01. Die Währungsunion 1. 7. 1990
Ostberlin: Leute an Wechselschaltern an Banken. Alte Geldscheine mit Karl Marx-Porträt. Geldfahrzeuge bringen DM in die DDR. Stahlschränke. Die Deutsche Bundesbank in ehemaligem SED-Gebäude.
Umfragen: Junge Frau: "Ja, das ist ein schönes Gefühl, daß man für sein Geld etwas bekommt, irgendwie ein gleichberechtigter Bürger ist, nicht mehr 2. Wahl."
Junger Mann: "Gutes Gefühl, und daß man eben etwas für sein Geld kriegt."
Junge Frau: "Erst man abwarten, wie die Geschäfte sind, wie die Angebote sind, die Preise, und ein bißchen weiterdenken muß man auch, alles auf den Kopf kloppen kannst du och nich. Einfach erstmal rankommen lassen, so die ersten 14 Tage, und dann, wenns nicht mehr ganz so komisch im Magen ist."
Junge Frau: "Vieles steht offen, was man sonst nicht konnte; reisen, man kann sich kaufen, was man sonst nicht konnte."
Polizist: "Nicht nur das Kaufen, sondern auch das andere drum und dran, auch das Soziale muß berücksichtigt werden. Wir sind eigentlich optimistisch."
Textilfabrik wird privatisiert. Frauen an Nähmaschinen.
Näherin: "Also ich hab' da eigentlich gar keine Bedenken. Wir machen hier unsere Arbeit, nähen evt. hübschere bessere Modelle und haben auch einen besseren Absatz dadurch. Es muß besser werden."
Entwürfe werden gezeichnet.
Designerin: "Zuerst möchte ich einmal sagen, daß ich recht optimistisch in die Zukunft schaue, wenn der Sinn der Arbeit nun wieder da ist. Sehr positiv und erwähnenswert sind eigentlich die Veränderungen, daß endlich nun die Geschäfte voll sind mit schönen Erzeugnissen, die wir hier auch selbst herstellen. Ich bin stolz, daß wir so schöne Sachen jetzt hier selbst herstellen und würde sie auch selbst anziehen. Die Befürchtungen liegen eigentlich darin, daß der Arbeitsplatz dann wegfallen könnte."
Regale voller Kleider, Rundfunk, Lebensmittel, Obst. Käufer. U-Bahn fährt.
(128 m)
02. Abriß der Mauer und Checkpoint Charlie
Autoschlangen an Mauer. Kontrollen. Abriß der Mauer. Mauerstücke fallen. Übergang Bernauer Straße. Kreuze für Mauerflüchtlinge. Bahnhof Friedrichstraße. Trabbis fahren. Spitze eines DDR-Wachturms.
Checkpoint Charlie: Rückblick 1961 sw: Panzer fahren. US-Panzer und Sowjet-Panzer stehen sich gegenüber.
Farbe: Die Außenminister der 4 Besatzungsländer Schewardnadse, Hurd, Dumas, Baker am Checkpoint Charlie. Genscher. Baker spricht. Kapelle spielt Berliner Luft. Grenzhaus wird an Kran hochgehoben.
(85 m)
03. Außenpolitische Aspekte der deutschen Einheit
Berlin: 2 + 4 Konferenz Markus Meckel begrüßt Hurd, groß,Baker, groß, Dumas, groß,Schewardnadse. Verhandlungen.
Genscher O-Ton vor der Presse:
"Ich glaube, daß hier deutlich wird, daß alle Beteiligten nicht wollen, daß die europäische Entwicklung hinter der deutschen Entwicklung hinterherläuft. Das bedeutet für mich auch, die volle Souveränität des Vereinigten Deutschland zum Zeitpunkt der Vereinigung."
Kameramänner, Gruppenbild der 6 Minister.
"Polnische Grenze" in Bundestag und Volkskammer Helmut Kohl vor dem Bundestag zur Polnischen Grenze O-Ton:
"Der deutsche Bundestag richtet heute gemeinsam mit der Volkskammer der DDR eine unmißverständliche Botschaft an Polen. Die Grenze Polens zu Deutschland, so wie sie heute verläuft, ist endgültig."
Sabine Bergmann-Pohl vor der Volkskammer O-Ton:
"Beide Seiten erklären, daß sie gegeneinander keinerlei Gebietsansprüche haben und solche auch in Zukunft nicht erheben werden."
Annahme der Entschließung mit großer Mehrheit durch Handaufheben.
(63 m)
04. Sandbahnrennen in Scheeßl - Halbfinale WM
Start. Karl Meier, Titelträger, bei Feinabstimmung an seiner Maschine. Motorrad auf Prüfstand. Rennleitung überprüft. Karl Meier erläutert die technischen Besonderheiten Der Maschine O-Ton. Rennen. Kurvenfahrten. Wertungssläufe. Letztes Rennen. Karl Meier siegt knapp. Siegerkranz.
(72 m)
01. Währungsunion
1. Juli 1990 in Ost-Berlin. Ein Sonntag, und doch öffneten alle Banken und Sparkassen in der DDR ihre Türen. An dlesem Tag konnten die Bürger endilch die harte D-Mark In Empfang nehmen. Damit trat die Wirtschafts-, Währungs- und Sozialunion zwischen beiden deutschen Staaten in Kraft. Der langersehnte Abschied von Karl Marx, der auf den alten Banknoten abgeblidet war, wurde besiegelt. Die D-Mark gilt nun auch in der DDR. Ein einheltliches Wirtschaftsgeblet in Deutschland ist geschaffen - ein erster entscheidender Schritt zur politischen Vereinigung der Deutschen.
Vorausgegangen war ein belspielloses Unternehmen in der Bankengeschichte. Die Notenbank der Bundesrepublik brachte insgesamt 25 Milliarden D-Mark in ihre neuen Filialen in der DDR. Kiar, daß dafür ein paar Aktenkoffer nicht reichten.
Kuriosität am Rande: in dem selben Gebäude, von dem aus die SED 40 Jahre lang geherrscht hatte, richtete die Deutsche Bundesbank, die die Währungshohelt in der DDR übernimmt, eine ihrer Filialen ein.
Die D-Mark kommt. - Löhne und Renten werden ab sofort im Kurs von 1:1 in der begehrten Währung ausgezahlt. Die Sparkonten werden bis zu einem Betrag von 4.000,-- Mark pro Person im Verhältnis 1:1 umgestellt, für den Rest gilt der Kurs von 2:1.
Für die Menschen beginnt damit eine neue Epoche:
"Ja - ist ein schönes Gefühl, ja, daß man für sein Geld etwas bekommt, und daß man irgendwie gleichberechtlgter Bürger ist, nicht mehr zweite Wahl."
"Gutes Gefühl, und daß man eben jetzt was für sein Geld kriegt."
"Erst mal abwarten, wie die Geschäfte sind, wie die Angebote sind, die Preise - bißchen weiterdenken muß man auch - gleich auf den Kopf kloppen kannst du auch nicht alles - erst mal rankommen lassen, so die ersten 14 Tage, würde ich sagen, wenn's nicht mehr ganz so komisch im Magen ist."
"Vieles steht offen, was man sonst nicht konnte: Reisen - man kann sich kaufen, was man sonst nicht konnte."
"Nicht nur beim Kaufen, sondern auch alles drum und dran. Das Soziale muß ein bißchen berücksichtigt werden, aber wir sind eigentlich optimistisch."
Nach dem marktwirtschaftlichen Urknall in der DDR wird es allerdings für eine Übergangszeit einige Probleme geben. Diese Textilfabrik in Berlin wird wie viele Betriebe in der DDR privatisiert. Die Erbschaft des maroden sozialistischen Plansytems können die Unternehmen jedoch nicht über Nacht abschüttein. Die Anlagen sind veraltet, die Produktion ist unrentabel. Jetzt gilt es, die internationale Konkurrenzfähigkeit herzustellen. Zunächst werden Arbeitsplätze verlorengehen, bevor neue entstehen. Doch die Menschen sind optimistisch.
"Also, ich hab' da eigentlich gar keine Bedenken. Wir machen hier unsere Arbeit und nähen eventuell hübschere und bessere Modelle und haben auch besseren Absatz dadurch; kann eigentlich bloß besser werden."
Bei den Designerinnen des Unternehmens herrscht Aufbruchstimmung. Ihre neuen Entwürfe haben Chic, denn Materialknappheit und bürokratische Auflagen gibt es nicht mehr.
"Also, als erstes möchte ich mal sagen, daß ich recht optimistisch in die Zukunft schaue, weil der Sinn der Arbeit nun wieder da ist. Sehr positiv und erwähnenswert ist eigentlich bei den Veränderungen, daß nun endlich auch die Geschäfte voll sind mit schönen Erzeugnissen, die wir hier auch selbst herstellen, und ich bin stolz, daß wir solche schönen Sachen jetzt herstellen - und würde sie auch selber anziehen - die Befürchtungen liegen eigentlich darin, daß der Arbeitsplatz dann wegfallen kann."
Ein neues Lebensgefühl für die Menschen in der DDR, die das Schlangestehen gewohnt waren. Die Regale, in denen so lange der Mangel herrschte, haben sich über Nacht mit Waren gefüllt. Die Produkte stammen allerdings überwiegend aus westlicher Produktion. Besonders bei technischen Geräten errelchen viele alte DDR-Betriebe den internationalen Standard nicht.
Neben der Warenvielfalt aus dem Westen wirken die DDR-Produkte unattraktiv. Aber Marktwirtschaft bedeutet nun mal, daß die Käufer, die kritisch Preise und Qualität vergleichen, wählen können.
Ausgestattet mit der stabilen D-Mark, werden schon baid nicht nur die Verbraucher, sondern auch die Betriebe von der Umstrukturierung der Wirtschaft profitieren. Mit internationalen Subventionen, eigener Einsaizbereitschaft und Know-how, können die Menschen in der DDR - darin sind sich die Experten einig - schon baid ein neues Wirtschaftswunder voilbringen.
02. Abriss der Mauer
Menschen an der Berliner Mauer, unterwegs von Deutschland nach Deutschland. Seit dem 1. Juli sind solche Bilder Vergangenheit. Ausweis- und Zollkontrollen sind mit der Wirtschaftsunion zwischen der Bundesrepublik und der DDR überflüssig geworden. Jetzt wird die Berliner Mauer auf ganzer Länge abgerissen. Schnell wird noch ein Souvenir aus dem Beton gehackt, denn bald wird das bekannteste und brutalste Symbol für die Teilung Deutschlands endgültig verschwunden sein. Die DDR-Grenztruppen erledigen den Abriß der Mauer selbst, - eine Arbeit, die ihnen noch vor wenigen Monaten unvorstellbar war.
Auch an der Bernauer Straße wächst Berlin wieder zusammen. Hier, wo während des Mauerbaus Menschen aus dem Fenster in den freien Teil der Stadt sprangen, verloren besonders viele bei Fluchtversuchen ihr Leben.
Bahnhof Friedrichstraße, bis gestern Sackbahnhof. "Tränenbunker" hieß er im Volksmund, denn hier nahmen Besucher des Ostsektors Abschied. Jetzt ist er wieder Durchgangsstation.
Kilometerlange Staus, besonders an Wochenenden, behinderten jahrelang den Transitverkehr zwischen West-Berlin und der Bundesrepublik. Seitdem es mit dem Inkrafttreten der Wirtschafts-, Währungs- und Sozialunion keine Kontrollen mehr gibt, haben die riesigen Abfertigungsaniagen ihre Funktion verloren, sind nur noch Ruinen, ebenso Relikte einer absurden Vergangenheit wie die Spitze eines DDR-Wachturms.
Vielleicht der berühmteste Grenzübergang der Welt: der Checkpoint Charlie im amerikanischen Sektor Berlins. Im Oktober 1961 hielt die Welt den Atem an. Die DDR-Polizei hatte versucht, am Checkpoint Charlie widerrechtlich die Ausweise der Westalliierten zu kontrollieren. Drei Tage lang standen sich amerikanische und russische Panzer mit laufenden Motoren gegenüber. Dreißig Jahre später trifft der Sowjetische Außenminister Schewardnadse am Checkpoint - zum letzten Mal auf Hochglanz gebracht - die drei westalliierten und die beiden deutschen Außenminister.
Baker: "29 Jahre verkörperte der Checkpoint Charlie den Kalten Krieg. Aber nun, 29 Jahre nach dem Bau der Grenze, treffen wir uns hier, um ihn abzubauen und den Konflikt zu begraben, der ihn schuf."
"Das ist die Berliner Luft" spielt eine amerikanische Militärkapelie, und in die Luft erhebt sich das berühmte Symbol für den Viermächtestatus der Stadt. Der Checkpoint Charlie ist Vergangenheit - mit ihm endet ein Stück Berliner Zeitgeschichte.
03. Aussenpolitische Aspekte der Deutschen Einheit
Die Außenminister Großbritanniens, der USA, Frankreichs und der Sowjetunion waren auch zum Arbeiten nach Berlin gekommen. Mit ihren beiden deutschen Kollegen berieten sie in der zweiten Runde dieser sogenannten 2+4 Verhandiungen politischmilitärische Fragen der deutschen Vereinigung. Die Sowjetunion hatte noch Vorbehalte gegen die Zugehörigkeit eines vereinten Deutschlands zur NATO.
Die westlichen Verbündeten wollten erreichen, daß die Viermächteverantwortung für Deutschland bis zur Vereinigung vollständig abgelöst wird.
Genscher: "Ich glaube, daß hier deutlich wird, daß alle Beteiligten nicht wollen, daß die europäische Entwicklung hinter der deutschen Entwicklung hinterherläuft. Das bedeutet für mich auch die volle Souveränität des vereinten Deutschlands im Zeitpunkt der Vereinigung."
Die Außenminister verständigen sich in Ost-Berlin auf den weiteren internationalen Zeitplan zur deutschen Einheit.
Zuvor hatten die beiden deutschen Parlamente noch einmal die Endgültigkeit der deutsch-polnischen Grenze bekräftigt. Bundeskanzier Kohl vor dem Bundestag: "Der Deutsche Bundestag richtet heute gemeinsam mit der Volkskammor der DDR eine unmißverständliche Botschaft an Polen: Die Grenze Polens zu Deutschland, so, wie sie heute veriäuft, ist endgültig."
Die frei gewählten Volksvertrcter in beiden deutschen Parlamenten konnten sich Jetzt erstmals zur Grenze mit Polen äußern. Polen war das erste Opfer des von Hitler Deutschen aus ihrer Heimat vertrieben. Seltdem verläuft die Westgrenze Polens an Oder und Neiße. Beide deutschen Staaten hatten bereits in der Vergangenheit diesen Grenzverlauf in zweiseitigen Verträgen akzeptlert. - Volkskammer-Präsidentin Bergmann-Pohi: "Beide Seiten erklären, daß sie gegeneinander keinerlei Gebietsansprüche haben und soiche auch in Zukunft nicht erheben werden."
Mit großer Mehrheit wurde die Entschlleßung in beiden deutschen Parlamenten angenommen. Eine Grenzgarantie, die dazu beitragen will, daß Grenzen mehr und mehr ihren trennenden Charakter verlieren.
04. Sandbahnrennen
Haibfinale der Sandbahn-Weltmeisterschaft. Die rasenden Motorräder auf dem Sandbahnoval sind ein sportliches Spektakel besonderer Art.
Karl Maier, viermaliger Titelträger und mehrfacher Deutscher Meister, war im niedersächsischen Scheeßel der Favorit. Er, wie auch seine Mitkonkurrenten Überlassen die Felnabstimmung der Maschine niemals allein den Mechanikern. Außerdem muß jede Rennmaschine den strengen Prüfungskriterien der Jury gerecht werden.
Die Rennieltung überprüft das Gewicht der Maschinen und ihr Leistungsvermögen. Messungen der Benzinzufuhr zum Vergaser und der Lautstärke geben darüber Aufschluß.
Karl Maier erläutert die technischen Besonderheiten der Maschinen: "Ja, es ist so, daß hier spezielle Sandbahn-Motorräder gefahren werden, und die Maschinen sind Einzylinder -Viertaktmaschinen mit Vierventiltechnik, obenliegender Nockenwelle und werden mit Methanol betrieben, die Beschleunigung kommt nahe eines Formel-1-Wagens, also von Null auf Hundert in ca. 3,5 bis 4,5 Sekunden."
Und wie stehen die Chancen für einen erneuten Titelgewinn? Maier: "Ja, es wäre natürlich eine Supersache, vielleicht können wir ganz vorne mitmischen; der dort droben muß natürlich auch mitspielen, gell."
Gottvertrauen, vor allem aber höchste Konzentration herrscht bei den Fahrern am Start. Denn schon die ersten Sekunden können über Sieg oder Niederlage entscheiden. Nur wer sich bereits in der ersten Kurve eine gute Ausgangsposition verschafft, kann sich im starken Feld der internationalen Konkurrenz behaupten.
Das Regiement der Sandbahn sieht mehrere Wertungsläufe für jeden Fahrer vor. Die Akteure verfügen über ein Höchstmaß an Körperbeherrschung und Reaktionsvermögen. Denn Stürze sind bei Durchschnittsgeschwindgkeiten von über 120 Stundenkilometern häufig. Zum Glück nicht an diesem Tag.
Vor dem letzten Wertungslauf lag Maier im Gesamtklassement auf Rang 2. Konnte der Favorit seine Nervenstärke bewahren? Im letzten Rennen mußte die Entscheidung fallen: Noch ein erster Platz und Karl Maier war der Halbfinalsieg nicht mehr zu nehmen. Nach einer dramatischen Verfolgungsjagd lag der Deutsche mit einer Reifenbreite vorn. Karl Maier hat Grund zum Strahlen. Der 5. Weltmeistertitel ist für ihn zum Greifen nahe.