01. 10 Jahre Bundeskanzler Helmut Kohl
Düsseldorf: CDU Parteitag. Beifall für Helmut Kohl. Großaufnahme: Rita Süssmuth und Van Velzen. Helmut Kohl O-Ton:
"Wir sagen Ja zur Nation und wir sagen Ja zu Europa. Wir bleiben fest in unseren Heimatregionen verwurzelt, und wir bleiben in diesem Europa Deutsche, Italiener und Franzosen, aber wir leben im gemeinsamen Europa."
Rückblick: 1982: Der Bundestag spricht Mißtrauensvotum gegen Helmut Schmidt aus. Nachfolger wird Helmut Kohl. Helmut Schmidt beglückwünscht den neuen Kanzler. 1984: Kriegsgräber von Verdun. Helmut Kohl und Francois Mitterand treffen sich in Verdun zur symbolischen Versöhnung der Völker. Helmut Kohl besucht Polen. Umarmung mit dem damaligen Ministerpräsidenten Mazowiecki. 1989: Fall der Mauer. Helmut Kohl in Berlin. Jubelnde Menschen. Treffen im Kaukasus mit Gorbatschow. Helmut Kohl in Dresden O-Ton:
"Es ist ein schwieriger Weg, aber es ist ein guter Weg, es geht um unsere gemeinsame Zukunft. Unser Haus muß unter einem europäischen Haus gebaut werden. Das muß das Ziel unserer Politik sein." 3.10.1990: Wiedervereinigung Deutschlands. Helmut Kohl in Berlin. Jubel. 1992: Weltwirtschaftsgipfel in München. Helmut Kohl mit George Bush und dem britischen Premier Major. Abschlußerklärung Helmut Kohl O-Ton:
"Kaum jemals zuvor waren die Voraussetzungen so günstig, einen dauerhaften Frieden zu gestalten, die Armut zu überwinden und die Umwelt zu bewahren."
Gruppenbild der Teilnehmer. Düsseldorf: CDU Parteitag. Die Delegierten klatschen für ihren alten und neuen Vorsitzenden u.a. Frau Bergmann Pohl, Biedenkopf, Habermann, Hintze, Frau Merkel, Fischer.
(109 m)
02. Tübingen: Semesterbeginn
Stadtbild Tübingen. Die Altstadt. Studenten in den Fluren der Universität, Frank Vöhringer in seinem Zimmer am Schreibtisch. Er verläßt das Haus, fährt mit dem Fahrrad zur Uni. Studenten tragen sich in Seminarlisten ein. Überfüllter Hörsaal. Essensausgabe in der Mensa. Frank Vöhringer spielt mit iranischem Freund Tischtennis und singt in Rockband. Spaziergang mit Freundin Michaela. Blick auf Tübingen.
(66 m)
03. Weinbau in Deutschland
Weinberge in der Rheinpfalz. Weinlese. Weingutbesitzerin Dr. Bettina Burklin-Wolf bei der Weinlese und bei Prüfung des Zuckergehaltes der Trauben. Keller mit gelagerten Weinfässern. Weinprobe wird genommen.
(40 m)
04. Dresdner Kreuzchor
Die Jungen des Internats der Kreuzschule werden am Morgen geweckt. Waschen, Unterricht und Chorprobe. Fußballspiel. Üben am Klavier. Singen mit Lehrer am Klavier. Die Jungen ziehen sich um vor Auftritt. Vesper in der Kreuzkirche. Chor singt Werke von Johann Sebastian Bach.
(79 m)
05. Berlin: Staatsakt für Willy Brandt
Bild von Willy Brandt, groß. Trauerfeier im Berliner Reichstag. Aufgebahrt der Sarg mit deutscher Fahne umhüllt. Ankunft Richard von Weizsäcker mit Witwe Brigitte Brandt. Richard von Weizsäcker O-Ton:
"Das Leben eines Großen hat sich vollendet. Er hat eine Epoche geprägt. Er war ein Versöhner der Deutschen mit sich selbst. Er hat das Verhältnis der Deutschen zur Welt wie auch das Verhältnis der Welt zu Deutschland verändert. So wurde er zu einer geschichtlichen Gestalt unseres Jahrhunderts."
Rückblick: 1957: Großaufnahme Willy Brandt. Er wird Bürgermeister von Berlin. Willy Brandt am Schreibtisch O-Ton:
" ... daran mitzuwirken, daß Deutschland wieder eins wird und Berlin seine Aufgabe als Hauptstadt der Deutschen wieder übernehmen kann."
John F. Kennedy in Berlin, umjubelt, neben ihm Willy Brandt: Richard von Weizsäcker O-Ton:
"Und so wurde er, was es nur sehr selten gibt, ein pragmatischer Visionär. Er reagierte leise und im Herzen souverän."
Willy Brandt neben Außenminister Walter Scheel. Walter Scheel O-Ton:
"Die merkwürdige Kombination von Herzenswärme, erkennbare, und Distanz. Wenn er Sie begrüßte, gab er Ihnen die Hand mit einem festen Händedruck, aber den Arm ausgestreckt und sah sie dann sehr freundlich an."
1969: Willy Brandt in Moskau. Treffen mit Breschnjew und Kossygin. Besuch in der DDR. Umjubelt in Erfurt. Besuch in Warschau und Kniefall im ehemaligen Warschauer Ghetto. Verleihung des Friedens-Nobelpreises an ihn.
Trauerfeier im Berliner Reichstag. Es spricht der spanischen Ministerpräsident Felipe Gonzales O-Ton:
"Adios amigo Willy".
Bundeswehroffiziere tragen den Sarg hinaus. Ehrenformation senkt die Fahne. Brigitte Brandt an der Seite von Richard von Weizsäcker vor den Stufen des Reichstages.
(100 m)
01. 10 Jahre Bundeskanzler Helmut Kohl
0'36 Glückwünsche und Applaus für den Bundeskanzler. Seit zehn Jahren ist Helmut Kohl im Amt. Auf dem CDU-Parteitag in Düsseldorf wirbt er für das Ziel eines gemeinsamen Europa:
"Wir sagen ja zur Nation und wir sagen ja zu Europa. Wir bleiben fest in unseren Heimatregionen verwurzelt, und wir bleiben in diesem Europa Deutsche, Italiener und Franzosen; aber wir leben im gemeinsamen Europa."
1'02 Es begann 1982: Mit Mehrheit spricht sich der Bundestag in einem Mißtrauensvotum gegen Bundeskanzler Helmut Schmidt aus. Sein Nachfolger wird Helmut Kohl.
1'19 Für den neuen Kanzler steht die europäische Einigung von Beginn an im Mittelpunkt seiner Politik. Das verbindet ihn mit Francois Mitterand. Ihre Begegnung 1984 auf dem Soldatenfriedhof von Verdun, einst Schlachtfeld zweier Kriege zwischen Deutschen und Franzosen, wird zu einem Dokument deutsch-französischer Feundschaft.
1'52 Annäherung auch an die Nachbarn im Osten Deutschlands. Die Umarmung mit dem damaligen Premierminister Mazowiecki in Polen verdeutlicht das Bemühen des Bundeskanzlers um Frieden und Entspannung.
2'06 Die friedliche Revolution in der DDR und der Fall der Mauer 1989 löste eine dramatische Entwicklung im Herzen Europas aus. Nach Jahrzehnten der Teilung gab die Geschichte den Deutschen die Chance zur Wiedervereinigung. Helmut Kohl nutzte sie: mit Gestaltungskraft und taktischem Geschick. Den Durchbruch bewirkten vor allem die Verhandlungen mit Michail Gorbatschow 1990 im Kaukasus.
2'38 Helmut Kohl hat im Ausland erfolgreich um Vertrauen und Zustimmung für die deutsche Einheit geworben. Ein Verdienst, das ihn zum "Kanzler der Einheit" gemacht hat.
2'50 Dabei sah er das vereinte Deutschland immer als Teil des gemeinsamen Europa, wie er bereits 1989 in Dresden betonte:
"Es ist ein schwieriger Weg, aber es ist ein guter Weg, es geht um unsere gemeinsame Zukunft. Unser Haus muß unter einem europäischen Dach gebaut werden. Das muß das Ziel unserer Politik sein." 3'18 Am 3. Oktober 1990 war Deutschland vereinigt.
3'39 München, 1992: Auf dem Wirtschaftsgipfel empfängt Gastgeber Helmut Kohl die Staats- und Regierungschefs der wichtigsten Industrienationen. Für ihn ist der partnerschaftliche Dialog eine Voraussetzung für die Lösung der globalen Probleme.
3'58 Die gemeinsame Abschlußerklärung hebt die Chancen für eine gerechtere Weltwirtschaftsordnung hervor:
"Kaum jemals zuvor waren die Voraussetzungen so günstig, einen dauerhaften Frieden zu gestalten, die Armut zu überwinden und die Umwelt zu bewahren."
4'19 Auf dem CDU-Parteitag in Düsseldorf wurde Helmut Kohl mit großer Mehrheit erneut zum Vorsitzenden gewählt. Eine solide Basis für seine zukünftige Arbeit.
02. Semesterbeginn
4'35 Tübingen, berühmte Universitätsstadt in Schwaben.
4'42 Nach der Sommerpause füllt sich die kleine Stadt wieder mit mehr als 26.000 Studenten; unter ihnen etwa 4.000 Neu-Tübinger, die sich erst einmal ein Zimmer suchen müssen - in der malerischen Tübinger Altstadt ein nahezu aussichtsloses Unterfangen.
5'04 Dieses Problem hat Frank Vöhringer hinter sich. Für sein teilmöbliertes Zimmer am Stadtrand bezahlt er 200 Mark monatlich. Anspruchsvoll darf er nicht sein. Der 23jährige studiert im 3. Semester Regionalwissenschaften, d.h. er beschäftigt sich mit der Entwicklung der Länder Afrikas und Lateinamerikas.
5'30 Frank ist in Eile. Er will einen Platz in einem von vielen begehrten Seminar. Studiengebühren werden in Deutschland nicht erhoben, jedem fünften Studenten hilft der Staat, seinen Unterhalt zu finanzieren. Frank wird von seinen Eltern unterstützt, andere verdienen sich ihr Studium durch Arbeit.
5'53 Die Vorlesungen sind überfüllt - wie an fast allen deutschen Universitäten.
6'08 Die kurze Zeit in der Mensa reicht gerade, um ein paar Freunde zu treffen, sich zu verabreden - zum Beispiel für ein Tischtennismatch mit seinem iranischen Freund Meran.
6'23 Die Universitätsstadt bietet mehr an Abwechslung als ein eifriger Student nutzen kann; Frank hat sichin einer Rockband als Sänger engagiert.
6'45 Seine Abende gehören allerdings bevorzugt Michaela. Auch sie studiert an der über 500 Jahre alten Universität, die schon manchen großen Kopf hervorgebracht hat.
03. Weinbau in Deutschland
7'01 Die Rheinpfalz im Südwesten Deutschlands. Im ertragreichstem Weinbaugebiet geht ein Traumsommer zu Ende. In den Dörfern und Weinbergen herrscht jetzt Hochbetrieb.
7'15 Eines der bekanntesten Weingüter dieser Region gehört einer Frau. 1990 übernahm Bettina Bürklin von Guradze das Weingut ihrer Familie. Die alten Weinleserinnen kennt sie seit früher Kindheit.
7'33 Auf den 110 Hektar Rebland dieses Riesling-Weingutes wird Qualität großgeschrieben. Die Anbaumenge wurde deshalb begrenzt, lange bevor die EG eine entsprechende Verordnung erließ.
7'49 Der deutsche Wein ist in der ganzen Welt berühmt für seine Güte; auch der 1992er verspricht ein guter Jahrgang zu werden. Die Prüfung bestätigt: die Trauben haben einen Zuckergehalt von 95 Prozent.
8'06 Trotz seiner Qualität hat es der deutsche Wein schwer, sich auf dem internationalen Markt zu behaupten. Die Konkurrenz ist größer geworden und der Wein vielerorts ein Massenkonsumartikel. Das bekommen auch die deutschen Winzer zu spüren - vor allem jene, die weniger auf Masse als auf Klasse setzen.
04. Der Dresdner Kreuzchor
8'32 Ein neuer Tag beginnt in Dresdens berühmtestem Internat. Väter und Großväter vieler Schüler besuchten schon die Kreuzschule - und das heißt: Lernen bis zum Abitur in christlich-humanistischer Tradition - aber offen für das Neue.
8'53 Was die Schüler auszeichnet: sie gehören zu dem fast 800 Jahre alten Kreuzchor.
9'05 26 Kantore haben vor Gothart Stier diesen Chor geleitet; für ihn das Höchste, das in seinem Beruf erreichbar ist!
9'20 Die hohe Qualität des Chores zu erhalten, setzt Geduld, Entbehrungen und Disziplin voraus. Da bleibt nur wenig Zeit für Kinderspiele. Neben Chorproben und Stimmbildung erlernt jeder der 150 Kruzianer ein Instrument.
9'58 Ein Kruzianer hat gute Chancen auf den Musikbühnen der Welt. Große Sänger wie Peter Schreier haben hier angefangen.
10'17 In schlechten Zeiten ihrer langen Geschichte haben Pflichtauftritte bei Hochzeiten und Begräbnissen der Reichen den Lebensunterhalt der jungen Dresdner Sänger gesichert.
110'33 Wenn die Kruzianer heute nicht gerade in der Welt unterwegs sind, gehört die Vesper in der Kreuzkirche am Samstag in Dresden zu ihrem Programm mit Werken von Johann Sebastian Bach.
05. Staatsakt für Willy Brandt
11'24 Trauer um Willy Brandt. Im Berliner Reichstag erwiesen Politiker aus vielen Teilen der Welt dem Sozialdemokraten und ehemaligen Bundeskanzler die letzte Ehre.
Bundespräsident von Weizsäcker: "Das Leben eines Großen hat sich vollendet. Er war ein Versöhner der Deutschen mit sich selbst. Er hat das Verhältnis der Deutschen zur Welt wie auch das Verhältnis der Welt zu Deutschland verändert. So wurde er zu einer geschichtlichen Gestalt unseres Jahrhunderts."
12'00 1957 wurde Willy Brandt Bürgermeister von Berlin. Dort, wo die deutsche Teilung am sichtbarsten war, machte er sich zur Aufgabe,
"... daran mitzuwirken, daß Deutschland wieder eins wird und Berlin seine Aufgabe als Hauptstadt der Deutschen wieder übernehmen kann."
12'20 Diese Vision verband Willy Brandt mit einem klaren Bekenntnis zur Westintegration. Gemeinsam mit Kennedy hoffte er, den Kalten Krieg zu beenden, und die Mauer durch neue Impulse überwinden zu können.
"Und so wurde er, was es nur sehr selten gibt, - ein pragmatischer Visionär. Er reagierte leise und im Herzen souverän."
12'48 Ein langjähriger politischer Weggefährte Willy Brandts war der damalige Außenminister. Wie erlebte Walter Scheel den Menschen Willy Brandt?
" Die merkwürdige Kombination von Herzenswärme, erkennbare, und Distanz. Wenn er Sie begrüßte, gab er Ihnen die Hand mit einem festen Händedruck, aber den Arm ausgestreckt und ah Sie dann sehr freundlich an."
13'14 Mit der sozial-liberalen Koalition 1969 begann eine neue Epoche deutscher Außenpolitik. In den fünf Jahren seiner Amtszeit als Bundeskanzler wurde ein Begriff zum Synonym seines Wirkens: Die neue Ostpolitik. In der DDR war Willy Brandt ein Hoffnungsträger für viele Bürger.
13'43 Im ehemaligen Warschauer Ghetto symbolisierte Willy Brandt durch seinen Kniefall eindrucksvoll den Versöhnungswillen vieler Deutscher.
13'57 Es war sein Bemühen um Entspannung und Verständigung in Europa, wofür er 1971 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde.
14'14 Willy Brandt blieb seinen Idealen auch nach seiner Kanzlerschaft treu. An sein Engagement in der Nord-Süd-Kommission und für die Sozialistische Internationale erinnert der spanische Ministerpräsident Felipe González.
"(...) Adios amigo Willy."
14'33 Es war Willy Brandt vergönnt, seine Vision eines vereinigten Deutschlands noch erleben zu dürfen. In der Stadt, die ihn geprägt hat - in Berlin -, findet er seine letzte Ruhestätte.