01. Solingen: Gedenkfeier für die türkischen Opfer
Särge werden getragen bedeckt mit der türkischen Fahne. Kranz mit Schleife schwarz-rot-gold. "Der Präsident der Bundesrepublik Deutschland". Gedenkfeier. Bundespräsident Richard von Weizsäcker O-Ton:
"Grenzenlose Trauer führt uns heute untrennbar zusammen: Türken und Deutsche, Angehörige, Nachbarn - mit einem Wort: Mitmenschen. Schmerzhaft fühlen wir die Gefahr für unsere Zivilisation. Schwere Sorge bereitet uns der Zustand derjenigen unter unsern Jugendlichen, denen wir den Anstand in der Gemeinschaft bisher nicht zu vermitteln wußten. Wir halten inne in Trauer."
Türkische Angehörige. Weinende Frau, groß. Demonstrationszug. Ausgebrannte Ruine der Brandstätte. Türkische Aufschriften. Kinderspielsachen, brennende Kerzen. Interviews O-Ton: "Es ist ängstlich und erschreckend, wenn man sowas da sieht, im Hintergrund mit dem Haus. Es ist traurig."
"Man kann sich nicht vorstellen, was hier passiert ist, und man darf eigentlich nicht hoffen, daß sowas jemals wiederpassiert."
"Wir haben eigentlich, sagen wir mal in Solingen, doch eine sehr gute Solidarität, im allgemeinen, zu den ausländischen Mitbürgern, sag' ich mal."
"Beide Seiten könnten eigentlich mehr tolerant sein."
"Hilfsbereiter, ich würde sagen, hilfsbereiter."
"Ja, mehr zusammen leben und mehr zusammen machen, auch am Arbeitsplatz, daß man da mehr Rücksicht aufeinander nimmt."
Richard von Weizsäcker O-Ton: "Die Gewalt von Solingen ist nicht mit Gegengewalt zu sühnen. Wirksam begegnen wir ihr nur mit der Festigkeit unsres Rechtsstaates, mit der Wachsamkeit unserer Bevölkerung und mit der Freundschaft zwischen Türken und Deutschen. Wir möchten, daß Sie, die Sie aus ihrer Heimat zu uns gekommen sind, sich bei uns, wenn sie es wollen, zu Hause fühlen können, als unsere wahren Mitbürger. Lassen Sie uns das Andenken der Opfer ehren, indem wir uns diese Achtung und Nachbarschaft geloben.
Türkische und deutsche Fahne wehen. Trauernde. Menschen tragen die Särge hinaus.
(87 m)
02. Architekt Helmut Jahn
Messeturm in Frankfurt/Main. Schwenk. Innenaufnahmen. Bauten von Helmut Jahn in den USA. Helmut Jahn, groß, O-Ton:
"Unterschiede sind natürlich sehr stark auf geschichtliche Hintergründe und auf den Charakter der Städte bezogen, auch auf die wirtrschaftlichen Notwendigkeiten. Die Aufgaben der amerikanischen Architektur, aufgrund der Größe der Gesellschaft, aufgrund der Größe der Städte, aufgrund der Baugesetze hat sich immer mit Gebäuden auseinandergesetzt, die größer sind, oft viel höher sind. Die europäische Architektur und speziell Gebäude, die wir hier gebaut haben, setzen sich immer mehr mit dem städtebaulichen Charakter auseinander, und das habe ich immer als das Interessanteste an den Aufgaben empfunden, die wir jetzt in Deutschland haben."
Helmut Jahn auf Bausteller. Bau eines Bürogebäudes in Stuttgart. Helmut Jahn, Gewinner des Architekten-Wettbewerbes für das Projekt Berlin Potsdamer Platz. Modell des Großprojektes - die gigantische Variante eines Dorfplatzes.
(67 m)
03. Die Ostfriesen und ihr Land
Nordseewellen. Landkarte Ostfriesland. Schafe auf dem Deich. Reporterin galoppiert am Strand. Gelbe Blumenwiese. Shanty-Chor singt: "Wo die Nordseewellen ... "
Kleiner Fluß mit Kahn zwischen Wiesen. Fischerkähne. Fisch wird ausgenommen. Fischfang in Bottichen. Fischverarbeitungsbetrieb. Maschine zerlegt Filets. Frauen sortieren an Laufband. Torfabstechen in Moorlandschaft. Trauung in Dorfkirche. Das Brautpaar tritt aus Kirche. Glückwünsche der Dorfbewohner. Weiter Wolkenhimmel. Windrad dreht sich. Windmühle. Leuchtturm. Shanty-Chor singt.
(76 m)
04. Der Arbeiter Samariter-Bund
Unfallwagen mit Blaulicht fährt. Helfer steigen am Unfallort aus. Unfallkoffer. Motorradfahrer ist im Stadtverkehr verunglückt. 1. Hilfe. Gründungsplakat des ASB 1888. Bild des Gründers Gustav Dietrich, Zimmermann. (Auf Baustelle in Berlin waren vier Kollegen ums Leben gekommen.) Plakat für 1. Hilfe-Kursus. Standbilder von Arbeitsgeräten. Transportwagen für Kranke. Krankentransportauto. Moderner Unfallwagen mit Intensivstation. Atemgerät, groß. Altenpflege. Helfer schiebt Frau im Rollstuhl. Seniorenclub im Freien unter Sonnenschirmen. Füttern eines Kranken. Betreuung von kranker Frau. Kindergarten. Hubschrauber fliegt. Einsatz im Ausland an Katastrophenort. Ausgabe von Hilfsgütern. Zeltstadt. Kind mit Kopfverband, groß. Säugling wird ernährt.
(83 m)
05. Eschbach/Taunus: Motocross WM-Lauf 250 ccm
Discofest mit Sängerin, Grillen. Die Rennstrecke. Start. Staubwolken. Stürze in Kurve. Sprünge, Slalomfahrt. Sprunghügel, Kurven. Stopp an Box. Fahrer O-Ton:
"From Belgium", "London, England", "The United States of America, Atlanta, Georgia" "Switzerland", "Japan", "durch die Luft zu segeln, 20 m oder mehr weit zu springen", "bei den Sprüngen kommt dann noch ein bisserl das Gefühl vom Fliegen dazu."
ZL-Sprünge. Zieleinfahrt des Siegers aus Südafrika. Fahrer kommt an Krücken gehend durchs Ziel. Abschlußfeier mit Tanz und Sängerin. Reklame: Dunlop.
(74 m)
01. Gedenkfeier für türkische Opfer
0'39 Die Gedenkfeier für die türkischen Opfer des Brandanschlags von Solingen wurde zu einem eindrucksvollen Akt der Selbstbesinnung - so Bundespräsident Richard v. Weizsäcker, - der Empörung und Trauer.
0'56 v. Weizsäcker: "Grenzenlose Trauer führt uns heute untrennbar zusammen: Türken und Deutsche, Angehörige, Nachbarn - mit einem Wort: Mitmenschen. Schmerzhaft fühlen wir die Gefahr für unsere Zivilisation. Schwere Sorgen bereitet uns der Zustand derjenigen unter unseren Jugendlichen, denen wir den Anstand in der Gemeinschaft bisher nicht zu vermitteln wußten. Wir halten inne in Trauer."
1'28 Tausende von Demonstranten und Politikern aus allen Parteien sind sich darin einig, daß mehr getan werden muß, damit aus Fremden Mitbürger werden, die rechtlich anerkannt und menschlich geachtet sind. Gemeinden wollen Nachbarschaftshilfe organisieren, damit in einem ständigen Dialog Gräben und Trennung zugeschüttet werden, damit feige Morde wie die in Solingen nicht wieder geschehen.
1'58 Viele der Menschen, die betroffen vor der ausgebrannten Ruine stehen, spüren, daß ein Wandel des Klimas notwendig ist, aber Zeit braucht; noch beherrschen Mitgefühl und Erschrecken den Ort, an dem fünf türkische Frauen und Kinder ums Leben kamen.
Interviews:
2'15 "Es ist ängstlich und erschreckend, wenn man sowas da sieht, im Hintergrund mit dem Haus. Es ist traurig."
2'22 "Man kann sich nicht vorstellen, was hier passiert ist, und man darf eigentlich nicht hoffen, daß sowas jemals wieder passiert."
2'28 "Wir haben eigentlich, sagen wir mal, in Solingen doch eine sehr gute Solidarität, im allgemeinen, zu den ausländischen Mitbürgern, sag ich mal."
2'37 "Beide Seiten könnten eigentlich mehr tolerant sein."
2'44 "Hilfsbereiter, ich würde sagen, hilfsbereiter."
2'47 "Ja, mehr zusammen leben und mehr zusammen machen, auch am Arbeitsplatz, daß man da mehr Rücksicht aufeinander nimmt."
2'59 Richard von Weizsäcker: "Die Gewalt von Solingen ist nicht mit Gegengewalt zu sühnen. Wirksam begegnen wir ihr nur mit der Festigkeit unseres Rechtsstaates, mit der Wachsamkeit unserer Bevölkerung und mit der Freundschaft zwischen Türken und Deutschen. Wir möchten, daß Sie, die Sie aus Ihrer Heimat zu uns gekommen sind, sich bei uns, wenn Sie es wollen, zu Hause fühlen können, als unsere wahren Mitbürger. Lassen Sie uns das Andenken der Opfer ehren, indem wir uns diese Achtung und Nachbarschaft geloben."
02. Architekt Helmut Jahn
3'41 Der Messeturm in Frankfurt - ein Wahrzeichen der Metropole am Main - das höchste Haus Europas. Sein Architekt liebt Wolkenkratzer.
3'57 Der Nürnberger Helmut Jahn studierte in Deutschland, bevor er vor über 25 Jahren in die USA ging. In der Skyline amerikanischer Städte setzte er unverkennbare Zeichen. Ob Philadelphia oder Chicago: Mit der Struktur seiner Fassaden durchbricht er die strenge Form der klassischen Vorbilder; Amerika und Europa - für Jahn ein reizvolles Spannungsfeld seiner Arbeit.
4'25 Jahn: "Unterschiede sind natürlich sehr stark auf geschichtliche Hintergründe und auf den Charakter der Städte bezogen, auch auf die wirtschaftlichen Notwendigkeiten. Die Aufgaben der amerikanischen Architektur, aufgrund der Größe der Gesellschaft, aufgrund der Größe der Städte, aufgrund der Baugesetze hat sich immer mit Gebäuden auseinandergesetzt, die größer sind, oft viel höher sind. Die europäische Architektur und speziell Gebäude, die wir hier gebaut haben, setzen sich mehr mit dem städtebaulichen Charakter auseinander und das habe ich immer als das Interessante an den Aufgaben empfunden, die wir jetzt in Deutschland haben."
5'08 Mit seinem neuesten Projekt in Stuttgart, einem Bürogebaude, versucht Helmut Jahn Prinzipien amerikanischer Hochhausarchitektur mit deutschen Bautraditionen zu verknüpfen.
5'21 Jahn: "Es ist immer ein Akt, der sowohl Kunst ist, aber auch dadurch, daß Architektur nicht Kunst als Selbstzweck ist, der die Notwendigkeiten der Realität berücksichtigen muß."
5'35 Die Realität der Gegenwart in die Zukunft vorausdenken - in Berlin hat Jahn den internationalen Wettbewerb für ein spektakuläres Großprojekt am Potsdamer Platz gewonnen; diese ins Gigantische übersteigerte Variante eines Dorfplatzes soll sein derzeit liebstes Projekt sein. Ist das so?
5'53 Jahn: "Das Liebste ist immer das Nächste."
03. Die Ostfriesen und ihr Land
6'06 Ostfriesland: das flache Land, die Inseln - eine vielbesungene Bilderbuchlandschaft.
6'35 Kilometerlange Wasserläufe, pittoreske Kutterhäfen - die größte Chance der Region liegt im Tourismus.
6'51 Lange vorbei sind die goldenen Jahre der ostfriesischen Walfänger. Heute gibt es die kleinen Fische - Appetizer für die Touristen.
7'02 Noch ist die Nordsee reich an guten Fischen - doch die EG hat die Fangquoten für die deutsche Fischereiflotte so begrenzt, daß damit der Bedarf der deutschen Verbraucher nur zu 20 Prozent gedeckt werden kann.
7'22 Wer im 18. Jahrhundert ins gefährliche Moor zog, um dort zu arbeiten, der wurde vom Militärdienst befreit. Heute wird der Torf nur noch in der Region gebraucht: zum Heizen und zum Düngen.
7'44 Die auf kleinen Hügeln gelegenen alten Backsteinkirchen waren früher Zufluchtsort bei Fluten und in Kriegen. Heute bieten sie nur noch den festlichen Rahmen für Familienfeiern, zu denen das ganze Dorf geladen ist. Ein willkommener Anlaß, manchen Streit zwischen den Familien zu schlichten.
8'10 Die Ostfriesen vermerken mit einem Augenzwinkem, daß die Schönheiten ihres flachen Landes nicht von Bergen verstellt seien - und wenn man ihnen vorwirft, sie seien begrenzt, wollen nicht über den Deich hinausblicken, dann verweisen sie stolz auf ihren berühmten Shanty-Chor, der ihre norddeutsche Heimat sogar schon in Amerika bekannt gemacht hat.
04. Der Arbeiter-Samariter-Bund
8'43 Ein Funkspruch hat den Rettungswagen des Arbeiter-Samariter-Bundes erreicht: Ein Motorradfahrer ist im Stadtverkehr verunglückt. Ein Fall, ein Unfall von jährlich rund 28.000 in Deutschland, bei denen die Sanitäter der Freiwilligen-Organisation erste Hilfe leisten.
9'08 In Lehrgängen qualifizieren sich die Helfer - 6.000 Mitarbeiter sind hauptamtlich, fast 25.000 ehrenamtlich in ganz Deutschland dabei.
9'22 1888 wurde der ASB von Arbeitern für Arbeiter gegründet, u.a. von dem Zimmermann Gustav Dietrich. Dieser hatte hilflos zusehen müssen, wie vier Kollegen auf einer Baustelle in Berlin ums Leben kamen. Die erste Aktion war ein Erste-Hilfe-Kurs. Unkostenbeitrag: 25 Pfennige.
9'43 Im Laufe der hundert Jahre engagierten sich immer mehr Menschen in der Hilfsorganisation, und die Arbeitsgeräte wurden immer perfekter.
9'54 Heute fehlen die Helfer des Arbeiter-Samariter-Bundes auf keiner Großveranstaltung in Deutschland.
10'05 Neueste Errungenschaft ist eine rollende Intensivstation. Moderne Apparate und ein Labor ermöglichen schnelle medizinische Versorgung, z.B. bei schweren Sportunfällen, von Brandopfern oder Infarktpatienten.
10'21 Viele der älteren Bundesbürger sind auf freiwillige Helfer angewiesen, deshalb unterhält der ASB Seniorenclubs, Sozialstationen und Fahrdienste, z.B. für das tägliche Mittagessen.
10'40 Aussiedlerkinder oder minderjährige Flüchtlinge stellen neue und oft besonders schwierige Aufgaben. Der Arbeiter-Samariter-Bund hat rasch darauf reagiert; nicht zuletzt dank seiner soliden finanziellen Reserven aus Mitgliedsbeiträgen und Spenden.
Selbst im Ausland, bei Naturkatastrophen und in Krisengebieten, hat sich der Arbeiter-Samariter-Bund einen guten Namen gemacht. Aus der ersten Hilfe von Arbeitern für Arbeiter ist eine der größten Hilfsorganisationen für alle geworden.
05. Motocross
12'10 Sie trafen sich in einem Dorf, an den Hängen des Taunus. Und sie hatten an diesem Tag nur ein Ziel: Ganz vorne mit dabei zu sein. Doch der Weg dahin hatte seine Tücken. Motocross-Weitmeisterschaftslauf der 250 Kubik-Maschinen.
12'28 Ob Slalom -- Sprunghügel -- oder enge Kurven - extreme Bedingungen, die kein Highway bietet.
12'43 Der Stop an den Boxen reicht gerade, sich zu erinnern, wieweit die Anreise war. "From Belgium" "London, England" "The United States of America, Atlanta, Georgia" "Switzerland" "Japan"
13'07 Motocross-Fahrern geht es nicht allein um Sieg und Titel, sondern auch darum, um sich für Augenblicke von der Erde zu lösen ...
13'17 "durch die Luft zu segeln, 20 m oder mehr weit zu springen"
13'21 "bei den Sprüngen kommt dann noch ein bisserl das Gefühl vom Fliegen dazu"
13'29 15 Weltmeisterschaftsläufe werden pro Jahr ausgetragen. Ein mobiler Zirkus mit wechselnden Favoriten - nur der Tross und die Groupies sind immer gleich.
13'41 Diesmal gewann ein Südafrikaner. Der Pechvogel des Tages verabschiedete sich auf Krücken.
13'50 Doch bei der Abschlußfeier am Abend waren sich alle einig: Es hat wieder einmal Spaß gemacht. Na denn - bis zur nächsten Buckelpiste irgendwo in Belgien.