01. Fashion made in Germany
Altes Wohnhaus. Modeatelier in Wohnung. Designer entwerfen Mode. Modepuppen. Stoffe. Fachmesse. Barbara Bernstorff, eine der erfolgreichsten deutschen Modestylistinnen. Mannequins führen Sommermode 1990 vor. "Chiquita", farbenfroher Folklorestil mit weich fallenden Stoffen.
(55 m)
02. Walter Kempowski, Schriftsteller
Walter Kempowski geht durch den Garten seines Hauses in Norddeutschland. Er arbeitet an seinem Schreibtisch. Fotos seiner Heimatstadt Rostock. Ehrung des Schriftstellers in Lübeck zu seinem 60. Geburtstag.
Schwarz-weiß: Junger Mann nimmt Abschied von seiner Heimat in der Ostzone. Überquerung von Grenzengraben, in Hintergrund erleuchtete Grenzstation."
Walter Kempowski liest aus seinem Werk. Kempowski an der Grenzstelle, mit seiner Frau, an der er seinerzeit in den Westen ging. Sein Werk-Chronik einer Flucht - "Sisyphus".
(63 m)
03. EG- Binnenmarkt
Paris Arc de Triomphe, London Tower Bridge, Kölner Dom, Rom Colosseum. Schwarz-weiß: Gründung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft 1957 in Rom mit 6 europäischen Staaten. Unterzeichnung der Urkunde mit Adenauer."
Landkarte der 12 EG-Staaten 1992. Fahraufnahme Bahn. Autoverkehr. Warenverladung. Abfertigung des Güterverkehrs an der Grenze. LKW Fahrer mit Lastzug Kühne Und Nagel. Bildfüllend Kirschen, Spargel, Gemüsemarkt, Erdbeeren, Supermarkt.
(63 m)
04. Die Lahn
Paddler auf der Lahn zwischen bewaldeten Ufern. Leute trinken Wein in Winzerstuben am Ufer. Burg Nassau über der Lahn. Heilbad Bad Ems. Lahndampfer. Angler am Ufer. Bad Lahnstein.
(50 m)
05. Staatsbesuch Michail Gorbatschow in der Bundesrepublik
Mädchen mit russischer Fahne. Gorbatschow geht neben Bundespräsident Richard von Weizsäcker. Raissa Gorbatschowa neben Marianne von Weizsäcker. Gorbatschow und von Weizsäcker schreiten Front der Ehrenformation ab. Villa Hammerschmidt mit Gruppenbild. Gorbatschow besichtigt mit von Weizsäcker und Lothar Späth hochentwickelte Technologien. Industrieroboter schenkt aus Flasche Wein ein. Wagenkolonne fährt vor. Helmut Kohl begrüßt Michail Gorbatschow. Unterzeichnung einer gemeinsamen Erklärung durch Gorbatschow und Kohl. Händedruck. Bonner Marktplatz. Vor dem Rathaus grüßt Gorbatschow die Menge. Leute jubeln. Gang durch die Menge.
(71 m)
06. Hamburg: Deutsches Galopp Derby
Elegante Frauen mit Hüten. Pferde im Führring. Totoschlangen vor den Wettschaltern. Der Favorit Turfkönig. Startmaschine und Start. Rennen, ZL Aufnahmen. Zuschauer/innen sehen durch Fernglas. Taishan führt und siegt. Zuschauer jubelt. Disqualifizierung des Siegers wegen Behinderung des nachfolgenden Reiters. Voscherau küßt die Besitzerin des Siegerpferdes.
(64 m)
01. Fashion Made in Germany
Ihre Ateliers befinden sich in unscheinbaren Seitenstraßen oder in versteckten Hinterhöfen. Sie arbeiten in eigenen Betrieben oder, venn sie die Miete nicht aufbringen können, in ihren Wohnungen: junge Designer, die kompromißlos Mode machen.
Von der Idee über den Entwurf bis zum Musterkleid: der Experimentierfreude sind noch keine Grenzen gesetzt. Diese Bekleidungskünstler zählen zum hoffnungsvollen Nachwuchs eines kreativen und aufstrebenden Wirtschaftszweiges der Bundesrepublik Deutschland. Vielseitigkeit und rasches Aufgreifen sich abzeichnender Entwicklungen haben "Fashion made in Germany" zu einem vielbeachteten Markenzeichen gemacht.
Was hier ausgeflippt erscheint, kann schon morgen ein weltweiter Trend sein. Ober die tragbare Mode des nächsten Jahres informieren sich Designer und Konfektionäre aus dem In- und Ausland auf einer Fachmesse im Rheinland - unter ihnen Barbara Bernstorff, eine der erfolgreichsten deutschen Modestylistinnen.
"Chiquita" nennt sich dieser farbenfrohe Stil mit einem Schuß Folklore und einer Prise Abenteuer. Ausdruck eines freien, unabhängigen Lebensgefühls. Ausdruck der modernen Frau, die ihre Selbständigkeit nicht mehr durch maskuline Kleidung betonen will. Im Modesommer 1990 sollen fließiende feminine Linien tonangebend sein.
Kreativer Nachwuchs, erfahrene, erfolgreiche Modemacher und die vielseitige Textilindustrie der Bundesrepublik haben es gemeinsam geschafft: Fashion made in Germany ist im Aufwind.
02. Walter Kempowski
Ein Schriftsteller, der ein Stück deutscher Zeitgeschichte verkörpert - Walter Kempowski.
In seinem Haus, umgeben von norddeutscher Moorlandschaft, hat Kempowski seine bekanntesten Romane verfaßt. Werke, in denen er die eigene Biographie mit einem Stück europäischer Nachkriegsgeschichte verwoben hat.
Ausgangs- und Bezugspunkt dieser Romane ist die Geburtsstadt des Schriftstellers: Rostock, die alte Hansestadt an der Ostsee, in der heutigen DDR gelegen. Hierher kann Kempowski nicht mehr zurückkehren. Es war deshalb Lübeck - wie Rostock im typischen norddeutschen Backsteinstil erbaut und mit der Geburtsstadt des Schriftstellers durch Jahrhunderte verbunden, wo er zu seinem 60. Geburtstag geehrt wurde. Immer wieder hat dieser Autor die eigene Vergangenheit in Erzählungen aufgearbeitet. Die Verfilmung dieser Stoffe fand auch deshalb ein Millionenpublikum, veil viele Menschen sein Schicksal teilen. -Erzählt wird die Geschichte eines jungen Mannes, der nach dem Zweiten Weltkrieg von seiner Familie in der damals sowjetischen Besatzungszone Deutschlands Abschied nimmt. Ein Weg, der ihn nie zurückführen sollte.
"Da drüben ist die Grenze, sagte der Fahrer, immer rechts halten an der Gärtnerei vorbei; und venn der Graben kommt, habt ihr es geschafft. Es var schon duster, dem Kind wurden Schlaftabletten gegeben, damit es nicht schreit. Die Frau weinte, der Mann nahm das Kind auf den Arm, Kopf über die Schulter und ich lief hinter ihm her. Aber einen kleinen Abstand hielt ich doch. Venn sie ihn erwischten, konnte ich mich vielleicht noch drücken. In Sichtweite lag der hellerleuchtete Schlagbaum - da kam der Grenzgraben. Die Stiefel erwiesen sich als vasserdicht."
Mehr als vierzig Jahre später zeigt Walter Kempowski seiner Frau jene Grenzstelle, an der er damals von Deutschland nach Deutschland floh.
Die Geschichte seines in zwei Staaten geteilten Vaterlandes läßt Kempowski nicht los: Er sammelt Berichte zu einer "Deutschen Chronik", einem aufwendigen Versuch, die letzten 50 Jahre im Spiegel des persönlichen Erlebens der Menschen zu beschreiben. - "Sisyphus" - so der vorläufige Titel.
03. EG-Binnenmarkt
Europa - ein Kontinent wächst zusammen. Begonnen hat es 1957 in Rom. Sechs europäische Staaten gründeten die Europäische wirtschaftsgemeinschaft. Ihr Ziel: der freie Personen- und Warenverkehr zwischen den Mitgliedsstaaten, ein Stück Europa ohne Grenzen.
Die Gemeinschaft, inzwischen auf 12 Staaten angewachsen, steuert nun auf die Verwirklichung dieses Ziels zu: Ende_1992 werden mit den Schlagbäumen in West-Europa die letzten Handelshemmnisse fallen.
Damit sind die Weichen für einen Wirtschafts- und Sozialraum mit 320 Millionen Einwohnern gestellt. Ab Ende 1992 werden alle Unternehmen aus den EG-Ländern ihre Waren und Dienstleistungen in den anderen Mitgliedsstaaten unter den gleichen Bedingungen wie im eigenen Land anbieten können.
Obwohl es bereits jetzt keine Zölle mehr gibt, können Gütertransporte noch nicht frei die Grenzen passieren. Noch immer muß vor dem Grenzübertritt die Ladung eines Transporters angegeben werden. egal ob es sich um spanischen Wein, italienische Mode oder deutsche Autos handelt.
Verantwortlich dafür sind die uneinheitlichen Steuersätze und nationalen Normen für die einzelnen Produkte - Hindernisse, die es auf dem Weg zum Binnenmarkt noch abzubauen gilt: angesichts der Fülle von Verordnungen und Vorschriften in jedem der 12 Mitgliedsstaaten eine Herausforderung an die europäische Politik. Denn bis Ende_1992 soll Schluß sein mit den Grenzkontrollen.
Dann gilt: Freie Fahrt von Schottland bis Sizilien, ohne Paßkontrollen und Einfuhrbeschränkungen Auch nach außen wird die Gemeinschaft sich nicht abschotten, sondern die Grenzen für den Handel offenhalten.
Der Verbraucher wird die Verwirklichung des Binnenmarktes vor allem an dem preiswerteren Warenangebot spüren. Aber auch für die Menschen gilt dann unbeschränkte Freizügigkeit - Europa und die Europäer wachsen noch mehr zusammen.
04. Die Lahn
Ein stiller, ein unscheinbarer Fluß im Herzen der Bundesrepublik Deutschland: die Lahn. Auf 250 Kilometer Länge schlängelt sie sich umständlich durch waldreiche Mittelgebirge An ihrem vielgewundenen Unterlauf wächst jener Wein, den schon Goethe zu schätzen wußte. In den gemütlichen Winzerstuben macht er als Riesling, Müller-Thurgau oder Spätburgunder die Runde.
Hoch über der Lahn haben vor rund 900 Jahren die Nassauer ihre Stammburg gebaut. Von hier aus hat das Herrschergeschlecht seinen Namen in alle Welt getragen. Bis in die Hauptstadt der Bahamas: Nassau.
Bad Ems, ein anderer traditionsreicher Ort am Ufer der Lahn. Ein Heilbad, in dem sich seit alters her illustre Gäste aus aller Welt treffen. Aber auch der normale Wochenendausflügler findet hier Erholung.
Für Kassersportler ist die Lahn, einer der saubersten Flüsse Deutschlands, ein Geheimtip. Angler und Paddler finden hier gleichermaßen ideale Bedingungen vor.
Ein Stück Natur, Geschichte und Kultur mündet bei Lahnstein in das Wasser des Rheins.
05. Staatsbesuch Gorbatshows in der Bundesrepublik
Bonn im Zeichen des sowjetischen Staatsbesuchs. Michail Gorbatschow wurde von Bundespräsident Richard von Weizsäcker begrüßt.
Beide Staatsmänner waren sich darin einig, daß der Besuch in einem besonders günstigen Augenblick stattfand.
In einer Zeit, in der das Ost-West-Verhältnis neu in Bewegung geraten ist, muß noch
stärker als bisher auf Dialog und Zusammenarbeit gesetzt werden. Die Bundesrepublik erhofft sich von dem Besuch auch positive Auswirkungen auf den Reformprozeß in Osteuropa, der eine neue friedliche Epoche auf dem Kontinent einleiten kann.
Am Rande von Gesprächen mit deutschen Wirtschaftsführern wurden der sowjetischen Delegation wissenschaftliche Projekte und hochentwickelte Technologien vorgestellt. Die Sowjetunion möchte dringend ihre Fertigungsanlagen modernisieren. Die Gäste waren besonders von den Industrierobotern beeindruckt.
Keine Frage: Diese Präzisionsmaschinen könnten nicht nur deutschen Wein einschenken, ohne einen Tropfen zu vergießen.
Bei den politischen Gesprächen mit Bundeskanzler Helmut Kohl ging es ebenso freundlich wie sachlich zu, ohne strittige Fragen auszuklammern.
Die Bundesrepublik will, ausgehend von der Verankerung der Bundesrepublik im westlichen Bündnis, zügig auf neuen Wegen der Verständigung voranschreiten. Wie Gorbatschow selbst sagte, soll nit diesem Besuch ein Schlußstrich unter die Nachkriegsepoche gezogen werden.
Politischer Höhepunkt des Besuchs: die Unterzeichnung der Gemeinsamen Erklärung. Darin macht sich die Sowjetunion wichtige Aussagen zum Selbstbestimmungsrecht der Völker und zu den Menschenrechten zu eigen. Ein historisches Dokument - und ein Meilenstein auf dem Weg zu mehr Vertrauen zwischen Ost und Vest.
Die Bevölkerung der Bundeshauptstadt begrüßte Gorbatschow auf dem Bonner Marktplatz mit Beifall. In dem Jubel der Bonner drückt sich die Sympathie für einen Mann aus, der sein Land auch gegen widerstand in einen tiefgreifenden Prozeß politischer Umgestaltung führt.
Der freundliche Empfang Gorbatschows bringt auch die Hoffnung zum Ausdruck, daß die Konfrontation der Blöcke, unter der die Deutschen als geteilte Nation besonders leiden, überwunden wird und ganz Europa einer freiheitlichen Zukunft entgegengeht.
06. Deutsches Galopp-Derby
Hier wird nicht die neueste Hutmode präsentiert - zumindest ist das nicht der eigentliche Anlaß dieser Veranstaltung. Beim traditionsreichen Deutschen Galopp-Derby treten die schnellsten dreijährigen Vollblüter des internationalen Turfs gegeneinander an. Trotz des schlechten Wetters fanden sich zum 120. Jubiläum mehr als 60.000 Wettund Schaulustige ein - neuer Zuschauerrekord. Ein bißchen Prominenz und Schickeria ist da, aber keineswegs exklusiv, an Führring und Wettschaltern des Derbys trifft sich ein buntes Volk - quer durch alle Einkommens- und Altersstufen.
Der Favorit unter den Rennpferden hieß diesmal "Turfkönig" - doch schon so mancher König ist entthront worden.
Start zu einem Derby, das für so manche Oberraschung sorgen sollte.
Auch das schärfste Auge konnte den Sieger nicht vor dem Zieleinlauf ausmachen, zumal wenn das Feld wie hier Kopf an Kopf lief.
Auf der Zielgeraden hatte ein Außenseiter die Nüstern vorn: "Taishan", selbst in Fachkreisen ein unbeschriebenes Blatt. Entsprechend groß war der Jubel bei den wenigen Risikofreudigen, die auf ihn gesetzt hatten.
Doch zu früh gefreut. Die Rennleitung disqualifizierte zum ersten Mal einen Sieger. Der Grund: er hatte den nachfolgenden Konkurrenten abgedrängt. Die Besitzerin des offiziellen Gewinners freute sich trotzdem über den Kuß des Hamburger Bürgermeisters - und über 360.000 Mark Preisgeld.