative zur Stromversorgung - nur eine zusätzliche Energiequelle. Die Grenzen ihrer wirtschaftlichen und technischen Möglichkeiten zu erproben - das ist die Aufgabe.
Kleinere Windräder drehen sich in Norddeutschland schon seit längerem wieder. Wie gesagt: keine Nostalgie, sondern Rückbesinnung auf ein bewährtes Prinzip. Doch ob vor 3.000 Jahren oder heute: der Wind weht nur, wenn er will.
03. Pfahlsitzer in der Heide
Mit Sitzfleisch und Sinn für ausgefallenen Sport ins Guinness-Buch der Rekorde. Auf einer kleinen Plattform, auf 2,50 Meter hohen Pfählen sitzend, wollten 8 junge Damen den bisherigen Weltrekord im Pfahlsitzen brechen. Und die Zuschauer strömten in Scharen. Vor einigen Jahren importierte ein Holländer das Pfahlsitzen in die Lüneburger Heide, und seitdem haben auch die Deutschen Gefallen an dem jährlich stattfindenen Spektakel gefunden.
Auf das tägliche Frisieren müssen die Pfahlsitzerinnen ebenso wenig verzichten wie auf das regelmäßige Essen. Nur gut sitzen müssen sie können. Immerhin stand der alte Rekord auf 120 Stunden. Da mag sich manch einer wundern, ob das sein muß. Aber die Frage nach dem Sinn stellt sich bekanntlich nicht nur beim Pfahlsitzen.
Alle 2 Stunden darf für 10 Minuten abgesessen werden. Man ist schließlich kein Über-mensch, und alles kann man vom Pfahl aus nicht regeln. Während die Athletinnen die Pause für Lockerungsübungen nutzen, geht drumherum das Volksfest weiter.
Körperlichen Schaden hat noch kein Pfahlsitzer genommen, meint der Arzt. Psycholo-gischer Zuspruch lieber Menschen stärkt die Ausdauer.
Wer den neuen Pfahlsitz-Rekord von 122 Stunden erreichen will, muß sich für diese Zeit von der Familie trennen. Nachts stellt die Sehnsucht nach dem heimischen Bett das Durchhaltevermögen auf eine harte Probe. Auch die engagiertesten Fans sind am frühen Morgen noch nicht wieder da: Noch 48 Stunden bis zum neuen Rekord. Er wurde erzielt.
04. Nord-Süd-Dialog
Berlins Bürgermeister Richard von Weizsäcker war Gastgeber für Politiker aus Afrika, der Karibik, dem Pazifik-Raum - und Europa. Delegierte der 63 AKP-Staaten und Vertre-ter >der Europäischen Gemeinschaft hatten West-Berlin zum Tagungsort gewählt, um über entwicklungspolitsche Persepktiven zu diskutieren. Es ging um die Erneuerung des 1975 erstmals abgeschlossenen Lomé-Abkommens, das den AKP-Ländern gegenüber der EG stabile Rohstoff-Exporterlöse und einen freien Zugang zum EG-Markt ermöglicht. Diese für die Nord-Süd-Beziehungen als beispielhaft geltende Zusammenarbeit fortzusetzen, ist in Zeiten großer weltwirtschaftlicher Probleme besonders wichtig.
Auch mit ihren Produkten sind die Länder der Dritten Welt wieder zu Gast in West- Berlin: auf der Übersee-Iroport-Messe, der international größten Handelsmesse für Entwicklungsländer. Die Bundesrepublik Deutschland ist bereit, ihren Markt für Im-porte aus Entwicklungsländern weiter zu öffnen. Trotz knapper Finanzen nimmt die Entwicklungshilfe noch zu. Mit Transfer von Technologie und Kapital soll den Ent-wicklungsländern dabei geholfen werden, sich selbst zu helfen. Es liegt im Interesse der Länder der Dritten Welt, daß sie immer mehr Rohstoffe selbst weiterverarbeiten. In Berlin fanden deshalb die Seminare besonderen Zulauf, auf denen die Exporteure aus Übersee erfahren konnten, wie sie die Absatzchancen für ihre Produkte auf dem europäischen Markt verbessern können.
Schwankende Rohstoffpreise und die Schuldenlast der Entwicklungsländer sind zu einer Belastung für die Weltwirtschaft geworden. Die Bundesrepublik sucht gemeinsam mit den anderen führenden Industrienationen nach Wegen zur Stabilisierung der Roh-stofferlöse und zur Umschuldung. Auf dem Weltwirtschaftsgipfel in Williamsburg wurde noch einmal bekräftigt: der Abstand zwischen Nord und Süd darf nicht wachsen, er muß politisch und wirtschaftlich überwunden werden.
05. Bier-Uni Weihenstephan
In Bayern - wo sonst - steht Deutschlands wichtigste Bier-Universität: Weihenstephan. In dem ehemaligen Kloster brauten schon um die Jahrtausendwende Mönche das erste Bier. Aus der Kunst ist eine Wissenschaft geworden. Welcher Biertrinker weiß schon, daß die schöne Schaumkrone von der Eiweißstruktur im Bier abhängt.
Die Grundstoffe des deutschen Bieres sind seit 1516 in einem Reinheitsgebot vorge-schrieben: ausschließlich Wasser, Hopfen, Malz und Hefe dürfen verwandt werden. Vielen gilt es als das sauberste Lebensmittel überhaupt.
Von den 300 Studenten in Weihenstephan kommt ein Viertel aus dem Ausland. Ihr Studium dauert vier Semester. Trotz der wenigen Grundstoffe ist Bierbrauen kompliziert. Reststammwürze, Alkohol- und Hopfengehalt, Farbe und Kohlensäure-Anteil müssen stimmen. Deshalb werden die Studenten nicht nur in Brauerei-Technik, sondern auch in Mikrobiologie, Ernährungswissenschaft und sogar in Datenverarbeitung ausgebildet. Nur 25 Prozent der Studienanfänger erlernen die schwierige Kunst, einfaches Bier zu machen. Diese diplomierten Brautechniker aus Weihenstephan werden von Bierbrauer-eien in aller Welt umworben.
06. Ohlsdorf - Europas größter Parkfriedhof
Mitten in Hamburg: auf einer Fläche von 400 Hektar breitet sich ein riesiger Park aus. Seit 1877 haben hier 1,5 Millionen Menschen ihre letzte Ruhestätte gefunden. Der Ohlsdorfer Friedhof ist der größte Parkfriedhof Europas.
Viele Grabsteine sind älter als der Friedhof. Nach der Zerstörung anderer Friedhöfe im Zweiten Weltkrieg wurden sie hierher überführt - darunter einige der baugeschicht-lich bedeutendsten Grabdenkmäler.
So groß ist der Friedhof, daß eine eigene Buslinie seine Hauptstraßen durchquert. Trotzdem ist er eine Oase der Stille geblieben. Ruhe finden hier nicht nur die Toten, sondern auch die Lebenden. Eine Fülle von fremdländischen Bäumen und Sträuchern, typisch für die Grünanlagen des späten 19. Jahrhunderts, und die immergrünen Rhododen-dren prägen den Park.
Der Ohlsdorfer Park ist zu jeder Jahreszeit auch ein Ausflugsziel der Millionenstadt; ein Ort der Besinnung, an dem sich die Nähe zum Tod vielleicht gelassener ertragen läßt.
07. Fliegende Rasenmäher
Auf den ersten Blick könnte man sie für Camping-Freunde halten, die ihr Zelt auf-bauen. In Wirklichkeit sind sie Anhänger eines neuen Flugsports, der - wen wundert es - aus den USA kommt und nun auch in der Bundesrepublik Deutschland seine Fans findet. Drachenfliegen mit Hilfe eines 20 bis 30 PS-starken Zwei-Takt-Motors, be-festigt an einem Gestell aus Aluminiumrohr und Kunststoffplanen - alles zusammen nicht mehr als 100 Kilogramm schwer.
Auf der Insel Sylt trafen sich die Ultra-Leichtgewichte zum ersten Internationalen Sun and Fun Flying Wettbewerb. Der Spaß mit den fliegenden Rasenmähern ist nicht billig. Zwischen 12.000 und 30.000 Mark muß man für die fliegenden Feuerstühle hinblättern. Aber ein Benzinverbrauch unter 10 Liter pro Stunde macht die Maschinen dennoch für viele Sportflieger attraktiv. Fliegen in einer ganz ursprünglichen Form - davon schwärmen die Ultraleicht-Piloten.
Blutige Anfänger ohne Fluglizenz dürfen auch mit diesen Maschinen nicht in die Luft. Ein Ultraleicht zu steuern verlangt Geschickt.
Die zulässige Flughöhe beträgt maximal 150 Meter. Von oben sieht es jedoch nach mehr aus - selbst für erfahrene Flugkapitäne, wenn sie außer den eigenen Beinen nur noch ein wenig Alu-Rohr und die Steuer-Fußpedale vor sich sehen. Aber dann genießt man die schönen Seiten der fliegerischen Pionier-Jahre, sich frei und schwerelos zu fühlen wie ein Vogel.