01. Pott-Pop
Ruhrgebiet. Schornsteine im Abendrot. Autobahnverkehr. Band M. Walking on the water spielt auf der Straße Pop. Zuhörer auf offenen Fenstern. Auftritt auf Bühne. Pop-Musik im Walzertakt.
(58 m)
02. Bundesbürger reisen in die DDR
Die Glienicker Brücke in Berlin. Autoverkehr beim Übergang von West nach Ost. Schild: Deutsche Demokratische Republik.
Potsdam: Straßenkapelle spielt. Menschen winken. Blumen und Essen werden verteilt. Autofahrer O-Ton über die neue Reiseregelung. Grenzposten fertigen zügig ab. Besuch bei Freunden in Weimar. Kaffeetafel. Stadtbild Weimar. Schillerhaus. Denkmal Goethe und Schiller. Abschiednehmen.
(97 m)
03. Plasmaforschung
Stromleitungen. Überlandmasten. Stuttgart: Max Plank-Institut. Physiker forschen im Bereich "Supraleitung" ohne Stromverlust. Keramik leitet bei extrem niedrigen Temperaturen. Nobelpreisträger Klaus von Klitzing und Forscherteam. Versuche mit Computertechnik. Computerchips in Der experimentellen Phase. Man kann sie bereits mit der supraleitenden Keramik bedampfen.
(55 m)
04. Rettung für die Nordsee - Hoffnung für die Nordsee
Maler bemalt Hauswand. Bunte Mode. Titan-Bioxid als Farbbeimischung schafft herrliche Farben. Als Abfallprodukt der Produktion fällt Dünnsäure an. Verklappung auf hoher See. Abfallwasser. Stark belastete Nordsee. Verbot der Dünnsäureverklappung in der Nordsee in der Bundesrepublik. Moderne Rückgewinnungsanlage für Dünnsäure. Ausfiltern giftige Schwermetalle. Hochkonzentrierte Schwefelsäure wird wieder zur Produktion von Titan-Bioxid verwendet. Sonnenball über dem Land.
(89 m)
05. Handball - THW - Kiel
Abendstimmung über Kiel. Stille Straßen. Zuschauer in der Ostseehalle. Handballspieler ZL. Spielszenen. Der Pole Daniel Waskiewicz im Spiel. Fans und Zuschauerinnen klatschen. Torwürfe. Foul. 7 m-Torwurf. Jubel.
(60 m)
01. POTT-POP
Das Ruhrgebiet - einst Deutschlands Kohie- und Stahlrevier Nummer 1 - ist in eine neue Zukunft aufgebrochen; aus den Industrieruinen von gestern wachsen neue Technologien, neue Arbeitsplätze, und In dem Spannungsfeld von Verfall und Innovation findet die Junge Generation ihr eigenes Lebensgefühl.
Vier sympathische Musiker mit provozierendem Outfit und zu sonstigen Späßen stets aufgeiegt, haben den neuen Sound des Ruhrgebiets getroffen; ihr Name: "M. Walking on the water".
Zwischen London und Wien: Kritiker und Plattenfirmen handeln die Band bereits als "The next big thing" und die Fangemeinde im Ruhrgebiet strömt in die stillgelegten Zechen, wenn die Vier - entspannt und verträumt - auf der Bühne stehen: Popmusik im Walzertakt.
02. Bundesbürger reisen in die DDR
Die Glienicker Brücke in Berlin, ein Grenzübergang zwischen West und Ost. Zahlreiche Bundesbürger machen von den Reiseerleichterungen Gebrauch. Denn nachdem die DDR-Reglerung im November 1989 Mauer und Grenze öffnete, hat sie auch für die Westdeutschen Visazwang und Zwangsumtausch von Devisen abgeschafft. Ein freudiges Ereignis für die Deutschen in Ost und West, das an allen Übergängen gefeiert wurde. DDR-Bürger bereiten ihren westlichen Landsleuten einen ebenso herzlichen Empfang, wie sie es selbst nach der Grenzöffnung im November erfahren hatten.
Nun reisen nicht nur Menschen in die DDR, um dort ihre Verwandten zu besuchen, sondern auch Deutsche, die einfach den östllchen Tell ihres Vaterlandes einmal richtig kennenlernen wollen.
"Wie finden Sie die Reiseregelung jetzt?"
"Sehr schön, sehr praktisch, ich bin vorher schon mal hiergewesen, um über die Transitstrecke in Richtung Saßnitz zu fahren, also das war 'ne Prozedur von so dreiviertel bis einer Stunde - alles aufgemacht und nachgeguckt; viel praktischer jetzt, viel schöner."
"Wir haben nach Ungarn einen jungen Mann aufgenommen, jetzt besuchen wir die Eltern. Wir wohnen ja hier im nahen Bereich und ich hab' gerade gesagt, wie schwierig das früher war und wie simpel das jetzt geht, das ist ganz phantastisch."
"Wir haben bisher keine Verwandte und Bekannte, aber wer weiß, was sich daraus entwickein kann. Wir sind erstmalig in der DDR."
Wie schnell neue Kontakte entstehen und zu Freundschaften werden können, dafür sind Kai und Johanna Wesnik ein Beispiel. Das junge Paar hatte nach Öffnung der Grenzen eine Familie in Weimar kennengelernt. Was früher nur mit hohem bürokratischem Aufwand möglich war, geht heute problemlos. Kai und Johanna wollten schon immer das geschichtsträchtige Weimar besuchen, haben Jedoch die Schwierigkeiten der Einreise gescheut.
Nun konnten sie ohne große Formalitäten zu Wolfdietrich und Doris Krämer und ihren beiden Kindern reisen.
Das Paar aus Hamburg hat es sich vor einem halben Jahr nicht vorstellen können, schon so bald gute Freunde in der DDR zu haben und sie besuchen zu können. Zusammen mit der Familie Krämer wollen sie an diesem Wochenende die Stadt Weimar besichtigen.
Den Namen dieser Stadt trug auch die erste deutsche Republik - die Welmarer Republik, well hier 1919 die Natlonalversammlung zur Erarbeitung der Verfassung getagt hatte. Die junge Familie begleitet ihre Freunde auf den Spuren von Dichtern, Philosophen und Musiker - sie alle zog es im 18. und 19. Jahrhundert nach Weimar.
Diese Stadt war bereits zu Lebzeiten Goehtes und Schiller, der belden großen Dichter, das Zentrum des deutschen Humanlsmus. Und auch während der langen Zeit der Einmauerung der DDR stand Welmar für die Hoffnung auf eine freiheitliche Zukunft.
Auf ein schnelles Wiedersehen. Das Selbstverstfindliche wlrd endlich Alltag.
03. WO DAS PLASMA GLÜHT
Strom über Land, hunderte, tausende Kilometer weit; doch mit Jedem Meter geht Energie verloren, viel Energie, kostbarer Strom. - Selt Elektrizltät genutzt wird, träumt man davon, den Widerstand der Leitungen zu überwinden und Energie ohne Veriuste zu übertragen.
Dieser Vision sind einige Physiker am Max-Planck-Institut in Stuttgart eine Winzigkeit nähergekommen. Keramik ist der Stoff, aus dem ihre Träume sind - Keramik en bloc oder von Laserstrahien zeriegt, transportierter Strom ohne Veriuste - ein Supraleiter.
Doch Keramik leitet verlustlos nur bei extremer Kälte. Unser Experiment beweist: erst bei minus 170 Grand Celsius schwebt der kieine Keramik-Zylinder über dem Magneten, sein Widerstand ist gleich Null; erwärmt sich Jedoch der Block um nur ein Grad, bricht die Supraleitung zusammen.
Das Ziel der deutschen Physiker um den Nobelpreisträger Klaus von Klitzing ist es, diesen supraleitenden Effekt zu verstehen; ihre zentrale Frage: warum setzt Keramik bei extrem niedrigen Temperaturen dem Strom keinen Widerstand mehr entgegen?
Als ersten Anwendungsbereich haben sich die Stuttgarter die Computertechnologie vorgenommen; wenn es ihnen gelingt, Chips herzustellten, die verlustlos Daten übertragen, heizen sich Computer nicht mehr- auf, sie werden schneller und können nahezu unbegrenzt viele Informationen verarbelten.
In der experimentellen Phase ist es bereits mögllch, Computer-Chips mit der supraleitenden Keramik zu bedampfen. - Das ermutigt die deutschen Physiker.
04. Hoffnung für die Nordsee
Unsere Weit ist eine Welt der Farben. Bunt bemalt lachen uns Hauswände, Türen und Fenster an. Lacke, Farben und Pigmente sollen auch unsere künstliche Umwelt farbenfroh machen. Aus transparenten Textilfasern wird so junge und beschwingte Mode.
Seibst moderne Malerei ist ohne leuchtende Farben undenkbar.
Kleidungsstücke, Haushaltsgegenstände, Tapeten, Fotos und Kraftfahrzeuge: sie alle wären trist und grau ohne ein unscheinbares weißes Puiver. Sein chemischer Name: Titandioxid. Wo immer wir blau, grün gelb oder gar rot sehen, ist Titandioxid im Spiel. Ohne dieses Weißpigment bleiben alle Farben durchsichtig. Die saubere, umweltfreundliche Herstellung von Titandioxid hat eine düstere Kehrseite. ihr Name: Dünnsäure. Dieses Gemisch aus Wasser, Metallsaizen und Schwefeisäure fällt bei der Produktion als Abfallstoff in großen Mengen an. Um unsere unmittelbare Umweit zu schonen, wird die Dünnsäure bislang auf Schiffe verladen und auf hoher See verklappt.
Fern der Küsten vermischt sich der Industrieabfall mit Düngemitteln und Abwasser aus den Haushalten. Die katastrophale Folge: die Nordsee ist inzwischen stark mit Fremdstoffen belastet. Ein hoher Prels für eine farbenfrohe Welt.
Ein erster Schritt für die Rettung des kranken Meeres kommt aus der Bundesrepublik Deutschland. Denn seit Ende_1989 ist hier mit der Dünnsäureeinleitung Schluß. Der Hahn des Abwasserrohres wird für immer geschlossen. Das Verklappungsschiff auf seiner letzten Reise.
In Nordenham und Duisburg haben Chemieunternehmen aus der Bundesrepublik Deutschland hochmoderne Rückgewinnungsanlagen für Dünnsäure gebaut. Eine kostenaufwendige Investition in den Umweltschutz, die die Verklappung überflüssig macht. Die Bundesrepublik ist damit bislang der elnzige Nordsee-Anrainerstaat, in dem das Abfallprodukt von gestern aufbereitet wird.
Membranpressen filtern glftige Schwermetallsalze aus. Auf Sondermüildeponien werden sie entsorgt.
Übrig bleibt Schwefelsäure, hochkonzentriert. Mit ihr beginnt der geschlossene Kreislauf von neuem. An seinem Ende steht Titandioxid.
So bleibt die Nordsee verschont. Unsere Welt farbenfroh.
05. THW Kiel
Eine Stadt wie ausgestorben. Kiel - die Kühle, Schöne im Norden - leergefegt.
Eine Mannschaft hat die Stadt an der Ostsee elektrislert: Tausende geben ihre norddeutsche Zurückhaltung auf und peitschen den THW Kiel nach vorn - eine Hölle für jeden Gegner, der hier spielen muß.
Siebentausend leiden mit ihren Stars, wenn sie hart attackiert, hautnah gedeckt, in die Zange genommen am Einschuß gehindert werden.
Ihr Idol: Daniel Waskiewicz, ein Pole aus dem Nachbarland mehr als zweihundertfacher Natlonalspieler, der hier ein paar harte Devisen verdient.
Die große Fangemeinde des THW ist alles andere als eine Männergesellschaft- Um bei Heimspielen die Mannschaft zu unterstützen, sind in Kiel ganze Familien unterwegs.
Die Euphorie der Menge tröstet Daniel Waskiewicz über manches böse Foul hinweg - und die Chance zu einem seiner gefürchteten Siebenmeter.
32 Heimsiege in Folge - das hat sich rumgesprochen; wer mitsiegen will, geht in die Ostseehalle, samstags In Kiel.