01. Der neue Bundespräsident Richard von Weizsäcker
Vor dem Bundestag gibt Bundestagspräsident Rainer Barzel das Abstimmungsergebnis bekannt O-Ton:
"Für Herrn Richard von Weizsäcker 832 Stimmen" Abgeordnete erheben sich von ihren Sitzen und klatschen. Von Weizsäcker wird beglückwünscht von Genscher, Graf Lambsdorff, Kohl, Willy Brandt, Rau. Richard von Weizsäcker und seine Frau Marianne im Gespräch mit Bonner Bürgern. Marianne von Weizsäcker, groß. Von Weizsäcker mit Bierglas. Von Weizsäcker als Regierender Bürgermeister von Berlin bei Sitzung des Abgeordnetenhauses, bei Empfang von Gästen aus der 3. Welt. Begrüßung von UN Generalsekretär Perez De Cuellas, am Brandenburger Tor mit Genscher und US Aussenminister Haig. Mit Ronald Reagan und Nancy vor dem Charlottenburger Schloß. Spricht in Bonn vor dem Rathaus O-Ton:
"Von Berlin aus bringe ich die Hoffnung mit, die alle Deutschen in Ost und West miteinander verbindet, nämlich eine Hoffnung für eine gemeinsamen freie und friedliche Zukunft."
Menschenmenge. Winkt von Balkon.
(63 m)
02. Porträt einer Greifenwarte
Raubvögelköpfe, groß. Adler und Geier im Flug. Raubvogelhorst auf Burg Guttenberg. Der Ornithologe Claus Fentzloff trainiert mit den Greifvögeln vor vielen Schaulustigen. Ausbrüten von Eiern in Brutöfen. Aufziehen der Jungvögel mit der Hand. Junger Seeadler mit grauem Flaumgefieder wird mit Pinzette mit Fleischgrocken gefüttert. Fliegende Greifvögel. (Siehe D 309)
(47 m)
03. München: Ost-West-Umweltkonferenz
Mischwald, Schwenk. Förster geht durch Wald. Industriesmog über Industriebauten. Autoauspuffe. Massenverkehr. Geschädigte Bäume, Trübes Wasser. Ost-West-Umweltkonferenz. Vertreter der Sowjetunion. Innenminister Zimmermann O-Ton:
"Wir müssen sie bestehen, das wird nur dann gelingen, wenn wir gemeinsam handeln".
Abgastest bei Auto TÜV. Parkplatz voller Autos. Tanksäule mit bleifreiem Benzin. Mann tankt. Messgerät für Schadstoffe zur Messung der Luft bei Großfeuerungsanlage. Entschwefelungsverfahren für Kohlekraftwerke. Kalk wird in kranke Wälder gesprüht.
(64 m)
04. Klangplastiken von Stephan von Huene
Stephan von Huene beim Aufbau seiner computergesteuerten elektronischen Kunstwerke für Ausstellung. Audio-phonetische-Kunstwerke. Besucher. Bewegungs- und Geräuschritual des "Kaleidophonic dog". Schuhsohlen steppen, Gong schlägt. Hämmer schlagen auf Tasten.
(60 m)
05. Wolfenbüttel
Grachten zwischen engen Fachwerkhäusern in Wolfenbüttel. Das Schloß. Kleines Rokoko-Schloß, gewidmet dem berühmten Sohn der Stadt Gotthold Ephraim Lessing (Gemälde). Werk "Nathan der Weise". Bibliothek von Herzog August. Rücken alter wertvoller Bücher. Lesepult, verstellbar mit Zahnrädern. Der Sachsenspiegel. Historisches Fest. Umzug mit historischen Kostümen. Schäfer mit Schafen. Ritter zu Pferd.
(46 m)
06. Berlin: Motorradzeit
Motorradfahrer fahren spazieren. Hand gibt Gas, groß. Füße auf Pedal. Helm. BMW-Motorradwerke in Berlin. Produktionsbilder der Montage. Wassergekühlte 4-Zylindermaschine auf dem Prüfstand. Motorradfahrer fahren nebeneinander. Fahrt mit Soziusfahrerin. Spiegel blinken. Motorradfahrerin setzt Helm ab und ordnet langes Haar. Fahrt mit Scheinwerfern im Verkehr am Abend.
(47 m)
07. Porträt Zehnkämpfer Jürgen Hingsen
Jürgen Hingsen Stabhochsprung ZL. Hürdenlauf ZL. Fotograf. Hingsen gibt jungem Mädchen Autogramme. Hingsen am Startblock. Hürdenlauf von vorn. Am Start zu Stabhochsprung. Sprung seitlich ZL. Jürgen Hingsen umgeben von Reportern.
(55 m)
08. US-Story: Mark Spitz gibt Schwimmunterricht
Olympische Spiele 1972 in München: Mark Spitz ZL beim Delphinschwimmen. Anschlag als Sieger. Siegerehrung mit Goldmedaille.
Mark Spitz heute in der Bundesrepublik. Kinder in Wasser erhalten Schwimmunterricht von Mark Spitz. Auf Startblock Mark Spitz. Wettschwimmen. Mark Spitz O-Ton:
"I am here in Germany as businessman ... "
Mark Spitz sitzt an Tisch in Bonn in der Sonne. Bei Rettungsübung der DLRK in Schlauchboot auf dem Rhein.
(51 m)
01. Der neue Bundespräsident
Die Bundesrepublik Deutschland hat einen neuen Präsidenten. Mit überwältigender Mehrheit wählte die Bundesversammlung Richard von Weizsäcker zum Staatsoberhaupt. Nie zuvor hat ein deutscher Bundespräsident bei Amtsantritt eine so breite Unterstützung in alien politischen Lagern gefunden.
Die Bürger erwarten viel von Richard von Weizsäcker, der auf den ersten Blick eher kühl erscheint und dessen Nähe man trotzdem sucht.
Das hohe Amt eines Bundespräsidenten nimmt auch dessen Ehefrau in die Pflicht. Marianne von Weizsäcker erfüllt ihre Rolle mit Charme und Selbstbewußtsein.
Der deutsche Bundespräsident hat vor allem repräsentative Aufgaben, aber politische Abstinenz wird von Weizsäcker nicht üben.
"Orientierung geben", sagt er, "ist das Wichtigste." Schon in Berlin hatte er als regierender Bürgermeister bewiesen, daß er das kann. Sich nicht aufreiben lassen von der Alltagsroutine, sondern die großen Linien im Auge behalten: enge Kontakte zur UNO und die Zusammenarbeit mit den Entwicklungslandern lagen ihm bereits in seiner Berliner Zeit besonders am Herzen.
Von Weizsäcker hatte in Berlin, in der geteilten Stadt, vor allem eines im Auge: das Interesse der Deutschen an der Überwindung der eigenen Spaltung und am Frieden. Nicht nur für die engsten politischen Freunde ist Richard von Weizsäcker ein zuverlässiger Partner, er ist stets auch ein offener Gesprächspartner für politisch Andersdenkende.
02. Greifenwarte Guttenberg
Adler und Geier im Trainingscamp. Ein Ornithologe übt mit Raubvögeln, die verletzt waren und hier wieder fliegen lernen. Hoch über dem Neckar liegt die einzige deutsche Greifenwarte: Burg Guttenberg ist heute eine Flugtrainings-und Zuchtstation für Großvögel, die vom Aussterben bedroht sind. Oft sind Hunderte von Schaulustigen dabei, wenn hier gearbeitet wird.
Dieses künstliche, mit kleinen Meßgeräten gefüllte Ei haben die Wissenschaftler einem brütenden Seeadler untergeschoben. Die dabei gemessenen biologisch-physikalischen Daten werden per Funk übermittelt und aufgezeichnet. Der Ornithologe braucht sie um seine computergesteuerten Brutmaschinen richtig einzustellen. Jeder Greifvogel hat eine bestimmte Bruttemperatur und Feuchtigkeit. Die Eier stammen aus einer Zucht mit Greifvögeln, die von Zoologischen Garten hierher ausgeliehen wurden. Nach dem Ausschlüpfen werden die Jungvögel zunächst mit der Hand aufgezogen - wie dieser 20 Tage alte Seeadler.
Von den hier gezüchteten Raubvögeln werden einige spater in Naturreservaten ausgesetzt, um dort wieder heimisch zu werden.
03. Umweltkonferenz und Waldschutz
Der Wald, oft als "grüne Lunge", als Lebensspender für Mensch und Tier beschrieben, liegt vielerorts im Sterben.
Krankheitsursache Nummer 1 sind die Giftstoffe, die aus den Schornsteinen und aus den Auspufftopfen der Autos strömen. In der Bundesrepublik Deutschland ist bereits ein Drittel des gesamten Waldbestandes geschadigt. Das Sterben der Wälder, die Verpestung der Luft, die Verschmutzung von Seen und Flüssen hat in allen Industrieländern solche Dimensionen angenommen, daß nur noch einschneidende Maßnahmen helfen können - und vor allem gemeinsame. Auf Einladung der Bundesregierung wurden in München auf der ersten Ost-West-Umweltkonferenz Möglichkeiten der Zusammenarbeit beraten. Der deutsche Innenminister nannte in seiner Eröffnungsrede die Luftverschmutzung eine der großen internationalen Herausforderungen.
Gehandelt werden muß sofort. Die Bundesregierung drangt gegenüber Industrie und Ver-brauchern darauf, zur Reinerhaltung der Luft beizutragen. Um die Abgasschadstoffmenge drastisch zu reduzieren, sollen ab 1986 die Autos mit speziellen Katalysatoren ausgerüstet werden, und alle Tankstellen müssen bleifreies Benzin anbieten. Natürlich hoffen die deutschen Autofahrer ebenso wie die exportorientierten Autohersteller auf einheitliche internationale Regelungen.
Regelmäßige Messungen der Schadstoffe in der Luft helfen, die Einhaltung neuer gesetzlicher Vorschriften für Großfeuerungsanlagen zu überprüfen. Aus den verscharften Auflagen versucht man bei Kohlekraftwerken auch ökonomisch das Beste zu machen. So wurde z.B. ein spezielles Entschwefelungsverfahren entwickelt, das als Endprodukt Schwefel- stickstoffdünger liefert. Eine Sofortmaßnahme für den Wald ist der Einsatz von Kalk. Damit soll eine weitere Versäuerung des Bodens aufgehalten werden. Die Rettung des Waldes ist mit all dem sicher noch nicht erreicht. Der Wettlauf mit der Zeit geht weiter.
04. Klangplastiken von v. Huene
Ein Mann geht einsame Wege - Stephan von Huene - ein Künstler, der in keine Kritiker- schablone paßt. Beim Aufbau seiner Ausstellungen denkt der Beobachter, die Elektriker seien noch da. Dabei legt der Meister schon letzte Hand an; mit Schrauben, Drähten, Feinmechaniker-Werkzeug, elektronischen Bauteilen, Prüfgeraten.
Stephan von Huenes Arbeiten sind Skulptur, Möbel, Apparat, Musikinstrument in einem - und er selbst ist durch seine Kunst zum Computerfachmann geworden. Singen, klingen und sprechen konnen seine "Text Tones": sie speichern die Töne ihrer Umgebung und geben sie verändert wieder.
Der hilflos auf dem Rücken liegende "Kaleidophonic Dog" war die erste audio-kinetische Skulptur von Huenes. Lochstreifen steuern das groteske Bewegungs- und Geräuschritual. Die Kunstwerke des in Deutschland lebenden Amerikaners von Huene beanspruchen doppelte Aufmerksamkeit: sie wollen gesehen und gehort werden.
"Totem Tones"- Orgelpfeifen mit Eigenleben.
Nur scheinbar kommen die Geräusche vom Steppen der Schuhsohlen. Im Kasten versteckte Holzklötze werden von pneumatisch angetriebenen Hebeln bedient.
Stephan von Huenes Werkstücke bewegen sich mit einer Selbstverstandlichkeit, als hätten sie längst die eingespeicherten Programme zu ihrer eigenen Sache gemacht.
05. Wolfenbüttel
Niederländischen Baumeistern verdankt Wolfenbüttel seine Idylle. Von den Grachten, die früher die ganze Stadt durchzogen, sind nur noch wenige erhalten - und einige der schönsten Fachwerkhäuser.
Im Schloß von Wolfenbättel residierten bis zum 18. Jahrhundert die Herzöge von Braunschweig. Ein eigenes Rokkoko-Schlößchen konnte die Stadt einem ihrer bekanntesten Bewohner bieten: Gotthold Ephraim Lessing schrieb hier seinen "Nathan der Weise".
Geistige Anregungen fand Lessing genug. Nur ein paar Schritte entfernt: die Biblio-thek von Herzog August, der im 17. Jahrhundert die damals größte Büchersammlung Europas anlegte. Sie wurde von den Gelehrten jener Zeit als "8. Weltwunder" gepriesen. Unter den berühmten Leseratten, die hier herumstöberten, war auch Casanova, der, nachdem er zahllose Amouren hinter sich hatte, behauptete, in dieser Bibliothek die glücklichsten Tage seines Lebens verbracht zu haben. Vielleicht hat er auch einmal in den Sachsenspiegel, das berühmte mittelalterliche Rechtsbuch, hineingeschaut.
Ein Mal im Jahr schlüpfen die Wolfenbüttler in historische Kostüme und inszenieren auf den Straßen ihre eigene Geschichte. Aber auch dieses 3 Tage dauernde Altstadtfest kann die bekannte Frage nicht beantworten: War es damals schoner oder heute?
06. Motorradzeit in Berlin
West-Berlin im Sommer: Rennpisten gibt's wenige. Aber Easyrider nehmen sich allemal die Freiheit, mit den Pferdestärken zu spielen. In diesem Jahr wurde die Stadt zur Motorrad-Hauptstadt Europas, Hier baute BMW die modernste Zweirad-Fabrik mit zweitausend Arbeitsplätzen. Präzisionstechnik auf höchstem Niveau. Sechzigtausend Maschinen sollen hier, wenn's richtig lauft, jahrlich vom Band rollen.
Juwel in der neuen Modellpalette, die ihr Outfit von zarter Hand bekommt: eine wassergekühlte Vier-Zylinder-Maschine, ein Geschoß mit 90 PS, schnell genug, perfekt genug, auch den japanischen Konkurrenten das Fürchten zu lehren.
West-Berlin in diesem Sommer: hier findet jeder sein Publikum, und das Angebot an den kleinen und großen Freiheiten, die man sich nimmt, reicht für alie. Die Kraft eines Feuerstuhls unter sich zu spüren, macht das Leben für viele noch ein bißchen attraktiver.
07. Jürgen Hingsen
Wenn er anläuft, wackeln die Rekorde: Jürgen Hingsen hat seit 1982 jedes Jahr eine neue Bestleistung im Zehnkampf aufgestellt. Zuletzt schraubte er den Weltrekord auf 8798 Punkte.
Der 2 Meter große Modell-Athlet ist in allen Arenen umschwärmt, nicht zuletzt von weiblichen Fans. Aber Jürgen Hingsen ist schon in festen Händen, bei einer Amerikanerin. Er, der so lässig wirkt, als sei er einem Mode-Magazin entsprungen, muß sich im eigenen Land einem unerbittlichen Leistungsdruck beugen. Dank der guten Nachwuchsarbeit sind die besten deutschen Zehnkämpfer allesamt Weltspitze und stacheln sich gegenseitig zu Höchstleistungen an.
International beachtenswerte Punktzahlen im Zehnkampf verlangen den Athleten heute physisch und osychisch soviel Kraft ab, daß auch der Weitrekordler kaum mehr als zwei vollwertige Wettkämpfe pro Jahr absolvieren kann.
Jenseits der 8000-Punkte-Grenze beginnt für Zehnkämpfer die dünne Luft, in der auch für Jürgen Hingsen oft der entscheidende Zentimeter zur unermeélichen Höhe und die Zehntel-Sekunde zur Ewigkeit wird - auf dem Wege zu neuen Rekorden und Medaillen.